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195 Schmelzen des Fettes verursacht; dies ist gleichzeitig die Grenze für die Verwendbarkeit des Fettes. Oberhalb dieser Grenze kommt nur das Oel in Betracht, welches einen höheren Schlüpfrig keitsgrad als das Fett besitzt und auch wegen seiner Wärme eigenschaften theoretisch ein besseres Schmiermittel darstellt. Auf der anderen Seite aber hat das Oel nicht mehr die Eigenschaft, als Abwehrmittel gegen Rost und Staub gelten zu können, wie das Fett, da es sehr schwer ist, dasselbe im Innern des Lagers zurückzuhalten. Der Umstand, daß das Fett das Innere des Lagers ganz ausfüllen kann, erklärt auch, weshalb bei der Fettschmierung keine so hohen Temperaturen erreicht werden wie bei der Oel- schmierung. Eine Wärmeableitung durch das Fett von dem Erzeugungsort der Reibungswärme zu den äußeren Konstruktions teilen des Lagers ist nämlich bei der Fettschmierung möglich, bei der Oelschmierung naturgemäß nicht. Man bezeichnet die Grenze von 2000—2500 Umdrehungen pro Minute als die Grenze, bis zu welcher Fette verwendet werden können. Je nach dem Schmiermittel für das Kugellager muß auch die Bauart des Kugellagers gewählt werden, insbesondere was die Zurückhaltung des Schmiermittels im Lagerinnern betrifft. Die einfachste und gebräuchlichste Art der Zurückhaltung besteht darin, daß zwischen der Lauffläche der Kugeln und der Außen luft sogenannte Labyrinth-Dichtungen eingeschaltet werden. Diese bestehen aus konzentrischen Rippen, welche die Welle eng um schließen, um dem Austritt des Schmiermittels möglichst wenig Raum zu geben. Zwischen diesen Rippen sind Aussparungen im Lagerkörper vorhanden, in welchen sich das ausgetretene Schmiermittel sammelt und aus welchen durch geeignete Oeffnungen das Schmiermittel wieder nach dem Lagerinnern geführt wird. Um eine möglichst gute Dichtung zwischen Rippen und Wellen zu erreichen, müssen die Rippen mindestens 2,5 mm breit sein. Die chemischen Wirkungen der Elektrizität. An einer großen Zahl zusammengesetzter Flüssigkeiten kann man, sobald der hindurchgehende elektrische Strom eine gewisse Stärke erlangt, sehr bemerkenswerte Veränderungen beobachten. Stellt man z. B. in ein mit verdünnter Schwefelsäure gefülltes Glasgefäß eine Platin- oder Kupfer- und eine Zinkplatte, hält sie aber in einiger Entfernung voneinander, so wird keinerlei Veränderung in dem Gefäß vor sich gehen. Sobald man aber beide Platten in unmittelbare Berührung oder auch nur durch einen Draht in leitende Verbindung bringt, so entsteht ein elektrischer Strom zwischen den beiden Platten, der in der einen Richtung durch die Berührungsstelle oder die Drahtverbindung, in der anderen durch die Flüssigkeit geht. Unter der Einwirkung dieses Stromes bilden sich an der Oberfläche der Platinplatte zahlreiche Gasbläschen, während die Zinkplatte sich nach und nach auflöst. Das entwickelte Gas weist sich bei näherer Untersuchung als Wasserstoff aus, und an Stelle der verdünnten Schwefelsäure erhält man, wenn der Versuch lange genug fortgesetzt wird, eine Lösung von Zinkvitriol in Wasser. Die Schwefelsäure, eine Verbindung von Schwefel, Sauerstoff und Wasserstoff, gibt unter dem Ein fluß des elektrischen Stromes ihren Wasserstoff ab und verbindet sich mit dem Zink zu Zinkvitriol, einem Salz, welches im Wasser gelöst bleibt. Diesen Vorgang der Zersetzung einer Flüssigkeit durch den elektrischen Strom nennt man Elektrolyse, und alle Flüssigkeiten, welche durch den hindurchgehenden Strom zersetzt werden, bezeichnet man als Elektrolyte. Um zu einer einleuchtenden Theorie der elektrolytischen Erscheinungen zu gelangen, ist es notwendig, auf die Molekular theorie zurückzukommen, nach welcher alle durch unsere Sinne wahrnehmbaren Körper aus kleinsten, durch leere Zwischenräume getrennten Teilchen bestehen, und angenommen wird, daß diese letzteren in ununterbrochener fortdauernder Bewegung begriffen sind. In den festen Körpern finden diese Bewegungen um be stimmte Gleichgewichtslagen herum statt, sind also sowohl bezüglich ihrer Richtung als auch ihrer Größe beschränkt. In Flüssigkeiten dagegen können die kleinsten Teilchen sich sowohl in frühere Lagen zurückbegeben, als auch weiter von denselben nach allen Richtungen entfernen. Wenn also auch eine Flüssigkeit in voll kommener Ruhe zu verharren scheint, so können doch ihre kleinsten Teilchen, sich fortwährend drehend, wälzend und aneinanderstoßend, von Ort zu Ort begeben und ihre Lage innerhalb der Flüssigkeit ohne jede Einschränkung ändern. Zusammengesetzte Flüssigkeiten bestehen aus Aggregaten (Gehäuse) der kleinsten Teilchen der Einzelelemente (Einzelbestand teile), technisch ausgedrückt aus Molekülen, deren Massenteilchen beim Aufeinanderstoßen der Moleküle sich voneinander trennen und mit anderen, ebenso freigewordenen Stoffteilchen wieder zu Molekülen gleicher Art vereinigen können. Demzufolge würde sich die ruhende Flüssigkeit, so lange sie nicht anderweit beeinflußt wird, fortwährend in ihre Bestandteile zerlegen und wieder zusammensetzen. Wird nun eine zusammengesetzte Flüssigkeit der Entwicklung eines elektrischen Stromes ausgesetzt, so werden die früher vollkommen beliebigen und sich daher nach allen Seiten ausgleichenden Bewegungsrichtungen der Molekülbestandteile, durch die gegenseitige Stellung der letzteren, in der elektrischen Spannungsreihe beeinflußt. Die mehr positiv elektrischen Stoff teilchen (oder Ionen) zeigen mehr Neigung, sich nach dem negativen Pol, nach der Kathode, zu begeben und werden deshalb Kationen genannt. Entgegengesetzt richten die negativ elektrischen Teilchen ihren Weg nach dem positiven Pol, der Anode; man bezeichnet sie entsprechend als Anionen. Ehe nun aber die Jonen ihre jeweiligen Wege zur Kathode oder Anode zurückgelegt haben, werden sie, je nach der Entfernung, noch mehr oder weniger häufig in der entgegengesetzten Richtung wandernden Anionteilchen oder Kationteilchen begegnen und sich mit denselben wieder zu einem Molekül (Massenteilchen) der zusammengesetzten Flüssigkeit vereinigen, auf so lange, bis sie, durch einen neuen Zusammenstoß ihres Moleküls mit anderen Molekülen wieder frei geworden, ihren Weg fortsetzen können. Schließlich an der Kathode angelangt, findet das Kationteilchen kein Anionteilchen, mit dem es sich neuerdings zu einem Molekül der Flüssigkeit vereinigen kann, und ebenso fehlt dem Anionteilchen an der Anode zur Verbindung das Kationteilchen. Beide bleiben deshalb an ihren jeweiligen Elektroden frei, während die Flüssigkeit in der Mitte gar keine wahrnehmbaren Veränderungen erleidet. Die vorstehend entwickelte Theorie genügt vollkommen, um sich eine Vorstellung von dem Wesen der Elektrolyse zu machen, erklärt auch, weshalb ein und derselbe Körper die Elektrizität leitet und wieder nicht leitet, je nachdem er sich in festem oder flüssigem Zustande befindet. Denn die Leistungsfähigkeit eines Elektrolyts ist dadurch bedingt, daß seine Bestandteile Orts veränderungen vornehmen können, und diese Möglichkeit ist, wie zuerst ausgeführt worden, daran gebunden, daß der Körper sich in flüssigem, gelöstem oder geschmolzenem Zustande befindet. Zur vollständigen und bleibenden Zersetzung einer zusammen gesetzten Flüssigkeit ist ein Strom von bestimmter Stärke not wendig. Ein schwächerer Strom wird wohl auch durch das Elektrolyt seiner Stärke entsprechend fortgeleitet, und es wird dabei auch der obengeschilderten Umbildung der Moleküle des Elektrolyts ein gewisser Grad von Richtung erteilt. Doch werden die ausgeschiedenen Kation- und Anionteilchen an den Elektroden nicht stark genug angezogen, um einer Verbindung mit dem nächstgelegenen Stoffteilchen entgegengesetzter Polarität Widerstand leisten zu können. Die Anziehungskraft der Stoffteilchen unter einander bildet den Widerstand des Elektrolyts gegen den Durch gang des elektrischen Stroms. Von allen elektrolytischen Prozessen haben jene am meisten in der Praxis Anwendung gefunden, welche auf der Zersetzung von wässerigen Metallsalzlösungen beruhen. Es scheidet bei denselben am negativen Pol das Metall aus, während sich am positiven Pol das mit dem Metall verbundene Säureradikal — Bestand teilgruppe, die als solche neue Verbindungen eingeht — ausscheidet, welches einfacher oder zusammengesetzter Natur sein kann. Bei der Elektrolyse einer Auflösung von Kupferchlorid, welches aus Kupfer und Chlor besteht, wird letzterer Bestandteil am positiven Pol abgeschieden, aus einer Lösung von Kupfervitriol dagegen eine Verbindung des Schwefelsäureradikals mit Wasser hergestellt. Eine dem allgemeinen Interesse naheliegende Anwendung der Elektrolyse ist die Galvanoplastik, wobei der galvanische Strom zur Verfertigung von Kunstgegenständen verwendet wird. Die Galvanoplastik beschäftigt sich also ebenfalls damit, aus Metall-Lösungen durch die Einwirkungen des elektrischen Stromes Metalle rein.^auszuscheiden. Während aber der Analytiker nur