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— 194 — es sich, an Fabrikantenvereine oder sonstige Unternehmer korporationen einen Brief in etwa folgender Fassung zu senden: An den löbl. Fabrikantenverein zu Der Bezirks-Verein der Maschinisten und Heizer zu erlaubt sich, dem löbl. Fabrikantenverein folgende Eingabe zu unterbreiten und um wohlwollende Erwägung zu bitten. In Anbetracht, daß der Maschinist und Heizer das ganze Jahr im Betrieb tätig sein muß, ja oft, sehr oft, um keine Be triebsstörung eintreten zu lassen, Nächte, Sonn- und Feiertage opfert, sei es zu Reparaturen oder zum Reinigen der Dampf kessel usw., welche Arbeiten zumeist an genannten Tagen vor genommen werden, so daß demselben eine Anzahl Sonn- und Feiertage verloren geht, bitten wir den löblichen Fabrikanten verein höflichst, in Erwägung ziehen zu wollen, ob ein Sommer urlaub auf 8 Tage unter Fortgewährung des Lohnes nicht doch am Platze wäre. Sollte im Betriebe ein Ersatzmann für diese Zeit nicht vorhanden sein, so dürfte dem durch den im Maschinisten- und Heizerverein gepflegten Stellennachweis abgeholfen werden können, wenn das Verlangen rechtzeitig gestellt würde. Der Sommerurlaub, welcher sich zum Wohle der Geschäfte immer mehr verbreitet und dem Beamten im Kontor und in der Fabrik gewährt wird, trägt seine Früchte und dürfte, aus gedehnt auf die Maschinisten und Heizer, noch segensreicher wirken, da diese Männer jahraus, jahrein und mitunter 13 und noch mehr Stunden täglich in einer Temperatur arbeiten müssen, welche die Nerven abspannt und vor der Zeit schwächt. Die Tage der Erholung dürften sich durch frische Tatkraft lohnend geltend machen und die Herren Chefs werden sich ihre Maschinisten und Heizer zu großem Danke verpflichten. Mit der Bitte um geneigtes Wohlwollen und Förderung unseres Wunsches zeichnet hochachtungsvoll Name des Vereins und Adresse des Vorsitzenden. Ist ein Fabrikantenverein nicht am Orte, so empfiehlt es sich, obiges, als Zirkular gedruckt, an jeden Fabrikant zu versenden. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß, wenn man am rechten Orte zu interessieren versucht, wir nicht überall ver schlossene Türen finden. Darum, Kollegen, frisch ans Werk und dadurch unserm Bunde und Vereinen einen neuen Stein in den Bau eingefügt. Zur Frage der Schmierung von Kugellagern. (Nachdruck verboten.) Kugellager haben bekanntlich den Zweck, durch einfache konstruktive Mittel die gleitende Reibung zwischen beweglichen und feststehenden Maschinenteilen (Zapfen und Lager) in eine rollende Reibung zu verwandeln und hierdurch die Reibungs arbeit zu vermindern. Auch bezwecken die Kugellagerkonstruktionen die Möglichkeit einer Erhöhung des Lagerdrucks, d. h. der Pressung zwischen Zapfen und Lager. Hieraus ist schon zur Genüge ersichtlich, daß die Kugellagerkonstruktionen nicht die gleichen Forderungen hinsichtlich der Schmierung stellen, wie die gewöhnlichen Traglager, und zwar schon aus dem Grunde nicht, weil die rollende Reibung die Reibungsfläche nicht so stark durch Abnutzung in Anspruch nimmt, wie die gleitende Reibung. Es ist wohl die Folge dieses Unterschiedes zwischen den beiden Reibungsarten, daß die Ansicht vielfach verbreitet ist, die Schmierung bilde bei den Kugellagern eine untergeordnete Rolle. Demgegenüber muß betont werden, daß auch bei den Kugellagern trotz der rollenden Reibung ein gewisses Maß der gleitenden Reibung vorhanden ist, denn wenn auch bei der Berechnung der Kugellager vorausgesetzt wird, daß die Berührung zwischen den Kugeln und der Lagerfläche nur in je einem Punkt geschieht, so ist dies doch naturgemäß nicht der Fall. Kugeln und Laufringe sind nämlich nicht starr, sondern in einem gewissen Grade zusammendrückbar, sodaß zwischen der in Anspruch genommenen Kugel und dem Laufring in Wirklichkeit eine Deformationsfläche als Berührungsfläche und nicht nur ein Berührungspunkt zu stande kommt. Trotz ihres geringen Umfanges ist diese Be rührungsfläche doch die Ursache eines geringen Gleitens, also auch einer gleitenden Reibung. Diese gleitende Reibung erfordert von dem Schmiermittel als Haupteigenschaft eine hinreichende Schlüpfrigkeit. Im wesentlichen sind also die für die Kugellagerkonstruktion in Frage kommenden Schmiermittel die gleichen wie für die Traglager, und man wird zu den verschiedenen Arten von Oel und Fett greifen müssen. Am günstigsten ist es für das Kugel lager, wenn die Kugeln von dem Schmiermittel ständig ganz umgeben bleiben, da sonst die polierte Fläche der Kugeln und der Laufringe unter Zutritt der atmosphärischen Luft, der Luft feuchtigkeit und des Gehalts der Atmosphäre an freier Kohlen säure dem Rost ausgesetzt wird. Außerdem können auch Fremd körper in das Innere des Kugellagers eindringen und durch das unerwünschte Reiben an den Laufflächen der Kugeln Beschädigungen Hervorrusen. Wir sehen hier eine wichtige Rolle der Schmiermittel, die wegen des äußerst geringen Spielraumes zwischen Zapfen und Lager bei den gewöhnlichen Konstruktionen gänzlich fehlt. Aber das Schmiermittel muß nicht nur die Laufflächen der Kugeln und der Lauftinge vor äußeren Einflüssen (Rost, Fremd körper) schützen, sondern darf auch keine Bestandteile enthalten, welche den Kugeln selbst schaden können. In dieser Verbindung ist ein Haupterfordernis, daß das Schmiermittel keine freien Säuren enthält, was nur bei gutem, raffiniertem Mineralöl zu trifft. Pflanzenöle und animalische Fette sind wegen ihrer schädlichen Bestandteil« verwerflich. Nach der Zeitschrift „American Machinist" kann man auf einfache Weise sich davon überzeugen, ob schädliche Bestandteile in einem Schmiermittel vorhanden sind, indem man eine polierte Fläche Stahl oder Messing mit dem betreffenden Schmiermittel bestreicht und sie einige Wochen lang der Einwirkung des Sonnen lichtes aussetzt. Behält der Stahl seine ursprüngliche Politur nach dieser Zeit, so ist das Schmiermittel gut, dagegen ist jede Farbveränderung, sowie das Eintrocknen des Schmiermittels auf dem Stahl ein sicheres Zeichen, daß das Oel oder das Fett nicht zu gebrauchen ist. Es gibt auch Mineralfette (Vaselin und Kosmolin), welche zwar hinsichtlich des Säuregehalts zweck entsprechend sind, dagegen einen sehr niedrigen Grad von Schlüpfrigkeit besitzen, sowie auch bei sehr niedriger Temperatur (zirka 40 Grad Celsius) schmelzen und aus diesem Grunde nur bei sehr kleinen Zapfengeschwindigkeiten verwendet werden können. Bei günstigen Geschwindigkeitsverhältnissen spricht ihr niedriger Preis für ihre Anschaffung. Falls freies Alkali in dem Schmieröl vorhanden ist, kann es ebenfalls nicht verwendet werden, und aus diesem Grunde können auch Fette nur bei einer bestimmten Zusammensetzung für Kugellager in Frage kommen. Das gebräuchliche Schmier- sett, welches in den bekannten Staufferbüchsen als Schmiermittel in Betracht kommt, ist nämlich nichts anderes als die Kombination eines Mineralöles mit Pflanzenöl oder mineralischem Fett, welch letzteres durch Zusatz von Aetzkali verseift wird. Durch das Verseifen erhält das Schmiermittel die gewünschte Konsistenz. Ist das Verseifungsmaterial nicht sorgfältig zusammengesetzt, so zerstört das freigebliebene Aetzkali die Oberfläche des Stahls und ist ebenso gefährlich wie freie Säure. Häufig wird die Frage erörtert, ob Graphit für Kugel lagerschmierung zu gebrauchen ist. Seiner Struktur nach ist Graphit dem Kugellager selbst zuträglich und wird erst bedenklich, wenn der Graphitzusatz nicht die erforderliche Feinheit besitzt oder in zu großen Mengen dem Schmiermittel zugeführt wird. Im letzteren Falle setzt sich der Graphit am Boden des Lauf ringes fest und beeinträchtigt das frei Rollen der Kugeln auf ihrer Bahn. Genaue Versuche haben im übrigen erwiesen, daß Graphit bezüglich der Reibungsverminderung bei Kugellagern eine viel weniger wichtige Rolle spielt, als bei gewöhnlichen Lagern. Bei der Wahl des Schmiermittels sind vor allem die Geschwindigkeiten zu beachten, mit welchen sich der Zapfen im Lager dreht. Wenn es möglich wäre, konsistente Fette auch bei den höchsten Zapfengeschwindigkeiten zu verwenden, so wäre dies wegen der eingangs erwähnten Eigenschaft des Fettes als Ab wehrmittel gegen Rost und Staub das ideale. Leider erreicht man bald die Grenze, wo die erzeugte Reibungswärme eine un zulässige Temperatursteigerung des Lagers hervorruft und ein