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mal versuchte man, die Qualität der Gläser dem beabsichtigten Zweck immer mehr anzupassen, dieselben gegen die zersetzenden Einflüsse des Kesselwassers und des Dampfes sowie auch gegen plötzlich auftretende Temperaturschwankungen widerstandsfähiger zu machen, anderseits ging man dazu über, an den Wasserstands- hahn-Köpfen Vorrichtungen anzubringen, die, konnten sie auch das Zerplatzen der Gläser selbst nicht verhindern, dazu dienten, die Folgen desselben für die Bedienung nicht fühlbar werden zu lassen. Auf dem ersten Wege haben einzelne Firmen, wie das bekannte Glaswerk Schott <L Gen. in Jena ohne Zweifel ganz Ersprießliches geleistet. Die Verwendung von Verbund- und Duraxgläsern hat die Frage, wenn auch nicht gelöst, der Lösung doch jedenfalls ein bedeutendes Stück näher gebracht. Man wird eben über die Tatsache nicht hinwegkommen, daß, solange man Glas (selbst wenn es das beste und teuerste ist) verwendet, man stets mit Glasbrüchen zu rechnen haben wird. Diese Er wägungen sind auch die Ursachen gewesen, warum immer wieder im Laufe der Jahre neue Konstruktionen entstanden sind, die man kurzweg mit „Selbstschlüssen" bezeichnet. Zweck des Selbstschlusses ist es, bei einem Glasbruch die Kanäle des Hahnkopfes, welche die Verbindung mit dem Kessel Herstellen, provisorisch derartig abzusperren, daß die Schließung der Haupthähne oder Ventile von dem Kesselwärter ausgeführt werden kann, ohne diesen der Gefahr auszusetzen, von dem aus strömenden Dampf- und Wassergemisch verbrüht zu werden. Daß diese Gefahr durchaus nicht gering veranschlagt werden beachten, was anderseits aber zu vermeiden ist. — Die einfachste Form des Selbstschlusses ist der für den unteren Hahnkopf. Man ließ sich dabei von der ganz richtigen Ansicht leiten, daß bei niedrigen Dampfspannungen, etwa bis 8 Atm., der aus strömende Dampf ungefährlich, ein Schutz daher nur für Wasser nötig sei. Man ordnete darum in dem unteren Hahnkopf einen Flügelkegel an (siehe Fig. 1), der durch das ausströmende Wasser beim Glasbruch von seinem Sitz geschleudert wurde und den Kanal zum Glase absperrte. Dieser Kegel nahm indessen nicht nur viel Platz in dem bei Wasserständen wegen der Schlammablagerung so nötigen Hohlraum ein, sondern wie alle derartige Kegel war er gerade infolge dieses Schlammes, sehr leicht zum Festsctzen und Fest klemmen geneigt. Die Gefahr des Versagens im gewünschten Falle lag daher nahe, und tatsächlich hat man ein derartiges Nichtfunktionieren auch oft feststellen können. Fig- 3 Fig. 4 Die günstigen Erfahrungen, die man mit der Anwendung von Kugelventilen bei Schlammpumpen erzielt hatte, ließen die Hoffnung erwecken, daß bei Umwandlung des Kegelventils in ein solches mit Kugeln, der Selbstschluß dauernd funktionieren würde. Auf jeden Fall tat man damit auch einen bedeutenden Schritt vorwärts. Indessen gab es auch hier einige mangelhafte Konstruktionen, die den Vorteil durch ebensoviele Nachteile wett machten. Figur 2 mag eine solche Ausführung veranschaulichen. Bei dieser ist die Kugel gleich hinter dem Flansch, also zwischen Fig- S Fig- 6 Kessel und Absperrhahn angeordnet. Dieses System hat den großen Nachteil, daß ein Ausblasen des unteren Hahnkopfes ohne weiteres nicht stattfinden kann, da die Kugel sich auch in diesem Falle vor den Kanal setzt. Eine sehr wichtige Sicherheits vorschrift könnte also nicht befolgt werden. Dies ist auch die Schwierigkeit, welche bei der Konstruktion des oberen Selbstschlnsses, der für höhere Spannungen ohne Zweifel ebenfalls als notwendig bezeichnet werden muß, immer und immer wieder hindernd in den Weg trat. Auch hier litten die ersten Konstruktionen (siehe Figur 3) unter demselben Fehler, daß beim Ausblasen das Ventil seinen Sitz verschloß. Durch mannigfaltige Vorrichtungen versuchte man, diesen Uebelstand abzuhelfen. Bestand das Selbstschlußventil aus einem Kegel, so wurde er mit einer von außen zu betätigenden Schraube verbunden, um so wieder von seinem Sitz entfernt zu werden (Figur 4). Bei dieser Konstruktion mußte jedoch noch eine elastische Zwischen verbindung in Gestalt einer Feder geschaffen werden, da ander seits das Ventil nicht funktionieren würde. Federn im Dampf- Fig- 1 Fig. 2 darf, beweisen uns die Statistiken der Berufsgenossenschaften, bei denen jährlich ein ganz erheblicher Prozentsatz von Verletzungen, sowohl leichterer wie auch ernsterer Natur angemeldet wird, die infolge der oben genannten Ursache entstanden sind. Bei den heute verwendeten hohen Dampfspannungen ist die Ausströmung von Wasser naturgemäß eine bedeutend stärkere und gefährlichere als früher. Zieht man nun noch in Betracht, daß die Hähne und Ventile infolge schlechten Kcsselwasscrs häufig sich nur schwer bewegen lassen, so ist es auffällig, daß diese Wasserstands zeiger mit Selbstschlüssen eine größere Verbreitung nicht gefunden haben, daß meines Wissens keine entsprechende Vorschrift erlassen ist, wie wir sie doch bezüglich der Schutzgläser fast allgemein haben, l) Wenn auch bei den meisten Kesselfabriken die Preisfrage die allein ausschlaggebende ist, so ist doch dieser Grund nicht allein maßgebend. Gibt es doch Behörden, wie beispielsweise die Kaiserl. Marine und die meisten Staatsbahnen, denen es bei Ausrüstung ihrer Kessel auf den Preis durchaus nicht ankommt, die aber ebenfalls sich streng ablehnend gegen Selbstschlüsse ver halten haben. 2) Die Ursache ist daher mehr oder weniger in der Kon struktion selbst zu suchen, bezw. in dem mangelhaften Vertrauen, welches man diesen Apparaten hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit entgegenbringt. Es würde den Rahmen eines kurzen Aufsatzes überschreiten, wollte man alle existierenden Selbstschlüsse auf ihren Wert hin untersuchen. Ich will mich daher darauf beschränken, an einzelnen Beispielen, die jedoch das wesentliche, den Typus, darstellen, dasjenige hervorzuheben, was bei einem guten Selbstschluß zu y Selbstverschluß und Schutzglas gleichzeitig anzuwenden, erscheint überflüssig; letzteres erscheint wirksamer und zweckmäßiger. Die Red. 2) Weil die Selbstverschlüfse den freien Kanaldurchgang behindern. Die Red.