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134 War früher die Verfertigung der wundersamen Maschine eine erstaunlich einfache, so wurde sie mit der rapiden Entwicklung und Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete des Maschinenbaues stets komplizierter. Wahrscheinlich gingen die sonderbaren Schwärmer von der Ansicht aus, daß so Gewaltiges nie mit einfachen Mitteln erreicht werden kann. Die verschiedensten Kräfte wurden zu Rate gezogen und dienten den Erfindern bei ihren mühevollen Versuchen. Der eine sucht durch Zusammenwirkung der Naturgesetze Schwerkraft und Magnetismus eine perpetuierliche Bewegung zu erhalten, der andere nimmt die Elektrizität, ein dritter kapilläre Kraft und Magnetismus zu Hilfe — und keiner ließ sich je durch Einsichtigere von der Absurdität der Idee eines „Perpetuum mobile" überzeugen. Selbst heute — wo die Nichtigkeit der perpetuierlichen Bewegung unabweisbar dargetan ist — gibt es noch hier und da Erfinder, die voll großer Hoffnung eine Lanze für die Un möglichkeit brechen, doch sie alle werden früh oder spät einsehen, daß durch nichts nur gleiches — ein Nichts erzeugt werden kann. Nicht verfehlt dürfte es sein eines „elektrischen Perpetuum mobile" zu gedenken, welches weniger unter diesem, als unter dem Namen „Zambonische Säule" bekannt ist und sich tatsächlich Jahre hindurch, da die Pole so lange Zeit entgegengesetzt elektrisch wirkend bleiben, im Gange erhält. Die Pole können mittelst einer Leitung bezw. mittelst der Leitungsdrähte verlegt werden, so daß sie sich gegenüberstehen. Hängt man nun zwischen die Pole ein Goldblättchen — also einen Streifen echten Gold- papieres — und bringt dies mit dem positiven Pol in Berührung, so wird es mit positiver Elektrizität geladen, von dem positiven Pole abgestoßen und vom negativen Pole angezogen. Hier gibt es seine positive Elektrizität ab — und mit negativer gespeist, wird es wieder zum positiven Pol hingezogen, in dieser Weise pendelt es fortgesetzt jahrelang zwischen den Polen hin und her. Berechnung der Dampf-Produktionskosten. Von Ingenieur I. Neumann, Leipzig. Zur Beurteilung einer Dampfkesselanlage ist es immer notwendig zu wissen, wie hoch sich der zu erzeugende Dampf im Preise stellt, und es ist für jeden Heizer und Maschinisten von Wert, wenn er selbständig Berechnung darüber anstellen kann. Im Nachstehenden sei nun an Hand von Beispielen gezeigt, wie sich die gewiß sehr interessante Frage beantworten läßt, was 1000 Kilogramm Dampf im Betriebe kosten. Den Geldaufwand für 1000 Kilogramm Dampf pflegt man im allgemeinen kurz mit Dampfpreis zu bezeichnen. Derselbe läßt sich ohne größere Schwierigkeiten aus dem Brennstoffpreise und der Verdampfungs ziffer finden. Unter dem Brennstoffpreise sind naturgemäß die Kosten für 100 Kilogramm Brennstoff frei Kesselhaus und unter der Verdampfungsziffer ist diejenige Zahl zu verstehen, die an gibt, wieviel Kilogramm Wasser von 1 Kilogramm des Brenn stoffes in Dampf verwandelt werden. Nehmen wir beispiels weise an, es wären in einer bestimmten Zeit 1880 Kilogramm Wasser verdampft und dazu 277 Kilogramm Kohlen gebraucht worden, so wäre die Verdampfung 1880 : 277 — rund 6,8 fach, d. h. 1 Kilogramm Kohlen hat 6,8 Kilogramm Dampf geliefert. Kosten nun 2 Zentner — 100 Kilogramm Kohlen 2,07 Mk., — also 1 Kilogramm 2,07 Pf. — so kosten dies auch die 6,8 Kilogramm Dampf, demnach kosten 1000 Kilogramm Dampf Derartige Untersuchungen kann man nun mit verschiedenen Brennstoffen anstellen und findet somit durch praktische Versuche gleichzeitig auch, welcher Brennstoff der billigste ist. Zu berück sichtigen ist freilich, daß der Rost in seiner Größe dem jeweiligen Brennstoff angepaßt werden muß, da bekanntlich für Verfeuerung von Braunkohle ein erheblich größerer Rost notwendig ist als wie für Steinkohlenfeuerung. Oder umgekehrt, würde man auf einem Rost, der für Braunkohlenfeuerung eingerichtet ist, reine Steinkohlen verfeuern, so würde man sehr ungünstige Resultate erhalten. Kostet, um ein anderes Beispiel zu wählen, eine Kohle 1,80 Mk. für 100 Kilogramm im Kesselhause und wird mit ihr eine 5,5 fache Verdampfung erzielt, dann berechnet sich der Dampfpreis zu O'O^'^OOO ^7 Mk. Erstere Kohlensorte würde sich also in diesem Falle als die vorteilhaftere erweisen. Da die Nerdampfungszahl durch einen Heizversuch ohne große Vorbereitungen ermittelt werden kann, indem man Menge und Temperatur des Speisewassers, ferner Druck und Temperatur des erzeugten Dämpfes sowie die verbrannte Kohlenmenge be stimmt, so kann man sich durch Probeheizen sehr bald von dem Werte einer Kohlensorte für eine bestimmte Keffelanlage über führen. Immerhin müssen natürlich derartige Versuche recht exakt und sachgemäß ausgeführt werden. Man kann nun aber in seiner Rechnung weitergehen und die Gesamtunkosten, wie Löhne, Kesselreinigen, Zinsen und Amortisation berücksichtigen. Die Verhältnisse in den einzelnen Be trieben sind indessen sehr mannigfacher Art, so daß in dem nachfolgen den Beispiel absichtlich nur Durchschnittswerte und runde Zahlen gewählt werden mögen. Betrachten wir eine Kesselanlage, welche täglich 8000 Kilogramm Dampf erzeugt, d. h. stündlich 1000—1200 Kilogramm, so wäre hierzu ein Kessel von etwa 50 Quadratmetern Heizfläche erforderlich; die Anlage selbst würde rund 5000 Mk. kosten. Ferner wollen wir 200 Arbeitstage im Jahr in Aussicht nehmen. Unter diesen Voraussetzungen wäre die Rechnung etwa folgendermaßen anzustellen: Kohle. 10000 Kilogramm Braunkohle ab Grube 30 Mk., Fracht 20 Mk., Anfuhr 8 Mk., insgesamt 58 Mk. Infolge dessen kosten 1000 Kilogramm Kohle 5,80 Mk.; bei zweifacher Verdampfung würden also 1000 Kilogramm Dampf für 2,90 Mk. an Brennmaterial erfordern. Löhne. Täglich 1 Heizer zu 4 Mk.; bei 8000 Kilogramm täglicher Dampferzeugung erfordern 1000 Kilogramm Dampf 0,50 Mk. an Löhnen. Kesselreinigen. Einmal im Jahr ä 100 Mk., oder bei 200 Arbeitstagen 0,50 Mk. pro Tag oder für 1000 Kilogramm Dampf 0,06 Mk. Zinsen. Gesamtwert der Anlage 5000 Mk.; 4 Prozent Zinsen — 200 Mk. oder pro Tag 1 Mk.; für 1000 Kilogramm Dampf also 0,12 Mk. Amortisation und Erneuerung. 10 Prozent der Anlage werte — 500 Mk. pro Jahr oder 2,50 Mk. pro Tag oder für 1000 Kilogramm Dampf 0,31 Mk. Zusammenstellung. Kohle 2,90 Mk., Lohn 0,50 Mk., Kesselreinigen 0,06 Mk., Zinsen 0,12 Mk., Amortisation 0,31 Mk. Es kosten also 1000 Kilogramm Dampf insgesamt 3,89 Mk. Selbstverständlich muß jeder Kesselbesitzer bezw. Wärter in die Rechnung die seinen Verhältnissen entsprechenden Werte, welche naturgemäß sehr verschieden sind, einsetzen; im übrigen ist es ja bekannt, daß die Produktionskosten mit der Größe einer Anlage abnehmen. Es dürfte daher interessieren, wenn wir die Rechnung auch noch für eine größere Kesselanlage, aber bei demselben Kohlenpreise, ferner für 50000 Kilogramm täglicher Dampferzeugung und unter einer Annahme von jährlich 300 Arbeitstagen durchführen. Kohle. 1000 Kilogramm Dampf erfordern für 2,90 Mk. an Brennmaterial. Löhne. Täglich zwei Heizer zu je 4,50 Mk., macht zu sammen 9 Mk.; bei täglich 50000 Kilogramm Dampfproduktion erfordern 1000 Kilogramm Dampf 0,18 Mk. an Löhnen. Kesselreinigen. 6 mal im Jahr L 100 Mk. macht 600 Mk. oder pro Arbeitstag 2 Mk. und für 1000 Kilogramm Dampf '0,04 Mk. Zinsen. Gesamtwert der Anlage etwa 24000 Mk.; 4 Prozent Zinsen — 960 Mk. oder pro Tag 3,20 Mk. und pro 1000 Kilogramm Dampf 0,06 Mk. Amortisation und Erneuerung. 10 Prozent der Anlage werte — 2400 Mk. pro Jahr, oder 8 Mk. pro Tag oder für 1000 Kilogramm Dampf 0,16 Mk. Zusammenstellung: Kohle 2,90 Mk., Löhne 0,18 Mk., Kcsselreinigen 0,04 Mk., Zinsen 0,06 Mk., Amortisation 0,16 Mk. Es kosten also 1000 Kilogramm Dampf nur 3,34 Mk. Die erste Rechnung ergibt also einen Dampfpreis von 3,89 Mk., die zweite einen von nur 3,34 Mk. Freilich muß zugegeben werden, daß die Berechnungen und ihre Endresultate durchaus nicht ohne weiteres verglichen werden können, immer-