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124 Leider ist eben die Preisfrage auch bei der Anschaffung von Kesselanlagen und ihren Armaturen noch immer von aus schlaggebender Bedeutung. Um so mehr ist es zu begrüßen, daß einzelne Behörden, wie beispielsweise die Kaiserliche Marine und verschiedene Staatsbahnen, in letzter Zeit mehr und mehr den Wasserstand nach Figur 5 eingebaut haben, und zwar zur vollsten Zufriedenheit für Kesseldrücke bis zu 17 Atmosphären. Vielleicht ist es der Zukunft Vorbehalten, daß von Staats wegen auch in dieser Frage ein Wandel dadurch eintritt, daß bestimmte Mindestanforderungen an die Ausrüstungsgegenstände, speziell für die Wasserstände, gestellt werden, zum Schutze der direkt beteiligten Personen, im weiteren Sinne auch zum Schutze des durch die jährlichen Kesselexplosionen in enormer Weise ge schädigten Nationalvermögens. Wieviel Luft ist zum Verbrennen notwendig? (Nachdruck verboten.) Die Verbrennung stellt sich bekanntlich als ein Prozeß der Oxydation dar. Bei einer gewissen Temperatur, welche als „Entzündungstemperatur" bezeichnet wird, findet eine Verbindung mit Sauerstoff statt. Dieser braucht meist nicht auf künstlichem Wege zugesührt zu werden. Denn die gewöhnliche atmosphärische Luft besteht ja zum Teil — allerdings zum geringeren — aus jenem Gase, welches unbedingt notwendig ist, wenn ein Brennen zustande kommen soll. Neben dem Sauerstoff ist es vorwiegend Stickstoff, den die uns umgebende Atmosphäre enthält, und der zunächst als eine ziemlich unnütze Beimischung aufzutreten scheint. Wenn in der Feuerung Kohle verbrennen soll, so muß also Sauerstoff zugeführt werden. Da man denselben natürlich nicht als ein besonders präpariertes oder ausgeschiedenes Gas in den Ofen führen wird, so bedient man sich der Luft, welche freilich nicht reinen Sauerstoff darstellt, welche denselben aber doch gewissermaßen gratis und in beliebiger Fülle darbielet, wenn auch nicht vermieden werden kann, daß dem Feuer der an sich unnütze Stickstoff mit beigemischt wird. Für den Heizer ist die Beantwortung der Frage: wieviel Luft muß ich meinem Ofen zuführen? von großer Wichtigkeit, und es mag darum auf dies Thema ein wenig eingegangen werden. Zunächst muß sich der Wärter hüten, dem Feuer zu wenig Luft zuzuführen. Es entstehen sonst nämlich höchst unangenehme Folgen. Vor allem wird die Bildung von Ruß begünstigt. Jeder Praktiker weiß, wie nachteilig und unliebsam dieselbe ist. Es wird mehr Brennmaterial verbraucht; die Wärmevermittlung ist schlechter, weil Ruß selbst ein überaus schlechter Wärmeleiter ist; häufiger tritt das Bedürfnis nach Reinigung des Ofens auf, ganz abgesehen von den Belästigungen, über welche die Nach barschaft klagen darf, wenn dem Schornstein allzudicke Rauch wolken entsteigen. Bei mangelhafter Verbrennung bilden sich überdies leicht giftige Gase. Es soll sich normaler Weise der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff zu Kohlensäure verbinden. Die chemische Formel dafür ist: 002. Reicht nun der Sauerstoff nicht aus, um sich mit je zwei Atomen mit dem Kohlenstoff zu vereinigen, so ent steht das sogenannte Kohlenmonoxyd, das populär gewöhnlich als „Kohlenoxyd" bezeichnet wird. Seine Zusammensetzung ist: 00. Hier entfällt also nur ein Atom Sauerstoff auf ein Atom Kohlenstoff. Dieses Gas wirkt beim Einatmen überaus schädlich, es ist dasselbe, welches oft in Zimmern Unheil angerichtet hat, wenn der Ofen schlecht brannte. Es sind ausführliche Beobachtungen angestellt worden, wieviel Luft zu einem glatten und vollständigen Verbrennen notwendig ist. Wir geben hier einige Zahlen, ohne dabei den Anspruch zu erheben, daß dieselben absolut genau sind, als Mittelwerte werden sie aber angenommen werden können. Es braucht ein Kilo Torf zum Verbrennen 10 Kubikmeter Luft, ein Kilo Holz 7, Braunkohle 11, Steinkohle 15, Koks 16 obra. Werden diese Mengen zugeführt, so findet gerade eine korrekte Verbrennung statt. Es hat nun auch keinen Zweck, dem Feuer mehr Luft zuzuführen, als im Sinne der eben angegebenen Masse erforder lich ist. Führt man nämlich mehr Luft zu, so läßt sich unschwer Nachweisen, daß dies direkt schädlich ist. Die Oxydation ist eine chemische Verbindung. Solche gehen aber stets nach bestimmten Gesetzen vor sich. Mit einer gewissen Menge Kohlenstoff kann sich höchstens eine gewisse Menge Sauerstoff chemisch vereinigen. Führt man mehr Luft zu, so wird sowohl der darin enthaltene Sauerstoff, als auch der Stickstoff vollständig unnütz sein. Es kann also nur der Schaden in Betracht kommen, welcher eventuell durch die Mischung des Feuers mit Luft entsteht. Und solche Nachteile sind durchaus vorhanden. Die Luft, welche nicht vorgewärmt ist, kühlt doch natürlich die Wärme des Feuers ab. Mit Recht hat man darüber geklagt, daß bei den Kesselfeuerungen noch nicht, wie dies bei Hochöfen der Fall ist, erwärmte Luft zugeführt wird. Schon die Luft, welche not wendigerweise gebraucht wird, wirkt abkühlend; darum ist es doppelt notwendig, nicht mehr davon zuzuführen, als der Ver brennungsprozeß unbedingt erfordert. Dazu kommt noch ein zweites Moment. Die überschüssigen Luftmengen werden durch das Feuer erwärmt, steigen durch den Schornstein ins Freie und führen auf diese Weise Wärme mit sich fort, welche natürlich zweckmäßiger dem Kessel und dessen Inhalt zugute gekommen wäre. Auch dann, wenn nur das notwendige Luftquantum in die Feuerung geleitet wird, ent weicht ein bedeutend großer Prozentsatz der Wärme durch die Esse. Man soll sich daher hüten, diesem Prozesse noch dadurch Vorschub zu leisten, daß man mehr Luft hindurchschickt, als nötig ist. Bei stark forciertem Feuer bilden sich leicht Unzuträglich keiten, welche sowohl die Erscheinungen zu geringen, als auch die zu starken Luftzuges aufweisen. Die heftig strömende Luft reißt sich leicht im Brennmaterial Kanäle, an deren Rändern allerdings sehr heiße Stichflammen auftreten können. Im übrigen bleibt jedoch die Verbrennung vielfach eine unvollkommene, bei welcher eine reichliche Rußabsonderung zu beobachten ist. Unglücksfälle in elektrischen Betrieben. (Nachdruck verboten.) Die in industriellen Betrieben, welche elektrische Kraft- und Beleuchtungsanlagen haben, vorkommenden Gefährdungen des Personals durch den elektrischen Strom, kann man in zwei Gruppen einteilen. Zu der ersten Gruppe gehören die, allerdings nicht so häufig vorkommenden, durch verhältnismäßig große Stromstärken herbeigeführten Unglücksfälle. Bei Eintritt eines solchen entsteht durch den Strom eine vollständige Zerstörung des Nervensystems oder zum mindesten seiner lebenswichtigen Zentren in der Ver längerung des Rückenmarkes; sie hat, wie nebenbei bemerkt, die selben Wirkungen, wie sie bei den amerikanischen Hinrichtungen angewendet werden. Im allgemeinen kommen derartige Unglücksfälle in gewerb lichen Betrieben selten vor, denn die nötigen Vorbedingungen sind hier meistenteils nicht gegeben; um die erforderliche Strom stärke von 8 Ampere durch den menschlichen Körper zu schicken, sind eine Spannung von 1500—2000 Volt, große Berührungs flächen und Anfeuchtung der Haut notwendig. Bei einer zu fälligen Berührung einer elektrischen Leitung wird alles dies nicht statlhaben und vor allem, in Arbeitsbetrieben kommen fast nie Spannungen von 1500 bis 2000 Volt vor. Von weit größerer Bedeutung ist die andere, häufigere Gefährdung des menschlichen Körpers, die nicht in einer lang samen Zerstörung der Gewebe des Nervensystems besteht, sondern die plötzliche Lähmung eines Nerven oder eines Nerventeiles ist. Die meisten elektrischen Schläge erhält man durch die Hand und den Arm; deren Nerven stehen in Verbindung mit den Zentren des im verlängerten Rückenmarke liegenden Nerv und dieser geht von dort hinab und sendet seine Aeste zur Lunge und zum Herzen. Bekommt man nun einen Schlag, so liegt der die Atmung betätigende Nerv, ganz gleich, ob der elektrische Strom durch den anderen Arm oder die Füße den Körper wieder verläßt, zum großen Teil in der Strombahn, die Lunge wird gelähmt und die Folge davon ist eine sogenannte teilweise Erstickung, wie man sie auch bei Ertrinkenden beobachtet. Nur selten wird auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen und durch die Schreckwirkung gelähmt. Diese Art der Schreckwirkung auf die Lunge und manchmal auf das Herz macht es erklärlich, warum so oft Kurzschlüsse