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III aber, gerade wie bei dem elektrischen Widerstand auch, nur dann, wenn wir magnetisch hochleitendes Material nach Möglichkeit verwenden. Wir werden also in einem magnetischen Kreise Luftstrecken, die von den Kraftlinien durchsetzt werden müßten, unbedingt auf das äußerste Maß beschränken, denn Luft gehört zu der großen Menge der minderwertigen Leiter. Wie wir aber im elektrischen Kreise bei Verwendung eines schlechten Leiters unnötig Spannung verbrauchen würden zur Erzeugung einer bestimmten Stromstärke, genau so müßten wir für schlechte magnetische Leiter unnötig viel „magnetische Spannung", also Ampöre-Windungen vergeuden. Es ist aus diesem Grunde die Stabform so ziemlich die ungünstigste, welche man finden kann; man bedenke nur die weite Luftstrecke, welche die Kraftlinien durchlaufen, ehe sie wieder in den magnetisch guten Leiter zurück kommen. Nehmen wir aber den Stab und biegen ihn in der Mitte durch, bis sich Nordpol und Südpol ganz nahe gekommen sind, so erhallen wir den in Figur 13 dargestellten Hufeisen magneten. Hier ist der Luftweg der Kraftlinien schon wesentlich kleiner, und wir werden eine stärkere magnetische Wirkung erzielen. Diese stärkere Wirk ung können wir am deutlichsten durch die Kraft kontrollieren, welche ein Magnet auf die ihm genäherten Eisen stücke ausübt. Bei dem Hufeisenmagnet Figur 13. würden wir eine ganz bedeutend größere Anziehungskraft kon statieren können als bei dem Stabmagneten mit gleichen Pol flächen. Da die Kraftlinien nur einen kurzen Luftweg zurück zulegen haben, so ist der magnetische Widerstand des magnetischen Kreises bei Hufeisenanordnung geringer, also bei gleicher mag netomotorischer Kraft (Äwpöce-Windungen) der Krafilinienfluß stärker als bei einem Stabmagneten. Es wird also, da die Anziehungskraft eines Magnetpols proportional der von ihm ausgehenden Kraftlinienzahl ist, schon ein Pol des Hufeisens eine größere Anziehungskraft ausüben, als ein Pol des Stabes. Dazu kommt, daß man dem Hufeisen zweckmäßig eine solche Form geben wird, daß das zu tragende Etsenstück nicht an einen, sondern an beide Pole angehängt werden kann. Wenn wir dies tun, und es sind die anliegenden Flächen der Hufeisenpole so gut bearbeitet, daß das Eisenstück fest an den Polflächen anliegt, dann brauchen ersichtlich die Kraftlinien unseres Hufeisens gar keinen Luftweg mehr zu passieren, sie finden auf ihrem in sich geschlossenen Wege nur Eisen, das heißt einen hochwertigen magnetischen Leiter vor, und deshalb wird die erzeugende Ampöre- Windungszahl in dem geringen Widerstand eine hohe Linienzahl erzeugen können. Daß die Linienzahl aber hoch ist, merken und messen wir an der Anziehungskraft. Wie wir die elektromotorische Kraft in Volt und die Strom stärke in Ampsce messen, so drücken wir die magnetomotorische Kraft in Ampece-Windungen und den erzeugenden Magnetismus in Kraftlinien aus. Was das letztere betrifft, so können wir noch folgendes sagen: die gesamte Kraftlinienzahl ist gleich der Anzahl der Linien auf einen Quadratzentimeter des Leiter querschnittes multipliziert mit dem Flächeninhalt dieses Lciter- querschnittes. Ein Stabmagnet sei so magnetisiert, daß er in seinem Innern 400000 Kraftlinien birgt, die nun am Nordpol austreten und durch die Luft wieder zum Südpol zurücktreten. Der Querschnitt des Stabes, gemessen senkrecht zum Laufe der Linien, sei 100 qom; dann werden wir also sagen können, auf einen Quadratzenttmeter Querschnitt entfällt eine Menge von 4000 Kraftlinien. Diesen Wert, die Linienzahl pro Quadrat zentimeter Querschnitt, nennen wir die „Dichte". Wir hatten gesehen, daß ein frei beweglich aufgehängter Magnet durch einen anderen Magneten aus der Ruhelage ge bracht werden kann, und zwar wird sich der bewegliche zu dem festen Magneten so einstellen, daß die Längsachse des elfteren in die Richtung einer Kraftlinie fällt. Wir wollen nun, ehe wir weitergehen, noch darauf Hinweisen, daß wir ebenso leicht einen beweglichen Magneten durch den elektrischen Strom beein flussen können. Der elektrische Strom dreht den beweglichen Magneten nach einer bestimmten Richtung. Dabei kann man auch beobachten, daß die Ablenkung aus der Ruhelage um so stärker ist, je mehr Strom in der Nähe des Magneten vorbei fließt, und man ist imstande, aus der Größe dieser Ablenkung einen Rückschluß auf die Stärke des zur Verwendung gelangten Stromes zu machen. Man hat auch aus dieser Erscheinung eine praktische Nutzanwendung gezogen, indem man elektrische Meßapparate konstruierte, die durch Einwirken des Stromes auf einen Magneten oder auf einen Eisenkern funktionieren. Als interessante Regel, nach welcher man gewöhnlich die Ablenkung des Magneten zu be stimmen pflegt, ist folgendes von dem Physiker AmpSce aufgestellte Gesetz zu merken (Figur 14): Man denke sich mit der Stromrichtung im Drahte schwimmend — der Strom tritt also an den Füßen des Schwimmers ein und am Kopfe aus — und sehe, den Magneten an, dann wird der Nordpol des Magneten nach links abgelenkt. Nachdem wir in den letzten Paragraphen den magnetischen Kreis und seine große Aehn- lichkeiten mit den ganzen Verhältnissen des elek trischen Stromkreises kennen gelernt haben und nunmehr auch wissen, daß wir in der Praxis zur Figur'14. Magnetisierung stets eine — oder mehrere — stromdurchflossene Magnetisierungsspulen benutzen werden, deren Ampere-Wind ungen maßgebend für die Anzahl und Dichte der Kraftlinien ist, schließen wir dieses Kapitel. Wie sich der Dampf entwickelt. (Nachdruck verboten.) Wenn man die Entwickelung des Dampfes verfolgen will, so geschieht das am besten nicht bei einem großen Dampfkessel, sondern bei einem gewöhnlichen Kochgefäß, welches etwa auf eine Gas- oder Spiritusflamme gesetzt rst. Wird das Wasser erwärmt, so zeigen sich bald am Grunde des Gefäßes kleine Bläschen, welche in die Höhe zu steigen streben. Das ist Luft, die sich bekanntlich auch im Wasser be findet. Die Wärme hat die kleinen Blasen ausgedehnt — das tut sie ja gewöhnlich, wenn sie sich in einem Körper festsetzt — und dadurch sind sie schwimmfähig geworden, weil ihr Volumen zugenommen hat. Je wärmer das Wasser nun wird, um so deutlicher sieht man an der Oberfläche werßliche Dämpfe aufsteigen. An sich verdampft Wasser immer, auch wenn man es nicht besonders erwärmt. Sogar Eis verdampft, und wenn man ein Stück Eis, bei welchem Vorsorge getroffen ist, daß es nicht durch Abtauen kleiner wird, eine Weile beobachtet, so wird sich immer bemerken lassen, daß es nach und nach verdampft, verdunstet. Dämpfe niederer Temperatur habe eine sehr geringe Spannung, und sie werden dem Auge auch kaum wahrnehmbar. Man mißt die Spannung des Dampfes bekanntlich, indem man feststellt, wie hoch die Quecksilbersäule ist, der sie das Gleichgewicht zu halten vermag. Dampf von 0 Grad hat bereits eine Spannung von 4,5 mm; bei 50 Grad wird eine Säule von 92 mm Höhe getragen; bei 100 Grad — wir rechnen natür lich nach Celsius — mißt die Spannung „eine Atmosphäre", d. h. 760 mm. Bezeichnend ist das Geräusch, welches man wahrnimmt, wenn das Wasser eine gewisse Temperatur erreicht hat. Man bezeichnet es mit Recht als „Singen". Auch hier handelt es sich um aufsteigende Bläschen, doch bestehen diese nicht aus er wärmter Luft, sondern sie stellen kleine Dampfmassen dar. Sie haben sich am Grunde gebildet, wo die Wärme der heizenden Flamme am besten wirksam wird. Sie steigen auf, wie die Luftbläschen es taten. Sie gelangen dabei aber gewöhnlich nicht ganz bis zur Oberfläche des Wassers. Gelangen sie nämlich bei ihrem Aufstiege in die höheren, noch kälteren Regionen, so kühlen sie sich natürlich ab, und dadurch verlieren sie an Spann kraft. Sie werden infolgedessen wieder zusammengedrückt, und in die kleinen leeren Räume, die sie eingenommen hatten, dringt Wasser ein. Dadurch entsteht das eigentümliche Singen. Denn