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Band XXI. No. 10 Chemnitz, dev 10. Februar 1911. Der JnsertionspretS betrügt pro viergespailene Pelilzeile oder deren Raum 30 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen der Geschästsftelle 1 ein Probeexemplar einzusenden ist. werden unter genauer Angabe der Auslage billigst dercHnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sch Lhenmch (vormals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 6.— Mk. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 1.50 Mk. vierteljährlich entgegen (Deutsche Post-Zeitungs-Preisliste Seite 101.) alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redakt. Berichte an die Redaktion: Bruno Goldammer, Bad-Elster, zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats. Alle Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Max Kramer, Lhemnitz, Kurzestraße >2 zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Aus einem Monteur- und Maschinistenkursus über Dynamobau. 2. Wie sich der Dampf entwickelt. 3. Verschiedene Mitteilungen. 4. Gewerblich-Soziales. 5. Rechts- und Gesetzeskunde. 6. Juristischer Briefkasten. 7. Technischer Fragekasten. 8. Beilagen-Hinweis. 9. Berichtigung. 10. Redaklionsbriefkasten. 11. Bundes- und Vereinsnachrichten. 12. Bereinsberichte. 13. Eingesandts. 14. Adressen-Aenderungen. Aus einem Monteur- u. Maschinistenkursus über Dynamobau.*) Von Ernst Schulz, Zivilingenieur. (Schluß.) Denken wir uns jetzt wieder unseren Magnetstab, und zwar soll er nicht aus Stahl, sondern aus Magneteisenerz hergestellt sein. Wir wissen von früher, daß das Magneteisenerz ein von Figur 8. Natur aus magnetischer Körper ist. Trennt man diesen Stab in der Weise, wie Figur 8 zeigt, so erhält man zwei selbständige Magnete. Diese kann man wieder teilen, und die so erhaltenen Teile wiederum; stets aber finden wir, daß jedes, auch das kleinste Stückchen, ein selbständiger Magnet mit einem Nordpol und einem Südpol ist. Die kleinsten selbständigen Teile eines Körpers nennen wir „Moleküle". Aus solchen Molekülen ist jeder Körper, sei er fest, flüssig oder gasförmig, zusammengesetzt. Wir nehmen nun an, daß bei Magneteisenerz, bei Eisen und bei Stahl, wahrscheinlich auch bei einer Reihe anderer Körper, die uns hier aber nicht interessieren, die Moleküle, aus denen die Körper bestehen, kleine Magnete sind. Ferner nehmen wir an, daß bei dem Magnet eisenerz die Moleküle alle in der Weise gelagert sind, wie es die Figur 9 zeigt. Die Moleküle liegen alle parallel zueinander derart, daß sämt liche Nordpole der kleinen Molckularmagncte nach einer bestimmten Richtung zeigen und alle Süd pole der entgegengesetzten Richtung zugekehrt sind. Da die Natur die Molckularmagncte im Magnet eisenerz in einer so bestimmten Anordnung verteilt hat, so ist dasselbe eben ein natürlicher Magnet. Anders verhält sich die Sache bei Eisen und Stahl. Hier sind die Moleküle zwar nach unserer Annahme ebenfalls kleine Magnete, aber wirr Figur 9. und unregelmäßig verteilt, gleichsam durcheinander gewürfelt derart, daß die ganze Masse des Eisens oder Stahls nach außen eine magnetische Kraft nicht ausübt, weil die einzelnen Molekular magnete sich gegenseitig stören und ihre magnetischen Wirkungen aufheben. Bringt man aber einen natürlichen Magneten, also einen Körper, dessen Molekularmagnete gerichtet sind, in Berührung mit einem magnetischen Eisen- oder Stahlstab, so werden auch die Molekularmagnete des letzteren derart gerichtet, daß der ganze Eisen- bezw. Stahlstab magnetisch ist. Entfernen wir darauf den natürlichen Magneten, so werden wir. finden, daß der Stahlstab auch jetzt noch eine starke *) Kapitel 1—3 des unter gleichem Titel im Selbstverlag des Verfassers erschienenen Buches. (250 Seiten, 130 Figuren, Preis Mark 3.75.) Zu beziehen durch die Redaktion der Zeitschrift. magnetische Wirkung ausübt, daß er also magnetisch geblieben ist, während der Eisenstab nach Entfernung des natürlichen Magneten fast gar keine magnetischen Eigenschaften mehr aufweist, also praktisch wieder unmagnetisch geworden ist. Den Grund für diese Erscheinung können wir uns darin denken, daß Stahl in magnetischer Beziehung träge ist. Bei der Magnetisierung verlassen die Moleküle nur sehr schwer die natürliche Lage und lagern sich so, daß sie alle mit ihren Polen in gleicher Richtung liegen, so daß also der ganze Stahlstab als ein Magnet er scheint. Haben sie aber einmal diese Lage gezwungenermaßen eingenommen, so sind sie ebenso hartnäckig in der Beibehaltung derselben. Das heißt, der Stahl bleibt, einmal magnetisiert, dauernd magnetisch und verliert seine magnetische Kraft erst langsam im Laufe von Jahren, falls er richtig behandelt wird. Das Eisen, sowohl Schmiedeeisen als auch graues Guß eisen, zeigt in jedem Sinne das umgekehrte Verhallen. Es nimmt den Magnetismus sehr leicht an, verliert ihn aber auch ebenso schnell wieder, sobald die magnetisierende Wirkung auf hört, das heißt, die kleinen Moleküle nehmen leicht die ihnen durch Einwirkung eines natürlichen Magneten aufgezwungene Stellung ein, kehren aber auch infolge ihrer Leichtbeweglichkeit sofort in ihre ursprüngliche Lage zurück, wenn die Einwirkung des natürlichen Magneten aufhört. Beiläufig schalten wir an dieser Stelle hier ein, daß wir später bessere Methoden kennen lernen werden, um Stahl- oder Eisenstäbe zu magnetisieren. Wir besitzen nun einen derartigen permanent magnetischen Stahlstab und wollen ihn zu einem weiteren Versuch benutzen. (Figur 10.) Zu diesem Zweck legen wir ihn auf eine Tischplatte, überdecken ihn mit einem Blatt dünnen, Weißen Papiers und streuen leicht, am besten unter Benutzung eines Haarsiebes ganz feines Eisenpulver aus geringer Höhe über das Papier. Wir nehmen dann wahr, daß der Eisenstaub über dem Magneten ganz regelmäßige Figuren und namentlich an den Polen büschel förmige Anhäufungen bildet, wie aus der Figur ersichtlich. Der Magnet übt also durch das Papier hindurch auf die Eisenkörnchen eine magnetisierende Wirkung aus. Die Feilspänchen werden unter der Einwirkung des großen Magneten selbst zu kleinen Magneten, wie wir das in Figur 7 sahen. Daher hängen sie sich aneinander, indem sie sich mit ungleichnamigen Polen be rühren und bilden, wie wir aus Figur 10 sehen, eine merkwürdige Kette, die sich vom Nordpool im Bogen durch die Luft zum Südpol des Stahl slabes hinzieht. Da die Eisenkörnchen kleine Magnete geworden Figur 10.'