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tOO Pol unseres Magneten als den Nordpol. Zeigt aber der eine Endpunkt eines geraden Stabes nach Norden, so muß der andere nach Süden weisen, daher bezeichnen wir diesen zweiten Pol des Stabes als Südpol. (Kompaß.) Durch einen zweiten Versuch wollen wir ein weiteres, wichtiges Gesetz finden: wir hängen wieder frei drehbar an einem Faden einen Stahlmagneten horizontal auf und wissen schon, daß er sich mit seinem Nordpol ungefähr nach dem geographischen Norden einstellen wird. Wir markieren uns nun diesen Nordpol des Stabes mit roter Farbe und nehmen den Magneten wieder ab. Auf gleiche Weise suchen wir und markieren uns den Nordpol eines zweiten Stabes, lassen diesen jedoch an dem Faden hängen, so daß er sich frei drehen kann. Nähern wir nun den ersten Stab mit seinem Nordpol dem Nordpol des frei aufgehängten Stabes, so wirdZetzterer Z zurückweichen. Nähern wir jedoch den Südpol des Magneten, den wir in der Hand halten, ,dem Nordpol des schwebenden Stabes, so werden beide aufeinander zustreben, es wird einer vom anderen angezogen werden. Daher: „Gleichnamige Magnetpole stoßen sich ab und ungleichnamige Pole ziehen sich an." Hierdurch wird uns eine andere Erscheinung, die wir schon streiften, klar, nämlich die Anziehung von Eisenteilchen durch den Pol eines Magneten. Diese angezogenen Eisen- fl teile werden unter dem Einfluß des Magneten selbst fl kleine Magnete. Hängen wir (Figur 7) ein Stück 17 Eisen an den einen Pol eines Stabmagneten, so wird ^ das Eisenstück selbst ein Magnet und kann nun ein Figur 7. zweites Stück tragen. Durch die Berührung des zweiten mit dem ersten wird auch das zweite magnetisch und kann nun ein drittes tragen, n. s. f. Zieht man nun aber vorsichtig den Stab magneten von dem ersten an ihm haftenden Eisenstück ab, so verliert dieses letztere — und mit ihm alle übrigen an ihm hängenden — seine magnetischen Eigenschaften, sie werden sämtlich auseinanderfallen. (Fortsetzung folgt.) Dampfdichtungen, Stopfbüchsenpacknngen. Selbst der dem millionenfachen Maschinenbetriebe unserer Zeit fernstehende Laie begreift ohne Weiteres, daß von dem Augenblicke an, wo die Dampfmaschine in den Dienst der In dustrie gestellt wurde und beispielsweise die Lokomotive Menschen und Güter spielend leicht auf ihrem Schienenwege in die Ferne trug, die Dampfdichtungen, daß heißt diejenigen Vorrichtungen, welche ein Entweichen des für die Entwicklung maschineller Kraft erforderlichen Dampfes verhindern, die allergrößte, funda mentalste Rolle gespielt haben müssen. Denn wie könnte zum Beispiel der auf das Schwungrad einer Maschine wirkende und so alle Hebel und Räder derselben in Bewegung setzende Kolben von dem einströmenden Dampfe mit Sicherheit gezwungen werden, in dem Zylinder hin- und herzugehen, wenn es dem Dampfe, der ja gleichwie die Luft jedem Auswege zuströmt, möglich wäre, auch nach anderen Richtungen hin zu entweichen? Und doch ist die Gefahr, daß dieses geschehen könne, gerade bei der in beständiger Hin- und Herbewegung befindlichen Kolbenstange natürlich eine außer ordentlich große und die Erbauer der ersten Dampfmaschine mußten daher vom ersten Augenblicke an auf Vorkehrungen sinnen, ihr wirksam zu begegnen und sich die volle, unge schmälerte Gewalt des Dampfes für ihre Zwecke dienstbar zu machen. Nachdem dieses Ziel in der ersten Zeit der Entwicklung des Dampfmaschinenwesens durch andere, weniger vollkommene Dichtungen angestrebt worden war, wurden die Maschinen später mit sogenannten, vor der Kolbenstange angebrachten Stopfbüchsen versehen und diese noch durch besondere „Packungen" mit gewissen Stoffen so wirksam gegen das zweckwidrige Entweichen von Dampf geschützt, daß der Zweck vollständig erreicht wurde und diese Stopfbüchsen-Packungen seitdem in der ganzen Kulturwelt zu den unentbehrlichsten Requisiten der gesamten Industrie gehören. Aber auch hier bestätigte die Praxis die alte Erfahrung, daß Rom nicht in einem Tage erbaut wurde. Solange der größte Teil der Dampfmaschinen — und das war in der ersten Zeit immer der Fall — nur mit sehr niedrigem Drucke arbeitete und die Schnelligkeit der Kolben in den Zylindern nur eine geringfügige und die dabei erzeugte Temperatur eine beschränkte blieb, benützte man als Stopfbüchsen- Packungen allgemein mit Talg getränktes Werg bezw. Hanfsträhne (Hanfzöpfe), deren veralteter Gebrauch sich ja teilweise noch bis heute erhalten hat. Als aber die Maschinen mit immer größerer Schnelligkeit getrieben werden mußten, zahlreiche elektrische Kraftwerke ent standen, und die Vervollkommung der Kesselkonstruktion sowie der verschiedenen Entweichungssysteme die Verwendung des Dampfes zu sich immer steigendem Drucke begünstigen, sodaß dieser von 4 Kilo pro om (damals schon Hochdruck genannt) bald auf 7 —8 om als etwas Alltägliches stieg und sogar 10 — 12 Kilo pro ein immer häufiger wurden, stellten sich die Mängel der früheren Verpackung immer fühlbarer heraus. Muß doch eine solche Packung, wenn sie sich bewähren soll, die Dampfentweichung, ohne die Bewegung der Kolbenstange zu beeinträchtigen, vollkommen verhindern und eine gewisse Elastizität und zugleich Dauerhaftigkeit besitzen, damit sie von der Hitze des erhöhten Dampfdruckes wenn möglich beeinflußt bezw. zerstört und der mit ihrer eventuellen Auswechslung ver bundene Zeitverlust auf ein Minimum reduziert wird. Welcher schwierigen Aufgabe in dieser Beziehung die Technik gegenüberstand, erkennt man leicht, wenn man bedenkt, daß z. B. der Dampf kochenden Wassers schon bei 1 Atmosphäre einer Temperatur von 10kW 0, bei 5 Atmosphären von 152» 0 und bei 10 Atmosphären von 180» 0 entspricht und daß solchen Temperaturen selbstverständlich eine gewöhnliche Packung nimmer mehr zu widerstehen vermag, weder betr. der Dichtungsmaterialien, noch betr. der zu ihrer Geschmeidigmachung verwendeten Fette. Was die elfteren anbelangt, so bietet sich ja nun zwar, nachdem die mit Hanf und Baumwolle gewickelten Stoffe mit oder ohne Kautschukbeimengung usw. angestellten Versuche fast gänzlich resultatlos verlaufen waren, in dem Asbest ein auch bei jenen hohen Temperatur-Graden nicht verbrennender Stoff dar, aber hinsichtlich der Einschmierung versagten vollständig die gewöhnlichen Fette. Die Komposition, mit der man die Dichtungsmaterialien tränkte, konnten auf die Dauer der hohen Temperatur, ohne zu brennen, nicht widerstehen und zersetzte sich außerdem durch den erhitzten Dampf. Kurz, alle Versuche, den höheren Anforderungen der ver vollkommnten Dampfmaschine entsprechende und genügende Packungen herzurichten, erwiesen sich längere Zeit hindurch als aussichtslos. Entweder die Fette stellten sich als nicht schmier fähig genug gegenüber den Reibungen dar oder auch, und zwar in den meisten Fällen, verhärteten sie, sodaß sie in Stopfbüchsen geradezu zu Steinen wurden, die man nur mit Mühe wieder herausbekam und die nur zu oft die Stangen verletzten. Endlich gelang es einer angesehenen deutschen Firma, der in Dresden und Warnsdorf domizilierten chemischen Fabrik von I. Richard Zschunke, das Problem der Stopfbüchsen-Packungen in durchaus befriedigender Weise zu lösen und in ihren gesetzlich geschützten „Monopol"-Packungen Erzeugnisse zu liefern, von denen man sagen kann, daß sie in dieser Beziehung bahnbrechend geworden sind. Die Monopol-Packungen von I. Richard Zschunke sind mit einem besonderen unschmelzbaren Fette, der sogenannten Pasta „Monopol", welche mehr als 2800 0 erträgt, eingefettet. Diese Pasta, eine Jdealschmiere, enthält weder Harz, noch Säure, noch irgend welche anderen Substanzen, welche die Metalle angreifen könnten, verbraucht sich außergewöhnlich langsam und sichert der Packung die eine bedeutend längere Haltbarkeit wie die gewöhnlichen Packungen hat, eine immer genügende reichliche Fettung, wie groß auch die Schnelligkeit des Kolbens und die Temperatur des Dampfes sein mögen. Um allen Ansprüchen der verschiedenen Interessenten gerecht zu werden, fabriziert genannte Firma, den jeweiligen Verwendungs zwecken entsprechend geeignete Spezialitäten ihrer Packungen und ist sie gern bereit, bei Angabe der in Frage kommenden Umstände die zweckentsprechende Packung auszuwählen.