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Amts- und Anzeigeblatt für den MA- Lyirk des Amtsgerichts Libentlock ZW- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile lO Pf und dessen Umgebung. P-stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. L8. Iahrg,««. 8V. Sonnabend, den 25. Juli 18SL. Bekanntmachung. Die hiestgc Rathskellerwirthschaft mir voller Gasthofsgcrechtia- keit u. Ausspannung, sowie dementsprechender Einrichtung soll vom 1. April 1892 ab anverweit aus Ü Jahre an den Meistbietenden, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern, verpachtet werden. Bewerber werven ersucht, ihre Angebote bis zum 15. August 1891 bei dem unterzeichneten Stadtraihe, bei welchem die Pachtbedingungen zur Einsicht ausliegen, gegen Erlegung des Schreiblohnes auch abschriftlich zu erlangen sind, einzureichen. Eibenstock, am 23. Juli 1891. Der Stadtrath. I»r Körner. Wsch. Bekanntmachung. Der Handarbeiter Lullus» geboren den 1l. Januar 1849 hier, jetzt unbekannten Aufenthalts, ist zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten. Man bittet um Anherweisung desselben, bei fester Arbeit jedoch nur um kurze Nachricht vom Aufenthalt. Eibenstock, am 21. Juli 1891. Der Stadtrath. Körner. Wsch. Bekanntmachung. Da sich zur Erlangung von Lescholzzctteln für das Auersberger Forst revier auf unsere Bekanntmachung vom 6. Mai dieses Jahres bisher nur wenige Personen hier gemeldet haben, so erklären wir uns hierdurch erneut bereit, von unbemittelten Personen hiesiger Stadt, welche noch Erlaubttitz zum Lesc- holzsammeln sür nächstes Jahr zu erhalten wünschen, Anmeldungen in unserer RatbSregistratur bis längstens Ende dieses Monats entgegenzunehmen. Eibenstock, am 14. Juli 1891. Der Stadtrath. »r. Körner. Bekanntmachung. An Stelle des vormaligen Nachtwächters Richard Wappler ist heute der Herr Kark Bernhard Keidet von hier als Nachtwächter verpflichtet und in sein Amt cingcwiescn worden. Eibenstock, am 23. Juli 1891. Der Stadtrath. Viv. Körner. Wsch. Hagesgeschichte. — Deutschland. Am Mittwoch Vormittag hat in Berlin zwischen Mitgliedern der Regierung und einer Anzabl Vertreter der hervorragendsten Ge treidefirmen Deutschlands, welche auf ausdrück lichen höheren Wunsch zu diesem Behuf nach Berlin gekommen waren, eine Konferenz stattgefunden. Ob es sich um eine abermalige Erwägung der Er mäßigung der Getreidezölle oder um Feststellung der etwa in Deutschland vorhandenen Kornvorräthe handelt, ist nicht bekannt geworden. — Bei den für den nächstjährigen Reichs-HauS- haltSetat zu gewärtigenden Mehrfvrderungen für militärische Zwecke soll es sich nach der „Schles. Ztg." hauptsächlich um Mittel zum weiteren Ausbau strate gischer Bahnen handeln. — 74,000 Reichsrentner sind in den ersten fünf Monaten nach Inkrafttreten des Alters- und Invalidenversicherungs-Gesetzes im deutschen Reiche ermittelt. Das sind erheblich mehr, als ursprünglich angenommen war. Und so wird es wohl künftig weiter gehen. — Aus vielen Gegenden Schlesiens gehen Berichte von großen Ueberschwemmungen in folge anhaltenden Regens und häufiger Wolkenbrüche ein. DaS ganze Neißethal gleicht einem weiten See; die Wallgräben der Stadt 'Neiße sind nur mittelst Kahn passirbar. Der Neißcfluß steht 4 Meter über seinem Normalstand und steigt noch. Mehrere Dörfer sind vollständig überschwemmt, die Bewohner sind geflüchtet. Bei OSwiecim riß der Solafluß viele Straßen auf und unterspülte eine Anzahl Wohn häuser, sodaß diese geräumt werden mußten. Das Wasser der Weichsel ist zwischen Oswiecim und Neuberun kaum noch 3 Fuß von der Eisenbahnbrücke entfernt. Bei Patschkau wurden durch einen Wolken bruch große Flächen bebauter Felder total vernichtet. Aus Saarau, Jauer, Leobschütz, Glogau, Wartha, Frankenstein, Reichenbach und Ingramsdorf gingen ebenfalls Meldungen über erhebliche Hochwasser schäden ein. — lieber die übermäßige Konkurrenz, welche dem kleinen Kaufmann oder Gewerbetreiben den durch den Hausirhandel und andere Veranstalt ungen gemacht werden, spricht sich der Bericht der Handelskammer von Koblenz in folgender beachtenS- werther Weise aus: Die immer häufiger werdenden Klagen des seßhaften kaufmännischen Geschäftes und Kleingewerbes in Landorten und kleinen bi« mittleren Städten über die zunehmende Schädigung durch den Hausirhandel, die sogenannten Detailreisenden, Ver sandtgeschäfte und die besonderen Veranstaltungen zur Versorgung bestimmter Kreise, namentlich der Beamten und Offiziere, mit Maaren jeder Art haben uns veranlaßt, den Gegenstand eingehender zu unter suchen, wodurch sich nur unsere Ueberzeugung be festigt hat, daß es in der That an der Zeil ist, den geschädigten Berufsklassen einen erhöhten staatlichen Schutz zuzuwenden. Es giebt fast keinen einzigen einigermaßen leicht zu tranSportirenden Artikel mebr, der dem Publikum nicht auf dem Wege des Hausir- handels angeboien würde, und die Tetailreisenden kommen von Jahr zu Jahr häufiger aus den größeren Städten auf die Landorte, um unter Aufwendung aller Mittel der Anpreisung Kundschaft zu erwerben. Da mit der Dichtigkeit des Eisenbahnnetzes auch der Besuch der größeren Plätze durch die Käufer aus den kleinen selbst zunimmt, vermehrt nnv verschärft sich immer mehr der Wettbewerb, mit dem der Kauf mann und Kleingewerbetreibende der letzteren zu kämpfen bat. Nach wie vor gezwungen, der wenigen treu gebliebenen Kundschaft in Auswahl und Be schaffenheit möglichst viel zu bieten, um sic nicht auch noch zu verlieren, vermag er in een seltensten Fällen einen angemessenen Umschlag und einen seinen An strengungen entsprechenden Gewinn zu erzielen. Diesem Zurückdrängen des kleinstädtischen, selbstständigen Ge schäftes steht unseres Erachtens ein ausgleichcnder Nutzen für andere Bevölkerungsklassen nicht gegen über, denn der wandernde Händler kann unmöglich besonders prciSwürdig verkaufen, und die dem Käufer gebotene Bequemlichkeit wird häufig durch überflüssige Anschaffungen und manche anderen Nachtheilc mehr als ausgeglichen. Rechnen wir hinzu, daß durch die besonderen Veranstaltungen zur Versorgung der Be amten und Offiziere vielen kleinen und mittleren Städten ein Theil der besseren Kundschaft entzogen wird, so glauben wir Veranlassung genug zu haben, einen besseren Schutz für das kleinstädtische, selbst ständische Gewerbe zu befürworten, das eines solchen in demselben Maße werth ist, wie etwa der Stand der kleinen Landwirthe, für dessen Erhaltung sich Staatsregierung und Volksvertretung mit Recht so lebhaft interessiren. Das Zusammenströmen immer größerer besitzloser Menschenmengen in den großen Städten und Brennpunkten der Industrie gegenüber der Abnahme der Bevölkerung so mancher Kleinstadt sollte eine weitere Mahnung sein, auf die Erhaltung der NahrungSquellcn der kleinen Orte Bedacht zu nehmen, in welchen der soziale Frieden noch eine Freistatt findet. — Oesterreich-Ungarn. Nachdem die Tschechen auf der Prager Ausstellung wiederholt deutsch feindliche Kundgebungen veranstaltet haben, hat der Kaiser Franz Joseph seinen Entschluß kundgegeben, jene Ausstellung nicht zu besuchen. — Rußland. Ueber den Empfang der fran zösischen Kriegsschiffe wird aus Petersburg vom 23. d. gemeldet: DaS französische Geschwader, welches vom „Journal de St. Petersburg" in einem sympathischen Artikel willkommen geheißen ward, traf Mittags auf der Rhede von Kronstadt ein. Zum Empfange hatten 12 russische Kriegsschiffe und 4 Torpedoboote auf der großen Kronstädter Rhede Auf stellung genommen. Hunderte von Fahrzeugen ver schiedener Art, dicht mit Zuschanern besetzt, erwarteten auf der Rhede ebenfalls die Ankunft des französischen Geschwaders. Sämmtliche Schiffe, sowie die Fort« und auch die Vorstadt Kronstadt halten reichen Flaggcnschmuck angelegt. Auf den größeren Privat dampfern spielten Musikchöre. Drr Kaiser wird morgen den Admiral und das Offizierskorps des Geschwaders in Audienz empfangen und dieselben am 28. d. M. zum Diner bei sich sehen. Das bisherige Verbot, die Marseillaise in Rußland zu spielen, ist für die Zeit des Aufenthaltes des französischen Ge schwaders aufgehoben worden. — In dem russischen Heere bestehen bekannt lich seit dem Jabre 1886 bei der Reiterei und den Fußtruppen die sogenannten Frciwilligcn-Ab- tHeilungen in Stärke von vier Mann bei jeder Schwadron bezw. Compagnie. Diese Freiwilligen sind dazu ausersehcn, im Vorpostendienst dem Feinde gegen über allerlei tollkühne Wagnisse zu unternehmen, wozu sic im Frieden planmäßig ausgebildet werden, so daß sie im Kriege wahrscheinlich auch Tüchtiges leisten dürsten. Außerdem werden bei den Reiterregimentern und Kosaken bei jeder Schwadron 16 Patrouillen reiter für ähnliche Zwecke ausgebildet. Der Kriegs minister Wannowski, welcher, obwohl aus der Fuß truppe hervorgegangcn. Alles thut, um den etwas in die Brüche gerathenen Reitergeist der russischen Ca- vallerie zu heben, hat den Czaren bewogen, jene Frei willigen und Patrouillenreiter zu vereinigen, so daß nunmehr jede Schwadron bezw. Sotnie deren 20 haben wird, welche eine außergewöhnliche Vorbereitung im Kundschafterdienst erhalten und bei hervorragen den Leistungen durch ein ehrende« Abzeichen ausge zeichnet werden sollen. Dieses Abzeichen dürfen die Mannschaften, entsprechend den Vorschriften für Schieß abzeichen, auch nach ihrer Entlassung tragen. Um ein solches Abzeichen, deren alljährlich höchstens 30 an ein Regiment verliehen werden dürfen, zu erlange», bedarf es einer besonderen Prüfung unter Vorsitz des DivisionsbcfehlShaber«, wodurch der Verleihung noch eine größere Bedeutung beigelegt wird. Bei dieser Prüfung wird u. A. verlangt: Schwimmen mit dem Pferde, wo nur irgend möglich; Schießen vom Pferde; Karten lesen und die Fähigkeit, sich bei Tage wie bei Nacht im Gelände zurecht zu finden; tadellose schrift liche und mündliche Meldungen. Diese Neuerung in der russischen Reiterei erscheint beachkcnswcrth; denn cs ist augenscheinlich besser, in jeder Schwadron 20 besonders befähigte Mannschaften zum Kundschafter-