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Nachdem er schnell Toilette gemacht, gingen sie. Wie merkwürdig, er fühlte sogar in diesem Mo ment eine gewisse Gleichgültigkeit gegen seine Lage. Unterweg- sagte FroySberg, der in sehr glückseliger Stimmung schien: »Wissen Sie, Detter, Sie sollten ein paar Tage zu mir kommen, fahren Sie mit. Die Pfingsttage über giebt man ihnen ohne weiteres Urlaub, und ich will Ihr Kommen ansehen als die Gewähr, daß zwischen uns alle» ausgeglichen ist." Erich fuhr zusammen, trotz seiner momentanen Stumpfheit. Da war ja, wa» er brauchte. Fort — au» der Stadt! Urlaub! FroySberg hatte dazu eine so unverkennbare Freude an dem guten Einvernehmen. .Sie machen mir das Nein unmöglich, aber wenn ich nun ja sagte?" rief er zweifelnd. FroySberg strahlt. Sein Plan glückte. Er schüt telte Erich» Hand und sah wirklich ganz roth aus vor Freude. Unterdes war Hauptmann Diringer eiligst zu den Damen zurückgekehrt, um zunächst ihnen Beruhigung über Erich zu geben und dann von dem Besuche FroySbergs zu erzählen. DaS Erstaunen der Schwestern und der Gene ralin war gleich groß. „Jetzt schon? Was bewog ihn?" FroySbergs Entgegenkommen, so schnell, so energisch und sreundschaftlich nach Allem, was zwischen Erich und ihm lag, war jedenfalls sehr überraschend und befremdlich. Diringer konnte nichts weiter berichten als den guten Eindruck, den er von dem Detter gehabt, er betonte, daß FroySbergs Benehmen nichts zu wünschen übrig gelassen. „Wie kann man es nur ertragen, mit diesen Ge fühlen im Herzen zu lächeln, zu plaudern. Mich dünkt eS beinahe unmöglich, daß das Leben so ruhig weiter treibt!" klagte Emmy. „Und doch ist der Zwang zur Selbstbeherrschung das beste Mittel, sich wirkliche Ruhe zu gewinnen," entgegnete Diringer etwas lebhaft. Theo lächelte trotz ihres Kummers. .Da, Schul meister! Wer weiß — nun führt Dich das Schick sal doch am Ende in Deinen wahren Beruf." „Fatum!" erwiderte er lachend und küßte sie. Nach kurzer Zeit mußte er gehen, der Dienst rief. „Das Unglück ist einmal unwiderruflich — thut mir nur den Gefallen und zieht nicht durch traurige Mienen das allgemeine Mitleid auf uns und den bitteren Tadel aller Vernünftigen auf Erich. Wozu brauchen wir den Leuten auf die Nase zu binden, wa« außer Euch kein Mensch zu büßen hat?" war noch einmal des Onkels Mahnung vor seiner Fahrt nach Schloß Riedbach gewesen. Seine Frau und Emmy nahmen in den Nach- mittagSstunben deshalb verschiedene Besuche an, plau derten und lächelten, um hernach tief aufzuseufzen unter dem Druck dieser gesellschaftlichen Heuchelei. Theodora hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen. Sie blickte zu klar, um auch nur für Augenblicke bas furchtbare Gewicht von Sorge und Entbehrung zu übersehen, welches für ihre Schultern als lebenslange Last bereit lag, und ebenso vermochte sie nicht, sich selbst über ihre Kraft zu täuschen. Diringer aufzugeben, kam ihr dennoch keine Se kunde in den Sinn, denn sie liebte ihn mit ihrem starkempfindenden ganzen Herzen — aber der Ver blendung, zu glauben, sie beide würden die LebenS- forgen darum weniger fühlen, war sie nicht fähig. Sie litt schwer. Gegen Abend erzählte ihr die Jungfer ihrer Tante, daß im Salon abermals ein Herr zum Besuch sei — ein Verwandter, und im Eßzimmer sitze Baron Erich hinter einem Fischsalat und einem Braten, was «r sich selbst aus der Speisekammer geholt. Theo dora schlich sich zu dem Bruder. Welche Todesangst hatte sie um ihn auSgestanden, ehe Diringer von ihm zurückkam. Sie setzte sich zu ihm und war sehr glücklich, daß er ihr die herben Worte nicht nachtrug, während er ihr in seinem Herzen lebhaft dankte für die sanfte liebe volle Theilnahme, mit welcher sie ihn umgab. Richtig, es war FroySberg, der im Salon saß. Erich sprach sich über den Eindruck auS, den er von ihm hatte und erzählte, der Vetter habe ihn einge laden. Erstaunt hörte auch Theo ihm zu. „Er kennt Euch nicht, sonst würde ich glauben, «ine meiner Schwestern habe es ihm angethan," setzte er hinzu. Theo zuckte mit den Achseln. .Pah! der FrcySberger! Der — und eine LiebeS- heirath —" Erichs Lebensgeister hatten sich infolge der ge nossenen Stärkung gehoben. Er besprach mit seiner Schwester, daß er schon begonnen sich loszulösen auS den alten, lieben Ver hältnissen und bat sie demnächst, wenn er ganz fort gehe, einzelne besonder» werthvolle Gegenstände von rem Verkauf seiner Sachen zu behalten. Darüber kam Beiden ihre Lage wieder zum Be wußtsein, sie hielt seine Hand in der ihrigen, ohne daß sie ein Wort darüber sprachen, fühlte er, sie be klagte ihn mehr noch als sich selbst und wünschte ihm die» zu verstehen zu geben mit der ganzen Zart heit einer hochsinnigen Frau. So war sie immer: aufbrausend und herb, wahr und klar, und die lieb reichste Seele von der Welt! Als Erich dann mit ihr in den Salon trat, brach FroySberg eben auf. Er hatte bi» dahin auf sein Wiedererscheinen gewartet. Erich erklärte sein Ber- chwinden mit dem versäumten Diner. FroySberg verrieth aucb jetzt mit keiner Miene, daß er mehr zu wissen meinte. Sie verabredeten, daß sie morgen Abend nach dem Gute hinausfahren wollten, bi» dahin hatte FroySberg zu thun. Erich war diese Verzögerung aus vielen Gründen erwünscht — so konnte er zunächst noch mancherlei ordnen und besorgen ; des Urlaubs war er ziemlich sicher, da er sehr lange einen solchen nicht erbeten. FroySberg mußte die Einladung der Ge neralin, welche diese nur der Höflichkeit halber auS- sprach, ablehncn, er hatte schon eine andere ange nommen. Offenbar schied er mit den angenehmsten Gefühlen und sichtlich erleichtert. Auch Erich trieb eS hinaus, er wollte einen ordent lichen Ritt machen, da» würde ihm gut thun, denn wenn er äußerlich auch Ruhe zeigte, in ihm wogte und tobte von Neuem die furchtbarste Aufregung. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Daß man Frauen gegenüber mit dem Ausdruck „Alt" vorsichtig sein muß, das wird der Studiosus W. von S. in Berlin jetzt beurtheilen können. Er hatte zum Geburtstage einer reichen Verwandten derselben ein hübsches Glückwunschschreiben übermacht und dasselbe an die 47 jährige Jungfrau mit „Liebe alle Tante" überschrieben. Verflossene Woche wnrde er zur Eröffnung des Testaments der eben Verstorbenen, bas solche auf dem Todtcnbette gemacht, nach S. berufen. Er war mit einem Legat von 10,000 Mk. bedacht, das ihni aber nach den Be stimmungen der Erblasserin erst im Jahre 1924, als an den. Tage, wo sie 80 Jahre alt würde, ausbezahlt werden soll, die Zinsen des Kapitals habe bis dahin die Gemeinde zu beziehen. Als Grund der Bestimm ungen war angeführt, daß an jenem Tage sich der Ausdruck „Liebe alte Tante" rechtfertige. — So rau. Heiter und wohlgemuth vertraute sich an einem schönen Junilage ein hiesiges Frauen kränzchen einem Omnibus an, der dasselbe unter Ausschluß jedweder „stärkeren Hälfte" nach Sagan fahren sollte. Man wollte eben ein Mal eine Ab wechselung haben und der allen derartigen Kränzchen eigenen Zungenfertigkeit in der benachbarten Bober stadt freien Lauf lasse». In großer Toilette nahm eine nach der andern im Kremser Platz und gar sorg- samlich erwiesen sich einige der Herren Ehemänner in der Unterbringung ihrer „schwächeren" Hälften; sie ließen cö sich nicht nehmen, höchsteigenhänvig den Wagcnschlag zu schließen. Bald waren Gespann und Kränzchen den Blicken der „Verwaisten" entschwunden, denn in schlankem Trabe rollte der Kremser die Sa- ganer Straße entlang. Die Freude der Insassen ob ves vergnügten Ausfluges schien sich den Anwohnern und Passanten der Straße mitzuthcilen, denn nur lachende Gesichter waren es, welche dem Gefährt nachblickten. Auf der Chaussee, iu Marsdorf, sowie bei der Einfahrt in Sagan, all überall dieselbe Er scheinung, über welche die Kränzchenfrauen anfangs wohl verwundert waren, dieselbe schließlich aber als eine Huldigung Hinnahmen, die holden Frauen von Recht« wegen gebührt. „Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten." Als in Sagan das Ziel erreicht war und die erste der Frauen den Kremser verlassen hatte, kam des Räthsels Lösung, allerdings in einer Form, die einen Ohnmachtsanfall unbedingt hatte zur Folge haben müssen, wenn die betreffende Dame nicht über beneidenswerth starke Nerven verfügte. Was mußten ihre Augen erblicken? Am Wagenschlag hing ein Plakat mit der riesen großen Inschrift: „Lauter alte — Weiber aus Sorau!" Ist das nicht zum Platzen? Was half's aber; nach dem der erste Zorn, der sich in Ermangelung eines anderen männlichen Objektes über den unschuldigen Kutscher ergossen hatte, verraucht war, machte man gute Miene zum bösen Spiel und beschloß einmüthigen Sinnes, dem betreffenden Herrn Ehegemahl, denn nur er konnte einen so frevelhaften Angriff auf die Würde der in den besten Jahren befindlichen Kränz- chenfrauen verübt haben, nach der Heimkehr eine Gardinenpredigt zu halten, daß ihm Hören und Sehen vergehen sollte. „Wehe, wenn sie losgelassen —." Armer, bcmitleidenswerther Mann mit dem Schalk im Nacken! Aber schön war es von Dir wirklich nicht!" — Wo ist die Braut? Eine chinesische Hoch zeits-Gesellschaft zu Canto» verlor unlängst den wich tigsten Gegenstand, der zu einer TrauungSfeierlichkcit gehört, nämlich die Braut. Die junge Dame wurde nach chinesischem Brauche in einer geschlossenen Sänfte, die mit Satin ausgeschlagen und mit Blumen ver ziert war, in das Haus des Bräutigams getragen. Eskorte und Träger setzten den Tragestuhl nach ihrer Ankunft vor die Thür de« Hauses nieder, in welchem der glückliche Bräutigam wohnte, und harrten der Dinge, die da komme» sollten. Sie hatten einen weiten Weg znrückgelegt und waren natürlich müde, und da ihnen die Thür nicht geöffnet wurde, über ließen sie die Sänfte ihrem Schicksal und gingen in die nächste.Opiumkneipe". Spät Abends erwachten sie plötzlich, und da sie der Meinung waren, daß die Braut längst auS der Sänfte gestiegen sei, brachten sie die letztere in einen Wagenschuppen. Endlich kam der Bräutigam mit seinen Verwandten, die sich ver spätet hatten, an, setzte Reis und andere Festspeisen in Bereitschaft und öffnete die Thür, um die Braut zu empfangen. Natürlich war von Braut und Trag stuhl keine Spur zu entdecken. Der besorgte Jüng ling kam sofort auf den Gedanken, daß seine zukünftige Gattin durch Räuber entführt worden sei, und alarmirte deshalb den ganzen Distrikt. Nachdem man lange Zeit fruchtlos gesucht hatte, weckte der rathlose Bräu tigam die Träger und forschte sie aus. Ohne ein Wort zu sagen, erhoben sich diese von ihrem Lager und eilten nach dem Schuppen. Der Tragstuhl wurde geöffnet und darin saß die arme Braut, krank vor Furcht und halb verhungert. Sie hatte wohl bemerkt, daß sie weggetragen wurde, doch durfte sie nicht schreien, weil eine guterzogene chinesische Braut ihre Lippen vor dem Schluß der Trauungs-Zeremonie nicht öffnen darf. ... — Ueber eine ergötzliche Verwechselung wird der „Wesff. Post" geschrieben: Einer der west fälischen Krieger hatte bei dem VerbandSfeste in Dortmund eS übersehen, sich rechtzeitig ein Nacht quartier zu belegen. Die Delegirteusitzung endete am Samstag Abend zu ziemlich später Stunde und unser Kriegsgefährte suchte vergeblich in den Wirthschaften Unterkunft. „Alles besetzt," so lautete die stereotype Antwort. Was war zu thun? Kurz entschlossen be- giebt sich unser Delegirter in das Hotel „Zum deut schen Kaiser" mit der Absicht, lieber theuer als gar nicht zu logiren. Und richtig, er erhält ein pracht volles Zimmer mit Schlafkabinet: die seidenen Decken umhüllen bald die Glieder des Müden und sanft ruht er in Morpheus' 'Arm. Kaum graut der Morgen, so erschallt laute Militärmusik. Unser Held reibt sich die Auge», fährt in die Kleider und stürzt auf den Balkon. Lautes Hochrufen begrüßt ihn — er weiß nicht, was es bedeutet, aber er dankt dem zahlreichen Publikum verbindlichst, was ein erneutes Hurrah her vorruft. Kopfschüttelnd steht unser Delegirter im Zimmer — da geht ihm ein Licht auf. In demselben Hotel wohnt der Herr Ober-Präsident, diesem bringt man ei» Morgeiiständchc», jedoch Sc. Exzellenz schläft noch. Die versammelte Menge aber hatte ihn, den am Fenster Erscheinenden, für den Ober-Präsidenten gehalten. — Kind: „Sag' Papa, wann war denn eigent lich die gute, alle Zeit?" — Geschichtsforscher: „O, liebes Kind, da mag man in der Geschichte forschen so weit zurück, als man will, die gute, alte Zeit ist immer schon dagewesen." — Offene Galanterie. Herr: „Mein Fräu lein, ich liebe Sie!" — Fräulein: „Darf ich Ihnen aber auch glauben?" — Herr: „Gewiß — Ihre Mittel erlauben Ihnen das ja!" Das von der Wiener Rauchutensilien-Fabrik Brüder Oettinger in Ulm a. D. herausgegebene illustrirte Muster album über die gangbarsten Sorten aller Arten von Cigarren spitzen, Weisen, Pseisenröhren re. ic. und deren Bestandtheile, sowie der .in dieses Fach einschlagenden Artikel, verdient die besondere Beachtung aller Geschäfte, welche diese Gegenstände sichren. 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I9S) Dem Zeichner Gustav Herinann Weck hier I S. 196) Dem Kaufmann Carl Friedrich Max Bauer hier 1 S. 197) Dem Lohgerber Hermann Gotthold Meutzner hier 1 S. 198) Dem Maschinenstickcr Albert Neuhahn hier l S. 199) Dem Kaufmann Hermann Julius Bodo hier I S. Aufgeboten: 34 > Ter Waldarbeiter Carl Emil Leistner hier mit der Aufpasserin Lina Anna Viehweg hier. (rhestblitßungen: L8) Der Materialist Bernhard Julius Voigt hier mit der Marie Eugenik Häupel hier. 29) Der Maschinenfticker Gustav Emil Radecker hier mit der Stepperin Emilie Wilhelmine Mothes hier. 30) Der Bergarbeiter Paul Albrecht Haustein in Oelsnitz mit der Näherin Hedwig Marie Krauß in Blauenthal. 31) Der Fabrikarbeiter Alban Johann Wendelin Bahlk in Blauenthal mit der Näherin Marie Selma Hüthel in Blauenthal. 32, Der Lehrer Ernst Adolf Dietz in Neustädtel mit der Clara Marie Müller hier. Gestorben: 136) Der ledigen Maschinengehilfin Marie Auguste Voigtmann hier S., Ernst, 21 T. 137) Des Maschinen stickers Louis GUnthel hier S., Max Reinhold, I I. 18 T. 138) Des Handarbeiters Hermann William Graupner hier T., Clara Helene, I I. I M. 5 T. 139) Des Maschinenstickers Friedrich August Hertling hier T-, Margarethe Elise, 2 M. 3 T. 140) Die Näherin Christiane Friederike verw. Seidel geb. Schädlich hier, «7 I. 4 M. 13 T. 141) Di- ledige Emma Albine Unger hier. SO I. 7 M. 1 T. 142) Der ledigen Maichinengehilfin Emma Emilie Baumann hier S., Hans Georg, 12 D. 143) Des Tischlermeisters Gottlieb Friedrich Löffler hier T., Anna Margarethe, 19 I. 4 M. 3 T.