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Amts- und Anzeigeblatt 1 Abonnement MrA- Le^irk des Amtsgerichts Eibenstock MZUL tag und Sonnabend. In- f x/ len, sowie ber allen Reichs- serttonSpreiS: d,e klcmsp. . . Postanstalten. ">« und dessen Amgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 88. Domicrstlig. den 23. Juli Bekanntmachung. Um die Verwendung der im städtischen Haushaltplane verwilligten Beträge jederzeit übersehen zu können, ist es erforderlich, daß die Rechnungen Über Lieferungen, Arbeiten u. s. w. möglichst sofort nach deren Abschlüsse anher eingereicht werden. Auf das l. Halbjahr 1891 fehlen noch eine größere Anzahl Rechnungen. ES wird daher hiermit zu deren Einreichung aufgefordert mit dem Bemerk daß die Rechnungen fernerhin spätestens allvierteljahrlich bei Vermeidung der Nichtberllcksichtigung bei Vergebungen von dergleichen Arbeiten und Liefer ungen hier einzugehen haben. Eibenstock, am 20. Juli 1891. Der Stadlrath. »i-. KSrner. Bg. Milliarden Mark! Kein 25 Deutsches Geld im Auslande. Unter dieser Aufschrift schreibt die „K. H.": Der verflossene Quartalwechsel hat wieder einmal eine Thalsache in ein recht grelles Licht gestellt, über die zwar fast, weil sie zu bekannt, gar nicht mehr ge sprochen wird, die aber doch gerade jetzt wieder recht bedeutsam in die Erscheinung getreten ist. Es handelt sich um die Geldknappheit, welche den deutschen Handel und die deutsche Industrie und das größere Handwerk recht unangenehm berührt. Die Thatsache ist die, daß das deutsche geldgebende Publikum ge rade für Unterstützung des einheimischen Gewerb- fleißes in der Regel kein Geld hat, daß, und das ist das Schlimme bei der Sache, der thatsächlich große Wohlstand Deutschlands in seinem Geschäfts leben nicht zur Geltung kommt. Ein lächerliches Mißverhältnis hat sich herausgebildet. Während der deutsche Kapitalist mit Vergnügen auf eine russische oder italienische Anleihe 50,000 Mark zeichnet, hütet er sich sorgfältig, seinem fleißigen und thätigen Mit bürger 500 oder 5000 Mark Kredit zur Ausbreitung seines Geschäfts, zur Hebung der deutschen Industrie zu geben. Furchtsam geht der Kapitalist (einzelne Ausnahmen natürlich abgerechnet) dem privaten Geld- braucher aus dem Wege und giebt lieber Summen für ein Phantom, für den Bau der Wasserleitung in Buenos-Ayres aus, anstatt seinem arbeitsamen Nachbar einen Kredit zur Ausbeulung eines Patentes, zur Anschaffung einer Maschine, kurzum zur werben den Vergrößerung seines Geschäfts einzuräumen. Deutschland ist reich, aber es hat nichts von seinem Reichthum, denn sein Reichthum ist nicht mehr in seinen Händen, er liegt an der Newa, am la Plata, am Prmh, am Guadalquivir unv am Tiber. Zu Kanalbauten, zu Eisenbahnbauten in Mexiko, in Chile, in Rußland rc. wird Geld gegeben, zu denselben Arbeiten in Deutschland giebt das Privatpublikum nichts, hier soll alles der Staat machen. Das deutsche Kapitalistenpublikum giebt Rußland Geld, damit es seine strategischen Eisenbahnen gegen Deutsch land baue, es giebt Argentinien Geld, damit die Kreolen und Mestizen wieder einmal die nach dort .ausgeführten" deutschen Mädchen vergewaltigen können, eS giebt den Griechen Geld, damit diese in Kreta einen Weltbrand entzünden, es giebt der Türkei, damit der Sultan seinen OdaliSken kostbare Geschenke mache, es giebt den Dänen, Norwegern, Schweden, Portugiesen, Italienern rc. zu allem möglichen Geld und wieder Geld, aber dem deutschen Handel, der deutschen Industrie, dem Manne, der sich in die Höhe arbeiten will, dem fleißigen Mitbürger giebt es nichts. Die Quelle seines Wohlstandes verstopft sich das deutsche Kapitalistenpublikum in unverständ licher Weise. Mit deutschem Gelde baut Amerika seine Eisenbahnen und wir leiden unter der Mac Kinley-Bill, mit deutschem Gelde wirthschaftet Ungarn und schreibt Deutschland seine zollpolitischen Maß regeln vor. Wir übertreiben nicht. In Deutschland sind offiziell notirt folgende Anleihen im EmissionS- betrage: Ocsterreicher Russen Argentinier Chilenen Eghpter Schweizer Galizier- Griechen Italiener Kopenhagener Lissaboner Das sind ungefähr 2860 Mill. Mexikaner 255 Mill. 7664 . Norweger 73 „ 400 . Portugiesen 328 . 30 . Römer 120 . 2120 „ Rumänier 362 „ 80 „ Schweden 114 . 124 . Serben 64 . 444 „ Spanier 1576 „ 6007 „ Stockholmer 42 , 16 . Türken 623 . 51 . Ungarn 1770 . Wunder, wenn der deutsche Bienenfleiß des befruchten den Kapitals ermangelt, wenn mit deutschem Gelte ihm im Auslande Konkurrenz gemacht wird. Die Ziffern wachsen zu solch einer Höhe, daß nur ein energisches Einschreiten Wandel schaffen kann. Wenn es nun allen diesen Schuldnern einmal ein fallen sollte keine Zinsen zu zahlen, wie es schon dagewesen ist, was dann? ja was dann? Hagesgeschichle. — Deutschland. Man schreibt aus Berlin, 2l. Juli: In hiesigen Hofkreiscn wird sehr lebhaft die Thatsache besprochen, daß der Deutsche Kaiser bei den bevorstehenden großen Manöver» in Thürin gen gar nicht bei dem ihm nahe verwandten Herzog von Coburg wohnen wird, trotzdem die Manöver in nächster Nähe von Gotha stattfinden werden. Der Kaiser wird vielmehr in Erfurt und Mühlhausen i. Th. wohnen. Man will darin eine Bestätigung der seit längerer Zeit umgehenden Gerüchte erblicken, daß zwischen dem Kaiser unv dem Herzoge eine tiefgehende Verstimmung besteht. Sie soll auf die Zeit der Ent lassung des Fürsten Bismarck zurückzuführen sein. Damats weilte, wie erinnerlich sein dürfte, Herzog Ernst in Berlin. Er wurde von verschiedenen Sei ten angegangen, zwischen dem Kaiser und dem Reichs kanzler zu vermitteln, uni einen Bruch zu verhüten. Er lehnte indessen dieses Ansinnen mit der Begrün dung ab, daß er nacb Lage der Sache eine dauernde Aussöhnung für unmöglich halte, und daß es daher richtiger sei, wenn das Unvermeidliche alsbald ge schehe. Als dann aber die Entlassung des Fürsten Bismarck erfolgt war, machte der Herzog aus seiner Mißbilligung über die Form dieses weltgeschichtlichen Ereignisses hier nirgends ein Hehl. Er soll dersel ben auch dem Kaiser gegenüber einen sehr lebhaften Ausdruck gegeben haben, was wir indessen dahinge stellt sein lassen wollen. Jedenfalls sind die Ansichten des Herzogs dem Kaiser damals zu Ohren gekommen und daraus soll sich, wie erwähnt, die zwischen den Höfen von Berlin und Coburg-Gotha bestehende Spannung herschreiben. — Danzig, 20. Juli. In eine eigenkhümliche Lage ist, der „Danz. Ztg." zufolge, der Musikvirigent der Kapelle des 128. Infanterie-Regiments bei An wesenheit des französischen Geschwaders in Stockholm gerathen, da eine Anzahl Concertbesucher am ver gangenen Sonnabend von ihm verlangte, er solle die „Marseillaise" spielen. Herr Recoschewitz wies auf seine Eigenschaft als Dirigent einer preußischen Militärkapelle hin und erklärte sich außer Stande, den Wunsch zu erfüllen. Es mußte schließlich die Hauskapelle hcrbeigeholt werden, welche die „Mar seillaise" mehrere Male spielte. Der fast demonstrative Applaus, den nun die später wieder von der Kapelle des 128. Regiments gespielten Musikpiecen fanden, und die Auslassungen der schwedischen Blätter be weisen übrigen«, daß das Publikum die Weigerung durchaus billigte und die Gründe für dieselbe zu würdigen verstand. — Kissingen. Dem Fürsten Bismarck wur den gestern bei seiner Ankunft Hierselbst lebhafte Ovationen zu Theil. Die Stadt war reich beflaggt. Die Kriegervereine hatten mit ca. 80 Fahnen Auf stellung genommen. Die Landbevölkerung war massen haft zugeströmt. — Die erste (zehnwöchige) militärische Uebung der Ersatzreservisten und Schulamtskandidaten beginnt in diesem Jahre am 20. August, die zweite (sechs wöchige) am 17. September. Beide Hebungen endigen mit dem 28. Oktober. — Oesterreich-Ungarn. Der ungarische Han delsminister hat eine Erhöhung der Zonentarife vorgenommen. Den äußeren Anlaß hierzu bot die Uebernahme der ungarischen Linien der StaatSeisen- bahngescllschaft. Zunächst wird der Budapest-Wiener Verkehr von dieser Erhöhung getroffen, indem eine Erhöhung bei Eilzügen nm einen Gulden in der ersten, um zwanzig Kreuzer in der zweiten Klasse, unv bei Personenzügen um fünfzig Kreuzer in der ersten Klasse cintritt. Dieselben Erhöhungen greifen auch bei den direkten Fahrkarten zwischen Wien und den hinter Budapest gelegenen Stationen Platz. (Für die Anhänger des Zonentarifs in Deutschland ist dieser Vorgang von schlechter Bedeutung.) — Rußland. Wie in Petersburg verlautet, ist den russischen Marineoffizieren der Befehl ertheilt worden, sich während des Besuches des fran zösischen Geschwaders aller Reden politischer Natur zu enthalten. Der Czar wird bei dem Bankett, wel ches den französischen Offizieren gegeben wird, nicht zugegen sein, wohl aber der Großfürst Alexis in seiner Eigenschaft als Generaladmiral der russischen Flotte. — Wie der „Pol. Korr." ans St. Petersburg geschrieben wird, lauten die neuesten Zeitungsnach richten über den Stand der Ernte etwas günst iger, doch wird in unterrichteten Kreisen dieser Umschlag in den Berichten der Presse dem Bestreben an maßgebender Stelle zugeschriebcn, den höchst un günstigen Eindruck, welchen die bisherigen, von den offiziellen Organen selbst veröffentlichten Meldungen auf die öffentliche Meinung und den Geldmarkt geübt haben, abzuschwächen. In Wahrheit scheine sich nicht« gebessert zu haben, höchstens vaß die Ernte der Früh jahrssaat etwas besser sein werde, als jene der Winter saat. Man müsse sich demnach auf eine weitere nam hafte Entwerthung des Rubels gefaßt machen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die hiesige Ortsgruppe- des „Deutschen SchulvereinS" leidet an einer gewissen Interesselosigkeit seiner Mitglieder, so daß schon wieder- bolt die Auflösung der Ortsgruppe beantragt wurde. Auch bei der letzten außerordentlichen Generalver sammlung stand diese Frage auf der Tagesordnung, cs zeigte sich aber im Laufe der Debatte, daß man noch nicht allseitig die Auflösung wünsche, indem man davon ausging, daß die Aufbringung der Mittel zur Unterstützung des Deutschthums im Auslande im Grunde genommen doch die Hauptaufgabe des Vereins sei und dieser Zweck durch die noch immer recht statt liche Mitgliederzahl von ca. 80 Personen bisher voll kommen erreicht worden sei. Es konnte daher für das vergangene Vereinsjahr wieder ein Betrag von 90 Mark an den Hauplverein nach Dresden ein schließlich des Beitrags für den Landesverband abge führt und eine bedürftige Schulgemeinde Böhmens mit 75 Mark unterstützt werden. In Rücksicht auf den patriotischen Zweck beschloß man daher das vor läufige Fortbestehen des Vereins und schritt zur Neu wahl des Vorstandes, welchem zur Zeit folgende Herren angehören: Buchdruckereibes. Hannebohn, Vor steher; Stadtkassirer Beger, Vicevorsleher; Lehrer Findeisen, Schriftführer und Kaufm. Ludwig Gläß, Cassirer. Wir sprechen hiermit den Wunsch aus, daß die Versammlungen des Vereins für die Zukunft leb hafter als bisher von den Mitgliedern besucht werden möchten. — Der Sonntag früh von Leipzig nach Aue, Eibenstock, Schönheide, Schwarzenberg und Johann georgenstadt abgelassene zweite diesjährige Regn Extrazug mit Fahrpreisermäßigung fand eine außer ordentlich starke Benutzung und mußte von Zwickau aus in zwei Abtheilungen, die eine 54 Achsen --- 27