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Einleitung. „Die Grenzen des weiten Gebietes der Chemie fallen“, wie ein berühmter Lehrer zu sagen pflegte, „mit denen der Welt zusammen, in der wir leben. Wo auch immer Stoffe mit einander in Berührung kommen, da wirken sie auch auf einander ein“. — So oft nun aus derartigen Einwirkungen als Ergebnisse Stoffe oder Körper hervorgehen, welche wir ihrer innersten Natur nach als neu, als eigenartig, also verschieden von dem Ursprungsmateriale be trachten müssen, so oft haben wir es mit einem Vorgänge zu thun, dessen Erforschung der Chemie zufällt. Das ganze Wesen des thie- rischen und pflanzlichen Lebens, die Entstehung unserer Kohle-, Erz ürn! anderer Minerallager, alles lässt sich auf eine mannigfaltige Reihe von chemischen Vereinigungs-, Umsetzungs- und Spaltungsprocessen zurückführen. Die Verbrennung, welche sich alltäglich zum Zwecke der Beleuchtung oder Heizung in dem bescheidensten Haushalte, mit dem Anzünden eines Streichholzes beginnend, wiederholt vor unseren Augen vollzieht, ist einer der wichtigsten chemischen Processe. Wie für diesen, so sind auch für andere chemische Processe die Entwickelung von Wärme, die Erzeugung von Licht und die Entstehung elektrischer Ströme höchst beachtenswerthe Begleiterscheinungen. Wärme, Lieht und Elektricität werden wir aber trotzdem nie als chemische Producte bezeichnen; sie sind von der Physik, einem andren Zweige der Naturwissenschaft, als Bewegungserscheinungen erkannt. Um uns nun über die Grenzen des Forschungsgebietes der Chemie Klarheit zu ver schaffen, mögen einige Erklärungen vorangehen, welche uns die Physik über das Verhalten der Körper lehrt, deren Bestandtheile nach Möglich keit zu trennen, umzulagern und wieder zusammenzufügen, von der Chemie verlangt wird. Stoff, Körper, Molekül. Wir können uns keinen Körper denken, ohne uns gleichzeitig über ein gewisses Etwas Klarheit zu verschaffen, Borchers, Anorganische Chemie. j