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wurde. Nunmehr kam die Zeit der Apparate; der sogenannten eisernen Feuermänner; der Heizer wurde nun der Bedienende derselben. Damit ist jedoch die Rauchfrage auch noch nicht ge löst; sieht man doch täglich an den Stellen, woselbst solche arbeiten, daß sogar zeitweilig den Schornstein tüchtige Rauch schwaden verlassen. Den Apparat und die Bedienungsweise zu beschreiben, kann ich mir ersparen; die Collegen mögen sich einen solchen möglichst im Betriebe ansehen. Es haben hervorragende Feuerungstechniker den Ausspruch gethan: Die geschickte Hand eines intelligenten Heizers kann kein Apparat ersetzen, und die Männer, die mit Intelligenz und Ge schick den Kessel unter Beachtung aller Vortheile bedienen, sind die besten Rauchverbrenner, selbstverständlich aber nur dann, wenn dieselben sich nicht zum Apparat herabwürdigen und als Maschine an der Maschine stehen. Dann sind sie eben nicht intelligent. Es giebt noch viel solche Heizer, denen man gesagt hat: hier wirfst Du Kohlen hin, nun da wirft er sie hin, aber nicht darüber nachdenkt, warum nun gerade so und nicht so; dies ist eben der Fehler in unserm Stand. Darum, Collegen, rafft Euch auf und beurtheilt das, was man Euch sagt, nach allen Seiten; glaubt nicht so ohne alles Weitere dem Wort, sondern lernt mehr denken. Die Praxis ist ein weit anderes Ding als die Theorie; haben doch hervorragende Feuerungs techniker, die den Heizern das Feuern praktisch lernen wollten, so daß es nicht mehr so qualmt, die Schaufel nach einer oder nicht mal einer Stunde, nachdem sie mit dem Dampf herunter waren, weggelegt und sind gegangen. Wir sehen hieraus, daß Praxis und Theorie zwei Dinge sind, die sich vereinigen lassen, wenn man es versteht, sich beide nutzbar zu machen und das ist eine Hauptsache für unseren Stand. Herr Director Cario vom Magdeburger Dampfkessel- Betriebsverein hat vor vielleicht 5 Jahren die zweigetheilte Be schickung besprochen. Dieselbe wird in folgender Weise gehand- habt: Nachdem man am Morgen „Grundfeuer" aufgebracht hat, wird z. B. nur die Hintere Rostfläche mit frischem Material über die auf der vorderen Rosthälfte brennende Kohle hinweg beschickt. Es gehört eine gewisse Geschicklichkeit dazu, dieses fertig zu bringen, denn sobald dies nicht gelingt und frische Kohlen vorne hinsallen, ist der Rauch fertig. Die dazu nöthigen Vortheile erlangt man mit der Zeit; man darf nur nicht gleich beim erstmaligen Mißlingen denken: ach, es ist auch nichts, so wird man selbst, wenn man den Essenkopf beobachtet, seine Freude daran haben. Ist es gut gelungen, so sieht man nur einen leichten Hauch, mitunter auch gar nichts. Woher kommt nun diese Erscheinung? Nun, es ist erklärlich. Wenn die Hintere Rosthälfte mit Kohle bedeckt ist, so ist die zuströmende Luft ge zwungen, durch den auf der vorderen,Hälfte liegenden Brand zu dringen; hierdurch entsteht einejWeißgluth. und diese verzehrt den auf der Hinteren Hälfte entstehenden Rauch und erzeugt dadurch eine kräftige Gluth, so daß die Dampfentwickelung eine sehr gute ist. Ist nun die Gluth auf der vorderen Rosthälfte soweit niedergebrannt und die Hintere Hälfte injGluth, so beschickt man ebenfalls die vordere Hälfte mit so viel Kohle, wie man denkt zu gebrauchen; dieses richtet sich ganz nach der Anlage der Feuerung, also, hier muß ausprobirt werden. Das ganze Spiel wiederholt sich dann genau wie hinten; die Luft wird gezwungen hinten mehr einzuströmen, bildet Weißgluth und verzehrt den vorne entstehenden Rauch. Vorsicht ist insoweit nöthig, daß die frische Kohle nicht zu weit- nach hinten kommt,*sonst entsteht Rauch. Bei dieser Ausführung bleibtf'chie^Dampfentwickelung nicht zurück, im Gegentheil, wenn die nöthige Aufmerksamkeit darauf verwendet wird, wird man zu viel Dampf erhalten und muß den Schieber schließen, was übrigens bei jeder frischen Beschick ung sehr zu empfehlen ist; ist diese beendet, so zieht man ihn soweit, wie es nöthig ist, wieder auf. Ein großer Vortheil er wächst uns aus diesen wenigen Handgriffen. (Fortsetzung folgt.) Elektrische Kraftübertragung durch Wechselstrom. (Fortsetzung.) Haben wir im Bisherigen den Drehstrommotor in seinem Entwickelungsgang kennen gelernt und einen Blick in die Werk stätten gethan, wo er hergestellt wird, so wollen wir uns nun mit den verschiedenen Constructionen beschäftigen, in welchen er hergestellt wird, um ihn jedem Verhältniß möglichst vortheilhaft anpassen zu können. Zu diesem Zweck bringen wir einen Auszug aus dem Vor trag des Herrn Oberingenieur O. Lasche, welchen derselbe am 1. März d. I. im Verein deutscher Ingenieure, Berliner Bezirks verein, gehalten hat. Die neuen Werkstätten der A. E.-G. arbeiten seit mehr als 2^/z Jahren, und so lange laufen auch die Anfangs etwa 300 (jetzt 500) im Einzelantrieb verwendeten Drehstrommotoren. Während dieser Zeit sind laut Betriebsprotocoll 39 Reparaturen vorgekommen; dabei waren in 15 Fällen durch Zufall Wellen verbogen worden, oder es waren abgenutzte Rohhauttriebe zu er setzen, bei 20 Motoren waren in Folge dauernder und gar zu hoher Ueberlastung Ankerstäbe ausgelöthet, und bei 4 Motoren war die Wicklung durchgeschlagen. Dies ist das Ergebniß eines Betriebes von über 30 Monaten, und obendrein mußten sehr viele Werkzeuge und Motoren dauernd, d. h. 6 mal 24 Stunden in der Woche arbeiten. Der Motor selbst, der uns diese recht günstigen Ergebnisse gebracht hat, war der schon vor mehreren Jahren gebaute, nor male Drehstrommotor, der unter allgemeinen Gesichtspunkten, aber mehr oder weniger als Transmissionsmotor construirt war. Offen gebaut und wenig geschützt, verlangt dieser Motor öfter ein besonderes Einkapseln und Schützen gegen herumfliegende Eisenfeil- und Drehspäne, obwohl diese Gefahr beim Drehstrom motor lange nicht so groß ist wie beim Gleichstrommotor, der in Folge seiner magnetischen Streuung solche Eisentheilchen in sich hineinzieht. Bei der Construction der Kleinmotoren für Einzel antrieb ist ganz besonderer Werth auf geschlossenen Bau und auf die sonstigen Anforderungen des Einzelantriebes in elektrischer und mechanischer Richtung gelegt. Die, man möchte sagen, ge panzerte Form schützt den rotirenden Theil gegen mechanische Verletzungen und ermöglicht die Ausstellung an Plätzen, wo sonst belondere Schutzkasten nöthig waren. Der Motor kann ohne Weiteres seitlich an der Wand oder an der Decke befestigt werden, an Stellen, von denen ans sich die betreffende Arbeits maschine besonders günstig antreiben läßt und welche sonst un benutzt blieben. Die Motoren werden für unmittelbare Kupp lung mit der Arbeitsmaschine und für Riemenbetrieb geliefert und zum bequemen Nachspannen des Riemens auf Stellschienen oder auf Riemenwippen montirt; weiter mit fliegend aufgesetzten Stufenscheiben versehen, um ohne weiteres Zwischenglied die Welle des Vorgeleges mit verschiedener Umlaufszahl zu betreiben. Dem Bedürfnis der Praxis nach langsam laufenden Kraftwellen wurde Rechnung getragen, indem in die Fabrikation Riemen- und Zahnradvorgelege ausgenommen wurden, die mit den Motoren selbst zu einem Ganzen organisch verbunden sind. Ich werde hierauf noch besonders zu sprechen kommen. Der Grundsatz, daß die Arbeitsmaschine von der Trans mission unabhängig und nur mit Rücksicht auf den Fabrikations gang angeordnet werden soll, und die Thatsache, daß eine still stehende Bank keine Leerlaufarbeit erfordert, weil der Motor ausgeschaltet ist und todte Transmissionsstränge, die Licht und Kraft kosten, nicht vorhanden sind, kennzeichnen vernehmlich die Wirthschaftlichkeit des Einzelantriebes. Die für die Werkstätten hieraus entstehenden Vortheile wurden skizzirt und müssen von allen Seiten als schwerwiegend anerkannt werden. Eine Be rechnung des Nutzeffectes unter Berücksichtigung dieser zum Theil eben unwägbaren Einflüsse läßt sich in Mark und Pfennig allgemein schlecht durchführen, vielmehr ist in jedem einzelnen Falle eine besondere Kritik nothwendig; es mögend jedoch im Folgenden einige thatsächliche Unterlagen gegeben werden, aus denen eine Bilanz, aber eben ohne Rücksicht auf die oben er örterten wesentlichen Punkte, gezogen werden kann. Wie so oft, bleiben auch hier die ausschlaggebenden Umstände Gefühlssache.