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X. Band. Chemnitz, dm 1. September 1900. Nr. 23. Der JnsertionSpreiS betrüg! ^1 pro viergespaltene Peiitzeile oder deren Raum 2L Ps. Bei Wiederholungen Rabatt. ^ Deutsche Beilagen, von denen der Redaction ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage ^ billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. ^Wit ier Herd^er ^er Perei«e iär Mischmifte« imi Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 28. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 Kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750» I. Anhang sür 1898.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Aue Nr. 9 — alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte u. Postsendungen an die Redaction Ernst Wnrr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Ausbildung und Beaufsichtigung der Kesselheizer. Zu der Entgegnung des Chemnitzer Vereins auf die in voriger Nummer, Seite 259, enthaltenen Ausführungen der Handels- und Gewerbekammer in Chemnitz sind noch verschiedene beachtenswerthe Ansichten ausgesprochen worden, welche in die Entgegnung nicht ausgenommen werden konnten, die aber wohl verdienen ebenfalls veröffentlicht zu werden. Bei der großen Wichtigkeit, welche diese Frage für uns hat, haben sich gewiß auch Mitglieder anderer Vereine ein Urtheil darüber gebildet und möchten wir bitten, darauf bezügliche Gedanken, wenn die selben auch nur in kurzen Notizen bestehen, an die Redaction einzusenden, damit dieselbe in der Lage ist, ein möglichst voll ständiges Bild darüber zu geben, wie Diejenigen über die Sache denken, welche sie am meisten angeht. Für heute wollen wir aus dem Werk „Der Dampfkessel- Betrieb" von Herrn Gewerberath Schlippe, Einiges ansühren, um zu zeigen, wie dieser sicher einwandssreie und gründliche Kenner der Verhältnisse die Heizerfrage beurtheilt. (Bücherschau in Nr. 15, Band 10.) Im Vorwort zur dritten Auflage schreibt der Herr Verfasser: Die Ueberzeugung, daß auch der Heizer ein gewisses Maß von Kenntnissen sich aneignen muß, damit er den Erwartungen, die in ihn gesetzt werden, gerecht zu werden vermag, bricht sich er freulicher Weise mehr und mehr Bahn. Auch der Heizer kann sich dieser Einsicht nicht verschließen; er ist redlich bemüht, das bisher Versäumte nachzuholen und die bestehenden Lücken seines Wissens auszufüllen. Einen Beweis hierfür liefert die That- sache, daß die von der Königl. Gewerbe-Jnspection Dresden im vergangenen Winter veranstalteten Lehrcurse für Heizer und Maschinisten von nicht weniger als 436 Hörern besucht wurden. Und weiter auf Seite 47 und 48, nach Aufstellung von sechs Grundregeln für rationelles, sparsames Heizen: Ein Rückblick auf die gewonnenen Regeln, welche sich jeder Heizer fest ein prägen sollte, läßt ohne Weiteres erkennen, daß ihre gewissen hafte Befolgung vom Heizer ein ganz bedeutendes Maß von Aufmerksamkeit, Fleiß und Geschicklichkeit fordert. Die Meinung, daß das Heizen vom ersten besten Tagelöhner verrichtet werden kann — und diese Ansicht findet man leider noch oft genug, selbst bei intelligenten Kesselbesitzern vor — ist daher eine völlig verkehrte. Ein Heizer, welcher seine Pflicht schon zu erfüllen glaubt, wenn er die Feuerung alle 15—20 Minuten einmal mit Brennmaterial vollstopft, wird nichts weniger als sparsam mit dem letzteren umgehen. Was der Besitzer am Heizerlohn spart, geht zehnmal am Brennmaterial verloren. Stellt nun aber das sparsame Heizen an die Rührigkeit und Geschicklichkeit des Heizers so hohe Anforderungen, so sollte auch der Kesselbesitzer dem tüchtigen Heizer die wohlverdiente Anerkennung nicht vorenthalten. Wird dem Heizer ein ent sprechender Antheil an den durch seine Bemühungen erzielten Kohlenersparnissen bewilligt, so gereicht dies nicht nur dem Heizer, weit mehr noch dem Kesselbesitzer zum Vortheil. Herr Oberingenieur Haage fand an einer Kesselanlage unter völlig gleichen Verhältnissen in den Leistungen zweier Heizer einen Unterschied von 30 Procent. Ferner auf Seite 245: Ueber die nothwendigen persönlichen Eigenschaften eines Heizers mögen folgende Bemerkungen Platz finden: Der Heizer muß vor allen Dingen die Bedienung des Kessels, insbesondere das Heizen und die Behandlung der Sicherheitsvorrichtungen gründlich verstehen; er muß auch ein gewissenhafter, aufmerksamer und im Nothfalle ein entschlossener Mann sein. Weitere Eigenschaften, die vom Heizer gefordert werden müssen, sind Pünktlichkeit, Ordnungsliebe, Reinlichkeit und Nüchternheit. Endlich muß der Heizer ein kräftiger, gesunder Mann sein, denn sein Dienst ist in jedem größeren Betrieb ein angestrengter. Unbedingt erforderlich ist bei dem Heizer gründliche Sach kenntnis,, welche sich nicht auf die Bekanntschaft mit den Stcher- heitsvorrichtungen und deren Handhabung beschränken darf. Der Heizer muß vielmehr auch mit dem Wesen der Verbrennungs vorgänge vertraut sein, denn durch die Hand des Heizers gehen jährlich Tausende von Mark in Gestalt von Brennmaterial, von welchem er durch Verständniß und Geschicklichkeit Hunderte sparen kann. Von der Sorgfalt, Umsicht und Kaltblütigkeit des Heizers hängen ferner oft genug die Sicherheit und das Leben seiner Mitarbeiter, sowie die Bewahrung des Eigenthums seines Herrn vor Vernichtung ab; er haftet aber auch mit seiner Person für alle die Schäden und alles Unheil, welche durch seine Unacht samkeit und Fahrlässigkeit herbeigeführt werden. Der Posten eines Heizers ist daher ein sehr verantwortungsvoller. Weiter ist es Pflicht des Heizers, früh rechtzeitig in der Fabrik zu sein, damit, wenn die Glocke das Zeichen zum Beginn der Arbeit giebt, der Kessel genug Dampf und Druck besitzt, die Maschine sich mit voller Kraft in Bewegung setzen kann, und nicht Hunderte von Arbeitern durch die Schuld des Heizers, der zu spät in die Fabrik kam, an der Arbeit verhindert werden und nun warten* müssen. Ein Heizer muß auch an Ordnung gewöhnt sein; jedes Stück seines Handwerkszeuges, Mutterschlüssel, Hammer, Meisel und Anderes mehr hat seinen bestimmten Platz zu erhalten, damit es im Falle des Bedarfes sofort zur Hand ist. Es muß ferner vom Heizer verlangt werden, daß er den Kessel, die Maschine und die Räume, in welchen dieselben auf gestellt sind, insbesondere auch die Sicherheitsvorrichtungen des Kessels stets sauber und blank hält; wer die letzteren verschmutzen läßt, ist nachlässig in der Jnstandhalthaltung und gleichgültig gegen das Zugrundegehen derselben. Streng verpönt ist aber bei dem Heizer der Trunk; einem diesen Laster ergebenen Menschen darf ein solcher verantwortungs voller Posten niemals anvertraut werden. * Wen» Andere erst Ivimnen, muß Alles sein bereit; Kein Einziger darf warten, denn Geld ist ja die Zeit.