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X. Band. Chemnitz, de<15. April 1900. Nr. 14. Der JnseriionSPreiS beträgt ^ ^ pro mergespaltene Petitzeile oder deren Raum 25 !, ^ Bei Mederholungen Rabatt. ^ Deutsche ^ Beilagen von denen der Redaction ein Probeexemplar elnzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage billigst berechnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. HrM der SachMe« Perlmder der Herme ftr M^miste« md Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 28. jeden Monats und lostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 28 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 Kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750 a I. Anhang für 1898.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenthetl beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Aue Nr. 9 —alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte u. Postsendungen an die Redactiou Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen sür den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Tüchtige Heizer. Oft kann man von den Dampfanlagenbesitzern, besonders mittlerer und kleiner Betriebe die Klage vernehmen, daß es immer schwerer wird, einen tüchtigen Heizer zu finden, und daß die Klage eine gewisse Berechtigung, wenigstens nach einer Seite hin hat, empfinden wohl auch unsere Stellenvermittler, denen es zu Zeiten lebhaften Arbeitsangebots schwer wird, für manche Stellung einen geeigneten College» zu finden, welcher derselben in jeder Beziehung gewachsen ist, trotzdem doch die Vereine viel dazu beitragen, daß die Kenntnisse in unserm Beruf gefördert werden, auch durch ven Umgang mit College» manche Erfahrung ge sammelt, vieles gelernt wird. Wenn also zugegeben werden kann, daß die oben angeführte Klage eine gewisse Berechtigung hat, ist es nöthig nach dem Grund zu fragen, warum es oft schwer ist, für eine offene Stelle einen in jeder Beziehung geeigneten Be werber zu finden, und ist. die Antwort darauf leicht zu finden. Daß die Anforderungen an die Leistungen jedes Einzelnen in der letzten Zeit erheblich gewachsen sind, wissen wir ja Alle aus Er fahrung. In kleineren Betrieben muß, um die Concurrenz mit dem Großkapital bestehen zu können, an allen Ecken und Enden gespart werden. Der Heizer möchte nicht nur mit geringeren Kohlen eine höhere Verdampfung erzielen und seine Anlage in gutem, betriebsfähigem Zustande halten, sondern auch die Reparaturen an den Arbeitsmaschinen, Transmissionen rc. ausführen und wohl gar wenn es noth thut in der Fabrik mit helfen, es wird von ihm die nöthige Geschicklichkeit verlangt, auch daß er ganz selbst ständig arbeitet, zugleich aber auch, daß er sich zum Mädchen für Alles hergiebt, und mit einem Lohn zufrieden ist, welcher in keinem Verhältnis zu seinen Leistungen steht. Dieser letztere Punkt muß in solchen Betrieben als Sparsamkeit am Unrechten Ort und als Hauptgrund bezeichnet werden, warum es schwer ist einen tüchtigen Heizer zu finden. Von den Unternehmern, welche einen angemessenen Lohn zahlen, wird man die Klage sicher nicht hören, dort kommt aber auch kein Wechsel vor, in einer solchen Stelle bleibt der Heizer, erlangt wohl noch eine Lohnzulage oder andere Vergünstigung, beide Theile fühlen sich Wohl dabei, und der Principal hat den größten Vortheil davon. Wie ganz anders ist es in den Betrieben, wo ein möglichst geringer Lohn gezahlt, dafür aber möglichst viel Arbeit verlangt wird. In der Noth wird wohl so eine Stelle angenommen, vielleicht auch mit der Hoffnung bald Zulage zu erlangen, schlägt dieselbe indeß fehl, gelingt es trotz angestrengter Thätigkeit kaum für sich und seine Familie soviel zu erwerben, wie zum Leben unbedingt nöthig ist, so kann natürlich keine Freudigkeit und Be friedigung über die Thätigkeit aufkommen, dieselbe wird mechanisch ohne Aufmerksamkeit ausgeführt, und die ganze Anlage leidet darunter. Wer da weiß, wie viel Arbeit aufgewendet werden muß, um eine Dampfanlage in gutem Zustand zu halten, sieht ohne Weiteres ein, daß es vom größten Nachtheil für dieselbe ist, wenn der Heizer denkt: Hier bleibe ich doch nicht lange, eine solche Stellung bekomme ich jeden Tag wieder, wozu soll ich mir da große Mühe geben. Trotz aller Controlmaßregeln, automatischen Apparaten u. s. w. wird auch in Zukunft die Aufmerksamkeit und der gute Wille des Heizers der wichtigste Factor für die gute Erhaltung einer Dampfanlage bleiben, und dieselbe kann nur durch angemessene Bezahlung und Behandlung erhalten werden. Zweck und Ziel unsers Verbandes ist es, unfern Beruf zu heben, die Lohnverhältnisse zu bessern, und möchte die Verbands verwaltung auch gern bei den oben geschilderten Mißständen helfend eingreifen, doch kann sie das allein nicht thun, sondern bedarf dazu der Unterstützung aller Mitglieder. In welcher Weise diese Unterstützung erfolgen kann, ist nahe liegend genug. Wenn irgend wo die bestehenden Zustände besserungsbedürftig sind, ist es nothwendig, dieselben zunächst genau zu kennen. Am Delegirtentag zu Chemnitz ist beschlossen worden, eine Lohnstatistik durchzusühren und wie aus dem Protokoll zu er sehen, auch schon angegeben, in welcher Weise dieselbe gehandhabt werden soll. Die Fragebogen werden nicht mit Namen, sondern mit Nummern versehen, sodaß nicht einmal der Vorsitzende eines Vereins, noch viel weniger aber der Verbandsvorstand weiß, von welchem Collegen der einzelne Bogen ausgefüllt ist. Es besteht also volle Garantie, daß das Geheimniß des einzelnen Collegen gewahrt bleibt. Dadurch werden auch die Bedenken hinfällig, welche während der Debatte von einigen Delegirten geäußert wurden, ob bei uns eine solche Lohnstatistik durchführbar sei. Von Nutzen kann sie allerdings nur sein, wenn jeder Fragebogen der Wahrheit gemäß ausgefüllt wieder zurückgegeben wird. Die Verbandsverwaltung hat ja durch die Angelegenheit, Ausarbeiten der Fragebogen, Versenden, Durchsicht und Ordnung nach Wieder eingang, viel Arbeit, auch jeder Vereinsvorsitzende muß Zeit und Mühe darauf verwenden, so daß mit vollem Recht erwartet werden kann, daß auch alle Mitglieder ihre Schuldigkeit thun, den Fragebogen gewissenhaft ausgefüllt, möglichst bald zurück zugeben. Eine mangelhafte Betheiligung, etwa nur durch die Hälfte der Mitglieder hat keinen Zweck und wäre die darauf ver wendete Mühe vergebens. Wenn nun alle Fragebogen ausgefüllt wieder vorliegen, darf man allerdings nicht erwarten, daß dann gleich eine Lohnerhöhung aus der ganzen Linie folgen wird. Ebenso verkehrt ist es aber zu denken: „Wozu soll ich den Fragebogen ansfüllen, es nützt ja doch nichts." Durch den Vergleich der Durchschnittslöhne an verschiedenen Orten erkennt die Verbandsverwaltung, wo es am nöthigsten ist, den Hebel anzusetzen. Falls an einem Ort die Löhne sehr verschieden sind, kann sie den Ursachen nachsorschen, ja es läßt sich heut noch gar nicht absehen, in welcher Weise das so gewonnene Material noch nutzbar gemacht werden kann; für die beabsichtigten Schritte zur Durchführung einer Heizer prüfung. ist vollständige Klarheit über die Lohnverhältnisse nicht nur wünschenswerth, sondern nothwendig, und muß deshalb das Vorhaben auch bald zur Ausführung kommen, darf nicht auf die lange Bank geschoben werden.