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bar vor oder nach den Manöver» in Mahren, und zwar entweder vom 15. bi» 20. August oder am 9. September die böhmische Lande»jubiläum»au»stellung in Prag besuchen wird. In der Bevölkerung herrscht über die Nachricht große Freude. — Frankreich. Der „Civil - KriegSminisler" Freycincl hat Pläne zur Ncubefestigung Bel fort», an welcher rastlos gearbeitet wird, geliefert. E» werden sehr große Borräthe zu ProviantirungS- zivecken aufgcspeichcrt, Schutz für 150,000 Mann ermöglicht, Wege gebaut, die e» gestatten, auf zwanzig Kilometer im Umkreise sofort Truppen und Material zu dirigiren und geheime Gange für einen unsicht baren Rückzug zurückgeschlagener Truppen errichtet. — Rußland. Eine St. Petersburger Zuschrift der „Pol. Lorr." führt aus, daß der Empfang, den die russische Kaisers«inilie bei ihrem diesjähr igen Ausflug in die finischen Schären seilens der dortigen Bevölkerung erfuhr, sich wesentlich von dem in früheren Jahren bereiteten unterschieden habe. Während die Finen, die früher in dem Czaren und seiner Gemahlin die zuverlässigsten Bertheidiger gegen alle von der ultrarussischen Partei gesponnenen Jn- iriguen gesehen hatten, sonst an allen Punkte», an denen die Kaiserliche Jacht anlegte, zahlreich herzu eilten und in spontanen Beweisen der Anhänglichkeit wetteiferten, hielt sich die Bevölkerung, welche über die geänderte Regierungspolitik Finland gegenüber tief verstimmt ist, diesmal vom Empfange ferne, zn welchem sich nur die örtlichen Behörden einfanden. Der berühmte Sängerchor „Muntra Musikanter", dessen Vorträgen die Kaiserin sonst mit besonderer Vorliebe gelauscht halte, hat sich ausgelöst, und kein Lied begrüßte diesmal das Kaiserpaar während der Fahrt. Dieser Gegensatz zu den früheren Jahren sei ein so greller gewesen, daß der Kaiser seine Ver wunderung, die Kaiserin ihre peinlichen Empfindungen nicht verhehlen konnten. Man erzählt, daß aus die Bemerkung des Czaren „es scheine ihm, als ob die Finen sich geändert hätten," ein finischer Politiker geantwortet habe: .Majestät, die Finen sind noch dieselben, sie verstehen aber nicht zu heucheln; wenn sie froh sind, dann singen sie, wenn sie sich unglück lich fühlen, dann weinen sic." Den Behörden ver ursache dieses Verhalten der Bevölkerung großes Unbehagen, sie könnten aber nichts daran ändern. Der Gouverneur von Wiborg, General Gripenberg, der sich eifrigst bemühte, durch Veranstaltung irgend einer Kundgebung die Verstimmung des Kaiserpaares zu milder», habe sich an den Dirigenten des akade mischen Gesangvereines in Helsingfors gewendet, mit der Bitte, er möge die Mitglieder veranlassen, Will- manSstrand während des Aufenthaltes der Kaiserlichen Familie zu besuchen. Der Gouverneur habe zur Unterstützung seiner Bitte darauf hingewiescn, daß ein solcher Besuch allen Betheiligte» Vorkheile bringen würde. Der Dirigent, Baron Knorring, habe aber geantwortet, daß weder die Stimmung im Lande noch die ökonomische Lage der Sänger die Annahme vieler Einladung gestatte. Als nun General Gripenberg ohne Rücksicht auf das erstere Motiv den Dirigenten dnrch die Zusicherung eines Honorars von 150 Mk. für jeden Sänger zu bestimmen versuchte, wurde das Anerbieten als Verletzung empfunden und kurz und bündig abgewiesen. Locale und sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock. Die vom vogtläntisch-erzgebirg- ischen Jndustrieverein zu Plauen jährlich einige Male veranstalteten Ausstellungen von Erzeugnissen der Stickereiindustrie haben sich bisher stets eines regen Besuches zu erfreuen gehabt. Dies hat dazu geführt, die Errichtung einer permanenten Vorbilder sammlung m Verbindung mit einer kunstgewerb lichen Bibliothek zur weiteren Entwickelung und Er haltung der hiesigen Industrie ins Leben zu rufen. Der Vorstand des JndustricvereinS zu Plauen hat sich hierzu auch bereit erklärt. Die gestellten Beding ungen, darunter die Gewährung einer jährlichen Bei hülse aus städtischen Mitteln, sind infolge des Entgegen kommens der städtischen Collegie» und hiesiger In dustriellen bis jetzt in der Hauptsache erfüllt, so daß zu hoffen ist, das für die hiesige Industrie wichtige Unternehmen werde sich recht bald verwirklichen. — Dresden. Die Trauung Sr. königl. Hoheit de« Prinzen Friedrich August mit Ihrer kaiserl. königl. Hoheit der Erzherzogin Lonise von Toskana soll Ende November in der Hofpfarrkirchc St. Augustin in Wien stattfinden. Bis dahin wird die Herrichtung des unter dem Namen EckpalaiS bekannten, nach dem Zwinger zu gelegenen Theil« des TaschcnbergxalaiS, der dem prinzlichen Ehepaar als Residenz übergeben werden soll, vollendet sei». — Dresden. Am 17. Juli, Nachmittags Uhr verschied der Königl. Sächsische Generallicute- »ant z. D. Karl Hermann Freiherr von Branden stein im Alter von 70 Jahren. Der Verschiedene gehörte einer an« der Grafschaft Hanau stammenden, seit dem 11. Jahrhundert in Thüringen und Sachsen seßhaften und 1486 in den ReichSfreiherrnstand er hobenen Adelsfamilie an, welche dem Hause Sachsen im Laufe der Jahrhunderte viele ausgezeichnete Krie ger und StaatSdiener stellte. Der alte sächsische Stammsitz der Familie war Schloß Brandenstein bei Rahm« im Vogtlande. Der jetzt Verschiedene diente drei sächsischen Königen als bewährter Reiteroffizier. — Dresden. Freitag Vormittag 11 Uhr fand im Königlichen Hoftheatcr in der Altstadt im Beisein der Herren geheimen Oberbaurath Wankel, Hofbau meister Dünger und Baumeister Fuchs die praktische Prüfung der Löschanlagcn unter Leitung des Herrn Feuerlöschinspektor Scholle statt, welche, wie unter die ser Leitung zu erwarten war, wieder in ganz vorzüg licher Weise an-fiel. Alles, der schwere große Schutz vorhang, welcher zunächst herabgelassen wurde und in 18 Sekunden auf die Bühne auftras, die Regenan- lagc mit ihren fünf Abtheilungen, die Schlauchlösch anlagen funktionirtcn ausgezeichnet, die kurze», schar fen Kommandos wurden schnell und exakt auSgefübrt, binnen 27 und 28 Sekunden waren die Regenab- theilungcn in voller Thätigkeit; gleich einem wolken bruchartigen Regen strömte da» Wasser nieder. In der kurzen Zeit der Prüfung, welche ca. '/„ Stunde in Anspruch nahm, fielen 15,000 Liter Wasser; zum Zwecke der Prüfung ist die Bühne in ihrer ganzen Fläche mit Asphaltpappe belegt, vorn eine Rinne an gebracht, welche die Wassermassen aufnimmt und durch die Versenkungen in die Schleußt» absührt. Die Schutz- und Löschanlagen, wie überhaupt die ganzen SicherhcitSeinrichtungen sind mit peinlichster Sorgfalt hergestellt und werden init militärischer Genauigkeit in Stand gehalten. Im Interesse des das Theater besuchenden Publikums, sowie der The ater wäre es zu wünschen, daß der Zutritt zu solchen Prüfungen erlaubt würde, vielleicht gegen Karten und zum Besten der Kassen für das technische Bühnenper sonal. ES kann und wird dadurch das Gefühl der Sicherheit nur gehoben werten. — Leipzig. Der .ärztliche Verein" hat zwei Mitglieder ausgeschlossen. Einer der Ausgeschlossenen bezog aus der Ortskrankenkasse jährlich über 10,000 Mark. Er fingirte Besuche und Hilfeleistungen bei schweren Geburten. Der Staatsanwalt hat gegen ihn die Untersuchung eingeleitet. Der andere Arzt verlangt selbst eine Untersuchung, weil die gegen ihn erhobene Beschuldigung nicht wahr sei. — Chemnitz, 17. Juli. Vor einem Schank lokal der inneren Statt spielte sich eine ungemein rohe Scene ab. Ein harmlos des Weges kommenter junger Mann wurde von einem, der vorher mit An deren vor der Thür des Gasthauses in Streit gewesen war, plötzlich ohne alle Veranlassung mit einem mit Bleiknopf versehenen Stock dermaßen auf den Kopf ge schlagen, daß er sofort besinnungslos znsaminenbrach. Der Schwerverletzte wurde in's Itadtkrankenhaus ge bracht. Leiter ist ter Thäter entkommen. — Ein eigen- thümlicher Unfall, wie er sich wohl selten ereignen dürste, ist gestern Abend auf einem Neubau der Josephinen- straße passir». Es wollte ein Geschirrführer mit seinem Wagen innerhalb der Bauumplankung an einem dort stehenden, mit zwei Pferden bespannten und mit Sand beladenen Wagen vorbeifahren. Die Pferde letzteren Wagens sprangen infolgedessen auf die Seite und mitten in einen brennenden zum Löschen bestimmten Kalkhaufen hinein. Eine« der Thiere fiel sofort todt zn Boden — es war erstickt —, während das ankere auf beiden Augen erblindete und schwere Brandwunden erhielt. Auch dieses mußte auf Anordnung eines herzugerufenen Thierarztcs an Ort und Stelle ge- tödtet werden. — Zwickau. Die hiesige Skadtgemeindevertret- ung hat sich bereit erklärt, im Jahr 1892 das mittel deutsche Bun des schieße n hier staltfinden zu lassen, zum Garanticfonds 3000 M. zu zeichnen und aus der Stadtkasse einige Ehrenpreise zu stiften. — Plauen. Als das Frühjahr dieses Jahres heranbrach, ta waren viele Landwirthe mit Recht sehr besorgt um ihre Saatfelder, die unter dem Einflüsse der Fröste sehr gelitten hatten; namentlicd sahen die mit Winterrogen bestellten Felder so kahl aus, daß es viele vorzogen, die Saat umzuackern und die Felder aufs Neue zu bestellen. Ein großer Theil der Landwirthe zog eS aber vor, vertrauend auf gute Witterung, die Saat nicht umzuackern; die jenigen, welche dies gethan, haben klug gehandelt, denn gerade auf jenen Feldern, welche im April so sehr dürstig aussahen, steht jetzt das schönste Korn! Die fruchtbare Witterung im Monat Akai hat es zu Wege gebracht, das aus einem einzigen Korn viele Stengel gewachsen sind, auf manchen Feldern bis zu 20. — Wegen groben Vergehens gegen das Nahrungs- mittclgesetz hatte sich kürzlich vor rem Landgericht Freiberg der Kaufmann Heinrich Süß zu verant worten. Süß, welcher bereit- einmal wegen gleichen Vergehen» bestraft worden ist, hatte in der Zeit vom Dezember vorigen JahreS bis zum Februar dieses Jahre- gänzlich verdorbene Fisch- und Flcischwaarcn an seine Kunden verkauft, so namentlich bereits um gekommenes Gänsefleisch und faulende Heringe, welch' letztere er als — Düngemittel eingekaufl hatte. Zahl reiche Personen waren in Folge de» Genusses der bei Süß gekauften Eßwaaren mehr oder minder schwer erkrankt. Wie ekelhaft e» in dem Süß'schen Geschäft zugegangen sein muß, geht daraus hervor, daß der polizeilichen Kommission, welche mit der Besichligung und Beschlagnahme de« WaarenlagerS beauftragt war, beim Betreten de» Lokals ein so entsetzlicher Geruch entgegen kam, daß erst gelüftet werden mußte, bevor die Kommission ihren Pflichten weiter »achgehen konnte. Da» Gericht erkannte gegen Süß auf 2 Jahre Gefängniß und 4 Jahre EhrenrechtSverlust, während eine in dem betreffenden Geschäfte angestellte Verkäuferin wegen Beihilfe zu einer Woche Gefäng niß verurtheitt wurde. — Schneeberg. Am nächsten Mittwoch, den 22. Juli findet sowohl in Schneeberg als auch in Freiberg die Feier kc» Bergfestes statt. Hier bewegt sich der „Bcrgaufzug", bei dem die Bergbeamten und Bergleute in ihrer historisch ehrwürdigen, so kleid samen Tracht erscheinen, kur; vor 8 Uhr Vormittag nach der St. Wolfgangskirche, woselbst Herr Super intendent I-ie. tlivol. Roth die Bergpredigt hält und die Aufführung einer Kirchenmusik erfolgt. Für- Fremde und Einheimische bildet der Bergaufzug stets ein so gern gesehene» Schauspiel; Touristen und Sommerfrischler verweilen daher an diesem Tage mit Vorliebe in einem der genannten Bergstädte. — In Oberschlema findet am nächsten Sonntag in feier lichster Weise die Weihe de» an der Kirche errichteten Kriegerdenkmals statt. — Auerbach i. V Am Morgen des 17. Juli gegen 3 Uhr brach in der Hainstraße zu Auerbach Feuer aus. Fast gleichzeitig standen das Klempner Reubert'sche und Fleischer Meisel'sche Wohnhaus in Flammen. Aus einem derselben ward eine schwer kranke Frau glücklich gerettet. Im Laufe des Vor mittags ward auch noch ein drittes HauS, dem Weiß- waarcnfabrikant Franz Möckel gehörig, vom Feuer ergriffen, so daß die kaum heimgekehrten Feuerwehr mannschaften einen erneuten Brand zu bewältigen hatten. — In Folge des anhaltenden Regenwetiers war am 15. d. M. in Löbau ein derartiges Hochwasser eingetretcn, wie solches seit Jnni 1880 nicht mehr vorgckommen ist und das diezem durchaus nicht nach stand. Gegen 6 Uhr Nachmittags mußte Feuerwehr alarmirt werden, um an bedrohten Stellen sofort rettend zur Hand zu sein. Die am Wasser liegen den Gärten sind vernichtet und manche mühevolle Arbeit ist in kurzer Zeit unter Sand und Schlamm vergraben worden. Das gewaltig wogende Wasser brachte Pfosten, Bretter und sonst alle möglichen Gegenstände mit sich und ist der Schaden, welchen die Fluthen angerichtet haben, vor der Hand noch gar nicht zu übersehen. — In Loschwitz, Blasewitz und Striesen liegt jetzt eine Petition an das Ministerium des Innern aus, in welcher die Genehmigung zur Anlage einer Drahtseilbahn nachgesucht wird, welche Loschwitz mit Weißer Hirsch verbinden und sowohl dem Personen- wie auch dem Güterverkehr nach und von der Berghöhe dienen soll. Man hält in den zunächst betheiligten Kreisen eine solche Bahn, besonders nach vollendetem Bau der Blasewitz-Loschwitzer Elbbrücke, von allgemeinem Interesse für die ganze Umgegend von Blasewitz und Loschwitz, da sie, ohne durch Geräusch oder Rauch zu belästigen, wie ;. B. eine Zahnradbahn, einen be quemen Verkehr zwischen Berg und Thal ermöglicht und die für Viele so recht beschwerliche Benutzung der steilen Bergpfade (Plattleithen-, Riß-, Stein-, Pferde Wege rc.) erspart, zumal auch die Fahrkommuni- kationSwege von Loschwitz nach Weißer Hirsch ansteig end sind. — Olbernhau. Die „Olbernh. Ztg." schreibt: „Gott läßt sich nicht spotten!" ist ein altes bewährtes Sprüchwort, ressen Wahrheit sich am vergangenen Mittwoch bei dem schweren Gewitter wieder einmal bewies. Ein schon bejahrter Mann in einem benach barten Orte sprach sich bei diesem Gewitter in läster- haften Reden aus u. A : „Da kracht eS immer oben herum, wenn cs lieber einmal herein krachte." Es währte nicht lange und sein Wunsch wurde erfüllt. Betreffender Mann Halle kaum die Werkstatt verlassen, als ein Blitz in das Haus fuhr, ein Stück Dach abdeckte und an derselben Stelle in die Erde fuhr, wo kurz vorher der Gotteslästerer gestanden hatte. Von diesem Tage an ist dieser Mann tief gebeugt und hält vielleicht jetzt das für wahr, was er früher nicht glaubte, nämlich, daß es einen Golt im Himmel giebt. — Zu den Obliegenheiten der Landbriefträger gehört bekanntlich auch die Annahme von Postsen dungen auf ihren Bestellungsgängen. Dieselben haben zu diesem Zwecke ein Annahmebuch bei sich zu führen, welches zur Eintragung der von ihnen ange nommenen Sendungen mit Wertangabe, Einschreib sendungen, Postanweisungen, gewöhnlichen Palleten und Nachnahmesendungen dient und nach jedem Be stellgange von einem Beamten der Postanstalt dnrch- gesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sen dungen entweder selbst in das Annahmebuch eintragen, oder die Eintragung den Landbriefträgern überlassen. Geschieht da» Letztere, so hat ter Landbriefträger da» Buch mit dem betreffenden Eintrag dem Auf lieferer auf Verlangen vorzulegcn. Auf diese Weise ist Jedermann in den Stand gesetzt, bei Auflieferung einer Sendung — abgesehen von gewöhnlichen Briefen — durch Vermittelung des Landbriefträgers deren richtige und pünktliche Weiterbeförderung von vorn herein sicher zu stellen. PostanweisungSbcträge nehmen die Landbriefträger übrigens nur dann entgegen, wenn