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226 alle Fälle, welche im Betriebe Vorkommen können, zu besprechen, dieselben sind ebenso mannigfaltig wie beim Dampfmaschinen betrieb und wie bei diesem können Störungen nur vermieden werden durch Sachkenntniß sowie unausgesetzte Aufmerksamkeit, doch soll immerhin versucht werden, Einiges über Führung und Wartung mitzutheilen. Vielleicht findet sich dadurch der oder jener College veranlaßt, auch seine practischen Erfahrungen be kannt zu geben. Da die Dämpfe einen Kreislauf durch die Maschine zu machen haben, muß selbstverständlich dafür gesorgt werden, daß ihnen der Weg offen ist, kein Hahn geschlossen und kein Rohr verstopft ist. Bei kurzem Stillstand der Maschine genügt es, nur das Regulirventil zu schließen. Dies geschieht unmittelbar vor dem Stillsetzen des Compressors, geöffnet wird es erst, wenn derselbe in Gang ist. Um befriedigende Leistungen zu erzielen, ist es nöthig, daß 1. genügend Ammoniak in der Maschine ist, 2. die Salzlösung die nöthige Stärke, Concentration besitzt und 3. es nicht an Kühlwasser fehlt. Ammoniakmangel giebt sich durch eine ausfallend schlechte Leistung der Maschine kund. Trotz weit geöffnetem Regulirventil fühlen sich die Druck rohre des Compressors sehr heiß an. Die Spannung im Ver dampfer und auch im Condensator erreicht nicht die normale Höhe und die Differenz zwischen der Temperatur des ablaufen den Kühlwassers mit der vom Condensator-Manometer angezeigten Temperatur, welche 6—6 ° betragen soll, wird geringer. Schon wenn es nöthig wird, das Regulirventil weiter als eine halbe Umdrehung zu öffnen, ist dies ein Zeichen, daß nicht Alles in Ordnung ist, daß es anfängt an Ammoniak zu fehlen. Das Nachfüllen von Ammoniak geschieht bei geschlossenem Regulirventil und verlangsamtem Gang der Maschine in die Leitung, welche nach dem Verdampfer führt. Die provisorische Verbindung zwischen Flasche und Leitung muß sorgfältig abgedichtet werden. Soll die Flasche vollständig entleert werden, so läßt man die Maschine so lange langsam laufen, bis das Verdampfer-Mano meter auf Null steht und auch bei stillgestellter Maschine nicht mehr steigt. Das Ammoniak aus der Flasche und dem Ver dampfer ist dann in den Condensator gedrückt. Das Oel zum Schmieren des Comprkssorcylinders wird von der Kolbenstange durch die Stopfbüchse hineingezogen und setzt sich dann im Oelsammler ab, von wo es von Zeit zu Zeit (es ist nicht nothwendig, daß es täglich geschieht) abgelassen, gleich dem zur Schmierung verwendeten frischen Compressoröl gemessen und notirt wird, um eine Controle zu haben, wieviel Oel sich in der Maschine befindet. Zum Schmieren des Com pressors bei Kohlensäure wird Glycerin verwendet. Um die Stopfbüchse frisch verpacken zu können, muß selbst verständlich der Cylinder entleert werden. Dazu wird er von der Verdampfer- wie Condensatorleitung abgesperrt und das in ihm enthaltene Ammoniak durch das am Cylinder befindliche Hähnchen mit Hilfe eines Gummischlauches in Wasser entleert. Luft in der Maschine macht sich durch hohen Condensator- druck bemerkbar, der bei Stillstand nicht auf das Maaß zurück geht, was der Kühlwassertemperatur entspricht, -i-20° gleich «r/z Atm., und der beim Regulären wechselt. Noch unangenehmer und schwieriger zu beseitigen sind Störungen, welche durch Ver unreinigungen und Verstopfungen der Ammoniakapparate Vor kommen können dadurch, daß Theile der Stopfbüchsenpackung, deren Erneuerung nicht rechtzeitig erfolgte, in den Cylinder ge langen und von hier in die Leitungen gedrückt werden. Ihre Beseitigung verursacht große Schwierigkeiten und ist es auf alle Fälle rathsamer, durch rechtzeitige Erneuerung der Stopfbüchse solche Störungen zu vermeiden. Bei Salzwasserkühlung muß darauf geachtet werden, daß die Salzlösung die nöthige Stärke (Concentration) behält, da die Verdampferspiralen sich sonst mit Eis überziehen und dadurch die Leistung herabgesetzt wird. Wenn das Kühlwasser viel Un reinigkeit absetzt, bildet sich auf den Spiralen des Condensators ein schlammiger Ueberzug, welcher die Wirkung des Kühlwassers beeinträchtigt, daher muß dieser Schlammansatz so oft es nöthig ist, durch Abbürsten beseitigt werden. Haben wir so die Kühlmaschinen einigermaßen kennen gelernt, müssen wir auch noch einen Blick auf die ja sehr mannigfaltigen Kühleinrichtungen werfen. Die directe Eiserzeugung wird jetzt mehr als Nebensache betrachtet, ist aber doch von großer Wichtig keit, da sie ein Product liefert, welches ohne Schaden für die Gesundheit genossen werden kann. Zur Eiserzeugung werden mit Wasser gefüllte Kästen in das durch die Verdampferspiralen gekühlte Salzwasser eingehängt. Gewöhnliches Brunnen- oder Leitungswasser enthält manche Verunreinigungen nnd auch Luft, welche nicht entweicht. Das Eis erhält dadurch ein undurchsichtiges Ansehen. Um crystallklares Eis zu erhalten, welches unbedenklich in die zu kühlenden Getränke gethan werden kann, verwendet man destillirtes Wasser. In Amerika benutzt man vielfach das Condensationswasser der Dampfmaschinen, doch enthält dasselbe Oeldämpfe, ist also nicht vollkommen rein. Hauptverwendung finden die Kältemaschinen zu directer Ab kühlung von Räumen, in manchen Fällen, z. B. in Brauereien, dadurch, daß eine schwer gefrierende Salzlösung direct als Kälte übertrager benutzt wird, indem inan sie in Röhren durch die zu kühlenden Räume treibt. Die Luft kühlt sich an den unter der Decke hinlaufenden Röhren ab, sinkt nach unten, während die wärmere nach oben steigt, um ebenfalls abgekühlt zu werden. Dabei giebt die Lust ihre Feuchtigkeit an die Röhren ab, welche sich mit einer Schneehülle bedecken, die als schlechter Wärmeleiter die Uebertragung der Kälte an die Luft verhindert, es ist des halb nothwendig, sie von Zeit zu Zeit wieder abzuthauen, was durch zwei getrennte Röhrensysteme bewirkt wird, welche ab wechselnd kühlen und thauen. Statt Salzwasser kann auch das verdampfende Ammoniak direct durch die Röhren getrieben werden und wirkt es natürlich ebensogut, doch geben die langen Leitungen, welche schwer zu überwachen sind, leicht zu Ammoniakverlusten Veranlassung und wird das Verfahren bei uns deshalb nicht viel angewendet. Um die Kühlhausluft mit der kalten Salz lösung in directe Berührung zu bringen, wobei sie abgekühlt und von einem Theile ihrer Feuchtigkeit befreit wird, saugt man sie durch einen Exhaustor an, bringt sie durch mechanische Vor richtung in innige Berührung mit dem gekühlten Salzwasser und führt sie durch ein weites Blechrohr nach dem Kühlraum zurück. In vielen Fällen läßt man auch das Salzwasser weg und führt die zu kühlende Luft einfach durch die Spiralen des Verdampfers. In Bier- und Weinkellern wird niedrige, gleichmäßige Temperatur und ein Feuchtigkeitsgehalt der Luft, welcher das Eintrocknen der Fässer verhindert, verlangt. Malztennen brauchen eine ent sprechend feuchte Luft. Räume für Chocolade, Leim, Melasse, sowie Restaurants, Tanzsäle, Wohnräume usw. bedürfen lediglich der Kühlung und Lüftung. Für alle diese Zwecke genügt eine Röhrenkühleinrichtung. Fleisch hingegen erfordert nicht nur gleichmäßig kühle, sondern auch reine und trockene Luft, weshalb für diesen Zweck Einrichtungen zu treffen sind, daß der Ueber- trager aus einer kalten Salzlösung besteht, welche in unmittel bare Berührung mit der Kühlhausluft kommt. Es bestehen keine technischen Schwierigkeiten, Räume, welche gut abgeschlossen sind, ebenso abzukühlen wie sie im Winter durch Centralheizungen erwärmt werden. In dieser Hinsicht ist für Kältemaschinen noch ein weites Gebiet, namentlich in heißen Zonen, offen, wo sie wohl berufen sein dürften, dem Europäer das Leben erträglich zu machen und so dazu beitragen, die colonisatorische Thätigkeit zu fördern. Es ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß so wie neben dem Gasrohr zur Beleuchtung, das Dampfrohr zum Kochen und Heizen, schließlich auch noch das Kühlrohr zur Herabminderung der Temperatur zu liegen kommt. Jedenfalls nimmt die Anzahl der Kühlanlagen ständig zu und werden wir wohl noch Ver anlassung nehmen, durch Beschreibung einer größeren Anlage die vorliegenden etwas allgemein gehaltenen Mittheilungen zu ergänzen. Das Ingangsetzen von Gasmotoren sowohl als aller Kraftmaschinen, welche ihre Bewegung durch Explosion erhalten, ist, wie allgemein bekannt, stets mit größeren oder geringeren Schwierigkeiten nnd auch Gefahren verknüpft, und eine Erleichterung resp. Abhilfe dieser allseitig schwer empfundenen Uebelstände ein wohl allgemein von allen mit der Wartung solcher Maschinen betrauten Personen gehegter Wunsch. Derselbe ist berechtigt schon allein in Rücksicht auf die körperliche Anstrengung, welche es kostet, einen Motor von etwa