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14 o. Anfeuern des Kessels. Beim Anfeuern eines neu eingemauerten Kessels hat man zwei Perioden zu unterscheiden, das Anwärmen des Kessels- und Feuerungsgemäuers und das Feuern, um Dampf zu erzeugen. Ein Auwärmen des Kessel- resp. Feuerungsgemäuers hat stets zu erfolgen, wenn ein Kessel etwa neu eingemauert worden war oder längere Zeit (wochenlang) kalt gestanden hatte. Zum An feuern direct geht man über, wenn der Kessel nur Nachts oder Sonntags über kalt gestellt war. Für das Anwärmen ist es gleichgiltig, welcher Art die vor dem Kessel liegende Feuerung ist. Man hat stets auf dem Roste, bei geöffneten Feuer- und Aschenfallthüren zunächst ca. zwei Tage lang ein langsames Feuer mittels Holzspänen und dünnen Scheitholzstücken zu unter halten. Dieses Feuer ist dazu bestimmt, die in den Zügen stehende kalte feuchte Luft aus den Zügen hinauszutreiben und das Mauerwerk der Züge oberflächlich auszutrocknen. Der Moment der Trocknung macht sich für den Heizer durch Auf hören des Dämpfens der Ziegeln in den Zügen bemerkbar. Ist er eingetreten, so kann zum Anwärmen mittels Kohlenfeuers übergegangen werden; die Feuerthüren werden jetzt geschlossen. Das Kohlenfeuer wird die folgenden zwei Tage nur sehr schwach unterhalten, indem man den Rost nur schwach bedeckt erhält. Am fünften Tage beginnt man unter gleichzeitigem Einstcllen des Rauchschiebers schärfer zu feuern, um den Kesselinhalt zum Sieden zu bringen. Zeigt sich Dampf, was am Ausströmen desselben durch den geöffneten oberen Probirhahn bemerkbar wird, so wird der Hahn geschlossen und der Manometerhahn geöffnet. Ferner ist jetzt auch der Gewichtshebel des Sicherheitsventils von Zeit zu Zeit zu lüften, um das Festsetzen des Ventiltellers auf dem Ventilsitze zu verhindern. Weiter hat jetzt der Heizer alle Packungen der Armaturen und Rohrstutzen am Kessel nochmals auf deren Dichthalten unter Dampfdruck zu prüfen, auftretende Undichtigkeiten zu beseitigen und gleichzeitig auch den Wasser standsanzeiger anzustellen. Der untere Probirhahn ist auf sein Functioniren zu untersuchen, desgl. auch der Schwimmer apparat. Wenn dann nach einer gewissen Zeit der Dampfdruck im Kessel genügend hoch (ca. ^ des zulässigen) gestiegen ist, so darf mit dem Anwärmen der an den Kessel angeschlossenen Rohrleitungen begonnen werden. Man öffnet dazu die be treffenden Absperrventile langsam und wenig. Sind mehrere Kessel an eine einzige Sammelleitung angeschlossen, so darf ein einzelner Kessel nicht eher an die schon im Betriebe befindlichen und in die Sammelleitung speisenden angeschlossen werden, als bis in ihm dieselbe Dampfspannung herrscht wie in den übrigen Kesseln der Batterie. Während beim Anwärmen des Mauerwerkes Planrost-, Treppenrost-, Schrägrost- und Halbgasfeuerungen gleich behan delt werden, ändert sich deren Behandlung beim scharfen An feuern und während des Betriebes. Bedienung des Planrostes. Es sind zwei Feuerungsvorschriften zu unterscheiden; bei der ersten derselben wird die Kohle, wie dieses schon seit Jahren üblich ist, mit nicht ganz gefüllter Schaufel über den ganzen Rost geworfen, wobei der Heizer darauf zu sehen hat, daß die Höhe der Kohlenschicht dem Brennmaterial angepaßt bleibt und die Kohle selbst den Rost an allen Stellen gleichmäßig hoch bedeckt. Bemüht man sich nun, nicht zu viel Kohle auf einmal auszuwerfen, wodurch man allerdings genöthigt sein würde, in kürzeren Zeiträumen aufzuwersen als bisher, und die Kohle so aufzugeben, daß sie die brennende Schicht an allen Stellen gleichmäßig bedeckt, so ist die Möglichkeit vorhanden, ziemlich rauchfrei zu feuern. Beim Aufwerfen der Kohle wird der Rauch schieber geschlossen. Ist die Feuerung mit zwei Feuerthüren versehen, so werden die beiden Rosthälften in gleichen Zeitabschnitten abwechselnd beschickt. Man hat dann auf der einen Seite des Rostes stets hell brennendes Feuer. Nach der zweiten Vorschrift, welche der eben gegebenen ent schieden vorzuziehen ist, wird die Kohle nur auf den vorderen Theil des Rostes und auf die Feuerplatte aufgegeben und erst vor dem nächsten Aufwerfen nach hinten geschoben und über die Rostfläche ausgebreitet. Hierbei wird darauf geachtet, daß die Kohle beim Ausziehen mit der Krücke nicht überstürzt und auf gerührt wird. Man schiebt zuerst die hinter dem Kohlenberge liegenden glühenden Kohlen nach dem hintersten Theile des Rostes, läßt dann den Hinteren Theil des Kohlenberges folgen und fährt so fort, bis der vordere Theil des Rostes und die Feuerplatte von Kohle freigelegt ist. Dann wird vorn frische Kohle über die ganze Rostbreite aufgegeben und darnach die Feuerthür wieder geschloffen. Bei richtiger Anwendung dieser Vorschrift wird man stets eine fast rauchfreie Verbrennung erzielen. Auch hier ist es Regel, den Rauchschieber beim Aufwerfen zu schließen und die Höhe der Brcnnnstoffschicht dem Brenn material anzupassen. Die Höhe der Brennstoffschicht hängt ab vom Zuge. Starker Zug gestattet hohe, schwacher Zug verlangt niedrige Brennstoff schichten. Jeder Schornstein ist nur eine ganz bestimmte Zug stärke zu liefern im Stande; wird er höher beansprucht, so raucht er, d. h. die Verbrennung auf dem Roste wird eine unvollkommene und die Rauchgase ziehen zum Theil unverbrannt in den Schorn stein ab. Soll also ein Rauchen des Schornsteins vermieden werden, so darf die der Zugstärke entsprechende Brennstoff-Schicht höhe nie überschritten werden. Der Rauchschieber wird der jeweiligen Brennstoff-Schichthöhe entsprechend eingestellt. Geht man auf einem Planroste von einer schlechteren Kohle zu einer besseren über oder wird der Betrieb vermindert, so darf man die ursprüngliche Rostgröße nicht beibehalten, sondern hat dieselbe durch theilweises Abdecken des Rostes mit Chamotteziegeln oder Vorziehen der Feuerbrücke zu verkleinern. «Forts, folgt.) Die Locomobilenfabrik Heinrich Lanz, Mannheim, auf der Pariser Weltausstellung. Haben wir in den letzten Nummern des vorigen Jahrganges die Erzeugnisse der Locomobilfabrik der Firma R. Wolf in Magdeburg-Buckau einer eingehenden Besprechung unterzogen, so nehmen wir heute Gelegenheit, unfern Lesern eine andere Welt firma dieser Branche in ihrer Bedeutung und Größe vor Augen zu führen, die seit Jahren ihre Erzeugnisse mit stets steigendem Erfolge im Jnlande, wie auch in die entferntesten Gegenden des Auslandes absetzt. Der Name Heinrich Lanz, der früher nur in landwirthschaftlichen Kreisen wohlbekannt war, ist, seitdem diese Firma auch den Bau großer Locomobilen übernahm, in die weitesten Kreise der Industrie gedrungen. Mit dem raschen Emporblühen unserer heimischen Industrie in den letzten Jahr zehnten hat die Firma Lanz nicht nur gleichen Schritt gehalten, sondern sie hat es auch verstanden, sich durch die solide und peinlich sorgfältige Ausführung ihrer Fabrikate aus kleinen An- I sängen heraus eine Stellung unter den ersten Firmen des Continents zu sichern und sich vermöge ihrer unerreichten Jahres produktion an Locomobilen zur größten Locomilfabrik Deutsch lands emporzuschwingen. Würdig ihrer Bedeutung ist die Firma auch auf der dies jährigen Weltausstellung in Paris vertreten, wo sie durch ihre geschmackvoll ausgestatteten Maschinen die besondere Aufmerksamkeit der Ausstellungsbesucher auf sich lenkt. Das regste Interesse aller Fachkreise zieht aber vor Allem die in Gruppe 4, Classe 19, imponirend hervortretende Jndustrie-Locomobile von normal 250 effectiven Pferdekräften auf sich, welche durch ihre colossalen Dimensionen und durch die in allen Theilen zu Tage tretende Gediegenheit der Ausführung, sowie besonders aber durch ihre gutdurchdachte Construction in der That ein Meisterwerk der Maschinenbaukunst repräsentirt. An dem allgemeinen Wettbewerb nahm die Firma Lanz nicht Theil, da deren Chef, Herr Geh. Commerzienrath Heinrich Lanz, die Ehre hatte, als Vicepräsident der Jury in Classe 19 (Dampf maschinen, Locomobilen, Kessel) zu fungiren. Umstehende Skizze (Fig. 1) zeigt uns die erwähnte große Jndustrie-Locomobile, sie ist stationär, gehört zum Compound- System und arbeitet mit Einspritzcondensation. Ihre Maschine besitzt, wie gesagt, eine Normalleistung von 250 und eine Maximal-