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— 177 — Die Aulicus-Rollenmühle der Firma Ernst Hofmann L Co. in Breslau, Klosterstraße 66, stellt einen bedeutenden Fortschritt in der für viele Gewerbe wichtigen Zerkleinerungstechnik dar und glauben wir daher, daß es für viele unserer Leser von Interesse ist, wenn wir sie mit derselben bekannt machen. Beistehende Abbildung zeigt die äußere Ansicht derselben. Die bis jetzt gesammelten Resultate und Erfahrungen scheinen dieser neuen Mühle den richtigen Weg allgemeiner An wendung zu bahnen, denn sie bietet bei umfassender Anwendungs möglichkeit besondere Vortheile. In erster Linie ist der geringe Kraftverbrauch erwähnens- werth, den sie bei der normalen Leistung bei Vermahlung zu höchster Feinheit erfordert. Die billigen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten, sowie der geringe Raumbedarf tragen zur Erhöhung ihrer guten Eigenschaften bei. Die „Aulicus-Rollen-Mühle" ist eine Fliehkraftmühle, bei der die an den bestehenden nach anderem Princip gebauten Rollenmühlen gemachten Erfahrungen in sorgsamster Weise aus genützt wurden. Die neue, aber bereits bewährte Anordnung ovaler Mahlkörper, Rollen an Stelle der Kugeln, und deren Mitnehmer bewerkstelligen eine äußerst günstige Vermahlung, die besonders bei Erzeugung feineren Productes von Bedeutung ist. Den Mahlraum begrenzen entsprechende Siebe, um die Griese vom feinen Mahlgut zurückzuhalten. Es genügt aber auch die Einschaltung eines gröberen Siebes, um feines Mahlgut zu erhalten; so liefert z. B. bei Cementmahlung Sieb Nummer 12 (12 Maschen auf den engl. Zoll) ein Product, in welchem nur 14 °/„ Rückstand durch ein 900er Normalsieb enthalten sind. Eine willkommene Maschine dürfte diese Mühle für solche Materialien sein, die sich gern verschmieren, wie Gips, Speck stein, Kreide re., bei denen überhaupt jede Siebung durch die in ihnen enthaltenen fettartigen Substanzen ausgeschlossen ist. Die „Aulicus-Rollen-Mühle" mahlt diese Producte in höchster Feinheit anstandslos und erzeugt ein schönes und gleichmäßiges Mahlgut. Nimmt man anstatt glatter, geriffelte Mahlkörper, so ist auch die Möglichkeit zur Herstellung von Schrot geboten. Auf diese Weise läßt sich also auch die Mühle für Gctreidemahlung verwenden. Die der Abnützung ausgesetzten Theile werden aus dem besten Material hergestellt, so daß der geringste Verschleiß garantirt ist. Zum Zwecke der raschen und bequemen Zugänglichkeit der arbeitenden inneren Theile sind die Abschlußwände der Mahl kammer leicht aufklappbar und mit Momentverschlüssen versehen. Die Stahlwelle ist in langen Ringschmierlagern gebettet und gegen Eindringen von Staub auf das Peinlichste geschützt. Die Mühle durch ein kräftiges gußeisernes Beit verbunden, bildet ein festes Ganzes und kann daher auch in oberen Stockwerken zur Aufstellung gelangen. Die genannte Firma versendet kostenlos den Interessenten Prospecte über diese Mühle und erlheilt bereitwilligst eingehende Auskünfte über alle Details. Auch nimmt dieselbe in ihrer Versuchsanstalt an eingesandten Materialien Probemahlungen kostenfrei vor. Unglücksfall. In der Papierfabrik zu Waldheim (sogen. Obermühle) hatte sich das Ablaßventil unten am Kessel so verstopft, daß Hilfs mittel in Anwendung gebracht werden mußten. Auf Anweisung des Werkmeisters wurde am 20. März, nachdem das Auslauf rohr entfernt, genanntes Ventil, was ein „50er" gewesen sein soll, geöffnet und zwar soweit, daß viermal herum aufgedreht würde, noch dazu bei 7 Atm. Ueberdruck. Ein Unfall hätte hier wohl vorausgesehen werden können. Es wurde nun zunächst versucht, mit einem gebogenen Draht, welcher sich als zu schwach zeigte, hindurchzustoßen, dann ein stärkerer zur Hand ge nommen, welcher den Zweck erreichte, und im Nu standen Werk meister, Schlosser und unser College Fulde in einer Dampf- und Wasserwolke. Den Werkmeister sammt den Schlosser schleuderte es auf den Kohlenhausen und kamen Beide sozusagen mit heiler Haut davon. College Fulde, welcher die Aufgabe hatte, bei Durchbruch das Ventil sofort zu schließen, was er auch mit wahrer Todes verachtung ausgeführt hat, mußte man nach vollbrachter That aus dem ^ Meter tiefen Kanal herausziehen, und zwar gänzlich verbrüht. Beine, Arme, Hände und besonders das Gesicht scheu schrecklich aus, sodaß er fast hoffnungslos darniederliegt, sein Anblick ist schaudererregend. Wir können ihm nur deshalb das beste Lob ertheilen, daß er sich nicht gescheut hat, unter eigener Lebensgefahr das Ventil zuzudrehen, und somit den Betrieb vor einer Unterbrechung zu retten. Wenn es ihm nicht gelang, wer weiß, was dann geschah. — Dir aber, unglücklicher College, rufen wir ein dreimaliges „Gut Dampf" entgegen, mit dem Wunsche auf baldige Genesung, um wieder in unserer Mitte erscheinen zu können. Genannter Werkführer hat es nicht einmal für nöthig befunden, seinen Chef davon zu benachrichtigen, sondern derselbe hat es erst von dritter Person nach 8 Tagen erfahren. Vor stehender Unfall beweist, daß auch Vorgesetzte nicht immer „die i Mutter der Weisheit" ihr Eigen nennen, ja sogar leichtsinnig ^ handeln. Obigem Bericht müssen wir beifügen, daß der betreffende College sich mit aller Energie einer solch unverantwortlichen ! Handlungsweise hätte widersetzen müssen, auf keinen Fall aber dabei helfen durste. Falls der Werkmeister oder Schlosser zu Schaden gekommen wären, hätte er noch eine Anklage wegen fahr lässiger Körperverletzung zu erwarten, denn als Heizer ist ihm die Gefährlichkeit einer solchen Manipulation bei so hohem Druck bekannt, und als solcher trägt er allein auch die Verant wortung. Die Arbeiter in unserm Beruf müssen stets eingedenk sein, daß sie zunächst unter dem Gesetz stehen, und erst wenn gegen die Bestimmungen desselben nicht verstoßen wird, die An ordnungen von anderer Seite ausführcn können. Dem verun glückten Kollegen wünschen auch wir von Herzen, daß er bald wieder hergestellt wird und keinen Schaden an seiner Erwerbs fähigkeit davonträgt, allen Lesern aber, daß sie sich diesen beklagenswerthen Vorfall zur Lehre dienen lassen. D. R. Eingesandt.* Ein Wort an alle wcrthen Bezirksvereine u.Berbandscollegen! Wieder nahen wir dem Verbandstage und mit diesem einer ungeheuren Ausgabe der Verbandscasse, welche wohlweislich in zwei bis drei Tagen unter die Delegirten vertheilt werden muß. Da nun diese Summe zur Linderung der Schmerzen oder als Sterbeunterstützung ein halbes Jahr reichen würde, ist cs Wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, wie diesem Üebelstand am besten abzuhelfen sei. Da nun schon beim vorigen Verbands tag Anträge auf Kreiseintheilung Vorlagen und auch unserseits derselbe gestellt war, erlauben wir uns, denselben wieder in Vor schlag zu bringen: „Den Verband in Kreise einzutheilen; die Kreisvereine haben unter sich einen Delegirten zu wählen, und die Kosten für denselben sind von den Kreisvereinen zu tragen". Dadurch würden nicht nur die Delegirten weniger, welche beim Zusammentritt des Verbandstages viel besseres Arbeiten hätten, nein, auch die unerfüllbaren Anträge werden dadurch bedeutend * Für die unter „Eingesandt" gebrachten Berichte übernimmt die Redaction den Mitgliedern unseres Verbandes gegenüber keine Verantwortung,