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XI. Ban- Chemnitz, den 15. April 1901. Nr. 14. Der JnjertionprciS beträgt ^ pro viergespaltene Petitzeile oder deren Raum 2S Ps. Bei Wiederholungen Rabatt. -4 Deutsche ^ Beilagen, von denen der Redactton einProbeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auflage ^ billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. DpAM ^8 JäMchm der Hereine snr AüschinPen AN^ Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrist erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. --- 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 Kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750a I. Anhang für 1898.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigentheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redactionellen Berichte u. Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen sür den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Znhalts-Verzeichnitz: 1. Die elektrische Licht- und Kraftanlage der Sächs. Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann, Aktiengesellschaft, Chemnitz. 2. Elektrische Leitungen in feuchten Räumen. 3. Heißdnmpfmaschinen und ihre praktische Wartung. 4. Rauchverzehrender Feuerbrückenrost der Actien- gesellschaft Hartung. 5. Die Aulicus-Rollenmühle der Firma Ernst Hofmann L Co. in Breslau. Unglücksfall. Eingesandt. Antworten rc. Die elektrische Licht- und Kraftanlage der Sächs. Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann Actiengesellschaft, Chemnitz. In der Jugendzeit der Entwickelung des deutschen Maschinen baues waren es besonders zwei Männer, welche durch Fleiß, Geschick und unermüdliche Ausdauer die von ihnen gegründeten Unternehmungen zu hoher Blüthe brachten und ihrem Heimathlande dadurch große, unvergeßliche Dienste leisteten, A. Borsig und R. Hartmann. Während Ersterer gleich bei Gründung seines Geschäfts 1837 mit ungefähr 50 Arbeitern den Bau von Locomotiven ins Auge faßte, nahm das Geschäft des Letzteren einen viel bescheideneren Anfang, aus welchem es sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu einem der größten und unbedingt vielseitigsten Etablissements des Maschinenbaues entwickelte. Richard Hartmann, am 8. November 1809 zu Barr im Elsaß geboren, lernte als Zeugschmied und trat 1832 bei Haubold, dem Begründer der Chemnitzer Maschinenindustrie, in Arbeit. 1837 machte er sich selbstständig und begann mit nur drei Arbeitern den Bau und Reparatur von Baumwollspinn maschinen. 1840 hatte sich die Arbeiterzahl schon auf 30 ver mehrt und erhielt in diesem Jahre das kleine Werk einen bedeutenden Aufschwung durch die Erfindung und Ausführung des Flortheilers (Continue) für Streich- und Tuchgarne, welcher so schnellen Eingang in allen Spinnereien fand, daß Richard Hartmann den an ihn gestellten Anforderungen bald nicht mehr zu genügen vermochte. Seit der Bau dieses Flortheilers immer mehr in den Vordergrund trat, ward auch der Herstellung von Streichgarn-Spinnmaschinen ein Hauptaugenmerk zugewendet und ist das Etablissement bis auf den heutigen Tag für Streich-, Vigogne-, Abfall- und Kunstwoll - Spinnerei, sowie Tuch fabrikation das mit allen Neuerungen und Verbesserungen vorangehende geblieben, während der Bau von Baumwoll-Fein- spinnereimaschinen nach und nach ganz abgestoßen worden ist. Von der ursprünglichen Continue-Vorrichtung bis zu dem die Vollendung eines vorzüglichen Mechanismus darstellenden Sel- factor mit dreifacher Spindelgeschwindigkeit sind der Name Richard Hartmann und der der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz mit den zahlreichen Fortschritten verknüpft, vermittelst deren die gedachten Branchen den heutigen hohen Standpunkt ihrer Vervollkommnung erreicht haben. Gleichzeitig mit diesem ersten großen Erfolg wurde auch mit dem Bau von Dampfmaschinen begonnen, und 1841 die erste Dampfmaschine und der erste Dampfkessel abgeliefert, der bald andere folgten und bereits 1844 fanden 30 Arbeiter mit Herstellung dieser Maschinen in der damaligen Leipziger-, jetzigen Hartmannstraße Arbeit, also auf dem Grundstück, wo sich jetzt das Werk befindet. Am 7. Februar 1848 kam die erste Loko motive „Glück auf" an die Sächsischen Staatseisenbahnen zur Ablieferung, Ende der 40er Jahre nahm der Webstuhlbau seinen Anfang, 1854 wurde die eigne Gießerei in Betrieb ge nommen, 1855 begann der Bau von Turbinen, Tangential rädern und Mühleneinrichtungen, bald darauf die Herstellung größerer Bergwerksmaschinen, Kunstgezeuge und Bohrapparate rc. und 1857 wurde der Werkzeugmaschinenbau als besondere Be triebsabtheilung eingerichtet. Eine solche stetige Erweiterung der Fabrikationszweige erforderte einen Neubau nach dem anderen, sowie die Anschaffung zahlreicher Hilssmaschinen, deren Zahl 1857 bereits auf 540 gestiegen war, während die Arbeiterzahl circa 1500 betrug. Obgleich ein großer Brand im Juli 1860 den größten Theil der Fabrik in Trümmer legte, so gelang es der rastlosen Energie Rich. Hartmann's, die Fabrik in kurzer Zeit wieder aufzubauen und. sie im Jahre 1864 weiter durch ein großes Werkstattgebäude für Werkzeugmaschinenbau, 1865 durch Er weiterung der Gießerei, 1868 durch Einrichtung einer besonderen Abtheilung für ModMjfckfierei u. s- w., sowie durch den Bau einer geräumigen Montirwerkstatt für Locomotiven zu ver größern, sodaß das Werk in letztgenanntem Jahre ca. 170 Be amte und 2700 Arbeiter zählte. Im Jahre 1870 ging das Etablissement in die Hände der Aktiengesellschaft „Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz" mit 7 500 000 Mk. Capital über und wurde weiter bedeutend ver größert durch eine neue Kesselschmiede 1872/73, eine Werkstatt für den Dampfmaschinenbau 1873/74, eine solche für den Web stuhlbau 1882, eine Kupferschmiede und Metallgießerei 1888, eine besondere Werkstatt sür den Bau schwerer Webstühle 1888/89, Erweiterung der Schmiede, des Dampfmaschinenbaues und eine neue Werkstatt für den Bau von Eis- und Kühlmaschinen 1889, welcher letztere Betriebszweig 1886 eingeführt worden ist. Im Jahre 1895 wurde eine ansehnliche Erweiterung der Werkstatt für Dampfmaschinenbau und derjenigen für Werkzeugmaschinen bau vorgenommen und ferner ein benachbartes Grundstück an der Hartmannstraße angekauft, auf dem 1896 ein Verwaltungs gebäude und eine neue Werkstatt für Spinnereimaschinenbau errichtet worden sind. An der Limbacherstraße wurde ein Grundstück erworben und auf demselben die Gebäude für eine Gießerei errichtet, in welcher 800 Mann Beschäftigung finden. 1898 wurde dieselbe in Betrieb genommen. Fig. 1 zeigt einen Situationsplan der gesammten oben erwähnten Anlagen. Ein Ueberblick der im Laufe der Jahre aus diesem Etablissement hervorgegangenen Dampfmaschinen giebt ein an schauliches Bild der Entwickelung des Dampfmaschinenbaues in dieser Zeit und dürfte daher für unsere Leser von großem Interesse sein.