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161 cylindrische Gestalt hat, kann dasselbe auch in vollständig mit Platten gefüllte Zellen eingeführt werden. Zum Abfüllen von Säure und anderen Flüssigkeiten aus Glasballons (Korbflaschen) hat der Heber einen lichten Durch messer von 11 und eine Saughöhe von 700 mm und ist mit einem Kork versehen, so daß der Heber in jeder beliebigen Höhe festgestellt werden kann. Verbietet sich das Anziehen von Säure, Petroleum, Lauge, Gift und anderen ungenießbaren Flüssigkeiten mit dem Mund von selbst, so widerspricht diese Art des Abziehens von Ge tränken den Gesetzen der Hygiene und den polizeilichen Verord nungen. Dieser Heber dürfte daher auch jedem Weinproducemen, Wirth, Flaschenbierhändler und Colonialwaarengeschäft, wie jeder Haushaltung von großem Werth und Interesse sein, weil mit demselben alle Getränke auf die einfachste, reinlichste und be quemste Weise ohne jeden Verlust abgefüllt werden können, auch das Probenehmen aus Fässern, Ballons usw. ungemein er leichtert wird. Gegenüber anderen meist sehr complicirten Constructionen hat dieser Heber den Vorzug, daß der kürzere Schenkel aus einem ganz einfachen geraden Rohr ohne Ventil oder dergleichen besteht, so daß der Heber auch in enghalsige Gefäße: Säure ballons, Weinflaschen usw., bei Accumulatoren-Zellen sogar zwischen die einzelnen Platten eingeführt werden kann. Sehr beachtenswerth ist ferner, daß der Heber aus zwei Haupttheilen besteht, welche durch säurefeste Schlauchstücke luft dicht mit einander verbunden sind; er kann daher leicht in seine einzelnen Theile zerlegt und gereinigt werden und ist, auch aus Glas hergestellt, bei Weitem nicht so zerbrechlich, als wenn beide Schenkel in starrer Verbindung stehen. Aus Celluloid oder Hartgummi bildet dieser Hever einen Gebrauchs-Gegenstand, den man auch einem weniger vorsichtigen Arbeiter getrost anver trauen kann. Für den Gebrauch wird der Heber bei geschlossenem Hahn und zusammengedrücktem Ball mit dem kürzeren Schenkel in die abzufüllende Flüssigkeit getaucht und dann der Ball losgelassen, worauf die Flüssigkeit den längeren Schenkel füllt und je nach Belieben durch den Hahn abgezapst werden kann. Der Heber wird also bei geschlossenem Auslauf in Be trieb gesetzt. Durch einen zweiten Druck auf den Gummiball und gleichzeitiges Herausnehmen des Hebers kann die Flüssigkeit aus demselben wieder zurückbefördert werden. Wenn man bedenkt, daß eine einzige Korbflasche Schwefel säure mehr kostet, als der Anschaffungspreis dieses Hebers be trägt, daß aber die in solchem Falle weglaufende Säure noch große Unannehmlichkeiten und oft viel kostspieligere Zerstörungen verursacht, erkennt man ohne Weiteres die Zweckmäßigkeit dieses Apparates. Fabricirt und in den Handel gebracht wird dieser Heber von Eugen Mahla in Frankenthal (Pfalz), doch kann der selbe auch durch die Firma R. Scheibe, Leipzig, Hohestr. 15, zum Fabrikpreis bezogen werden. Ein beachtenswerter wirtschaftlicher Versuch. Wir sind es gewohnt, das gesammte wirthschaftliche Leben als einen ununterbrochenen Krieg anzusehen; auf der einen Seite der Concurrenzkampf sowohl der Unternehmer als auch der Arbeiter unter sich, auf der anderen Seite der Kampf zwischen Unternehmern und Arbeitern um den Antheil an dem Productions- gewinn. Gelänge es, durch einen Ausgleich der widerstreiten den Interessen friedliche Zustände herbeizuführen, so wäre die sociale Frage gelöst, aber leider wird wohl der dauernde wirth schaftliche Friede ebenso ein unerreichbares Ideal bleiben, wie der ewige Weltfriede. Indessen erfordern diefe Kämpfe so unge heure Opfer, daß auf allen Seiten das Bedürfniß besteht, ihre Schärfe nach Möglichkeit abzumindern und Mittel und Wege ausfindig zu machen, um wenigstens vorübergehend zum Frieden zu gelangen. Aus diesem Bedürfniß heraus sind zunächst die Organisationen der Arbeiter und Arbeitgeber entstanden, durch welche beide Parteien bestrebt sind, den Zwistigkeiten und dem Concurrenzkampf im eigenen Lager ein Ende zu machen. Aber dieser Schritt bedeutet in erster Linie ein engeres Zusammen schließen, eine Verstärkung der Rüstung für den schwereren Kampf um den Productionsgewinn. Beide Parteien stehen sich besser gewappnet gegenüber, und man könnte in Folge dessen sogar glauben, daß der Friede in weiterem Felde sei als je zuvor, wenn es nicht eine alte Erfahrung wär, daß, je mächtiger zwei Gegner sind, je blutiger ein Entscheidungskampf zu werden droht, um so größer die Neigung ist, ihn zu vermeiden und Waffen stillstand zu schließen. In England, das in Folge seiner ganzen industriellen Ent wickelung auf diesem Gebiet die Führung hat, ist in neuerer Zeit ein ernsthafter Versuch gemacht worden, auf der Grundlage der bestehenden Organisationen dem Ziele einer Verständigung zwischen Unternehmern und Arbeitern um einen tüchtigen Schritt näher zu kommen, indem man ihre beiderseitigen Interessen unter einander verknüpft. Die Idee stammt von einem Birminghamer Fabrikanten E. I. Smith und sie soll in den großen Jndustrie- cenlren des britischen Königreichs bereits eine starke Verbreitung gefunden haben. Die Sache ist kurz folgende: In den verschiedenen Industriezweigen schlossen die Ver bände der Arbeiter und Unternehmer einen Vertrag, durch welchen sich der betreffende Arbeitergewerkverein verpflichtet, nur für die dem Unternehmerverband angehörenden Arbeit geber zu arbeiten, wogegen der Unternehmerverband sich verpflichtet, nur Mitglieder des Gewerkvereins zu be schäftigen und bei einer vom Verband vorgenommenen Preis heraufsetzung für die Producte auch die Löhne entsprechend zu steigern. Durch eine solche „Allianz", wie diese Art von Abkommen genannt wird, werden also die Arbeiter zu Stützen der Unter nehmerverbände, der Cartelle, gemacht. Das klingt für uns, die wir hauptsächlich die Schattenseite der Cartelle kennen, ziemlich bedenklich; dem freihändlerischen England aber, wo keine Schutz zollschranken die Entfaltung der internationalen Concurrenz hemmen, sind die Gefahren des Cartellwesens sehr viel geringer, und die Arbeiter haben das Interesse und auch die Macht, einer übermäßigen Preissteigerung, die zu einer Einschränkung des Consums und damit eine Verminderung des Arbeitsbedarfs führen würde, zu widerstreben. Bisher hat sich das Princip der „Allianzen" in England durchaus bewährt; es haben sich ihnen mehrere Jndustrievereine mit etwa 30000 Arbeitern angeschlossen. Die Interessengemein schaft hat sich als so stark erwiesen, daß bisher keine einzige von ihnen sich aufgelöst hat und alle entstehenden Zwistigkeiten durch beiderseitiges Entgegenkommen beigelegt wurden. Ob sie auch auf deutschem Boden Fuß fassen könnten, ist die Frage. Wir haben allerdings schon etwas Aehnliches in der Tarifvereinigung des Buchdruckgewerbes, aber bisher hat sich bei uns noch in keinem anderen Industriezweig Neigung gezeigt, diesem Beispiel zu folgen. Bei uns stehen sich die Vereinigungen der Arbeiter und der Unternehmer ganz anders gegenüber als in England. Während sie sich dort schon längst als gleichberechtigte Parteien anerkannt haben, betrachten sie sich bei uns als Feinde. Die Mehrzahl der deutschen Unternehmer suchen nach Möglichkeit die Bildung und Erstarkung der Gewerkvereine zu Hintertreiben, und wenn sie von der Interessengemeinschaft beider Theile sprechen, handelt es sich für sie thatsächlich darum, den Einfluß der Arbeiterorganisationen zu brechen. Auch würde der Umstand, daß die deutsche Wirthschaftspolitik sich auf dem Schutzzoll auf baut, eine solche Stärkung des Cartellwesens, auf denen die „Allianzen" beruhen, zu einem recht gefährlichen Experimente machen. Bei uns fehlen die nöthigen Vorbedingungen, aber jedenfalls ist es von Interesse, auch im Ausland jeden Schritt zur Förderung des socialen Friedens aufmerksam zu verfolgen. Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang. Aus Eschwege bei Cassel wird uns geschrieben: So mancher Unglücksfall ist eine Folge von Unkenntniß und hätte vermieden werden können, wenn an zuständiger Stelle Informationen einge holt worden wären, dies beweist nachstehender Fall. Mittwoch den 20. Februar hatte der Heizer einer hiesigen Färberei, Firma E. Fischer, den Dampfkessel, welcher seit Weih nachten außer Betrieb war, bis unter die Flammrohre entleert,