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110 stülpung bildete und die Kegelseiten der beiden anderen in stumpfen Winkeln an einander stießen; belegt waren die so ge bildeten inneren Flächen mit ebenen Spiegelglasstreifen. Trotz der angeblich erzielten Erfolge hörte man nichts von einer größeren Verbreitung dieser Einrichtung. Im Jahre 1892 führte die Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. S. Schuckert L Co., Nürnberg, einen Reflector für indirecte Beleuchtung ein, der ebenfalls aus einem vielseitigen Spiegelglaskörper, bezw. aus zwei zusammengesetzten Spiegel- Pyramiden bestand. Abgedeckt wurde der Brennraum nach oben durch Scheiben aus Riffel-Ueberfang- oder Mattglas. Sämmtliche Hör- und Zeichensäle der technischen Hochschule in München wurden z. B. mit solchen Lampen ausgestattet. Dies waren die ersten nenncnswerthen Erfolge der indirecten Beleuchtung. Durch die Bemühungen der bekannten Firma Körting L Mathiesen, welche unter ihrer sachkundigen Leitung so hervor ragende Erfolge zu verzeichnen hat, kam diese vortheilhafte Be leuchtungsart jedoch erst in das richtige Geleis und erfuhr eine rasche Verbreitung. Bei Neuanlagen wird dieselbe ihrer großen Vorzüge wegen fast ausschließlich ange wandt. Nachstehend sollen zwei im Jahre 1895 unter Gebrauchs muster gestellte Neu- constructionen ge nannter Firma be sprochen werden. Da nicht für alle Räume, in denen zer streutes Licht zur An wendung gelangen soll, gleiche Ansprüche auf Vertheilung des Lichts und Abblendung der Lichtquelle gestellt werden, so wurde ein Unterschied zwischen halb und ganzdiffusem, resp. zwischen gemisch tem und ausschließlich indirectem Licht ge macht und zwar des halb, weil bei erstge nanntem Licht, wie bereits gezeigt, eine bessere Ausbeute der Leuchtkraft möglich ist. Die Einrichtung zur Erzeugung halb Fig. 4. p/, diffusen Lichtes ist in der Ansicht durch Fig. 3, und im Schnitt, mit oberem Reflector durch Fig. 4 dargestellt. Eine oben offene, halbrunde Glocke a aus Opalglas fängt den ganzen Lichtstrom auf, wobei die Lichtstrahlen theils unter starker Streuung durch das Glas hindurchgehen, theils von der glänzenden Oberfläche desselben nach oben reflectirt werden. Diese reflectirten Strahlen werden nun von der Weißen Decke oder in Ermangelung derselben von einem Weißen Blechreflector ck, wie in Fig. 4 angegeben, aufgefangen und nach unten gesandt. Die Blendung ist bei dieser Lampe sehr gering, der Licht verlust beträgt ca. 25 Prvcent. Die zweite Neuerung, die ein besonderes Interesse in Anspruch nimmt, betrifft einen Reflector für ganz diffuses Licht, Fig. 5 und 6. Auch hier stehen die Kohlen normal, das Licht fällt also zunächst nach unten und wird durch einen emaillirten Reflector « gegen die Decke ck geworfen. Oberhalb des Lichtbogens, der vollständig unsichtbar ge halten ist, befindet sich ein kleiner Schirm b, der die nach oben fallenden Lichtstrahlen auffängt und sie durch Brechung gleich falls dem großen Reflector « zuführt, von dem dieselben gegen die Decke geworfen werden. Ohne diesen kleinen Schirm würden die umgebenden Wände bei Gleichstrom einen scharf abgegrenzten Lichtrand zeigen, welcher Schatten der Bänder oder Ketten o enthält, und der aus ästhetischen Rücksichten zu vermeiden ist. Die anfängliche Annahme, daß der Lichtverlust bei der Verwendung eines emaillirten Reflectors unter dem Lichtbogen angesichts der doppelten Reflexion des gesammten Lichtstromes ein so großer sein würde, daß die praktische Benutzung ausge schlossen erschien, fand durch die vorgenommenen Lichtmessungen mit dem Weber'schen Photometer eine glänzende Widerlegung. In Folge des geringen Abstandes der reflectirenden Fläche vom Lichtbogen und in Folge der glänzenden Emailleoberfläche des Reflectors wird ein so großer Nutzen der Beleuchtung er zielt, daß nur 36 Proc. der Gesammtlichtmenge verloren geht. Die Lichtvertheilung, die direct durch photometrische Mes sungen an verschiedenen Stellen eines Saales ermittelt wurde, wobei zugleich auch photopraphische Aufnahmen der Decken- und Seiten-Beleuchtung stattfanden, erwies sich als außerordentlich günstig. Es erklärt sich diese Thatsache daraus, daß bei der Brechung der Licht strahlen durch den Emaille - Reflector in Folge der mathematisch sehr unebenen Fläche gleichzeitig eine starke Streuung eintritt, und da sich derselbe Vor gang an der Decke noch einmal wiederholt, so wird die gesammte Streuung im Raum eine außerordentlich große. In dem im Jahre 1895 fertiggestellten Südflügel der Universität Leipzig wurden sämmtliche im Winter 1895 benutzten Hörsäle mit einer ge sammten Bodenfläche von 1129 gm und Sitzplätzen für 1671 Studirende mit den neuen Reflectoren für indirecte Beleuchtung ausgestattet, und hat natürl. Größe.) sich diese Beleuchtungs- art durch ihr gleich mäßiges sehr Helles und ruhiges Licht vorzüglich bewährt. Vom Hygienischen Institut der Universität (Director Geh. Medicinalrath Prof. Hofmann) wurde die Platzhelligkeit sämmt- licher Auditorien mittelst des Weber'schen Photometers wieder holt geprüft. Es kann durch diese Lampen anderen Lichtquellen, so auch dem Gasglühlicht unter Umständen eine erhebliche Concurrenz gemacht werden. Da das elektrische Glühlicht im Betrieb 6 Mal theurer als Bogenlicht und dies schon bei kleinen Lampen nach Messungen und Berechnungen von Prof. Wedding gerade so billig wie Gasglühlicht zu stehen kommt, so wird der Mehraus fall an Lichtausbeute bei der indirecten Beleuchtung angesichts der anderweit unerreichbaren Lichtvertheilung und der daraus zu profitirenden Lichtausnutzung in geeigneten Fällen nicht in's Gewicht fallen. Ein gefälliges Aeußere und eine gute Ausstattung lassen eine Lampe mit diesem Reflector, wie auch Fig. 6 zeigt, sehr repräsentabel erscheinen.