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nicht in Betracht. Wir kommen mit den anderen Arbeitern wenig oder gar nicht in Berührung, werden auch wohl vielfach von unfern Mitarbeitern infolge unserer eigenartigen Thätigkeit und Zahlung eines festen Wochenlohnes beneidet. Kommen wir nun zu unserem Chef und verlangen höheren Lohn oder wir streiken, so würden wir vielleicht nur ein mitleidiges Lächeln zur Antwort erhalten. Denn einen Stellvertreter hat doch jeder College in der Fabrik, und was wäre das Ende? Wir gehen heraus und andere hinein. Dann wäre noch zu bedenken, daß Collegen, welche in gut bezahlter Stellung sind, sich sehr wohl bedanken würden, ihre gute Stelle Anderen zu Gefallen aufs Spiel zu setzen. Ein Streik kann nur da von Erfolg fein, wo eine große, straff organisirte Masse beisammen ist und etwaige Streikbrecher nicht vorhanden sind. Das ist aber weder in Preußen, noch im übrigen Deutschland der Fall. Das beste im Deutschen Verbände ist seine Zeitschrift, welche jedem Collegen zum Studium empfohlen werden kann. Für dieselbe bringt der Verband große Opfer. Betrachten wir uns nun die Leistungen des Sächsischen Verbandes, der mit nur 25 Pf. Verbandssteuer im Monat sich mehr auf fachliches und wirthschaftliches Gebiet gelegt und es sich zum Princip gemacht hat, seinen Mitgliedern und deren Hinterbliebenen für nur wenige Pfennige etwas Nützliches und Greifbares zu bieten. Der Sächsische Verband bezahlt schon nach dem ersten Halbjahr der Mitgliedschaft ein Sterbegeld von 50 Mark ansteigend bis 150 Mark. Das ist doch entschieden günstiger, als im Deutschen Verband; denn der Tod des Er nährers ist doch immer das Schlimmste, was einer Familie pafsiren kann, und damit müssen wir in unserem Berufe jede Stunde rechnen. Auch kann unsere zweimal monatlich erscheinende, technisch und wirthschaftlich ausgezeichnet redigirte Zeitschrift nicht genug empfohlen werden. Dann sind, schon infolge der niedrigen Verbandsbeiträge, die Vereine unter sich mehr in der Lage, ihren Mitgliedern in dringenden Fällen helfend zur Seite zu stehen. Nun wollen wir aber nicht behaupten, daß der Sächsische Verband mit seinen Leistungen auf der Höhe der Zeit steht. Keineswegs. Es bleibt noch sehr viel zu thun übrig, und jeder College hat die Pflicht, dazu beizutragen, daß wir auf unserer selbst vorgezeichneten Bahn immer weiter vorwärts schreiten, indem wir uns bemühen, nicht nur alle Berufs- und Fach kenntnisse, welche erforderlich sind, um allen an uns gestellten technischen Forderungen gerecht zu werden, sondern auch bestrebt sind, die unter einem großen Theil von Collegen so sehr vermißte gesellschaftliche Bildung uns anzueignen. Wenn nun im Deutschen Verbände gesagt wird, alle Maschinisten und Heizer können nur im gewerkschaftlichen Zu sammenschluß ihr Heil erblicken, so ist das vollkommen richtig, es dürfen aber auch nur rein gewerkschaftliche Ziele verfolgt werden, Politik hat für unsere Bestrebungen in Vereinen oder Verbänden absolut keinen Zweck. Wer das Bedürfniß hat, sich politisch zu organisiren, hat in anderen Vereinigungen Gelegenheit genug. Auch der Sächsische Verband hat die Pflicht, mehr gewerkschaftlich vorzugehen als bisher, vor allen Dingen hat die Sächsische Verbandsleitung die Pflicht, die widerliche Agitation des Deutschen Verbandes im Sächsischen Verbände zu hemmen und in allen Orten, wo angängig, öffentliche Versammlungen abzuhalten, die Ziele des Sächsischen Verbandes klarzulegen und die Bestrebungen des Deutschen Verbandes zu brandmarken. Die beschränkten Mittel zu Agitationszwecken dürfen kein Hinderniß sein, wir dürfen nicht warten, bis man uns sozusagen im Schlafe überfällt, und darum rufe ich auf zur gewerkschaftlichen Agitation für den Sächsischen Verband gegen den Deutschen Verband! Richard Günther, Chemnitz. Bücherscliau. Am sausenden Wcbstuhl der Zeit. Uebersicht der Wirkungen der Entwicklung der Naturwissenschaften und der Technik. Von Launhardt, Geh. Reg.-Raih, Prof. a. d. Techn. Hochschule zu Hannover. Mit vielen Abbild. Geh. Mk. —.90, geschmackvoll geb. Mk. 1.15. („Aus Natur und Geisteswelt." Sammlung wissenschaftliche gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. 23. Bändchen ) Verlag von B. G. Teubrrer in Leipzig. Heute, wo wir in den Naturwissenschaften und der Technik einen alle vergangenen Zeiten weit überragenden Standpunkt einnehmen, ist ein Rück blick auf ihre Entwickelung, wie sie das vorliegende Bändchen in geistreichen Ausführungen giebt, gewiß vielen willkommen. Indem er sie den Welt wundern der Alten gegenüberstellt, weiß der Verfasser treffend das Wesen der Wunder unserer Zeit klar zu stellen, die im Wesentlichen der Ver vollkommnung des Verkehrs dienen. Vorbereitet wurden sie, wie der Ver fasser im Einzelnen schildert, durch naturwissenschaftliche Entdeckungen, die die Sinne verschärfen und vervollkommnen. In gleicher Weise geschieht dies dann mit den Erfindungen, die unsere Herrschaft über den Raum in un geahnter Weise ausgebreitet haben, den modernen Schußwaffen wie den Fernrohren, den Eisenbahnen wie den Dampsschiffen und den Luftschiffen. Eine eingehende Darstellung erfährt insbesondere die Entwickelung des Eisenbahnwesens, in der die für die Beherrschung des Raumes wesentlichen Einsührung der Zwangläusigkeit der Bewegung, wie sie durch das Gleis, die Röhre, den Draht und das Getriebe erreicht wird, den bedeutendsten Erfolg erzielt. Im letzten der Vorträge werden die meistens zu ent gegengesetzten Erscheinungen führenden Wirkungen der Verkehrsvervoll kommnung dargestellt, die in vielseitiger Weise auf wirthschaftlichem, socialem und politischem Gebiete und auf das gesammte Kulturleben sich geäußert haben. Nicht Jeder ist in der Lage, sich ein Buch der Erfindungen im Preise bis zu 80 Mark anschaffen zu können, Vielen fehlt auch die Zeit, ein solches zu studiren. Vorliegendes Bändchen bietet zweckmäßigen Ersatz und ist ihm deshalb weiteste Verbreitung sicher. Berühmte Menschen. I. Bändchen. Hundert berühmte Mechaniker von Moritz Sutermeister. Verlag von Cäsar Schmidt, Zürich. Die Namen der bekanntesten Förderer der heut so weit vorgeschrittenen Technik sind wohl allgemein bekannt, doch schon, wenn es gilt festzustellen, was alles die Menschheit dem Einzelnen verdankt, läßt das Gedächtniß im Stich. Das vorliegende Merkchen bringt in sehr übersichtlicher Zusammen stellung eine kurze Lebensbeschreibung von den bekanntesten und auch weniger oft genannten, mit besonderer Berücksichtigung dessen, auf welchem Gebiet sie Erfolg gehabt, nebst zuverlässiger Zeitangabe. Wenn auch theiliveise die Beschreibungen sehr kurz gehalten sind und einige hervorragende Namen z. B. Edison und W. v- Siemens fehlen, dürste doch das Heftchen viele Freunde finden. Fragen. 29. Was versteht man unter dem thermischen Wirkungsgrad einer Dampfmaschine? B. S. 30. Ist es unbedingt nothwendig, jeden Abend nach Schluß des Be triebes das Feuer vom Rost zu ziehen, oder kann es unter Umständen zulässig sein, dasselbe einfach zurückzuschieben und so über Nacht liegen zu lassen? 31. Wie berechnet man den Inhalt eines runden eisernen Gefäßes von 125 om Durchmesser und 150 om Höhe nach obm und nach Litern? Antworten. 23. (Trockenelement zu erneuern.) Wenn ein Trockenelement auf gebraucht, ist es werthlos. Geladen, d. h. mit frischer Füllung ausgestattet kann es werden, doch kostet das ebensoviel als eine Neuanschaffung. Das beste Trockenelement ist das Columbus-Element, welches die größte Lebens dauer hat und durch R. Scheibe, Leipzig, Hohestr. 15, zu beziehen ist. R. S. 26. (Leistungsfähigkeit einer Locomotive.) Es ist wohl anzunehmen, daß sich der betreffende Locomotivsührer einen Scherz erlaubt hat, denn über die einfachsten Naturgesetze kann derselbe doch nicht so im Unklaren sein. Bekanntlich ist eine ?8 im Stande, in der Secunde 75 Kgr. — l'/z Ctr. zu heben. Es wäre also die Locomotive von 350 ?.8. nur im Stande, 525 Ctr. zu heben, wenn sie eben die angegebene Kraft bei so geringer Geschwindigkeit 1 m in der Secunde ausüben könnte. Dies ist aber nicht der Fall. In der Praxis würden schon bei einem viel geringeren Gewicht, welches auf die angegebene Weise gehoben werden sollte, die Räder der Locomotive einfach auf den Schienen gleiten. 27. (Zerstörung eines eisernen Reservoirs.) Es ist zu vermuthen, daß die Löcher auf Blasen im Blech zurückzuführen sind. Die Blasen sind jo lange unsichtbar, bis die Bleche in Folge Ausdehnung und Zusammen ziehen bei Temperaturveränderung beansprucht worden sind, dann treten sie als runde oder längliche Erhöhungen hervor und bilden Rostherde schon durch die Einwirkung des im Wasser enthaltenen Sauerstoffs. Auch infolge der Einwirkung des in der atmosphärischen Luft befindlichen Sauerstoffs können derartige Löcher entstehen, wenn auch das Wasser im Reservoir im Uebrigen säurefrei ist, denn überall da, wo Wasser ein- und ausströmt, bilden sich im Wasser Bläschen, welche Sauerstoff enthalten; diese Bläschen setzen sich an die Wandungen des Behälters fest und ganz besonders dort, wo sich in der Strömungsrichtung Nietköpfe, Nietnähte oder ähnliche Un ebenheiten befinden. Man sieht häufig, daß diese Lustbläschen sich reihen weise an verschiedenen Stellen ansetzen; wenn das Blech des Reservoirs erst einmal angefressen ist, dann geht die weitere Zerstörung sehr schnell vor sich. Auf ähnliche Weise erklärt sich die Entstehung der Roststellen am Deckel des Reservoirs; beim Verdampfen des erwärmten Wassers setzen sich Tropfen und Bläschen an dem Deckel fest, dringen in die kleinsten Risse und Poren ein und fressen das Eisen an. Die Wandungen solcher eiserner Behälter müssen häufig und sehr sorgfältig untersucht werden, wobei an- gesrefsene Stellen ausgekratzt und rostfrei gemacht werden müssen. Tiefer ausgefressene Stellen kreuzt man am besten heraus und flicht ein gesundes Blechstllck ein. In letzterem Falle wird ein sorgfältiger Anstrich mit einem .Rostschutzmittel gute Dienste thun und ist ein solcher bei allen eisernen Wasserbehältern vor der Ingebrauchnahme dringend zu ralhen. 28. (Unfall durch einen Heizapparat.) Da uns der Unfall bekannt, waren wir in der Lage, Erkundigungen einziehen zu können. Der betreffende