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auch im ersten Stockwerk eine größere Anzahl von Fensterscheiben zersprangen. Darüber, aus welche Weise da« Feuer auskam, ist z. Z. noch nicht- Nähere- bekannt. — Dresden. Einer bencidenSwerthen geistigen und körperlichen Rüstigkeit erfreut sich ein schon längere Zeit in Dresden domicilirendeS Frl. S., welches die ser Tage in Gesellschaft einer hiesigen geachteten Familie mit rüstigen Schritten den aufsteigenten Weg nach Zschertnitz hin und her zurücklegte. Ein jovi aler Herr der Gesellschaft bewunderte die körperliche Frische der Dame und glaubte keine Indiskretion zu begehen, wenn er da- Fräulein nach ihrem Alter fragte. Fidel drehte sich die Greisin auf dem Absatz herum und kicherte mit schalkhaftem Lächeln: „So eine 97jährige Morchel wie ich kann ihr Alter schon sagen." — Chemnitz, 16 Juli. Wie außerordentlich flau und stockend gegenwärtig der Geschäftsgang ist, beweist die ungewöhnlich reduzirtc Arbeitszeit, mit der in hiesigen Fabriken gearbeitet wird. So wird in dem Stärker'schen Etablissement in der Woche nur an 4 Tagen gearbeitet bcz. an Montagen und Sonnabenden gefeiert; desgleichen in der Samuel Esche'schen Fabrik, wo in einigen Branchen sogar blos bis Freitag ge arbeitet wird. In der Falke'schen Fabrik wird in der Zuschneiderei aller 5—6 Wochen eine Woche abwech selnd das Arbeiten ausgesetzt. — Zwickau. Die durch den Kohlenabbau im südlichen Theile der Stadt eingetretenen Boden senkungen haben auch eine Senkung der Mulde und des oberen Mühlgrabens zur Folge gehabt. An letzterem befindet sich das äußerst ausgedehnte Fabrik grundstück von Jung und SimonS, dessen zahlreiche mächtige Gebäude durch die bewegten Bodensenkungen namentlich des Mühlgraben« erheblich gefährdet wurden. Diese Firma hat daher ans eigene Kosten den etwa 2'^ Meter tiefen, 3—4 Meter breiten Mühlgraben auf etwa 800 Nieter Länge vollständig verlegen lassen. Borgestern wurde das Wasser in das neue Bett ge lassen. Das alte Bett wird au-gefüllt. In dem selben treten die Bodensenkungen erheblich zu Tage. — In der Nacht vom Dienstag zur Mittwoch ist in Cr immit schau bei einem Uhrmacher der Laden erbrochen und sind aus demselben 2k Stück silberne Remontoir-Uhren und l goldene Damenuhr gestohlen worden. Der Rollladen, welcher von dem Besitzer nicht fest angeschlossen war, ist von den Dieben in die Höhe geschoben und dann die Spiegelscheibe ein gedrückt worden. Durch die entstandene Oeffnnng aber'konnten die Diebe die Uhren von der Straße aus erlangen und sind auch vamit entkommen. Es mag deshalb ja recht auf den genügenden Berschluß der Rolladen geachtet werden, da sie in jedem anderen Falle gar keinen Schutz vor Dieben gewähren. — Zittau. Einen absonderlichen Fund machte nach der „Zittauer Morgcnzeitung" der Gast einer hiesigen Restauration. Als cr den Rest aus seinem Bicrglase leeren wollte, rollten ihm drei blanke Thaler entgegen. Der Gast übergab seinen Fund dem Wirthc, welcher nicht minder erstaunt über das Borkommniß gewesen sein soll. Vermuthlich war das Geld von einem ungetreuen Bediensteten der Kasse entnommen und hier versteckt worden. Der Dieb hatte aber inzwischen wahrscheinlich nicht Gelegenheit gefun den, den Raub anderweit in Sicherheit zu bringen. — Wohl einzig steht der Fall da, welcher auch nur Wenigen bekannt sein dürste, daß ein Schreib-, bcz. Prägefehler bei einer Münze vorkommen kann. Im Jahre 1867 sind bei der königl. säcks. Münzstelle anstatt Bereinsthaler — BerrinSthalcr geprägt und auch in Umlauf gesetzt worden, jeven- salls ist aber der Fehler später bekannt geworden und die bezügliche Stanze oder Matrize beiseite ge legt, denn es giebt genau solche Thaler und auch von derselben Jahreszahl ohne genannten Fehler. Wie viele der mangelhaften Stücke mögen in Umlauf gesetzt sein? — Bei den fortwährenden Unglücksfällcn durch Petroleum und Spiritus, welche jetzt fast täglich ihre Opfer fordern, sei wiederholt daran erinnert, daß der Umgang mit Erdöl und Spiritus im Sommer gefährlicher ist, als wie mit Schießpulver und Dyna mit. Im Winter ist zwar ebenfalls die höchste Bor sicht nöthig, allein, die Kälte läßt die Gase nicht so blitzschnell entzünden; man muß erst das Streichholz an den Spiritus bringen, ehe er zündet; im Sommer dagegen erwärmt sich Oel und Spiritus, e« schwitzt und dünstet ans, es bilden sich Gase, welche wie böse Geister unsichtbar lauern unv welche schon von Wei tem Feuer fangen. Im Winter mag manche Un vorsichtigkeit noch glücklich ablaufen, während im Som mer sich schon das geringste Bersehen entsetzlich straft. Man ahnt c« nicht und hält e- nicht für möglich, daß in einem winzigen Fläschchen mit wenig Oel oder Spiritus der martervolle Tod versteckt liegt und daß die Berührung mit dem kleinsten Streichholze genügt, um die qualvollste aller Tove-arten, die Verbrennung, herbeizuführen. In jeder Küche und an jeder Feuer stelle sollte deshalb eine Warnungstafel angebracht werden. (Eingesandt.) Schönheide. Der Werkmeister-BczirkSverein für Zwickau und Umgegend beabsichtigt morgen Sonn tag, den 19. d. M., unseren Ort mit seinem Besuche zu beehren. Da am hiesigen Platze ebensall- ein Werkmeister-BczirkSverein gegründet werden soll, so wird Herr Oberwerkmeister Börke aus Zwickau, ge legentlich seines Hierseins im „Gambrinus" (Saal zimmer) über Zweck und Wesen des deutschen Werk- meister-Berbandes nähere Mittheilung machen. Dieser Vortrag dürste da« Interesse nicht nur aller Werk meister, sondern auch der Herren Fabrikbesitzer ver dienen, weshalb hierdurch besonders auf denselben hingewiesen wird. Der Verband der deutschen Werkmeister theilt sich bis jetzt in ca. 500 Bezirksvereine mit zusammen ungefähr 20,000 Mitgliedern. Der Verein unterstützt seine Mitglieder bei Todes- und sonstigen Unglücks fällen; bemüht sich unverschuldet ans Stellung ge kommenen Mitgliedern neue Anstellung zu verschaffen und bietet sonst noch mancherlei Vortheile, welche Herr Börke in seinem Vortrage näher erörtern wird. Da der Beitrag ein entsprechend geringer ist, so wird es von Seilen der Herren Fabrikbesitzer gewiß nur gern gesehen werden, wenn ihre Werkmeister nicht verabsäumen, einem so segensreich wirkenden Verein beizutreten. (Siehe Jnseratentheil.) Aus vergangener Jett — für unsere Jett. 18. Juli. (Nachdruck verboten ) Zu der Zeit, da sich französischer Ucbermuth und Despo tismus i» Deutschland breit machen durste, konnte es Vorkommen, daß zu der Grausamkeit sich »och der kalte, bewußte Hohn ge sellte. Das war in jener traurigen Zeit am 18. Juli 1807 der Fall. An diesen: Tage sprach in Braunschweig ein fran zösisches Kriegsgericht über >4 tapfere deutsche Jünglinge das Todcsurthcil, „weil sie als westfälische Untcrlhancn in der Schill'sche» Bande gedient und die Waffen gegen ihr Vater land getragen halten!" Die Schamröthe steigt uns ins Ge sicht, daß solche Infamie in Deutschland möglich war. Daß der französische Eroberer die Männer, die sich gegen seine Bru talität erhoben, hinschlachten ließ, ist am Ende noch erklärlich; daß er jedoch einer ganzen großen, damals leider nur zu zer stückelten Nation zumuthen durfte, ihr eigenes Vaterland zu verleugnen und ein durch Willkür geschaffenes französisches Königthum als das richtige Vaterland anzuerkennen, das ist bezeichnend für die damaligen Zustände. Die Verurtheilten, deren Hinrichtung übrigens auf 3 Tage grausamer Weise er- theilt wurde, starben alle wie echte Soldaten. 19. Juli. Als am 19. Juli 1870 König Wilhelm I. von Preußen den norddeutschen Reichstag eröffnete, also am selben Tage, als die offizielle Kriegserklärung Frankreichs der preußischen Re gierung übermittelt ivurde, da sprach der König folgende Worte: „Hat Deutschland derartige Vergewaltigungen seines Rechtes und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend getragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger und recht licher Einigung, welches die Befreiungskriege zu knüpfen be gannen, die deutschen Stämme, je länger, desto inniger ver bindet; heute, wo Deutschlands Rüstung dem Feinde keine Oesfnung-mehr bietet, trägt Deutschland in sich selbtt den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter französischer Gewaltthat." Stoch mehr als damals, da diese Worte gesprochen wurden, treffen sie heute zu und sie lassen sich noch erweitern für ganz Europa; denn ein starkes und einiges Deutschland ist der beste Hort des Friedens. 20. In». In das trübe Dunkel österreichischer Geschichte und Krieg führung des Jahres 1866 fällt mit dem 20. Juli 1866 ein Heller Lichtstrahl durch die für die Oesterreicher glückliche See schlacht bei Lifsa. Von dem Marineminifter dringend ausge- sördert und von der ungeduldigen Volksstimme gedrängt, segelte der italienische Admiral Persano mit der italienischen Flotte, aus 10 Panzerfregatten und 13 Holzschiffen bestehend, aus dem Hasen von Arcona, ivo er schon mehrere Wochen unthätig ver weilt hatte. Er hatte die Absicht, die vor der Küste von Dal matien gelegene Insel Lissa, welche die Oesterreicher durch Strandbatterien und Forts stark befestigt hatten, zu erobern und zum Stützpunkte für weitere Unternehmungen zu machen. Aber seine beabsichtigte Landung scheiterte an der Tapferkeit und Tüchtigkeit der österreichischen Küsten-Artillcrie. Als der Admiral nach zweitägigem Bombardement die Landungstruppen auszuschissen begann, erschien die österreichische Flotte unter dem muthigen und geschickten Vice-Admiral Tegethoff. An Gesammtzahl der italienischen Flotte gleich, übertraf sie diese durch die überlegene Stärke ihrer Panzerschiffe und ihrer Schiffs artillerie. Nach einem vierstündigen heftigen Seekamps, wie man in europäischen Gewässern seit langer Zeit nichts Aehn- liches erblickt, sah sich Persano zum Rückzug in den Hasen von Arcona genöthigt. So hatte der Feldzug Italiens 1866 mit einer schweren Niederlage geendet, wie cr mit der von Custozza begonnen hatte. » Vermischte Nachrichten. — Fehlerhafte Behandlung der Kühe während des Kalbens. Das Vorurtheil, bei je dem Kälbern mit einer ganz übereifrigen Hast beizu springen ist leider fast überall verbreitet; da wird zu- gegriifen, wenn kaum die Füße oder der Kopf des ge boren werdenden Thicres sich zeigen, und mit Tüchern ja mit Stricken von den schnell zusammen gerufenen Hausleuten mit einer Kraft angezogen, daß die arme Kuh häufig ihren Standort nicht zu behaupten ver mag. Man wartet nicht die Wehen ab, so daß die Kliy, welche bei solcher Behandlung voll Schmerz an sich hält und das Abgehen der Geburt zu hindern sticht, widernatürlich gebären muß. So nachtheilig dies an und für sich ist, um so gefährlicher gestaltet sich ein solches Verfahren bei Erstlingskühen, wo wäh rend des Geburtsortes' sich alle MuSkclbänder dehnen müssen und ein derartige- unvernünftiges Eingreifen in den Gang der Natur die nachtheiligsten Folgen haben muß. Glaube man doch nicht, daß das Kalb ohne derartige Hülfe ersticke; man lasse der Natur ihren Lauf und gefährliche Entzündungen bei den Kühen, sowie die so häufig verkommenden Nabclbrüche bei den Kälbern werden dann unterbleiben. — Daß Friedrich der Große oft den Schalk im Nacken hatte, mußte — so erzählt der „Bär" — unter Anderen auch der alte General v. Kökeritz er fahren, den der König wegen seiner dürren, komischen Figur gern hänselte. Einmal aber gelang es dem Kökeritz trefflicb, sich aus der Affaire zu ziehen. Fried rich schenkte ihm nämlich eines guten Tages eine Tabatiere, deren Deckel eine Elfcnbeinplatte mit einem possirlichen Affen zierte. Der General nahm das Angebinde mit respektvollem Dank entgegen, schickte aber sofort einen Boten mit der Dose nach Berlin, ließ den Affen herausnehmen und dafür das Bildniß des Königs einsetzen. Am nächsten Tage, während der Tafel schnupfte er wiederholt mit sichtlichem Be hagen aus seiner Dose. Der König bemerkte dies und fragte mit sarkastischem Lächeln: „Nicht wahr, Kökeritz, die Dose gefällt Ihm?" „Sie ist mir", ant wortete Jener ergeben, „um so lieber, Euer Majestät verehrungswitrdiges Bildniß darauf prangt." Der König war starr. „Kökeritz" Hub cr endlich an, „reich' Er mir doch einmal die Dose her!" Kökeritz gehorchte. Als Friedrich die Veränderung bemerkte, lachte er hell auf. „Der Einfall ist gut und macht Ihm alle Ehre", schmunzelte er wohlwollend, indem er die Dose zurück gab. 'Nach aufgehobener Tafel winkte er den General ein wenig zu sich ins Kabinet. „Ich bin auf Seiner Dose nicht gut getroffen, hier ist ein ähnlicheres Bild niß von mir", mit diesen Worten überreichte cr ihm eine goldene Tabatiere, die auf dem Deckel des Kö nigs Bild in Brillanten trug. — Für zwanzig Pfennige Mädchcntugend. Kam da neulich in die Schwanen-Apotheke zu Rati- bor eine weißbeschürzte Küchendouna mit einem Fläsch chen. „Was wünschen Sic, mein Fräulein?" fragte der höfliche Provisor. — „Ich möchte gern vor zwanzig Pfennige Mädchcntugend," lautete die Ant wort der Holden vom Kochlöffel. Der Provisor machte ein verdutztes Gesicht. Der Chef, der selbst anwesend war, ist ein Herr von starken Nerven, er verlor aber doch die Fassung. Als cr sich von seinem Schreck erholt hatte, hielt er es für nolhwendig, sich zu vergewissern, ob er sich nicht etwa verhört habe. „Was wünschen Sie? fragte er die Donna. Und klar und deutlich antwortete dieselbe: „Bor zwanzig Pfennige Mädchentngend!" 'Nun gcrieth der Herr Apotheker selbstverständlich in die beste Laune. „ Sägen Sie mal," fragte er, „ist die Medizin Ihnen selbst ver ordnet worden?" — „Nee," sagte die biedere Maid, „ich soll sie für die Gnädige holen." — „So, so," meinte der Herr Apotheker, „na, die Tinktur habe ich ge rade nicht auf Lager, sie ist auch sehr thener; gehen Sie nur noch mal nach Hause und fragen Sie die Gnädige, ob ihr nicht mit einer anderen Tinktur ge holfen werden könne." Die Maid schwamm ab lind kam nach einer Viertelstunde erhitzt und pustend zu rück. „Ich hab' mich geirrt," meinte sie, „ich soll vor die Gnädige nich Mädchentugend, sondern Myrthen- tinktur bringen." Und lachend übergab ihr der Herr Apotheker die gewünschte Tinktur. Mau ersieht aus dieser kleinen Geschichte, daß in einer Apotheke die seltsamsten Medikamente verlangt werden. Gedankensplitter. Du langweilst die Frauen, sobald du Andere lobst, du unterhältst sie, sobald du Andere tadelst. Die besten Wahrsager sind Diejenigen, die Einem die Wahrheit umsonst sagen. Geliebt bist du, wenn man deine Fehler schön findet. Es giebt Leute, die ihre Grundsätze leichter ändern als ihre Capriccn. Eine Tugend giebt es. deren sich kein Mensch rühmen kann. — Und welche? — Die Bescheidenheit. Denn rühmt er sich ihrer, so besitzt er sie nicht mehr. 6. ttsnnLbsi-g'8 „Nonopolssläe" 1-t ilü8 Lo8lo! Kur ckirect. Ein gewisser körperlicher Wohlbehagen, neue geistige Spannkraft empfindet man nach den: Genuß von I—2 bereitet von Apotheker Dallmann. Dieselben beseitigen auch sofort alle Müdigkeit und Schlappheit nach körperlichen (z. B. Aergklettcr«) und geistigen Anstreng ungen, verhindern das Außeralhembomme», und besähigct den Menschen, größte Strapazen mit Lcichtigkein zuertragen. Sommerfrischlern besonder» zu empfehlen I Schachtel 1 Mk. in der Apotheke zu Eibenstock. kirchliche Nachrichten ans -er parochir Libkiistbck vom 12. bis 18. Juli 1891. Aufgeboten: 32) Louis Richard Dietrich, Musterzeichner hier, ehe!. S. des Karl Friedrich Dietrich, ans. Bs. und Muster zeichners in Schneeberg und Auguste Sophie Bodo hier, ehel. T. des weil. Julius Erdmann Bodo, ans. Bs. und Vordruckers hier. 33) August Hermann Heymann, Oeconomiegehils« hier, ehel. S. des Friedrich Hermann Heymann, ans. Bs. und Oeconom» hier und Adele Bauer hier, ehel. T. des Gustav Wilhelm Bauer, ans. Bs. und Formstechcrs hier. 34) Ernst Heinrich Axmann, Malergchilse hier, ehel. S. des Anton Fried rich Axmann, Malers hier und Minna Siegel hier, ehel. T. des Ernst Siegel, Steinmetzen- hier. 35) Max Richard Clauß,