4 J. H. Lambert. den Fuss des Berges gehende horizontale Ebene. Man denkt sich ferner senkrechte Linien, die aus jedem auf dem Berge befindlichen Puncte auf die Ebene herunterfallen, und da, wo diese Linien hintreffen, stellt man sich den Ort des Puncts vor, aus welchem sie heruntergezogen gedacht werden. Auf diese Art erhält man den Grundriss des Berges derge stalt, dass man nur die Höhe eines jeden Puncts über der Ebene zu wissen nöthig hat, um sich seine wahre Lage aus dem Grundrisse vorzustellen, weil dieser die horizontale Lage des Puncts angiebt. Mehrerer Vollständigkeit halber werden dem Grundrisse noch Profilrisse beygefügt, aus welchen man sich die Figur des Berges, seiner Höhe nach, deutlicher vor stellen kann. Je regulärer der Berg ist, desto weniger Profil risse sind dazu nothwendig. Wenn also z. E. der Berg ein Abschnitt einer Kugel [107] wäre, so würde ein einziger Profil riss hinreichend seyn. § 3. Nun hindert nichts, dass man nicht z. E. Europa als einen solchen Berg sollte ansehen können, dessen Fass die Fläche des Meeres beym Cap St. Vincent, bey dem Einfluss des Nils und bey der nördlichsten Spitze von Norwegen ist. Durch diese drey Puncte lässt sich eine ebene Fläche denken, und auf diese können aus jeden Oertern senkrechte Linien gezogen werden, welche die Lage der Oerter angeben. Das Profil ist durch einen Circulbogen leicht zu bestimmen, und auf diese Art wird die Charte von Europa dem Grund risse eines Berges ganz ähnlich. § 4. Die hierzu erforderliche Projectionsart ist die sogenannte orthographische, und ihre Gesetze sind längst bekannt. Man kann aber damit höchstens nur die halbe Erdfläche vor stellen, und zu Charten von einzelnen Ländern ist sie meines Wissens noch nie gebraucht worden. Hingegen haben sie die Astronomen zur Entwertung der Finsternisse desto öfterer ge braucht. Sie ist endlich auch zu solchen Planisphärien des Himmels gebraucht worden, wodurch man den Auf- und Unter gang der Sonne und der Sterne nach der Verschiedenheit der Polhöhen auf eine leichte Art hat vorstellig machen wollen, und da dient [108] sie zugleich auch, für jede Polhöhe die