[564] I. üeber die Fraunhofer’sehen Linien, Bei Gelegenheit einer von Bunsen und mir in Gemein schaft ausgeführten Untersuchung 1 ) über die Spectren farbiger Flammen, durch welche es uns möglich geworden ist, die qua litative Zusammensetzung complicirter Gemenge aus dem An blick des Spectrums ihrer Löthrohrflamme zu erkennen, habe ich einige Beobachtungen gemacht, welche einen unerwarteten Aufschluss über den Ursprung der Fraunhofer'sehen Linien geben und zu Schlüssen berechtigen von diesen auf die stoff liche Beschaffenheit der Atmosphäre der Sonne und vielleicht auch der helleren Fixsterne. Fraunhofer hat bemerkt, dass in dem Spectrum einer Kerzenflamme zwei helle Linien auftreten, die mit den beiden dunkeln Linien D des Sonnenspectrums zusammenfallen. Die selben hellen Linien erhält man lichtstärker von einer Flamme, in die man Kochsalz gebracht hat. Ich entwarf ein Sonnen- speetrum und liess dabei die Sonnenstrahlen, bevor sie auf den Spalt fielen, durch eine kräftige Kochsalzflamme treten. War das Sonnenlicht hinreichend gedämpft, so erschienen an Stelle der beiden dunkeln Linien D zwei helle Linien; über stieg die Intensität jenes aber eine gewisse Grenze, so zeigten sich die beiden dunkeln Linien D in viel grösserer Deutlich keit, als ohne die Anwesenheit der Kochsalzflamme. Das Spectrum des Drummond'sehen Lichtes enthält der [565] Regel nach die beiden hellen Natriumlinien, wenn die leuchtende Stelle des Kalkcylinders noch nicht lange der Glüh hitze ausgesetzt war; bleibt der Kalkcylinder unverrückt, so werden diese Linien schwächer und verschwinden endlich ganz. Sind sie verschwunden oder nur schwach hervortretend, so bewirkt eine Alkoholflamme, in die Kochsalz gebracht ist und die zwischen den Kalkcylinder und den Spalt gestellt