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59 wodurch die noch vorhandenen Gase grösstentheils nach dem noch flüssigen Mittelpunkt gedrängt werden, wo die selben, wenn dem Aufwartssteigen ebenfalls Schranken gesetzt wurden, sich in kleineren oder grösseren Partien ansammeln und dem entsprechend in dem erstarrten Blocke die Entstehung grösserer oder kleinei'er Hohlräume veranlassen. Die Gase üben nach unseren oben ausgesprochenen Beobachtungen auf die Blasenwandungen der Gussblöcke eine mehr oder weniger entkohlende Wirkung; sie müssen daher zunächst eine Oxydation des Eisens oder direct des Kohlenstoffes bewirken, was nur vom Sauerstoff oder von Kohlensäure vorausgesetzt werden kann, so dass die vom Flusseisen oder Flussstahl absorbirten Gase vorwaltend Sauerstoff oder Kohlensäure oder auch beide ent- -halten müssen. Das weiche — aber entsprechend hitzige — Flusseisen ist gewöhnlich reicher an Blasen, die sich mehr in der Mitte des Blockes ansammeln, sich auch meistens ineinander erstrecken, verhältnissmässig gross und annähernd kugel förmig gestaltet sind. Bei garem Gange erblasenes hartes Eisen (Flusseisen) enthält im Allgemeinen weniger Blasen; man trifft sie mehr vereinzelt, seltener genau in der Mitte, sondern mehr ausserhalb derselben und meistens von einer länglichen, mit der Spitze nach dem Umfange gekehrten Gestalt, aus der man ohne weiteres erkennt, dass das in der Blase angesammelte Gas durch Erstarrung des Metalles in der Fortsetzung seines Weges zur Formwandung verhindert worden sei. Weiches Eisen kühlt nämlich, in Folge seines verhältnissmässig hohen Schmelzpunktes, in Berührung mit der gut leitenden Form am Umfange rasch und in Gestalt einer dicken Kruste ab, wodurch die Gase gegen den noch flüssigen oder weichen Mittelpunkt gedrängt werden. Hartes Eisen (Stahl) von höherem Flüssigkeitsgrade ver harrt auch in der Form einige Zeit im flüssigen Zustande — mit Ausnahme einer etwa sogleich entstehenden dünnen Kruste —, die Gase suchen nach der Form wandung hin einen die geringsten Widerstände darbietenden Ausweg, den sie wahrscheinlich kurze Zeit hindurch auch finden, bis sie von dem erstarrenden Metalle in der eben innehabenden Stellung fixirt und eingeschlossen werden. Bei weniger garen oder gar bei matten, rasch erstarrenden Stahlsorten gestaltet sich dann die Structur auf die in Fig. 4, Taf. 7 veranschaulichte Weise. Derselbe Fall kann sich aber auch bei weichen, schwer schmelzbaren Flusseisensorten ergeben, wenn die selben übergar, überhitzt, aus dem Frischprocess hervorgehen und so gegossen werden; denn in diesem Falle ver anlasst die Wärmeentziehung durch die Form keine so vehemente Erstarrung des Ingusses, die Gase nehmen besonders in den tieferen Schichten und vor Abschluss der Formmündung ihren Weg nach den Gusswandungen, bis sie früher oder später in Folge Erstarrung des Metalles in der Weiterbewegung gehindert und als kleinere oder grössere Blasen in der eben innehabenden Stellung fixirt werden. Ist aber das weiche Flusseisen matt und kühl, so erstarrt dasselbe in der Form rapid durch die ganze Masse und der Bruch erscheint seiner ganzen Ausdehnung nach von grösseren Blasen, meistens mit oxydirter Oberfläche, besät. So wie nun der Stahlblock in dem einen oder anderen Falle langsam erstand und allmälig schwindet, ent fernt sich derselbe auch mehr oder weniger von den Wandungen der Form; die in Blasen des Gussblockes angesam melten Gase ziehen sich aber mit der Abkühlung desselben ebenfalls, und zwar in weit höherem Grade als das feste Metall zusammen, wodurch in den Poren des Blockes-und insbesondere in den Blasen luftverdünnte oder momentan selbst luftleere Bäume entstehen, in welche durch die Poren oder durch nach aussen mündende Blasengruppen Luft eingesogen wird; der Sauerstoff der so eingesogenen Luft kann nun entweder eingeschlossenes Kohlenoxydgas — aus der Wechselwirkung von Eisenoxydschlacke auf Kohlenstoffeisen herrührend — zu Kohlensäure oxydiren, die wieder auf Eisen und Kohlenstoff einwirkt, oder unmittelbar Eisen oxydiren, das aber wieder durch angrenzendem Kohlen- 8*