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51 Auch die Aetzung der englischen Schiene Nr. 21 (Taf. 15) deutet auf einen bedeutenden Schwefelgehalt im Fuss und Steg, während dies bei der belgischen Schiene Nr. 22 (Taf. 15) weniger der Fall zu sein scheint. Einzelne Figurengruppen im Steg und links im Fusse dieser letzteren lassen übrigens ebenfalls einen nicht unbedeutenden Schwefelgehalt voraussetzen. Nom Verhalten des Siliciums war bereits oben S. 49 die Rede; es scheint danach eine mehr grobe Streifung in den Aetzfiguren zu befördern, etwa wie in der Probe 2, 2« und 3 (Taf. 9). Es scheint übrigens, dass das Silicium, insofern dasselbe nicht als Kieselsäure in eingeschlossener Schlacke, sondern in amorpher Form zugegen ist, von anderen, sich lebhafter markirenden Elementen leicht verdeckt und unkenntlich gemacht wird. Reines sehniges Eisen liefert, wie ebensfalls schon berührt wurde, lang gestreckte, vorwaltend auf die Druckrichtung senkrechte Streifen, die um so dicker (vertieft, d. h. licht) sind, je weicher das Eisen ist, und die an allen jenen Stellen gefaltet und verdrückt erscheinen, an welchen der die Fagonnirung bewirkende Druck von mehreren Seiten zugleich erfolgte. Bei Eisenbahnschienen erscheinen die gestreckten, mehr geradlinigen Streifen im Stege und im unteren Theile des Fusses; die gefalteten, verdrückten in den Uebergängen des Kopfes und denen des Fusses in den Steg. Probe Nr. 19 (Taf. 14; kann als instructives Beispiel dienen. In anderen Fa^oneisensorten, namentlich dem Winkel-, T- und Doppel-T-Eisen, geben die Aetzfiguren ganz deutlich die Drucklichtungen an, welche während der Streckung auf das Walzgut eingewirkt haben (d. h. vertical auf die Aetzlinien). Siehe die Fig. 28—33. Taf. 18. Ueber die Aetzung des Stahles siehe weiter unten. Trotzdem die bisher besprochenen Merkmale in der Aetzung des geschweissten Eisens fast untrüglich er scheinen, ist es doch schwer die Behauptung auszusprechen, dass man auf Grund jener Merkmale immer ohne Weiteres die Qualität des Eisens zu beurtheilen im Stande sei. Wer sich mit dem Studium der oben geschilderten, interessanten Erscheinungen so eingehend wie Verfasser befasst hat, wird die Schwierigkeit zu würdigen wissen, die sich einer allgemeinen Anwendung der Aetzproben entgegenstellen, und die Ueberzeuguug gewinnen, dass in den meisten Fällen nur von einer geschickten, mit Bedacht zu bewerkstelligenden Combination in den Folgerungen die Rede sein kann. Die Art der mechanischen Bearbeitung, die vorausgegangene Vorbereitung des Materiales, das Zu sammentreffen mehrfacher anderer Umstände, sowie die Wechselwirkung einzelner Bestandteile nach Maassgabe des relativen Gehaltes, können häufig Modificationen in der Gestaltung der Aetzfiguren zur Folge haben, denen im Be reiche der bisherigen Beobachtungen nicht genugsam Rechnung getragen werden kann. Andererseits wird es der Aufmerksamkeit des Fachmannes nicht entgangen sein, dass die Aetzungen trotz der ausgesprochenen Verschiedenheit des Materiales zuweilen so unbedeutende Unterschiede zeigen, dass dieselben nur das sehr geübte Auge und nur bei gleichzeitiger Beobachtung des Bruches zu erkennen und annähernd zu erklären vermag. Dennoch glaube ich, dass man die Aetzproben in der Eisenhütten- und Eisenbahnpraxis, namentlich in der noch weiter zu besprechenden Richtung und nachdem noch weitere Erfahrungen vorliegen werden, mit gutem Erfolge wird anwenden können. Die Hauptaufgabe der Aetzprobe besteht ja bekanntlich — wie schon früher hervorgehoben wurde — in der Blosslegung der Schweissfehler und anderer im Materiale verborgener Mängel; auf die Untersuchung des chemischen Bestandes scheint dieselbe, so viel mir bekannt, bisher nicht ausgedehnt worden zu sein. Es würde sonach als ein weiterer Fortschritt zu bezeichnen sein, wenn die Untersuchung der Eisenfabrikate mittelst Aetzprobe — in passenden Grenzen — auf alle nur wahrnehmbaren Umstände ausgedehnt würde. So wird man z. B. bei der Aetzprobe Nr. 8 (Taf. 11) mit Interesse wahrnehmen, dass bei dd eine Altschiene 7* ■