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Die geschweissten Schienen nennt man schlechtweg auch Eisenschienen, die nicht geschweissten nennt man Stahlschienen, und je nach der Stahlfrischmethode Bessemer- oder Martinstahlschienen. (Nach der neue- stens vereinbarten Nomenclatur nennt man diese letzteren auch Ingoteisen-, Ingotstahlschienen oder Flusseisen- resp. Flussstahlschienen; diese Benennung ist für viele Fälle ganz zutreffend, kann aber nicht immer und ausschliess lich angewendet werden.) Sollen Packet- und Gussblockschienen auf ihre wichtigsten Eigenschaften untersucht und erfolgreich miteinander verglichen werden, so ist vor Allem die gegenseitige Homogenität des Schienenkörpers einer Prüfung zu unterziehen und die Ursache etwaiger Mangelhaftigkeit zu ergründen. Als grösster \ orzug der Stahlschienen gilt bekanntlich die Abwesenheit von Schweissnäthen, da die Fabrikation aus einem gegossenen Blocke durch Schmieden und Walzen erfolgt. Daraus folgt von selbst der Nachtheil der geschweissten Eisenschienen, die aus einzelnen Stäben zusammengesetzten Packeten verfertigt werden. Man ist zwar gegenwärtig von der Ueberlegenheit der Gussblöckschienen gegenüber den geschweissten Schienen, und mit Recht, so vollkommen überzeugt, dass weitere Beweisführungen überflüssig erscheinen; es können sich aber trotzdem bei der Fabrikation beider Schienengattungen Umstände geltend machen, die einer Erörterung werth sind, wenn auch nur, um für andere Walzproducte mit Erfolg ausgenützt zu werden. Untersucht man den Bruch einer Schiene, so gelingt es nur selten, die dem Materiale etwa anhaftenden inneren Mängel oder mit demselben während des Auswalzens vorgegangene Veränderungen zu erkennen; am wenig sten aber bei den Gussblockschienen. Die Brüche der untersuchten Schienen haben wir bereits in den Tafeln Nr. 1—6 vorgeführt; die der Block schienen zeigen im Bruche meistens so geringe Verschiedenheiten, dass blos aus diesen keine eben stichhaltigen Schlüsse gezogen werden können, trotzdem, wie weiter unten gezeigt werden soll, die Gestaltung und Aneinander reihung der gestreckten kleinsten Theilchen ganz auffallende Verschiedenheiten zeigen. Bei geschweissten Schienen giebt schon der Bruch einigen Aufschluss über die Anordnung der gestreckten Theilchen und insbesondere an den Berührungsflächen der verschiedenen Materialgattungen. Z. B. der Bruch der mit Nr. 6 bezeichneten Eisenschiene von Fig. 2, Taf. 2, lässt die Umrisse der zur Packetirung verwendeten Stäbe im Kopfe ganz deutlich erkennen. Ebenso treten auf dem Bruche der Schiene Nr. 9, Fig. 1, Taf. 3, theils die Schweissfugen der Packetstäbe, theils Mängel in der Schweissung ohne Weiteres deutlich hervor. Ist aber die Ver- schweissung der Stäbe besser gelungen, so lassen sich aus dem Bruche weder über den Walzerfolg, noch über die Art der Packetirung etwa wünschenswerthe Schlüsse ziehen. Um sozusagen in das Wesen des Walzproductes Einsicht zu erlangen, bietet sich uns in der Aetzung der Profilflächen ein höchst werthvoller Behelf, zu dem man neuestens auch in der Praxis nicht selten seine Zuflucht nimmt, und der jedenfalls mehr Beachtung verdient, als ihm bisher von Seite der Eisenhütten- und Eisen bahntechniker zugewendet wurde. Das Wesen der Aetzprobe beruht auf der hinreichend bekannten Thatsache, dass Eisen- und Stahlsorten von verschiedener Härte durch Mineralsäuren von bestimmter Concentration mehr oder weniger rasch angegriffen respective gelöst werden. Im Allgemeinen werden weiche Eisensorten rascher, harte Sorten schwieriger von Säuren angegriffen. Wenn man demnach die glatte Querschnittsfläche irgend eines Eisenfabrikates der Einwirkung einer entsprechend vorbereiteten Säure aussetzt, so erscheinen die rascher gelösten, weicheren Theile des Eisenmateriales in Gestalt vertiefter Figuren, während die gleichzeitig gegenwärtigen härteren, weniger angegriffenen Partien jene im Relief begrenzen. Nicht minder deutlich geben sich die durch eingeschlossene Oxyde, Schlacke oder sonstige