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Aus dieser Versuchsserie folgt, in Betreif der relativen Güte der einzelnen Schienen, dass die Eisenschienen von Brezowa und Diösgyör selbst den vorzüglichsten Bessemerstahlschienen an die Seite gestellt zu werden verdienen. Die Versuche B, 3 bestätigen dies besonders in Bezug der Brezowaer Schienen in glänzender Weise. Die Eisen schienen von Teschen und Kladno kann man noch als verwendbar mit in den Kauf nehmen, die von Witkowitz und Zwischenbrücken sind höchst mangelhaft, während endlich die von Ozd-Nädasd geradezu schlecht sind. In der Reihe der Bessemerstahlschienen erscheinen wieder, wie in den Tabellen I, II und III, die Schienen von Buchscheiden als die am schwierigsten biegsamen. Dass die eine dieser Schienen sogar unter dem kleineren Gewichte (S. 31, 2) gebrochen ist, muss bei dem sonst als vorzüglich anerkannten Material einer vorausgegangenen Beschädi gung — oder zufälliger, starker Härtung — zugeschrieben werden, um so mehr, als unter dem grösseren Fallgewichte keinerlei Bruch weiter erfolgte. Erwähnenswerth scheint uns an dieser Stelle der Umstand, dass Bessemerstahl schienen bei der geringsten Einmeisselung selbst schwachen Stössen nur wenig widerstehen. Wahrscheinlich hatte auch jene Schiene von Buchscheiden von der Fabrikation herrührende, mit freiem Auge nicht sichtbare Härterisse oder sonstige Sprünge, die ihre Widerstandsfähigkeit beeinträchtigten. Es ist dies ein Umstand, der bei der Fabrikation, der Probe und dem Transporte von Bessemerstahlschienen nicht übersehen zu werden verdient. Von den übrigen Bessemerstahlschienen haben 4 die Fallprobe tadellos bestanden, während die von Gratz (S. 34) dem für Bessemerstahlschienen vorgeschriebenen Falleffecte nicht zu widerstehen vermochten. Die bei den Fallproben überhaupt beobachtete Biegsamkeit ist bei den Kladnoer Fabrikaten am bedeutend sten, dann folgen die von Ternitz (Gratz), Witkowitz, Teschen. Vom wissenschaftlichen Standpunkte betrachtet, ergiebt sich aus dieser Probeserie wieder eine eigenthümliche Erscheinung, die den betreffenden Technikern bisher nur darum entgangen sein mag, weil man, so viel mir bekannt, die Resultate der unzähligen, bei Schienenübernahmen durchgeführten Fallproben bisher keiner weiteren Beachtung würdigte, am wenigsten aber daran dachte, die Ergebnisse in Diagrammen übersichtlich darzustellen. Zieht man nämlich die Gestaltung der den einzelnen Schienenproben in Tab. IV beigegebenen Biegungs diagramme näher in Betracht, so erscheint es auf den ersten Blick auffallend, dass die meisten in einer grösseren oder geringeren Entfernung vom Anfangspunkte eine plötzliche stufenförmige, bald grössere, bald geringere Ein biegung zeigen, und dann wieder gerade oder im schwachen Bogen fortsetzen. Besonders auffallend erscheint dies bei den Proben Nr. 1, 2, 4, 8, 10, 19 und, was noch auffallender ist, dass die Schienen Nr. 1 und 4, die von gleichem Querschnitt und annähernd gleichem Materiale sind, jenen Bug nahezu in gleicher Höhe zeigen. Im ersten Augenblicke glaubte ich diese dass die Eisenschienen zuerst beobachtete Erscheinung dem ver schiedenen Verhalten des Materiales — Sehnen- und Korneisen — zuschreiben zu müssen; als ich aber später bei den Bessemerstahlschienen eine ähnliche Gestaltung der Diagramme beobachtete— Nr. 12 B, 14 B, 15 etc. 1 ) — jene Verschiedenheit im Materiale also nicht mehr vorlag, sah ich die NothWendigkeit einer anderen Erklärung. Dass die genannten Uebergänge durch gewaltsam hervorgebrachte Spannungen verursacht werden, schien mir bei Berücksichtigung der Inanspruchnahme sehr wahrscheinlich. Ich gelangte aber zur vollen Ueberzeugung dessen, dass die Ursache in Spannungen liegen müsse, als die ich die von Thurston mit Eisen- und Stahlsorten durchgeführten Festigkeitsversuche etwas eingehender prüfte und aus denselben ersah, dass Thurston an Eisen- und Stahlstäben eine ähnliche Erscheinung beobachtet hat. Die maassgebenden Umstände in Betracht gezogen, liegt die Erklärung über den Ursprung dieser Spannungen auch nicht so fern. Wird nämlich ein Eisenstab gewaltsam durch Schlag oder Druck über seine Elasticitätsgrenze gebogen, so 1) Die B bezeichneten Nummern beziehen sich auf die unter B S. 33 durchgeführten Fallproben.