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Wesens und insbesondere des bei der Schienenübernahme und Probe zu beobachtenden Verfahrens von dem Erfolge jener Versuche abhängig gemacht wird. Welche Schwierigkeiten sich einem Versuche, die mit bleibender Durchbiegung behaftete Inanspruchnahme eines Eisenstabes gesetzmässig zu constatiren, entgegenstellen, geht aus den Ergebnissen der Tab. III auch zur Genüge hervor. Die Bruchproben wurden nämlich mit jeder einzelnen Schienengattung dreimal durchgeführt; das Ergebniss jeder Probe ist bei der Benennung der Schiene mitangesetzt und das Durchschnittsergebuiss in der Haupt- columne enthalten. Wie nun aus den Resultaten der einzelnen Proben hervorgeht, ergeben sich nicht selten bei ein und derselben Schiene 20—50 Proc. betragende Abweichungen, sowohl in der gesammten als in der bleibenden Durchbiegung. W ie gross mögen nun erst die Abweichungen bei verschieden beschaffenen und verschieden con- struirten Schienen sein. So z. B. zeigen die drei Proben der Bessemerstahlschiene Nr. 12 Durchbiegungen von 16 — 9,9 — 7,6 mm., wovon beziehungsweise 12,5 — 5,3 — 2,9 mm. sich als bleibend ergaben. Die 65pfündige Eisenschiene von Diosgyör (Nr. 5)- hat einmal 51,2 mm., ein ander Mal 42,8 mm. gesammte und beziehungsweise 45,5 und 36,6 mm. bleibende Durchbiegung ergeben. Zwischen welchen Grenzen kann und darf man sonach allgemein gütige Bruch oder Biegungscoefficienten aufstellen, wenn man auch noch der sich jeder Ermittelung entziehenden Deformation und Querschnittsänderung des Profiles Rechnung tragen will? Vom Gesichtspunkte des Eisenbahntechnikers ergiebt die bleibende Durchbiegung bei unversehrt gebliebenen Eisenbahnschienen ein Maass für die Beürtheilung der relativen Bruchfestigkeit oder Qualität, wenn mehrere Schienen zur Vergleichung vorliegen. Man nimmt nämlich gewöhnlich an, dass diejenige Eisenbahnschiene sich besser verhält, die eine geringere bleibende Durchbiegung ergiebt. Der erste Fehler, den man nun bei diesem Vorgehen begeht ist wieder der, dass man den Grad der Be lastung nur in sehr weiten Grenzen von der Grösse des Profiles abhängig macht. 60- und 66pfiindige Bessemerstahl schienen, 63-, 65-und Tipfündige Eisenschienen, 73,76pfündige Stahlkopfschienen werden alle unter demselben Druck von 25 Tonnen probirt, und es ist daher auch nichts natürlicher, als dass die Schiene mit dem kleineren und niedrigeren Profil eine verhältnissmässig grössere gesammte und auch bleibende Durchbiegung ergiebt, ohne dass noch ein Rissigwerden oder Brechen der Schiene eintreten muss. Z. B. die 65pfündigen Schienen Nr. 2 und 5 ergaben eine bei Weitem grössere bleibende Durchbiegung, als die derselben Fabrikation angehörigen 71pfündigen Schienen Nr. 3 und 6, und während unter den ersteren die Schiene von Brezowa sich als fester und besser bewährt, ist bei den Tipfündigen Schienen das Umgekehrte der Fall. Etwas anders gestaltet sich das Resultat, wenn man das Maass der bleibenden Durchbiegung in Procenten der gesammten ausdrückt, wie das in der letzten Rubrik der Tab. III geschehen ist, wodurch z. B. Nr. 2 und 5 gar keinen Unterschied weiter ergeben. Der Grad der Durchbiegung einer Eisenbahnschiene hängt aber nicht allein v.on Form und Grösse des Profils, sondern, wie sich dies von selbst versteht, auch von der Qualität des Materiales ab. Phosphor, Schwefel oder Kupfer enthaltende, überhaupt kalt- oder rothbriichige, oder sonst wie fehlerhafte spröde und harte Eisen oder Stahlsorten zeigen nämlich innerhalb der Bruchfestigkeit eine weit geringere Durchbiegung als reine und weichere Eisensorten. Unter den 65pfündigen Eisenschienen hat z. B. die mit Nr. 9 bezeichnete von Zwischenbrücken die geringste Durchbiegung ergeben, und gerade .diese Schiene hat sich im Verlauf der übrigen Untersuchungen (siehe Tab. II und IV) als die schwächste und am meisten brüchige gezeigt. Das Kopfeisen dieser Schiene ist zwar nach der in Tab. V enthaltenen Analyse von guter Beschaffenheit, allein das übrige Material scheint von ausserordentlich geringer Qualität zu sein. Um die Ursache des im Verlaufe dieser Arbeiten beobachteten schlechten Verhaltens dieser Schiene kennen zu lernen, wurde das Stegeisen nachträglich auf Schwefel, Silicium und Phosphor untersucht und darin in „ 4*