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frische en die !lp- und kt vor- »eom- oiinscht lacH- -I. Re- »errcir eipi'g. is flinke, Äugust ?o»- sr. »II. Nil övet ende gen. ein Nach- M0- Kokal. S. 1891, lung Die rksam d. hier- Lheil- nach Katze, ml. ty- einen cheid- d. 8. hran n. ,e. Leilaae Rr. 81 des „Amts- und Aiyeiaeblattes". Eibenstolk, den 11. Juli 1891. Die Jüdin von Heidelberg. Nach historischen Quellen erzählt von Fr. E. von Wickede. (7. Fortsetzung.) Zehntes Kapitel. Bon einer Gefahr in die andere. Mit der Linken an der Scheide seines guten Schwertes und mit der Rechten am Heft, fragte Bar- dolf barsch nach des Reiters Begehr. „Ihr seid ein hitziger Kamerad," lachte der An geredete, „laßt Eure Klinge nur stecken und gebt uns jenes Frauenzimmer, denn sic zu suchen, sind wir ausgesandt." „Alle Beide stehen unter meinem Schutz," ent gegnete Bardolf, „und gutwillig wird sic Euch nicht svlgen. Ich möchte wissen, wer Euch die Befugniß gab, friedlichen Wanderern den Weg zu verlegen." „Bei allen Heiligen!" rief der Reiter aus, „Ihr könntet zu Eurem eigenen Schaden gewahr werden, woher uns die Befugniß kam. Ich glaube fast, daß Ihr in Heidelberg nicht fremd seid und Markgraf Bertholds Name kennt ein Jeder. Gebt uns das Frauenzimmer heraus, oder Ihr seid allesannnt unsere Gefangenen. „Oho! Erst nüißt Ihr uns auch gefangen nehmen!" entgegnete der Knappe, während er sein Pferd einen Schritt zurückgehcn ließ und vom Leder zog. „Seid kein Narr, Mann!" rief ihm der andere Reiter zu, „Widerstand könnte Euch thener werden. Wollt Ihr indeß nicht lebend nach Heidelberg zurück kehren, so könnt Ihr auch hier am Wege liegen bleiben, das Mädchen aber müssen wir haben." „Reum sie ein Mädchen oder nennt sie einen Knaben, wie Ihr wollt, aber merkt Euch, so lange ich Blut in diesem Arme fühle, stehe ich vor ihr; jetzt heraus mit Eurer Plempe, ich weiß, wer Ihr seid und welchem Herrn Ihr dient!" Mit einem Fluch erhob der Reiter das Schwert und drängte sein Pferd vorwärts. Er war ein kräftiger Mann und schien nicht im Sinne zu haben, viel Federlesens mit dem Knappen zu machen; Bar dolf hatte indessen auf den ersten Blick gesehen, daß des Reiters Waffe nur eine geringe Antwerpener Klinge war. Anstatt daher den nach ihin geführten Hieb zu parircn, hieb er mit seinem guten Stahl auf dcö andern Schwert, daß dasselbe wie Glas zer brach und jener nur das Heft in der Hand behielt. Ohne dann dem Gegner Zeit zur Ucberlegung zu lassen, drückte er seinem Pferd die Sporen ein und versetzte jenem einen so mächtigen Hieb über den Schädel, daß er entseelt zu Boden sank. Dann sein gutes Thier herumwerfcnd, hatte er gerade uoch Zeit genug, des anderen Reiters Anprall abzuwehren. „Ergebt Euch und ich will EnreS Lebens schonen!" rief sein Gegner ihm zu. „Macht keine unnützen Worte; Eures Kameraden Schicksal wird Euch über das Eurige belehren können — vertheidigt Euch!" Pardon durfte Bardolf dem Feinde nicht geben, dies wäre zu gewagt für ihn gewesen, und ihm den Garaus zu machen, bäuchte ihm keine große Sünde, wo die Zukunft Eleonorens auf dem Spiele stand. Das Bewußtsein, daß auch sein Herr nicht anders gehandelt hätte und cs ihm danken würde, nichts versäumt zu haben, das ihm anvertraute Leben zu beschützen, stählte seinen Arm und gab ihm wunder bare Kraft. Um seines Erfolges sicher zu sein, sprang der Reiter vom Pferd und drang auf den Knappen ein. Beim ersten Schritt jedoch, den er auf dem schlüpf rige» Boden that, glitt er aus und fiel, sein Schwert weit von sich schleudernd. Ein schneller Sprung vom Pferde würde Bardolf das Uebergewicht über den Gegner gegeben haben, aber eS schien ihm feige, den wehrlosen Mann zu tödten, und er ließ cs zu, daß dieser seine Waffe aufnahm und aufs Neue auf ihn cinhieb. Der Reiter fand unfern Knappen indeß gerüstet, und schon nach dem zweiten Hieb mußte er finden, daß er der Gewandtheit Bardolfs nicht auf die Dauer widerstehen konnte. In die Schulter ge troffen, lief das Blut in Strömen von ihm und mit dem nächsten Hieb, der dem Schädel galt, war auch dieser Gegner unschädlich gemacht. Entseelt sank er zu Boden, unfern von seinem Kameraden. 'Nachdem Bardolf sich überzeugt hatte, daß Beide tobt waren, zog er die Leichen in das Dickicht, fing die Pferde ei» und jagte sic gen Heidelberg zurück. „Ach, wie viel Blut ist schon um meinetwillen ge flossen!" jammerte Eleonore, als Bardolf ihr das ver lorene Barett zurückgab. „Laßt Euch das nicht anfcchten, Jungfer," ent gegnete ihr Begleiter, „diese Beiden mußten fallen, wenn Ihr und wir Alle in Sicherheit bleiben wollten. Nur den Muth nicht verloren, wir sind bald unter Dach." Auch Luise hatte der Zweikampf in eine schmerz liche Stimmung versetzt; aber sic erfaßte die Noth- wendigkeit des AuSganges und unterdrückte das Gefühl der Furcht, indem sie Eleonoren mit freundlichen Worten zusprach. Daö Toben der Elemente hatte inzwischen eher an Heftigkeit zugcnonnnen und der Regen fiel in Strömen herab. Der Wind heulte durch die Gipfel der hohen Buchen und der Donner grollte, als ob cs zum jüngsten Gericht gehe. Langsam nur konnten die Reisenden ihren Weg fortsetzen; denn mit großer Vorsicht mußten die un ruhigen Pferde geführt werden, um ihr Scheuwcrden zu verhüten. Nach einer halben Stunde erreichten sie das offene, rings von hohen Bergen cingeschlossenc Thal, und vor ihnen lag das früher von Bardolf erwähnte Wirthshaus. Jeder Gedanke, die Reise fortzusetzen, ward um so eher anfgegeben, als alle bis auf die Haut durchnäßt waren, und der Sturm, dessen Heftig keit ihnen seither im Schutze des Waldes nicht be schwerlich geworden war, die Frauen schier aus dem Sattel hob. Niedergedrückt auf den Hals ihrer Pferde, welche durch die Witterung menschlicher Wohnungen zu erneuten Anstrengungen bereit schienen, näherten sie sich dem ersehnten Obdach. Selbst der gegen das Wetter so abgehärtete Knappe mußte gestehen, daß er die Elemente nie in solchem Aufruhr sah, und war um so viel mehr geneigt zur Einkehr, als er befürchten mußte, daß längeres Ausgcsetztsein in Kälte und 'Nässe der Gesundheit seines Schützlings 'Nachtheile bringen würde. Somit lenkte er sein müdes Thier zum gastlichen Hause, ohne indeß zu unterlassen, zur wiederholten Vorsicht aufzufordern. Der alte Michel Förster, dessen Haare unter Sturm und Sonnenschein aus dem Schwarzwald ergraut waren, öffnete seine Thüre, als er den Huf schlag von Pferden vernahm, rief seinem Knecht, die Thicre in Empfang zu nehmen und führte seine Gäste in das Haus. Bardolf gab sich als einen alten Bekannten zu erkennen und ward von deni Alten um so willkommener geheißen. Auf des Knappen Wunsch ward den Mädchen ein besonderes Gemach angewiesen, in welchem sie am wärmenden Kamin feuer ihre durchnäßten Kleider trocknen und die er schlafften Glieder wärmen sollten. „Die Bürschchen sind Schüler, die ich nach Ulm bringen muß," sagte er, „und sind nicht zu reichlich mit Kleidern versehen. Machts ihnen bequem, alter Freund, es sind reicher Leute Kinder und wir zahlen gut." Es bedurfte keiner zweiten Aufforderung der Art, um die Wirthin gelenkig zu machen. Mit der Be hendigkeit eines jungen Mädchens hatte sie in der nächsten Viertelstunde nicht allein ein prasselndes Feuer in der einzigen heizbaren oberen Wohnstube gemacht, sondern trug auch heißen Wein und Speisen herbei, um die erstarrten Lebensgeister^zu erwecken. Bardolf überzeugte sich selbst von ihrer Bequemlich keit, es war ihm aber in der Hauptsache darum zu thun, die Mädchen noch einmal zu warnen, vorsichtig in ihrer Unterhaltung zu sein, ihre Thüre verschlossen zu halten und im klebrigen sich an den erhaltenen Erfrischungen zu stärken. „Wir werden wohl hier übernachten müssen?" fragte Eleonore. „Das hängt vom Wetter ab," entgegnete Bardolf, „jedenfalls aber mögt Ihr darauf rechnen, daß wir im Sattel sein müssen, sobald der Tag im Osten graut." „Im unteren Gastzimmer setzte Bardolf sich zum Wirth am wärmenden Kamin, um auch seinerseits das nasse Wanuns Herunterzuthun und mit einem Kruge guten Weins das Blut zu lebhafterer Cirku- lation anzuregen. „Glaubt Ihr, daß das Wetter lange anhält, Michel?" fragte der Knappe den Wirth. „Man sagt zwar, gestrenge Herren regieren nicht lange, aber dieser Herr da droben will das Sprich wort nicht auf sich angewendet wissen; ich glaube kaum, daß es vor Tagesanbruch anders wird, denn der Schwarzwald spaßt nicht gerne." „Da dürft Ihr auch nicht auf viel Gäste rechnen, vermuthc ich," bemerkte Bardolf, sein Wannns um wendend. „Wohl kaum," entgegnete der Wirth, „obgleich Ihr heute Abend nicht der Erste seid." „Es werden die beiden Reiter gewesen sein, denen ich diesseits des Waldes begegnet bin." Diese können cs nicht gewesen sein; meine Gäste ritten Eppingen zu — es waren auch ihrer drei — zwei Reitersleute und ein Bürger, die alle bis an die Zähne bewaffnet waren." „Was in aller Welt haben Bewaffnete in Eurem stillen Thal zu thun?" „Sic scheinen auf der Streife nach irgend einem Verbrecher zu sei«, denn sie fragten mich scharf aus, wer heute des Wegs gekommen sei, und suchten meine Behausung aus." „Was tausend! Und auf wessen Befehl?" „Sie sagten, auf Befehl des Markgrafen der Bürgerliche schien der Anführer des Trupps zu sein und hatte ein Gesicht, daß man ihn für den Vcr brechcr hätte halten können." „ES wäre doch nur in Ordnung, wenn sie Euch gesagt Hütten, hinter wem sie aus waren, Vie Sicher heit Eures eigenen Hauses hätte dies erfordert." „Freilich wohl, und das gerade machte mich so erbost, ich wollte, ein Donnerwetter hätte die Kerle zusammengeschlagen, denn sie sind in den ärgsten Sturm hineingerathen; namentlich dem Kerl im schwär zen Rock möchte ich es gönnen. Kehren mir die Hunde das HauS von unten nach oben und keiner verzehrt auch nur einen Kreuzerswerth!" Während dieses Zwiegesprächs, dessen Inhalt dem Knappen nicht gerade sehr behaglich sein mochte, waren seine Kleider nothdürstig getrocknet und er ging, um nachzusehen, wie der Knecht seine Pferde besorgt hatte. Sie mußten gehörig abgerieben werden, um keine steifen Knochen zu bekommen, und in diesem Punkte verließ er sich nicht gern auf einen Fremden. Noch tobte der Sturm nut ganzer Macht, und die Aussicht, nach einer kurzen Rast weiter zu reiten, schwand inmier mehr. So entschloß er sich denn kurz, bei Förster zu übernachten, und theilte demselben, ins Haus zurückkehrend, seine Absicht mit. Im Begriff, die Mädchen mit diesem Entschluß bekannt zu machen und sie zu veranlassen, später am allgemeinen Familien tisch zu Nacht zu essen, ward er plötzlich durch einen Ausruf der Uebcrraschung von Seiten des Wirths, der zum Fenster heraussah, aufmerksam gemacht, daß sich etwas Ungewöhnliches zugetragen habe. „Was giebt es, Michel?" fragte er, zu demselben tretend. „Da kommen die Schurken wieder, das Wetter muß sie zurückgetrieben haben!" Auch Bardolf hörte das Pferdegetrappel und sah durch die Dunkelheit, wie drei Reiter auf das Haus zusprengten. Er erkannte in denselben Leute Bert holds und der Dritte war ohne Zweifel ein Diener der Bchinc. Bardolf war in der peinlichsten Lage. Er mußte jeden Augenblick Entdeckung befürchten, und mit den Mädchen bei solchem Wetter in die 'Nacht hinein zu reiten, wäre Tollkühnheit gewesen. Was sollte er thun? Es blieb ihm kein Ausweg, als sich der Hilfe seines Wirthes zu versichern, und kur; entschlossen, sagte er zu diesem: „Michel, lasset Euren Knecht die Pferde jener Leute in Empfang nehmen und Euer Weib ihnen auf warten, ich muß schleunigst etwas von der größten Wichtigkeit mit Euch reden." Förster sah ihn fragend an, erfüllte aber seinen Wunsch; er ging durch die Hinterthür des Gast zinuners und bat den Knappen, ihm zu folgen. Er fühlte denselben nach dem abseits gelegenen Schlaf zimmer und fragte, was er so Wichtiges zu sagen habe. „Michel," begann Bardolf, „wisset Ihr, wer diese Männer sind, die vor Eurem Thore halten?"' „Ich habe keine Ursache, sie zu fürchten," ent gegnete der Wirth." „Der eine ist ein Diener des heimlichen Gerichts." „Auch ihn zu fürchten, habe ich keinen Grund," sagte Förster, das Zeichen des Kreuzes auf seiner Brust machend. Bardolf stutzte. „Seid Ihr von Antiochien?" „Von Tyre," entgegnete der Wirth, vergnügt lächelnd. Auch die übrigen uns bereits bekannten Erkenn ungszeichen und Passirworte waren bald ausgetauscht. Bardolf war über die Maßen erfreut, einen Bruder gefunden zu haben. „Bei diesem Zeichen fordere ich Eure Hülfe, Michel Förster," sagte er, ihm das stählerne Kreuz zeigend. „Wenn Ihr deren bedürft, so rechnet darauf, nur seid vorsichtig und bedächtig in dem, was Ihr thut," entgegnete der Wirth. „Ihr sollt sogleich hören, ob ich Eures Beistandes bedarf. Meine beiden Gefährten sind keine Knaben, sondern Mädchen, uno in besonderem Auftrag unseres Großmeisters begleite ich sie. Die größere ist seine 'Nichte und die andere die Tochter des Juden Jakob OlShcim, der ein Opfer der Inquisition geworden ist. Diese Jüdin ist die Person, welche die Reiter suchen, und nicht allein Konrad von Marburg hetzt sie mit seinen Henkersknechten, sondern auch der Markgraf Hilst ihm dabei." „Gerechter Gott! wann soll dies ein Ende nehmen?" „Höffcntlich bald, Michel. Jetzt aber müssen wir darauf denken, die Mädchen zu schützen. WaS ist dabei zu thun?" „Wird ihnen die Verkleidung nicht hinreichend Sicherheit gewähren?"