96 Anmerkungen.' auf das Planetensystem beschränkt. Ferner ist bei Laplace die Abtrennung von Ringen von einem bereits fertigen Hauptkörper und das Entstehen von Nebenweltkörpern aus demselben eine Vorstellung, welche von der Kant'sehen principiell verschieden ist. Auf die mechanischen Schwierigkeiten, auf die man bei näherem Eingehen auf die Ringtheorie stösst, ist wiederholt auf merksam gemacht worden (vergl. z. B. die Untersuchungen von G. H. Darwin, On the Precession of a Viscous Spheroid and on the Remote History of the Earth. Phil. Trans. Lond. 1879. II. p. 536. Zu derselben Ueberzeugung kommt auch A. E. H. Love., On the Oscillation of a Rotating Liquid Spheroid and the Genesis of the Moon. Philos. Magazine [5]. Vol. 27. p. 254. 1889). Dass auch der Plateau’sehe Versuch nicht als Stütze für die Laplace’seihe Hypothese herangezogen werden kann, folgt aus der Verschiedenheit der in beiden Fällen in Betracht kom menden Kräfte. Zweitens: Die vorliegende Schrift bringt zum ersten Male Ideen, die sich in der Folgezeit als sehr fruchtbar erwiesen, deren Ursprung aber nur selten hier gesucht wird, ja die zum Theil sogar gewöhnlich anderen Denkern zugeschrieben werden. So werden die hier entwickelten Vorstellungen über den Bau des Fixsternsystems vielfach dem älteren (Wilhelm) Herschel zuge schrieben. Doch theilte dieser ganz ähnliche Ansichten in zwei Abhandlungen mit, welche erst in die Zeit von 1775—1784 fallen; sie tragen den Titel» On the construction of the heavens«. Kant betrachtet ferner schon gewisse Nebelflecke als weit ent fernte Fixsternsysteme und spricht mit grosser Zuversicht aus, dass die Eigenbewegung der Fixsterne gefunden werde, die er als nothwendige Consequenz der von ihm behaupteten Sonnen translation erkennt. Von anderen beachtenswerthen Anticipa- tionen heben wir noch die Berechnung der Rotationszeit und die Erkenntniss der Zusammensetzung des Saturnringes aus einzel nen Ringen hervor, die ihm auf Grund seiner Theorie möglich wurde; ferner die Vorstellungen über das Zodiakallicht als eines von der Sonne erleuchteten geschlossenen Staubringes, sowie an moderne Anschauungen anklingende Vorstellungen über die Natur der Kometen, besonders über ihren Zusammenhang mit den Störungen des elektrisch-magnetischen Zustandes des Erd körpers, wie sie im Nordlichtphänomen zum Ausdruck kommen. Zwar ist die Ableitung in Kant's »Theorie« keine streng mathematische; dies ist aber bei der Natur des Gegenstandes