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10 Immanuel Kant. scheinbaren Begriffen, die aber doch ebenso unbegründet, als die ersteren waren, Platz gegeben. Die nebligen Sterne sind es, welche wir meinen, oder vielmehr eine Gattung derselben, die der Herr v. Maupertuis so beschreibt: Dass es kleine, etwas mehr als das Finstere des leeren Himmels erleuchtete Plätzchen sind, die alle darin Überein kommen, dass sie mehr oder weniger offene Ellipsen vorstellen, aber deren Licht weit schwächer ist, als irgend ein anderes, das man am Himmel gervahr wird. Der Verfasser der Astrotheologie bildete sich ein, dass es Oeffnungen im Firmamente wären, durch welche er den Feuerhimmel zu sehen glaubte. Ein Philosoph von erleuchtete ren Einsichten, der schon angeführte Herr von Maiipertuis, hält sie in Betrachtung ihrer Figur und kennbaren Durchmes sers für erstaunlich grosse Himmelskörper, die durch ihre von dem Drehungsschwunge verursachte grosse Abplattung von der Seite gesehen, elliptische Gestalten darstellen. Man wird leicht überführt, dass diese letztere Erklärung gleichfalls nicht stattfinden könne. Weil diese Art von neb ligen Sternen ausser Zweifel zum wenigsten ebenso weit als die übrigen Fixsterne von uns entfernt sein muss, so wäre nicht allein ihre Grösse [16] erstaunlich, nach welcher sie auch die grössten Sterne viele tausendmal übertreffen müssten, sondern das wäre am allerseltsamsten, dass sie bei dieser ausserordent lichen Grösse, da es selbst leuchtende Körper und Sonnen sind, das allerstumpfste und schwächste Licht an sich zeigen sollten. Weit natürlicher und begreiflicher ist es, dass es nicht ein zelne so grosse Sterne, sondern Systeme von vielen sind, deren Entfernung sie in einem so engen Eaume darstellt, dass das Licht, welches von jedem derselben einzeln unmerklich ist, bei ihrer unermesslichen Menge in einen einförmigen blassen Schim mer ausschlägt. Die Analogie mit dem Sternsystem, darin wir uns befinden, ihre Gestalt, welche gerade so ist, als sie es nach unserem Lehrbegriffe sein muss, die Schwäche des Lichtes, die eine vorausgesetzte unendliche Entfernung erfordert, Alles stimmt vollkommen überein, diese elliptischen Figuren für eben dergleichen Weltordnungen, und so zu reden, Milchstrassen zu halten, deren Verfassung wir eben entwickelt haben; und wenn Mutlimassungen, in denen Analogie und Beobachtung vollkom men übereinstimmen, einander zu unterstützen eben dieselbe Würdigkeit haben als förmliche Beweise, so wird man die Ge wissheit dieser Systeme für ausgemacht halten müssen.