Volltext Seite (XML)
der Käuferin de» Kranze- stehenden Offizier entschul- digenv uno vertraulich: .So wa« kann passiven! Ist ja auch gar nicht schlimm! gar nicht schlimm! Der Herr Leutnant wird schon — " Jetzt erst blickte die von den Neugirigen angestarrte junge Dame hinter sich und bemerkte den Offizier. ' War ihr Schrecken, ihre Verlegenheit schon groß, so verlor sie bei den Worten der Frau vollständig ihre Ruhe. »Ich bitte Sie, geben Sie mir Jemand mit, dem ich da« Gelv einhändige; ich wohne Thiergartenslraße Nr. . ." bar sie erröthend die Frau. „Gestatten Sie mir, mein Fräulein! Ich bitte — verfügen Sie —" Er reichte dem jungen Mädchen mit respecktvollem Gruß sein Portemonnaie. ES befand sich noch der goldene Inhalt vom letz ten Spielabend darin, ihm fiel da- ein und damit wieder seine, seitdem so schrecklich veränderte Lage. „Ihre Adresse, mein Herr? Mein Vater wird —" Sie hatte, während die-, sichtlich erleichtert durch seine Dienstwilligkeit, mit einer gewissen natürlichen Vornehmheit sagte, da- Portemonnaie hingenommen, der Frau da- Geld gegeben und reichte cö ihm jetzt zurück „Mein Vater wird Ihnen mit großem Tank den Betrag zurückerstatten! Bitte aber an welche Adresse?" Die Unschlüssigkeit, die Erich von Willwart einen Moment überkommen, wich vor ihrem Blick. Er nannte ihr seinen Namen. Die Frau neben ihm lachte ibn mit einem fatalen Ausdruck an, und ein alter Mann wandte sich mit einem gemurmelten, häßlichen Wort ab. DaS junge Mädchen, dem dies galt, hatte nichts davon bemerkt; in dem offenen Blick desselben lag jetzt nur die Freude, erlöst zu sein aus der Verlegenheit. „Ich danke Ihnen sehr, Herr Baron von Will wart, recht sehr!" wiederholte sie seinen Namen, um ihn sich fest einzuprägen. Dann fiel ihr ein, daß sie ihm den Auftritt er klären möchte. „ES war meine Bonne, ich wollte sie besuchen!" Und nun erst bemerkte sie den Ausdruck in den Mie nen der Umstehenden. Eine glühende Röthe schoß von Neuem in ihre Wangen; sie machte eine kurze Verbeugung und ging mit hastigen, ungleichen Schritten — immer schneller, fast laufend, bis sie ihm aus den Augen war. DaS Weib neben ihm machte eine spöttische Be merkung; er warf demselben einen mißachtenden Blick zu und verfolgte seinen Weg. Tief aufseufzend stand er wieder der fürchterlichen Wirklichkeit gegenüber. — Wa« er da eben erlebt, hatte ihn für Minuten derselben entrückt. Wenn sie mich erschießen wollten, mir wäre ge wiß nicht halb so schwer zu Muthe, dachte er, und wieder schüttelte er fick vor dem, was in der nächsten Stunde ihm oblag. Dennoch wich das Mädchen mit dem Kranze nicht au« seiner Phantasie. Er dachte unbewußt nach über ihre Erscheinung. Der sehr schlichte, dunkle Regenmantel an diesem sonnigen Morgen, das einfache Hütchen. — Arme Kleine, sie kaufte den Kranz, den sie wohl mit müh sam erspartem Gelde bezahlen wollte. Wie sie rolh war, wie erschrocken, und wie unbewußt vornehm sie dann sein Geld nabm. „Papa wird es mit vielem Dankzurückzahlen." — Wer mochte der Vater sein? Gewiß irgend ein Subalternbeamter! Doch nein, da gegen sprach ein Etwas in dem Benehmen, das er sich nicht klar machte. Vielleicht eine kleine Gouver nante? Ader nein, sie hatte die Tobte ihre einstige Bonne genannt! Na, das kann auch eben nur ein jetzt beliebter Ausdruck für Kindermädchen sein. Welch unschuldige, ernste Augen sie hatte! Sie mußte ent zückend auSsehcn, wenn sie lachte. Immer stand sie ihm vor der Seele, wie die zier lichen Hände in den dunklen Handschuhen sein Geld au« dem Portemonnaie nahmen. Für wie reich mochte das kleine Ding ihn halten! Ach, und wie er da so vor ihr gestanden, war er in allem Glanz seiner Uni form nicht« al« eine Lüge! Die glänzende Uniform trug er heute zum letzten Mal. Und wieder kam alle Qual über ihn. Er liebte den Soldatenstand; er wußte nicht, wie er leben sollte in andern Verhält nissen, unr doch mußte er leben; er mußte, um der Schwester willen. Wie eine Erlösung war eS ihm jetzt, daß er vor dem Hause seine« Onkels, de- Ge- GeneralS von Grumbach, stand. Derselbe bewohnte die große Bel-Etage. Nun war der gefürchtete Au genblick da; mit ihm war denn auch das Aergste über standen. Wie ihm da« Herz weh that, das war ja «in recht körperlicher Schmerz. „Seine Exzellenz zu Hau«?" fragte er den wohl bekannten Diener. „Jawohl, Herr Baron, alle im Salon, die Frau Gräfin auch!" Hedwig? Sie war hier? Dann wußten sie schon ulle«! Er schritt überiden Korridor. Ein zweiter Diener trat au« dem Vorzimmer ihm entgegen. „Ab! der Herr Baron, — sollte gerade jeden abweisen, aber natürlich, — bitte — im Salon Ihrer -Exzellenz!" „Mein Onkel auch?" „Jawohl, jawohl, Herr Baron" und ein neugieriger Blick folgte dem schon Weiterschreitenden. Erich von Willwart biß die Zähne zusammen, alles Blut strömte ihm zum Herzen. Die Tbür wurde aufgerissen. Sein Onkel war eS selbst, sehr aufgeregt auSseh- end; da« spärliche, graue Haar wild durcheinander stehend, im bequemen HauSjackelt, — eine jugendlich cklanke Gestalt, zu welcher der weiße Vollbark nicht recht paßte. Am Tische im Fauteuil geschmiegt, saß seine wei nende Frau. Ein schöne«, junonisches Mädchen ging hastig und in zorniger Aufregung im Zimmer aus und ab. Ein anderes jüngeres, blond und blauäugig, im blauen Morgenanzuge, hielt eine ebenfalls wei nende, im Beginn der Dreißig stehende Dame um- chloßen, und diese Letztere, zwei Jahre älter al« er, rief ihm entgegen: „Sie wissen e«, Erich, Sie wissen Alles!" und dann rang sie die Hände: „Großer Gott, meine Schuld, meine Schuld!" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Bunzlau. Im Jahre 1813 war der Komman dantur der Stadt Bunzlau ein freiwilliger Jäger Namen« I. beigegeben, welcher sich der Stadt in dieser Zeit sehr nützlich erwies und dafür ein Dank- chreiben erhielt, in welchem die damals gänzlich ver armte Stadl versprach, daß sie später der Pflicht der Dankbarkeit nachkommen werde. Die« ist jedoch nicht geschehen. "Nunmehr hat sich ein "Nachkomme jenes freiwilligen Jägers, der unverschuldet in Noth gerathene Gymnasiallehrer I. in Berlin, unter Vorlegung eneS Dankschreibens mit der Bitte um eine Unter- tützung an die Stadtverwaltung von Bunzlau ge wandt lind diese hat in Erfüllung dieses wohl einzig dastehenden Gesuches und zugleich einer Ehrenpflicht der Stadt dem Bittsteller volle . . . 100 Mark be willigt. — Eine Kirchenparade von Radfahrern rief an einem der letzten Sonntage in der gesammtcu Umgebung der Winchcsterkathedrale zu London großes Aufsehen hervor. "Nicht weniger als 40 Radfahrer klubs benutzten den herrlichen Sonntagnachmittag zu einer großartigen Auffahrt und zu einer ganz außer gewöhnlichen Andachtsübung. Die Radfahrerabtheil- ung eines Infanterieregiments und der Marinartillerie schlossen sich in Uniform an. In Doppelreihen langten die 700 Radreiter vor der Kirche, wo der Dekan einen Sondcrgottcödienst für dieselben abhielt. Die Fahrzeuge harrten natürlich außerhalb des Gottes hauses ihrer Besitzer, deren Rückfahrt von vielen Tausenden erwartet wurde. — Ein furchtbares Geschick. .Fieber Sohn! Ich grüße Dich vieltauscndmal nnd bitte Dich, lieber wieder nach Hause zu kommen, da Du ohnehin in Wien nicht viel verdienen kannst" — so schrieb jüngst der Gemeindehirtc der Ortschaft Mirkow in Böhmen seinem Sohne, der auf Erwerb nach Wien gegangen war. Dieser ließ e« sich nicht zweimal sagen und wanderte bald fürbaß auf das heimathliche Dorf zu. Zwei Stunden vor dem Ziele machte er Rast in einem Dorfe und kehrte im Wirthshaus ein, um sich zu stärken. Er bemerkte es nicht, während er den lauschenden Gästen von der „wundergroßen Wiener stadt" erzählte, daß die Sonne bald hinter das Böh merwaldgebirge sinke, und als er wieder aufbrach, war es schon so spät geworden, daß er "Nachts sein liebes Hcimalhsdorf betrat. Nun stellte er sich die Frage, ob er die Leute im Schlafe stören oder bis zum Morgen warten wolle, wo er dann alle gar sehr überraschen würde. Er entschloß sich für das Letztere. Damit er aber ja Niemanden seine Anwesenheit ver- rathc, suchte er den Hof seines ehemaligen Dienstherrn auf und kroch auf den ihm wohlbekannten Heuboden, wo er sich im Heu verkroch und bald fest cinscblief. ... Unter schrecklichen Schmerzen erwachte er. Das Dach über ihm, die Kleider an seinem Leibe standen in Hellen Flammen. Bon Verzweiflung erfaßt, eilt er zu dem nahen Brunnen und stürzte sich hinein, um das an seinem Körper brennende Fetter zu löschen. Er nahm kemen Schaden durch den Sturz, obwohl der Brunnen tief war, und als er wieder zur Be sinnung kam, suchte er mit großer Anstrengung, zwischen den Fugen des Gemäuers sich festhaltcnd, ans Tageslicht zu gelangen. Da sah ihn ein Weib, das sofort in den Ruf ausbrach: „Da ist der Schurke, der Brandleger, er hat sich in den Brunnen ver krochen!" Wüthend stürzte darauf hin sich der Haufe, der eben mit Löschen beschäftigt war, auf den Ver meintlichen Verbrecher und stieß ihn mit Heugabeln und Fcuerhacken in den Brunnen zurück. Mit einem gellenden Schrei fiel der Unglückliche in die Tiefe, dann wurde eS stille. Die Leute brachten eine Leiter und einer der Eifrigsten stieg in den Brunnen hinab, faßte den Körper bei den Haaren, band ihm unter Verwünschungen einen Strick um den Hals, an welchem er dann hinausgezogen wurde. Man ließ den Todten mit Stroh bedecken und trieb die Leute zur Hilfeleistung bei dem Feuer an. Erst als dieses ge dämpft war, kehrte die Menge zurück zu dem gelynch ten vermeintlichen Brandlegcr, neugierig zu sehen, wer und woher er denn sei. Der Eifrigste beim Brunnen, der den Körper am Strick in die Höhe gezogen hatte, war auch jetzt der Neugierigste, er drängte sich vor zu dem Leichnam, schob das Stroh beiseite, um das Gesicht zu betrachten und fuhr mit einem Schrei des Entsetzens zurück — er sah in da entstellte, schmerzverzerrte Antlitz seines Sohnes. Der Eifrigste und Neugierigste war der Gemeindehirte gewesen. — Zur Pflege der Tauben. Es ist bekannt, daß alle Vögel neben ihrer Nahrung zwischen hinein auch gerne Sand, Kalk oder Salz fressen, und zwar Körner- wie Insektenfresser. Man sieht oft, wie Tauben gerne an Mauern picken, besonders wenn ölche salpeterhaltig sind. Es scheint dies für die Thiere ein Naturbedürfniß zu sein, welches zur Rei nigung des Magens dienen soll. Besonder« erpicht ind die Tauben auf eine solche Zugabe. Felddcrne Tauben nehmen mitunter ein kleines Steinchen, ein Schneckengehäuse auf und helfen so der Verdau ung nach; bei Feld- und Wildtauben findet man solche Beigaben stets im Magen. Haustauben nun, die nicht ins Feld fliegen, sind sehr dankbar, wenn man ihnen im Schlage Ersatz dafür bietet. Diesen haben wir stets in der Form von Sand und Salz gereicht. Die Untertasse eines großen Blumengeschirrs üllen wir mit riinem, feinen Flußsand, vermengt mit Salz und begießen die Mischung mit Wasser. Dieses löst das Salz auf, welches dann mit dem Sand beim Trocknen eine mäßig harte Masse bildet, die von den Tauben begierig weggepickt wird. Es kann auch eine chwache Auflösung von Salpeter dazu genommen werden. ES ist erstaunlich, wie gerne die Tauben diese Beigabe nehmen, welche gewiß auch vortheilhaft auf ihre Gesundheit und ihre Fruchtbarkeit einwirkl, weil sie durch die Natur des Vogels begründet ist. Wollt ihr Euern Tauben eine willkommene Beigabe reichen, so gebt ihnen Sand und Salz! — Eine Anekdote von König Friedrich Wilhelm IV. Die deutsche Kleinstaaterei hat be kanntlich selbst in ihren obersten Gipfeln sonderbare und originelle Gestaltungen gezeigt. Da war ein ölcher Fürst, der von der Ueberzeuzung geplagt war, >aß er einer der größten Räthselerfinder seiner Zeit ei. Er hatte deren aber nur zwei. 1. Frage: Was würden Sie thun, mein Herr, wenn Sie ein Zahn arzt wären? Antwort: Ich würde den „Zahn der Zeit" ansziehen! 2. Frage: Was würden Sie thun, mein Herr, wenn Sie ein Taucher wären? Antwort: Ich würde ins „Meer der Ewigkeit tauchen." Kein Unterthan, dem diese Fragen vorgelegt wurden, wagte es, sie zu beantworten, obgleich die Lösungen Jedem bekannt waren. Dann freute sich der hohe Herr über alle Maßen, wenn er belehrend die Antwort selbst geben konnte. Mn kam er einst im Anfang der vierziger Jahre nach Berlin, als auf dem Königs throne der humoristische und witzige König Friedrich Wilhelm IV. saß, der ihn gastlich aufnahm und selbst verständlich auch zur Tafel zog. Bei Tische, als der Champagner im Gange war, spielte der König, der die beiden Räthsel ebenfalls ganz genau kannte, auf das Genie seines Gastes im Erfinden von Räthseln an und forderte ihn auf, eine Probe abzulegen. Seine Liebden zierte sich, aber es half ihr nichts, und sie ging zuletzt auf den Leim. „Was würden Sie thun?" fragte Seine Liebden den König, wenn Sie ein Zahnarzt wären?" Ohne sich zu besinnen, antwortete der König: „Ich würde ins Meer der Ewigkeit tauchen!" . . . Und alle die Ritter'und Edelfrauen — still lächelnd auf Seiner Liebden schauen . . . — Höchste Devotion. Förster (zur Durch laucht, der einen Bock gefehlt, aber einen Ast ge troffen hat): Wenn Durchlaucht auf den Ast ge schossen haben, war's ein Meisterschuß! — Kein Wunder. Junger Ehemann Sonn tags im Restaurant essend: „Na, Du entwickelst ja einen ganz gesunden Appetit heut, Frauchen!" Frau: „Das glaub ich, wenn man die ganze Woche zu Haus gekocht hat!" — Aufrichtig. „Mein Fräulein, ich liebe Sie, lieben Sie mich denn wieder?" — „Ja, Unglück seliger!" Standesamtliche Nachrichten von Eidenstock vom 1. bis mit 7. Juli I8S1. Geboren: 174) Dem Oeconomiegehilfen Ernst Friedrich Auerswald hier I T. I7S) Der ledigen Schneiderin Ida Emilie Unger hier I T. >7«) Dem Waldarbeiter Gustav Friedrich Leiitner hier l T. 177) Dem Maschinensticker Paul Theodor Herold hier l S. 178) Dem Bretschneider Ernst Hermann Krauß hier I T. 17S) Dem Handarbeiter Hermann Stemmler hier l S. 180) Dem Zimmermann Gustav Adolf Siegel in Wildenthal I S. 181) Dem Straßenwärter Gottlieb Wilhelm Krönert in Wildenthal 1 S. 182) Dem Stickmaschinen besitzer Karl Bernhard Neubert hier 1 S. Aufgeboten: 28) Der Oeconomiegehilfe August Hermann Heymann hier mit der Stickerin Adele Bauer hier. Eheschließungen vacat. Gestorben: 128) Der Schuhmacher Friedrich Heinrich Zimmermann hier, ein Ehemann, 37 I. 2 M. I T. 126) Des Maurers Albert Jugelt hier T., Martha Johanne, 5 M. 14 D. >27) Die Straßenwärtersehesrau Christiane Friederil« krönert verw. gew. Fischer geb. Schlesinger in Wildenthal, 43 I. I R. 17 T. 128) Des Müllers Heinrich Fürchtegott Zeitzer hier S., Curt, 8 T. 128) De« Maschinenstickers August Bernhard Werbig hier S., Karl Gottsried, 2 M. 27 D.