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de- Fürsten, stet- zu organisiren und seine Güter abzurunden. Da- thue er nicht au- Habgier, sondern weil er für die Landwirkhschafk ein tiefe- Interesse und weil er stet- da- Verlangen habe, seinen Nach kommen einen von ihm herrührenven großartigen Organismus zu hinterlassen." Erna. Novelle von L. Haid heim. In einem eleganten Chambre garni der Pots damer Straße saßen zwei Herren in erregter Unter haltung sich gegenüber. Dem einen, welcher auf der eingelegten Tisch platte einige Papiere vor sich liegen hatte, die er zu weilen mechanisch glättete, ging die Ruhe verloren über den neuen Beweis unerhörten Leichtsinnes, der sich da wieder einmal vor ihm abspielte; dem andern kamen in dieser Stunde die Folgen seines ThunS über das Haupt, und sein ganzes Gebühren, so vor nehm es selbst in dieser GemüthSerschütternng blieb, gab Zeugniß davon, daß ihm erst nach und nach die Tragweite seines Handelns klar wurde. Erblassend stützte er die Arme auf die Lehne seine« Sessels und blickte verwirrt vor sich hin auf das Muster des Smyrnateppichs. »Ist denn also gar nichts mehr zu tbun, Herr Justizrath?" fragte er endlich nach einem beklommenen Seufzer und fuhr, aufspringend, mit wilder Geberde durch sein militärisch geschnittenes, braunes Haar. ES war das erste Mal an diesem Morgen, daß ihn die Selbstbeherrschung verließ, auch nahm er sich sogleich wieder zusammen. .DaS hängt von den Beschlüssen Ihrer Familie ab, Herr Baron." Der junge Mann stöhnte. „Und sehen Sie nirgends einen Weg, die Gläu biger meines Schwagers mit dem zu befriedigen, was ich habe? Doch verzeihen Sie die Thorheit in meiner Frage. Ich bin wie von Sinnen, ganz unfähig, logisch zu denken. Dies Alles kommt so furchtbar schwer, so unerwartet —!" Er sah wohl danach aus, wie er seinen Zustand schilderte: Die breite, kraftvolle Gestalt in sich zu- saHmengesunken, das jugendfrische Antlitz entstellt durch Aufregung, Schlaflosigkeit, sorgenvolle Gedanken. „Hat Ihr Herr Schwager Verwandte, die etwa für ihn zahlen würden, was Ihnen mangelt?" „Nun, sie sind wohlhabend; aber wer hat heut zutage etwas übrig? Ohnehin hat man verschiedent lich seine Schulden bezahlt — von dieser Seite ist nichts zu hoffen." „Dann, fürchte ich, werden Sie, Herr Baron, die Folgen Ihrer Bürgschaft auf sich nehmen müssen," erwiderte der Justizrakh Mulner. „Großer Gott! Und meine armen Schwestern?" Erich von Willwart sank in seinen Sessel zurück, be deckte das Gesicht mit den Händen und rang mit aller Kraft nach Fassung. Ein Beben ging durch die schlanke Gestalt. „Ich sinne nach, Herr von Willwart, ob Ihnen nicht auf irgend eine Weise Hilfe werden könnte. — Wie sieht'ö mit Ihrem Vetter?" „Dem Troysberger? Kein Gedanke! Wir stehen nicht gut mit einander." „Er ist sehr reich, Hagestolz, ohne Familie." „Bitte — »ein! Denken Sie nicht an ihn," wies der Offizier den Vorschlag beinahe schroff zurück. „Und Fräulein von Starrein?" „Die Erbtante! Die giebt nie, sondern nimmt nur immer. Die ganze Familie legt seit Jahren vor dem Götzen, den Tante Adelheid in ihrem Kasten streng verwahrt hält, die Erstlinge des Felde« und der Herden nieder, dazu spenden die jungen Damen ganze Berge von Tisch- und Korbdecken, Schlummer rollen und Rückenkissen, die Kinder Neujahrswünsche und Geburtstagsgratulationen in kalligraphischer Aus führung, aber noch niemals hörte ich, daß die Tante sich anders revanchirt, anderes gegeben hätte, als Erb- schastSversprechungen, diese allerdings thcilt sie frei gebig nach allen Seiten aus." Wie ein flüchtiger Sonnenstrahl flog durch die düsteren Augen des jungen Offiziers bei diesen Wor ten ein schelmisches Lächeln und nahm demselben jede Herbheit. Gleich darauf aber trat der ganze Ernst seiner Lage wieder vor ihn hin, so drohend, daß er blaß wurde, sehr blaß. Wiederum sprang er auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Auf Tischen, Etageren und Wandbörten lagen und standen LuxuSiacken, Bücher, Photographien, Rauchutensilien, ein Paar Renngewinne und was sonst der Liebhaberei eines wohlhabenden KavallcrieosfizicrS entspricht, in bunter Menge umher, die Wände waren mit den Bildern von Pferden und Tänzerinnen ge schmückt, über dem Schreibtisch hing da» lebensgroße Porträt einer reizenden Frau, seiner Mutter, in kost barem Barokrahmen, zu beiden Seiten Waffentrophäen, geschmackvoll geordnet. Man sah, der Bewohner dieses Raume« hatte Freude an einem traulichen Heim und das Talent, sich ein solche« zu schaffen. Der junge Mann blieb vor dem älteren stehen. „.Herr Justizrath, so zeigen Sie mir einen Weg, auf dem ich weiter gehen kann. Ich selbst sehe nur den Abgrund vor mir, hinein kann ich nicht, wegen der Schwestern, aber wie weiter? Wie weiter? Ich be greife nickt, daß mein gesunder Verstand diese letzte Nacht überdauert hat!" „Seien Sie versichert, Herr Baron, daß Ihr Fall — nur einer von vielen in meiner Praxi» — mir eine ganz ungewöhnliche Theilnahme einflößt, und daß kiese lediglich Ihren persönlichen Eigenschaften gilt," sagte Mutner, seine Papiere zusammensassend und zum Abschiede dem Offizier die Hand bietend. Sein Ton drückte mehr noch al« die Worte eine große achtungsvolle Wärme aus. „Sie waren gestern sehr herb gegen mich, alter Freund!" „Das mag sein! — Verzeihen Sie eS meiner Theilnahme. Ich hatte den Knaben, dem ich als Primaner Arbeitsstunden gab, völlig aus den Augen verloren, und finde ihn wieder in einer Lage, welche nur durch ganz unverzeihliche —" „Dummheit! Dummheit! nennen Sie cs nur so! Ach, lebenslang kann ich Sie mir nicht vergeben. — Wenn ich meiner armen Schwester damit noch genützt hätte, — wenn ich ihr auch hätte nützen kön nen! O, eS ist zum Rasendwerden —" „Ich kann Ihnen jetzt nur eins dringend em pfehlen, Herr Baron; fassen Sie die Geschichte, wie wir vorhin verabredet haben, so entschlossen und fest an, wie möglich, — keine Worte darüber — jede« Aufsehen vermieten! Wenn Richter u. Co. ihr Geld bekommen, schweigen sie gern! Und dann Urlaub — daS Weitere findet sich —" „Ja, ja! Und zunächst zum Onkel Grumbach!" „Ein schwerer Gang —!" „Das weiß Gott!" „Und darf ick fragen, warum Ihr Herr Schwager unsichtbar bleibt? Ich meine doch —" „Man „meint" öfter — das hat aber auf meinen Schwager Kyburg keinerlei Einfluß. Der liebe Junge hatte es von jeher in der Gewohnheit, sich für eine Weile zu verziehen, wenn er ein Gewitter hcraufbe- schworen. Sobald eS sich über uns andern entladen, war er wierer da und bedauerte uns sehr, daß wir naß geworden waren, oder wollte sich auch todtlachen, je nach seiner augenblicklichen Stimmung." Der Justizrath zuckte die Achseln und ging. Eine ganze Weile starrte der Zurückbleibende in qualvollsten Gedanken ins Leere; dann warf er einen sehnsuchtsvollen Blick auf einen Pistolenkasten, welcher neben ihm auf den Tisch stand. Ach! da war Rettung aus dieser Roth! Wie magnetisch gezogen, blieben seine Augen darauf haften — der innere Kampf malte sich in seinen Zügen. Schon hob er die Hand, da klopfte es, fest, mili tärisch — es war sein Bursche, dessen Schritte auf den Matten res Ganges nicht hörbar gewesen. Leutnant von Willwart prallte zurück wie ein er tappter Verbrecher. Ein erstaunter Blick des Burschen beantwortete diese unwillkürliche Bewegung; der Baron sah es, und erregt wie er war, nur bedacht, seinen Schrecken zu maskiren, fuhr er den Mann mit einer an ihm sehr ungewohnten Heftigkeit an: „Habe ich Dir nicht gesagt, Du sollst diese Pistolen zum Knauer tragen? Du wirst alle Tage fauler!" „Zn Befehl, Herr Leutnant!" So etwas war dem Burschen bei seinen lustigen Herrn nie passirt. Was mochte denn in den seit gestern gefahren sein? „Jetzt will ich mich anziehen, dann gehst Du so fort und bringst die Dinger hin. Sage, Knauer, es hätte keine Eile, aber dafür soll er sie gründlich nach sehen," sagte dieser schon ruhiger. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. Die Modesucht im 16. Jahrhundert. Ueber die in Deutschland namentlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts grassirenden Modcthorheiten klagt eine Erfurter Chronik voin Jahre 1586 folgen dermaßen: „ Die Weiber haben von Welschland hcrü- berbekommen kleine sammten Hütlein, nicht zu bedecken das Haupt, sondern allein zu Putz und Hosfart; sie sind so klein, daß sie nicht den vierten Thcil des Kopfes bedecken und sehen aus, als wenn die Weiber Aepfel auf den Kopf setzten und sprächen: Das ist ein Hut! Der Kleider Hoffart hilft aber den Män nern übel Haus halten und bringt sie an den Bettel stab. Doch auch die Mannspersonen sind ganz in Hofsart ersoffen. Um die Hüte tragen sic goldene Spangen mit Ringen wie Weibergürtcl. Die Haare müssen so gestrobelt sein, wie bei einer Saue, hinten aber sind sie zottig, al« hätte eine Katze daran ge zerrt. Sie sehen daher aus wie polnische Bauern, die des Morgens aus dem Stroh kriechen. Die Rock ärmel aber sind so wulstig und dick, daß sic anSsehcn wie Commiß-„Säcke". So der Erfurter Chronist, und er hat gewiß nicht Unrecht mit seiner Entrüstung über die Modethorhcitcn unserer Abtvodern vor drei hundert Jahwn. Was aber würde der brave Mann erst sagen, wmn es ihm vergönnt wäre, ein moder nes „Gigerl" zu sehen? Wir fürchten, seine Ent rüstung über die Modenarren von heute würde die jenige über die Modeauswüchse von „anno dazumal" noch bedeutend hinter sich lassen! — Ueber listet. Ein amerikanischer Farmer, der mit hundert haaren Dollars einen Viehmarkt be suchte, gebrauchte die Vorsicht, diese Summe dem Wirth des Gasthauses zu übergeben, in welchem er einkehrte. Als er am andern Tage das Geld brauchte, bat er den Wirth um Aushändigung der ihm über gebenen Summe; der Wirth aber erklärte, er wisse nicht, was für hundert Dollars der Farmer meine und versicherte, durchaus keine solche Summe erhalten zu haben. Der Farmer gab sich alle mögliche Mühe, das Gedächtniß des Wirthes aufzufrischen, dieser aber blieb bei seiner Behauptung, kein Geld empfangen zu haben. Der Farmer erkundigte sich nach dem besten Advokaten des Ortes, begab sich zu ihm und bot ihm zwanzig Dollars, wenn er ihm wieder zu seinem Gelbe verhelfe. „O, daS wird sich machen, mein Freund," sagte der Advokat, „aber Ihr müßt Geduld haben. Sprecht höflich mit dem Gastwirth — sagt ihm, Ihr hättet Erich geirrt und Euer Geld wahrscheinlich Je mandem anders zum Aufheben gegeben. Nehmt einen Freund mit und übergebt dem Wirth in Gegenwart Eures Freundes nochmals eine Summe von hundert Dollars und kommt dann wieder zu mir." Der Farmer that wie ihm geheißen und fand sich dann wieder bei dem Advokaten ein. „Aber," sagte er, ich sehe nun noch nicht ein, was ich dadurch gewonnen habe, wenn ich auch mein zweites Hundert wieder bekomme." „Ihr sollt es gleich erfahren. Jetzt geht und verlangt dem Wirth hundert Dollars ab, aber seht, daß Ihr ihn allein trefft," sagte der Advokat. Der Farmer that abermals wie ihm geheißen; er paßte die Gelegenheit ab, wo er den Wirth unter vier Augen sprechen konnte, und dieser gab ihm ohne weitere Umstände die eine Summe von hundert Dollars zurück. Der Farmer eilte sofort wieder zu dem Advokaten, zeigte ihm das znrückerhaltene Geld und äußerte dabei, daß er noch immer nicht einsähe, wie er nun anch die anderen hundert Dallars heransbekommen sollte. „O, das ist nun schon so gut als geschehen," sagte der Advokat; jetzt geht nochmals hin, aber in Begleitung Eures Freundes, und verlangt dem Wirth die hundert Dollars ab, die der Zeuge Euch ihm übergeben sah." Der spitzbübische Wirth sah sich überlistet und gab die vorher abgeleugnete Summe sofort heraus. — Ein Mißverständniß. Herr: „Verdammte Hitze! Geh' mal hinein, Johann und laß Dir schnell ein Glas Bier geben! (Nach einer Weile zu dem aus dem Wirthshaus tretenden Kutscher): „Wo bleibst Du so lauge, wo hast Du das Bier? — Ja wünschen den der gnä' Herr auch ein Maß?" — Vom Exerzierplatz. Ein Einjährig-Frei williger spuckt aus, während er sich in Reih und Glied befindet. „Zwei Stunden nachexerzieren!" ruft der Sergeant, man spuckt in der Front nicht aus — ver standen? Sie sind hier nicht im Salon!" Im Jntereffe der guten Lacke nehmen wir hiermit wieder holt Veranlassung, die geehrten Hausfrauen auf die ganz vor- züglickcn (figcnsckaften der amerikanisckcn Brillant-Glanz- Ltärkc von kritr Scknli jvv., I-eiprig, aufmerksam zu machen. Jede Dame vermag beim Gebrauch dieser amerikanisckcn Glanz- Ltärke lcickt und flcker die sckönste Plättwäscke — mit oder ohne Glanz — zu erzeugen, und ist dabei — auck für die ungeübte Hand — ein Mißlingen vollständig ausgescklossen. 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Geboren: 188) Dem Schneider Joses Müller hier Nr. 442 I S. 187) Dem Bürstensabrikarbeiter Friedrich Hermann Bevreuther hier Nr. 169 l S. 188) Dem Zimmermann Jo han» August Schädlich bier Nr. 259 1 S. 189) Dem Zimmer mann Gustav Adolf Ebert hier Nr. 175 c 1 T. 190) Dem Bürstensabrikarbeiter Franz Albin Schädlich hier Nr. 200 1 S. 191) Dem Buchhalter Hermann Brückner in Schönheiderhammer Nr. 36 I T. 192) Dem Bürstensabrikarbeiter Ludwig Alban Leistner hier Nr. 90 1 T. Aufgeboten: vucut. (shcsckließungen: vaeat. Gestorben: 101) Der Handarbeiter Christian Friedrich Klötzer hier Nr. 16, 64 I. 7 M. alt. 102) Des Feuermanns Emil Richard Höblig in Schönheiderhammer Nr. 41 S., Emil Albrecht, 3 M. 14 T. alt. Chemnitzer Marktpreise vom 4. Juki 1891. Weizen russ. Sorten IIMk.80Pf. bis 12 Mk. 75Pf. pr.50Kill- -sächs. gelb u. weiß 12 - 20 - . IS . 40 8 8 Roggen, preußischer 10 - 90 - - 11 . 15 - - - sächsischer < russischer 10 - 10 . 50 , , 70 . - 10 . 11 - 75 8 , 05 - - Braugerste 8 - 50 - 8 9 . 50 8 8 Futtergerste 8 - 25 . . 8 . 75 - - Haier, säcksischer 8 - —— a 8 8 . 35 8 8 Hafer, preußischer — , — « » — , — « « Kockerbsen 9 - KO 8 8 10 . 50 - < Mahl-u. Futtererbsen 8 - 75 . . 9 . 8 « Leu 3 - 30 , . 3 . 60 - . Stroh . 3 - 20 . . 8 - 40 8 - Kartoffeln 3 - 80 - . 4 8 — i « Butter 2 . — » - 2 , 50 - - 1