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öl etc. lung von IQ. Slauen. wment. Uhr und öen n mit gesucht, ter AI. ube mmcr r. 323. m sind, turn- nacken, »»NtllA, Haute punkt- «rt. 3 Uhr: in. hen. m mer- «. 18. hr an >1. s. hran »». r. >r an Beilage zu Br. 78 -es „Amts- und Anzeigeblattes". Eibenstock, den 4. Juli 1891. Die Jüdin von Heidelberg. Nach historischen Quellen cr,ählt von Fr. tt. von Wickede, sll. Fortsetzung.) „Ganz gewiß, Ritter Martin, ihr fehlt nur der Raine — potz Wetter, wenn ich Euer Ueberredungs- talent hätte, sie sollte bald bekehrt sein." Martin konnte sich des Lachens nicht enthalten. „Ihr glaubt vielleicht, der Lersuch würde ein fruchtloser sein?" sagte Bardolf und setzte mit einer bezeichnenden Kopfbewegnng hinzu: „wenn Ihr wüßtet, was ich weiß." „Was wißt Ihr denn, Bardolf?" „Daß sie für Euch die tiefste Dankbarkeit em pfindet. Ihr hättet sie sehen sollen, wie die Farbe auf ihren schönen Wangen sichtbar ward, und wie sie nicht mehr zitterte, als ich zn ihr sagte, daß es in ihrer Macht läge, sich Euch erkenntlich zu zeigen. Ihr dürftet Euch wohl in acht nehmen; anders wäre es, wenn sie eine Christin oder Ihr ein Jude wäret." Che Martin ihm antworten konnte, ward ein Pochen an der Pforte vernehmlich. „Um aller Heiligen willen, die Schurken werden doch nicht zurllckkonuuen!" Bardolf hatte kaum den Muth zn öffnen; den noch ging er ohne Zögern zur Thür und hatte die Freude, Viktor von Antiochien zu begrüßen, der soeben von Mannheim zurückgekehrt war. „Zinn," fragte derselbe, dem Freunde die Hand reichend und sich im Waffensaal niedcrlassend, wie ist der Tag vergangen?" „Heiß und blutig," entgegnete Martin. „Ich weiß bereits von Hektor, mit dem ich soeben in der Nähe der Brücke zusammentraf, daß der alte OlSheim todt ist und Ihr einen Wackern Strauß für seine Tochter bestanden habt; auch von den Haus suchungen hat er mir erzählt. Ist das Mädchen noch bei Euch?" ..Ja." „Sind die Spione schon hier gewesen?" „Vor kaum einer Stunde," sagte Wilsdorf und erzählte dem Gast, auf welche Weise es ihnen geglückt >var, die Jüdin zu verbergen. „Ich bin herzlich froh, daß cs Euch so gut gelang, und beklage es unendlich, daß wir den Vater nicht auch retten konnten, dem wir so vielfach verpflichtet sind. Hoffen wir nnn, daß das Mädchen, nachdem es dieser Schlinge entging, auch ferner geborgen werden möge. Aber ich kann auch beim heiligen Kren; versichern, Wilsdorf, daß die Tage der In quisition gezählt sind. Wohin ich komme, finde ich denselben glühenden Haß gegen dieselbe und stete Bereitwilligkeit, zn unserem Bunde zn schwören. Berichte, die ich in Mannheim erhielt, zeugen dafür, daß der ganze Schwarzwald und Franken uns hin reichend stützen werden." „Das sind erfreuliche Nachrichten, Viktor." „Mehr wie das, Martin, cs zeigt mir klar, daß unser Volk, trotz seiner anscheinenden Schwäche, den Druck solcher Schmach nicht lang erdulden wird, und wenn wir nns selbst getreu bleiben, wird uns der Erfolg nicht fehlen. Aber uni wieder auf die Jüdin zu kommen, sie ist zu schön, als daß der Mark graf seine Pläne auf sic so schnell anfgebcn würde. Ich muß Euch offen bekennen, daß ich großes Inter esse an ihrem Schicksal nehme." Martin stutzte und ließ sein Auge forschend auf ihm ruhen. „Seid nicht verwundert darüber," sagte Viktor, dem des Freundes Bewegung nicht entgangen war, „ich werde ihrem Herzen nicht so gefährlich werden, wie ihr Retter — obenein habe ich ein braves Weib daheim nnd schon eine Tochter von Eleonorens Alter. Ich empfinde indes mit ihr die Gefahr, in welche des Markgrafen Begierde nach ihrem Besitz sie bringt." „Was ich vermag, nm sie vor diesem Feinde zn schlitzen, wird geschehen, darauf möget Ihr rechnen," entgegnete Martin sichtlich erleichtert. „Aber," fiel ihm der von Antiochien ins Wort, anscheinend ohne des Freundes Wärme zu beachten, „sie wird ans die Dauer hier uicht sicher sein — sic muß fort aus Heidelberg; denn Ihr kennt den Charakter des Markgrafen und seine Macht." „Aber wohin mit ihr?" „Da gicbt es viele Auswege, unten im Neckar thal oder ans dem Schwarzwald, unter den Bauern der rauhen Alp wird eine sichere Zufluchtsstätte für sie zu finde» sein; und je eher sie die Stadt verlassen kann, je besser wird es sei»; denn wird sic gefangen, so wird man sie foltern, bis sie Geständnisse ablegt, die für uns von unberechenbarem Nachtheil sind." „Viktor, Ihr kennt das Mädchen nicht und beur- thcilt sie sicherlich falsch; ich glaube, daß sic eher sterben wird, ehe sic nns verräth." „Meiner Treue, Wilsdorf, Ihr scheint den Cha rakter des Mädchen« in der kurzen Zeit, während der sie um Euch war, gut studirt zu haben." „Weil ein Charkter wie der ihrige sich nicht ver stellen kann," entgegnete Martin errötheud. „Habt acht, Euch nicht in sie zu verlieben," sagte Viktor lächelnd; „aber in diesem Falle müsset Ihr die Richtigkeit meiner Ansichten nm so mehr einränme». Mir' geht es wie jenem Kinde, welches einen Vogel den Krallen der Katze entriß und denselben infolge dessen mehr liebte als sein Spielzeug. Was an mir ist, Euch ferner zn unterstützen, wird willig geschehen." „Ich selbst kenne einige Bauern auf dem Schwarz wald," sagte Martin. „Auch ich kenne deren, aber weder Ihr noch ich dürft jetzt die Stadt verlassen. Ich will auf Mittel sinnen, wo das beste Ashl für sie zu finden ist, nnd auch für eine passende Begleiterin Sorge tragen." „Eine Begleiterin würde ihre alte Dienerin sein." „Um Alles in der Welt nicht — man kennt die Alte zu gut als langjährige Dienerin Olsheims, und sie möchte sich verrathen. Ich denke, daß ich eine bessere Gefährtin für das Mädchen weiß; indessen wollen wir die Sache für heute ruhen lassen und die Entscheidung auf morgen verschieben. Berthold von Baden darf sie nimmermehr besitzen." „So lange ich athme sicherlich nicht!" setzte Martin hinzu, die ihm zum Abschied dargebotenc Hand des Freundes erfassend; „und mit Freunden, wie Ihr einer seid, neben mir, biete ich Allem Trotz." Neuntes Lrapitek. Nach dem Schwarzwald. Am Morgen nach den zuletzt geschilderten Ereig nissen war ganz Heidelberg in der größten Aufregung. Mit furchtsamen Schritten, als ob ihnen der Böse im Racken säße, schlichen ehrliche Leute umher nud keiu Weib begrüßte das andere, wie es sonst zu ge schehen pflegte, mit dem herkömmlichen „was giebts Neues, liebe 'Nachbarin?" Mit stummen Kopfnicken, als ob sie fürchteten, belauscht zu sein, liefen alte Freunde an einander vorüber und man hätte glauben sollen, die ganze Stadt wolle ein Leichenbegängniß feiern. Nur am Ufer des Neckars, fern vom Getriebe der sonst so lebhaften Stadt, sah man zwei Männer beisammen stehen, ihrem Anzug uud kräftigen Körper nach zu nrtheilen Bootsleute oder Fischer. „Ist Dein Haus auch durchsucht worden, Peter?" fragte der eine. „Ei freilich, bei uns wird's ebenso hergegangen sein, wie in der ganzen übrigen Stadt." „Peter, ich sage Dir, diese Schurken treiben die Frechheit zu weit!" „Stille! sprich nicht so laut, Andreas, wenn Dich einer hört, so nehmen sic Dich bei den Ohren, an allen Ecken sind Spione, und Berräther giebt cs überall; ich begreife dies Volk nicht, sich zu solchen Diensten herzngeben." „Konrad zahlt seine Leute gut und der Markgraf ist sein Freund. Seine sämmtlichcn Knappen waren auf den Beinen nnd er selbst soll in der Judenstraßc' gewesen sein." „Ich kann nur nicht absehen, wohin dies »och führen soll, es ninß ein Ende mit Schrecken nehmen." „Vielleicht schlägt auch noch das Wetter drein," entgegnete Peter, während er so sprach, das Zeichen des Kreuzes auf der Brust machend, und scheinbar ohne Zweck mit dem Zeigefinger auf das Herz deutend. Die Augen des Andern schauten freundlich auf ihn: „WaS tausend!" entgegnete er, „kennen einander so lange und wissen nicht, daß wir Brüder sind — Du kommst von Antiochien?" „Bon Thre," antwortete jener. „Dein Name?" „Heinrich." „Wie soll ich Dir glauben?" „Ueberzcuge Dich." Die beiden Männer reichten einander die Hände und Peter fuhr fort: „Der Sohn Gottes trug ein Kreuz." „Auch ich habe eins." „Das meine ist von Stahl." „Das meine auch uud wir sind Brüder." „Unser Bund scheint im Wachsen begriffen zn sein," bemerkte Andreas, nachdem diese Erkennungs zeichen gewechselt waren. „Er wächst jeden Tag und ich hoffe, daß die Stunde nicht ferne ist, wo wir losschlagen dürfen. Möge es mir vergönnt sein, Konrads schwarzes Her; zn treffen." Durch die Dazwischenkunft eines Fremden ward das Gespräch unterbrochen und die beiden Männer trennten sich. Und sie waren nicht die einzigen am Ufer des Neckars, die den Tag herbeischnten, an dem sie von den Teufeln in Menschengestalt befreit sein würden, und manches brave Herz aus dem Kern des Volks war wie unser Bootsmann bereit, den ersten Hieb zu thun. Am gleichen Morgen war der Markgraf zu un ¬ gewöhnlich früher Stunde auf dem Wege zu seinem würdigen Genossen. Er traf Konrad, umgeben von einer großen Anzahl seiner Vertrauten, welche derselbe indessen beim Eintreten Bertholds entließ. „Nun, Konrad," begann Letzterer, „wie lauten die Berichte?" „Nicht sehr günstig, Herr Markgraf," entgegnete jener, sein Haupt schüttelnd. „Hölle und Tod!" schrie Berthold aufgeregt, „das darf nicht sein!" „'Rur ruhig, mein edler Herr, das Mädchen ist noch nicht aus unserem Bereich." „Aber die Haussuchungen sind fruchtlos gewesen, da könnte man fast glauben, es bestehe ein Komplott gegen uns?" „Entdeckt Ihr das erst jetzt?" fragte Marburger, schlau lächelnd. „Wisset Ihr etwas von einem solchen?" „Ich weiß nichts Genaueres darüber, aber ich hoffe der Sache ehestens auf den Grund zu kommen. Es ist mir bereits mitgetheilt, daß eine geheime Gesellschaft besteht, aber das Wie und Wo ist mir noch fremd." „Ihr solltet suchen, einen Eurer Zuverlässige» unter die Verschwörer zu senden, um dann den ganzen Bund mit einemmal Niederschlagen zn können." „Laßt mich nur machen, ihre Kühnheit soll ihnen thener zu stehen kommen. Die Leute wissen noch nicht was es heißt, gegen nns aufzntretcn; ich werde unter ihnen sein, wenn sie es am wenigsten vermuthen." „Meiner Hilfe seid Ihr jeder Zeit gewiß, Konrad — jetzt aber sagt mir, was Ihr wegen des Mädchens zu thun gedenkt, denn beim Himmel, ich muß sie haben." „Nur Geduld, meiu edler Freund," entgegnete Konrad „sie soll Euer sei», sobald sie meine Fragen beantwortet hat. Aber legt sie mir nicht auf die Folter, laßt sie mir bringen, wenn Ihr sie gefangen habt; auch unter dem Einfluß der Furcht wird sie gestehe«, was Ihr von ihr zu wissen nöthig habt." „Wenn wir sie haben, ganz recht — ich bin ver sucht zu glauben, daß sic vor nnsern Maßregeln die Stadt verlassen hat." „Dann will ich Leute aussenden und alle Land straßen besetzen lassen," rief der Markgraf aufgeregt. „Je eher Ihr dies thut, je besser wird es sein und ich will jedem Trupp, den Ihr abschickt, einen von meinen Leuten mitgeben." Ohne weiteres Zögern verließ Berthold den In quisitor, eilte nach seinem Schloß zurück uud gab dem Hauptmann seiner Berittenen die nöthigen Befehle. Um die gleiche Tageszeit trat auch Viktor von Antiochien in Wilsdorfs Behausung und in seiner Begleitung befand sich ein junger Mann, de» er zn Eleonorens Gefährten ersehen hatte. „Aber," bemerkte Martin fast unwillig, „Ihr sagtet mir, daß Ihr mir einen weiblichen Begleiter für meine Schutzbefohlene bringen würdet." „Ganz recht, mein Frennd, ich habe mich für die Tochter meiner verstorbenen Schwester entschieden, dies ist meine 'Nichte Luise." Erstaunt sah Martin den schlanken Jüngling an, der vor ihm stand, und nur das verschämte Erröthen und die reine frische Gesichtsfarbe überzeugte ihn da von, daß unter dem Wannns das Herz eines muthigen Mädchens klopfte. „Ihr seid Eures Oheims würdiger Neffe, schöner Knabe," 'agtc Wilsdorf, ihr die Hand reichend. „Ihr erweiset uns einen großen Dienst." „Lasset Euren Schützling rufen, Martin, damit die Mädchen einander kennen lernen," sagte Viktor, und der Hausherr folgte der Aufforderung unver züglich. Schüchtern trat Eleonore ein nnd Martin machte sie mit der Nothwendigkeit der Reise bekannt. „Ihr werdet bei unser» Freunden im Schwarz wald sicherer sein wie in der Stadt," sagte er, „und es wird gut sein, wenn Ihr Euch alsbald reisefertig macht." „Werdet Ihr mich begleiten, Ritter?" „Nein, liebe Eleonore," entgegnete Wilsdorf, „meine Abwesenheit von hier würde Verdacht er regen; aber ich denke, daß Bardolf mit Euch gehen kann," setzte er mit einem fragenden Blick ans Viktor hinzu. „Ich glaube selbst," sagte dieser, „daß Ihr keinen sicherern Führer erhalten könntet, wie ihn." „Und dann," setzte Martin hinzu, „habt Ihr hier einen wackeren Gefährten, dem Ihr Eure Freundschaft schenken müßt." Eleonore blickte das verkleidete Mädchen forschend an, indessen Luisens freie« offenes Wesen hielt der Jüdin gegenüber nicht lange Stand, und sie plötzlich in die Anne schließend, rief sic: „ich bin kein Knabe, und Ihr dürft mich schon küssen, liebe Schwester." „Es ist meine Nichte, Jungfer, und ich hoffe zu versichtlich, daß sic Eure Zuneigung gewinnen wird."