22 Der Cylinderepithelialüberzug der Zotten ist abgestossen, in der Mitte jeder Zotte läuft gewöhnlich ein einfaches, zuweilen (wie in der untersten) ein doppeltes grösseres Chylusgefäss, ganz erfüllt mit kleinen dunklen starklichtbrechenden Chyluskörnchen, deren grünlich braune Färbung von der nach dem Tode erfolgten Imbibition der galligen Flüssigkeit des Darminhaltes durch die ganze Schleimhaut herrührt. Diese grösseren Chylusgefässstämmchen sind nicht immer gleich weit, schwellen oft stel lenweise bauchig an, spalten sich, so dass in ihrem Verlaufe Inseln ent stehen ; sehr oft füllt der Inhalt nicht das ganze Gefäss gleichmässig aus, sondern die Chyluskörnchen liegen mehr zu einzelnen Parthien und Klümpchen zusammen, zum Theil auch einzeln zerstreut, so dass Lücken entstehen, wie sie die folgende Figur deutlich zeigt. Von diesem Haupt- gefäss der Zotte gehen zahlreiche Aeste ab, die sich weiter verzweigen und so ein vollkommnes Capiliarnetz von Chylusgefässen bilden, wie es E. H. Weber zuerst beschrieben hat. In dem abgebildeten Präparate sind dieseCapillaren vollkommen und dicht erfüllt, und erscheinen daher unzweifelhaft als wirkliche continuirliche Gefässe; wo sie nicht so voll kommen erfüllt sind, und die Körnchen einzeln in ihnen liegen, erschei nen letztere gleichmässig durch das Zottenparenchym zerstreut. Geson derte Gefässwände lassen sich nur an den grösseren Chylusgefässen, nicht an den Capillarästen wahrnehmen, möglicherweise kann durch Ausein anderweichen der Gewebselemente an jeder Stelle der Zotten ein solches Gefässchen sich bilden. Fig.2. Menschliche Darmzotten mit erfüllten Chylusgefässen und den von E. H. Weber beschriebenen doppelten Blasen, einer mit durchsichtiger öliger Flüssigkeit und einer mit undurchsichtiger kriimlicher Materie erfüllten an der Spitze; aus der Leiche eines gesunden in der Verdauung gestor benen Selbstmörders. [Lehm. III, 317). Die Chylusgefässe sind in diesem Object nicht so vollkommen erfüllt, als im vorhergehenden ; indessen ist die Gegenwart von Chyluscapillaren besonders am linken Rande der Figur zu sehen, wo eine Zotte sich in zwei Spitzen theilt, und das Gefässstämmchen in beide Enden ein Capil- larnetz schickt. In den-übrigen Zotten zeigen sich die eigenthümlichen Weber’sehen Blasen; dieselben sind allemal paarig vorhanden, eine durchsichtige mit einer undurchsichtigen verbunden; zuweilen trägt eine Zotte zwei solcher Paare (wie in der Milte). Die Grösse der einzel nen Blasen ist verschieden ; meist sind sie jedoch so gross, dass sie ein Dritttheil bis die Hälfte der ganzen Zottenbreite einnehmen. Der Epithe lialüberzug fehlt auch an diesen Zotten gänzlich; ein Beweis, dass die Bla sen nicht gefüllte und ausgedehnte Epithelialzellen sind. Fig. 3. Mit Fetttröpfchen erfüllte Zottenepithelien aus dem Duodenum eines Kaninchens, zwei Stunden nach der Fütterung mit geschmolze ner Butter. (Lehm. 111, 317). Die Cylinderepithelien liegen theils einzeln, theils noch zu grösseren