10 nach dessen klaren Darstellungen die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit des Mikroskops bei einem fraglichen Objecte abzuschätzen suchte, so waren damit doch nicht alle Zweifel gehoben. Besonders difficil war die Auswahl unter den im ersten Bande des genannten Werkes abge handelten Substraten der Zoochemie. Welche krystallinische Körper waren charakteristisch genug unter dem Mikroskop durch Form, Habitus, optische Eigenthümlichkeiten, Gruppirung u. s. w., um zu diagnostischen Zwecken dargestellt zu werden? Welche unter den mannigfachen krystallinischen chemischen Verbindungen eines Kör pers waren als charakteristisch auszuwählen? Welche Formen unter den oft unzähligen Modificationen einer Grundform waren abzubilden? Solche und ähnliche Fragen drängten sich mir hundertmal auf; w r enn ich auch keinen Moment zweifelte, dass die mannigfachen Formen der Harnsäure darzustellen waren, so konnte ich doch anstehn, obAllan- toin oder Guanin die Abbildung verdienten, welche Salze der Milch säure hervorzuheben wären u. s. w. Weniger schwierig dünkte mir die Auswahl unter den dem zweiten und dritten Bande von Lehmann's Lehrbuch entsprechenden Objecten der thierischen Säfte und Gewebe. Wie weit meine Auswahl im Ganzen eine glückliche, richtige und genügende gewesen ist, muss ich Anderen zu entscheiden überlassen; ich hoffe, eher hier und da zuviel gezeichnet, als diese oder jene Darstellung von besonderer Wichtigkeit übersehen zu haben. Die zweite Aufgabe, welche ich mir gestellt und deren conse- quente Durchführung ich mir zum Gesetz gemacht habe, besteht darin, das natürliche Bild bis in die kleinsten Details mit pedantischer Ge wissenhaftigkeit treu zu copiren, soweit Bleistift und Nadel ihre Dienste nicht versagen, vor allem weder mir noch dem Lithographen die geringste willkührliche Idealisirung zu erlauben. Das ist eine vermessene ideale Aufgabe, deren völlige Erfüllung für Menschenhände überhaupt unmöglich ist, deren Nachstrebung aber meines Erachtens für mich eine drin gend gebotene Pflicht war. Dass demnach unter allen meinen Abbil dungen keine einzige Gopie einer fremden sich befinden kann, ver steht sich von selbst; es ist aber nicht allein jedes Bild im Allge meinen, sondern wie ich mit gutem Gewissen behaupten kann, jeder einzelne Krystall, jede Zelle nach einem bestimmten mikroskopischen Object gezeichnet, und zwar genau so, wie sie sich unter dem Mi-