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88 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Bogenlicht beleuchtung. Von Friedrich L Seydeler, Dresden-A- Auf allen Gebieten bestrebt sich der nie rastende Geist unserer deutschen Denker, Vorhandenes zu verbessern und Vollkommeneres zu bringen. Das Streben und die Tüchtigkeit unserer deutschen Ingenieure drängt auch auf dem Gebiete der Beleuchtung mittels elektrischer Energie unaufhaltsam vorwärts. Nach längerer Ruhepause brachte uns das elektrische Glüh licht in den letzten Jahren bedeutende Verbesserungen und erwarten wir noch die volle Entwickelung der neuen Erfindungen. Auf dem Gebiete der Beleuchtung mittels elektrischem Bogenlichte dagegen haben wir seit Jahren wesentliche Neuerungen und Verbesserungen nicht kennen gelernt. Bogen lampen mit überein and ersteh enden Kohlen, gleichviel welcher Fabrik dieselben entstammen, unterscheiden sich im Prinzipe durchaus nicht von einander. Abgesehen vom Einflüsse der Kohlensorten ist die Lichtausbeute in den bekannten Bogenlampen typen der einen oder anderen Firma immer annähernd die gleiche und seit langen Jahren kein bedeutender Fortschritt zu verzeichnen. In diese Gruppe fallen die Hauptstrom-, Nebenschluß- und Differenzial-Bogenlampen. Die Hauptstromlampeu wenigstens scheiden, soweit ihre Verwendung in Deutschland in Frage kommt, aus. Immerhin erzielten wir mit den Nebenschluß- und Differenzialbogenlampen eine wesentlich gute Oekonomie gegenüber den Kohlefaden-Glühlampen mit o.l bis 1,5 Watt pro Kerze. Eine kleine Verbesserung bedeutete die Dreischaltungslampe, doch ist diese Lampenart nicht recht beliebt geworden und mag dies seinen Grund in den Nachteilen der Dreischaltung haben, die darin bestehen, daß der Einfluß von Spannungsschwankungen und minderwertigen ungleichen Kohlensorten einen stets störenden Einfluß auf ein gutes Licht ausüben. Ziemlich zu gleicher Zeit mit der Dreischaltungslampe, erschien die Janduslampe, die Lampe mit dem eingeschlossenen Lichtbogen, die uns viel versprach, von der man sich viel er hoffte, die aber im Verhältnis in wenig Exemplaren vorgefunden wird, gegenüber der großen Anzahl im Gebrauch befindlicher Bogenlampen. Wohl ersparte man mit der Janduslampe an Kohlenstiften und Bedienung, aber die Lichtausbeute war noch schlechter als bei den Lampen mit offenem Lichtbogen. Die Janduslampe mit ihren diversen Abarten hat sich dagegen als Kopierlampe für Vervielfältigungszwecke gut behauptet und ein geführt. Nur erwähnungsweise soll auf die weiteren Abarten der vorstehenden Lampentypen, wie Liliput, Reginula, Sparlampe rc. hingewiesen sein. Nach den vielseitigen Laienurteilen, die bekannt wurden, ist es sehr fraglich, ob durch diese das elektrische Licht populärer geworden und ob dem Bemühen der strebenden Elektrotechniker, die elektrische Beleuchtung in weiteren Kreisen und den breiteren Volksschichten einzuführen, hiermit gedient wurde. Vor ca. 6 Jahren kamen nun die Flammenbogenlampen auf den Markt, dieselben verkündeten zwei- bis dreimal größeren Lichteffekt. Man kann, ohne auf die einzelnen Fabrikate ein zugehen, nur dankbar anerkennen, daß die Versprechungen, in Bezug auf geringen Wattverbrauch von den besseren Fabrikaten auch gehalten wurden. Sämtlich angeführte Lampentypen haben nun ausnahmslos die gleichen Prinzipien zur Unterhaltung des Lichtbogens. Sie besitzen Regulierwerke und Mechanismen, die während des Brennens der Lampen den Kohlennachschub betätigen. Bei den angeführten bekannten Bogenlampentypen ist also das gute Brennen der Lampen, das gleichmäßige ruhige Licht einzig und allein abhängig vom Regulierwerke, abgesehen von den schädlichen Einflüssen ungleicher Kohlensorten und Spannungsschwankungen der Stromquellen, ist hier der gleichmäßige Abstand der Kohlen elektroden, d. h. des Lichtbogens beeinflußt von den Zufällen des Regulierwerkes. Dieses wird durch Schmutz, Oxidation, Materialfehler, schlechte Arbeit, auch bei einer sonst guten Kon struktion oft genug Grund von Störungen. Die Beck-Lampe, erfunden und in allen Kulturstaaten durch zahlreiche Patente, Herrn Direktor Ingenieur Heinrich Beck zu Frankfurt a. Main geschützt, weicht nun vollkommen von den uns bekannten Bogenlampentypen insofern ab, als sie eine Jntensiv-Flammenbogenlampe ohne alle Regulierwerke darstellt. Der Erfinder lehnte sich keineswegs an die Vorgänger an, sondern arbeitete vollkommen selbständig nach eigenen Prinzipien. Durch die Erfindung dieser Lampe, der ersten regulierwerkslosen Flammenbogenlampe ist das schwierige Problem gelöst worden, die elektrischen Bogenlampen so zu vereinfachen und zu ver billigen, daß die komplizierten Regulierwerke mit ihrer um ständlichen Handhabung nicht mehr nötig sind und daß die Anschaffung von Bogenlampen infolge des erheblich geringeren Preises viel leichter möglich ist. Hierzu kommt noch die überaus einfache Konstruktion, daß selbst die größte Verschmutzung ein einwandfreies Arbeiten kaum hindern kann. Dies ist be kanntlich bei Regulierwerksflammenbogenlampen nicht der Fall. Der komplizierte Charakter der Bogenlampe ist dieser neuen Lampe vollständig genommen und ist deshalb ein Jeder mit der gesamten Einrichtung der Lampe sofort vertraut. Aeußerst einfach und charakteristisch ist bei dieser Lampe der Kohlennachschub. Erst nach Lösung dieser Frage war es möglich, an die Kon struktion einer einfachen Lampe zu denken. In erster Linie wurde auf ein unter allen Umständen einwandfreies Funktionieren des Nachschubes der Kohlen Rücksicht ge nommen. Daß dies gelungen ist, haben die mehrjährigen Versuchsergebnisse erwiesen. Die eine der beiden Kohlen bei Gleich strom ist positive, ist profiliert und zwar derartig, daß sich längs der Kohle eine schwach ausgeprägte Rippe aus Kohle be findet. Mit der erwähnten Rippe setzt sich nun die in Zuführungsstangen frei gleitende Kohle auf eine am Reflektor be findliche Auflage auf. Diese besteht aus Metall und besitzt die eigentliche schräg an geordnete Stützfläche. Durch diese An ordnung wird der eigentümliche Abbrand erzeugt, welcher ein außerordentlich sicheres und gleichmäßiges Nachsinken der Kohle veranlaßt und die Auflage gegen die hohe Hitze des Kraters schützt. Diese Rippe spitzt sich nämlich unterhalb des Kraters ganz scharf zu und wird diese feine Spitze unter fortwährender Neubildung durch den Sauer stoff der Lust langsam verzehrt, sodaß der dadurch veranlaßte Nachschub allmählig vor sich geht. Sollte aus irgend einem Grunde, z.B. durch Schlackenbildung dieSpitze Neigung haben, sich etwas länger auszubilden, so wird durch die schräge Anordnung der Stützfläche der seitliche Druck groß genug, um den untersten Teil der Spitze abzubrechen, wobei Schlacken rc. an den schrägen Flächen abrollen. In diesem Falle, der übrigens nur selten eintritt, beträgt der Nachschub etwa 1—2 mm, während er sonst, wie schon gesagt, ganz allmählig vor sich geht. Sollte durch heftige Erschütterungen oder durch einen Fehler in der Kohle die Spitze vollständig abbrechen, so ist dies ohne jeden Belang, denn in wenigen Minuten hat sich eine neue Spitze gebildet. Eine ev. glühende Auflage ist vollständig ausgeschlossen, da sich der heißeste Teil der Kohle, der Krater durch die Spitzenbildung der Rippe verhältnismäßig weit von der Auflage befindet und auch die Rippe nur eine verhältnismäßig geringe Wärme hat. Diese kann übrigens nicht übertragen werden, da die Berührung mit der Auflage fast nur punktförmig ist. Die zweite Elektrode ist eine runde Kohle mit der dem Nachschub vermittelnden zwangläufig durch eine Kette, welche über zwei Rollen läuft, gekuppelt, sodaß sie ebenfalls die nach sinkende Bewegung mit macht. Diese Anordnung gewährt eine vollständig reibungsfreie Bewegung der schwingbaren Kohle. Regulieren der Lampe. Ein besonderer Vorzug der Lampe ist, daß dieselbe keiner Regulierung bedarf. Durch einen Hubmagnet wird ein gewisser fester Elektrodenabstand hergestellt, die ganze Regulierung bezieht sich lediglich auf mechanische Einstellung eines bestimmten Ab-