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86 wurde. Ein Spielen des Wassers war bis dahin möglich. Bei dem gegen 2/4? Uhr erfolgten Probieren der Hähne, wobei wahrscheinlich der oberste zuerst an die Reihe gekommen ist, hat sich derselbe als in Ordnung erwiesen. Bei der Prüfung des unteren ist das Wasser bei geschlossenem oberen Hahn in dem Glase hochgestiegen und hat es ganz angesüllt. Durch das Aus strömen des jetzt noch in genügender Menge im Kessel vor handenen Wassers hat sich der bereits verstopfte Zugang zum Hahn vollständig zugesetzt, zumal bei einem wenig sorgfältigen Prüfen der Hähne und bei dem verwandten schlammhaltigen Speisewasser, diese Mutmaßung um so mehr in den Bereich der Möglichkeit gerückt wird. Nach dem Oeffnen des oberen Hahnes ist das Wasser in dem Glase nicht wieder ganz auf den Stand des im Kessel befindlichen Wassers heruntergekommen. In der Meinung, übergenug Wasser im Kessel zu haben, hat der Wärter die Speisung desselben für eine längere Zeit unterlassen. Be denkt man, daß die Zeiten des letzten Probierens der Wasser stände und der erfolgten Explosion hinterher nicht ganz genau angegeben werden können, so verbleibt für das Verdampfen des anscheinend in genügender Menge vorhandenen Wassers bis auf oder unter die Flammrohre genügend Zeit. Nachdem das Wasser die oberen Hälften der Rohre nicht mehr gekühlt hat, sind sie glühend geworden. Infolge seiner geringen Festigkeit ist das rechte Rohr zuerst eingebeult worden. Das linke Flamm rohr war auch im Begriff, seine Gestalt zu verändern, das be weist die auf der vorderen oberen Seite Vorgefundene Abplattung. Verletzt wurde bei dieser Explosion glücklicherweise niemand. Fig. 2. Ansicht des Flammrohres von der Feuerung aus. In Schmiedeberg, Kreis Hirschberg, fand auf dem Dampfsägewerkdes Bauunternehmers Heinrich und der Wwe. Auguste Felsmann am 18. November 1905 vormittags 9 Uhr eine Explosion des dort stehenden Feuerbüchskessels statt. Derselbe war mit eingehängten Field'schen Siederöhren und aufsteigenden Heiz röhren zur Krafterzeugung versehen; von Köbner L Komty in Breslau 1889 erbaut und im Jahre 1903 an dieser Stelle in Betrieb gesetzt. Die Bauart und Type ist aus der in Nr. 4 unserer Zeitschrift gebrachten Abbildung Nr. 6 ersichtlich. Der Kessel war für 6 Atm. bestimmt, hatte Unterfeuerung mit Stein kohle und Holzabfällen, die Rostfläche betrug 0,45 girr und die benutzte Heizfläche 11,2 gm. Sämtliche Nähte der Mantel und Bodenplatten sind durch einreihige Ueberlappungsnietung miteinander verbunden. Die Heizröhren sind in den beiden Rohrwänden durch Einwalzen mit Bördelung, die Fieldröhren in den schwach kegelförmigen Ausschnitten des Feuerbüchsbodens durch Einpressen befestigt. An 7 Fieldröhren war der untere Boden als besonderes Stück ein geschweißt, die übrigen sind durch Zusammenziehen bezw. Um bördeln des unteren Randes zugeschweißt. Die Rohrwände find durch 4 Stück 23 mm Durchmesser starke Rundeisenanker mit einander verbunden. Das Material war Schweißeisen. Als Speisevorrichtungen waren vorhanden eine Mafchinen- und Handpumpe. Das Speisewasser bildete bei seiner Ver dampfung nur einen ganz dünnen kalkhaltigen Keffelsteinansatz, der leicht und teilweise von selbst abspringt, es muß als sehr geeignet bezeichnet werden. Die Reinigung des Kessels erfolgte alle 3 Monate und fand Ende September zum letzten Male statt, wobei, auch wie sonst, die am unteren Boden der Fieldrohre lagernden und teilweise zusammen gebackenen Kesselsteinsplitter (-schalen) mit einem Stoßeisen gelockert und mit einer Kratze herausgehoben wurden. Im Frühjahre 1903, vor der Ge nehmigung des Kessels für diese Betriebsstätte, sind durch die Maschinenfabrik A. Kaiser in Michelsdorf sämtliche Heiz- und Fieldröhren erneuert worden. Der Kessel war jährlich in Betrieb an 300 Tagen zu 11 Stunden. Der Heizer war seit der Inbetriebsetzung des Kessels auf dieser Betriebsstätte, also seit 1903, angestellt und hatte keine Nebenbeschäftigung. Letzte äußere Untersuchung am 5. August 1904, letzte innere Untersuchung am 19. Dezember 1902. Den Revisionsbemerkungen wurde Folge gegeben. Der Betrieb war der normale. Eintreffen der Revisoren am 23. November 1905. Dieses verspätete Eintreffen der Revisoren erklärt sich daraus, daß eine Anzeige der Explosion gemäß Z 44 der Kesselanweisung nicht erfolgt war. Auf einen Zeitungsbericht vom 23. November hin begaben sich die Revisoren nach dem betreffenden Sägewerk und trafen den Kessel schon wieder im Betriebe an. Der Kessel wärter wurde bei dieser Explosion leicht verletzt. Vom Befund der zerrissenen Kesselteile ist folgendes mitzuteilen: Der Boden eines Fieldrohres, welcher in das untere Ende eingeschweißt war, hat sich an der Schweißstelle von diesem abgetrennt, wonach der über der Feuerbüchsdecke befindliche Inhalt des Kessels durch das unten offene Fieldrohr in den Feuerraum bezw. auf den Rost ausströmte und die Feuertür öffnete. Die Ausrüstungs gegenstände befanden sich in Ordnung. Zerstörungen am Kessel hause hatten nicht stattgefunden. Als Ursache der Explosion wurde schlechte Schweißung eines Fieldrohres festgestellt.— Die 7. Explosion erfolgte am 19. November 1905 abends 7 Uhr im Hotel der Zentralbaugesellschaft zu Leipzig und wurde davon ein liegender, engröhriger Siederohrkeffel mit Siederöhren bis zu 10 ein Durchmesser betroffen. Zur Krafterzeugung und Heizung von der Leipziger Röhren-Dampfkesselfabrik vormals Breda L Co. zu Schkeuditz 1892 erbaut und an dieser Stelle in Betrieb gesetzt. Die Siederohre sind in den Sektionskammern durch Ein walzen befestigt. Die Rohrlöcher werden durch konische guß eiserne Deckel mit kupfernen Dichtungsringen verschlossen. Die Deckel werden durch Bügel und Schraube angezogen. Das Material in den patentgeschweißten Siederohren ist Schmiedeeisen, in den Krümmerrohren zwischen Dampf- und Wasserröhren Kupfer, in den Sektionskammern, in den Dampfsammelrohren, den Ver bindungsrohren und sonstigen Verbindungsstücken Gußeisen. Das Material ist, soweit ersichtlich, von guter Beschaffenheit. Der Kessel hatte 9 Atm. Betriebsdruck und Unterfeuerung mit Braunkohle (Jndustriebriketts). Seine Rostfläche betrug 2,1 gm, die benetzte Heizfläche umfaßte 62,35 gm. Zum Speisen waren vorhanden eine Maschinenpumpe und ein Injektor, beide von hinreichender Lieferungsfähigkeit. Zur Speisung des Kessels dient das städtische Leitungswasfer und das Condenswaffer der Dampfheizung. Die Bildung von Kessel stein und die Absetzung von Schlamm ist nicht unbeträchtlich. Die Reinigung wurde im Jahre zweimal ausgeführt. Die letzte Reinigung erfolgte in der Zeit vom 28. August bis 7. September 1905. Die Siederohre und die Sektionskammern wurden aus gestoßen und ausgewaschen. Die Reinigung des Kessels muß, wie die Untersuchung ergeben hat, mangelhaft ausgeführt worden sein. Ausbesserungen hat der Kessel nicht erfahren. Derselbe war in Betrieb an 365 Tagen zu 18 Stunden im Winter und 6 Stunden im Sommer. Der Kesselwärter war seit Juli 1905 angestellt und hatte während der Wartung des Kessels keine Nebenbeschäftigung. Letzte äußere Untersuchung am 12. Januar 1905