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Band XVll. Nr. 8. / Der FnsertionSPreis beträgt Pro vrergespaltene Pelitzeile oder deren Raum SS Ps. ^ Bei Wiederholungen Rabatt. ) Deutsche Chemnitz, den 10. Januar 1907. > Beilagen, von denen der Geschäftsstelle ein Probeexemplar einzulenden ist, werden unter genauer An. abe der Auflage ( billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Silz Chemnitz (vormals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3.60 Mk. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs Preisliste Seite 91.) Dille Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27 redaktionelle Berichte an die Redaktion: Juli an Aralaxx, LH emnitz, ksa rtmannstr. 15,111 zu richten. Schluß derRedaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats Dille Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Die Dampfkessel-Explosionen während des Jahres 1905 in Deutschland. 2. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Bogenlichtbeleuchtung. 3. Aus der Praxis des Maschinenbetriebes. 4. Verschiedene Mitteilungen. 5. Rechts- und Gesetzeskunde. 6. Explosionen und Unglücksfälle. 7. Gewerblich-SozialeS. 8. Praktische Arbeit zur Verbesserung unserer Lage. 9. Asbest und seine Verwertung. 10. Bücherschau. 11. Unterricht. 12. Fragen. 13. Antworten. 14. Redaktionsbriefkasten. 15. Bundes- und Vereinsnachrichten rc. 1b. Adressenänderungen. Die Dampfkessel-Explosionen während des Jahres 1905 in Deutschland. AuS den Vierteljahrsheften zur Statistik des deutschen Reiches, Heft 3 (Schluß.) Die fünfte Explosion betraf einen liegenden Zweiflammrohrkesfel auf dem Braunkohlenwerk der Gesellschaft m. b. H. „Braunkohlenwerk Zwenkau" zu Zwenkau bei Leipzig am 12. November 1905, abends 8 Uhr. Der Kesfel ist von Vogel L Co. zu Neusellerhausen 1891 erbaut und 1892 auf dem Werke in Betrieb genommen. Der Kessel hat Vorfeuerung für Braunkohle, Rostfläche betrug 4 gm, Heizfläche ca. 71 gm, der Betriebsdruck war 6 Atm. Die Länge des Kessels betrug über 9 m, der Durchmesser 2 m. Die Längsnähte des Kesfelmantels sind doppelt, sämtliche anderen Nähte einfach überlappt genietet. Unterhalb der Flammrohre sind die beiden Kesselböden durch zwei Lüngsanker verbunden, außerdem ist die vordere Stirnwand durch drei, die Hintere dagegen durch zwei Winkelanker mit dem Kesselmantel verbunden. Zur Versteifung der konischen Flamm rohre sind auf jedem drei Fairbairnringe genietet; in der Mitte sind die Rohre noch aufgehängt. Das Material ist Schmiede eisen, mit Ausnahme einiger Armaturstutzen, welche aus Guß eisen angefertigt sind. Der Kessel kann von allen für die Gesamtanlage vor handenen Speiseeinrichtungen, bestehend in drei Dampfspeise pumpen und zwei Injektoren, genügend Wasser erhalten. Zur Speisung wird Grubenwasser benutzt, das in einer angelegten Kläranlage einer Reinigung unterzogen wird, die aber nicht ver hindert, daß das Wasser noch mit fremden Teilen durchsetzt in den Kessel gelangt; diese setzen sich hier als zäher Schlamm ab, auch ist das Wasser zur Kesselsteinbildung sehr geeignet. Der Kessel wurde alle sechs Wochen durch Schlämmen gereinigt und jedes Vierteljahr von Kesselstein befreit. Der Kessel wurde zweimal nachgestemmt. Im Gebrauch war derselbe 340 Tage im Jahre zu 24 Stunden. Ein Kesselwärter ist seit 3 Jahren, ein zweiter seit 5 Wochen angestellt, ohne Nebenbeschäftigung. Letzte äußere Untersuchung am 10. März 1905, letzte innere Untersuchung am 7. Mai 1904. Der Revistonsbemerkung wurde Folge gegeben und die Mantel rundnähte im Unterzuge und bei den Seitenzügen sorgfältig nachgestemmt. Infolge des eingetretenen Schichtwechsels übernahm der Kesselwärter Sch. den Kessel, überzeugte sich von dessen ordnungs mäßigem Zustand und fand auch genügend Wasser im Kessel vor. Das Wasser soll in den Gläsern gespielt und etwa gegen 3/47 Uhr, zu welcher Zeit die Hähne aus ihre Diensttüchtigkeit geprüft worden sind, zwei Finger breit von den oberen sichtbaren Teilen der Wasserstandsgläser gestanden haben. Gegen l/28 Uhr befand sich der Heizer auf dem Kessel und war im Begriff her unterzusteigen, als sich ein Zischen vernehmen ließ. Bevor noch der Essenschieber geschloffen und das Dampfventil abgesperrt werden konnte, erfolgte die Explosion. Eintreffen des Revisors am 13. November 1905, nachmittags 1/42 Uhr. Der Befund der zerrissenen Keffelteile ergab folgendes: Das rechte Flammenrohr, siehe Fig. 1 und 2, ist in der Nähe der Feuerung derartig eingebeult worden, daß die Einbeulung die gegenüberliegende innere Stelle des Rohrs berührt und sich 2,7 ni lang über die beiden ersten Flammrohrschüffe erstreckt. An der Rundnaht dieser beiden Schüsse sind die Stege in der oberen Hälfte zwischen 16 Nieten abgerissen, sodaß sich hier eine Öffnung von 3 ein Breite gebildet hat, deren Bruchstellen ein körniges Aussehen haben. Ferner zeigt sich an dem Rohr an der vorderen, oberen Seite ein 300 nun langer Querriß mit zackigen Bruchstellen, der an der weitesten Stelle 4,5 onr aufklafft. Zum Ein stellenbenutzte Kerze. Querriß an der Feuerung. Riß an der Rundnaht. Fig. 1. Ansicht des Flammrohres im Keffelinnern. Die Ausrüstungsgegenstände sind nicht beschädigt worden und fanden sich in Ordnung vor, nur wurde in dem bereits ab genommenen doppelten Wasserstandsanzeiger eine ziemliche Menge schwarzbraunen Kohlenschlamms vorgefunden. Ebenso konnte in den Wasserstandsstutzen eine handhohe Schlammablagerung fest gestellt werden, in die das beim Probieren der Hähne abfließende Wasser eine deutliche Furche eingearbeitet hatte. Der ausströmende Dampf und das Wasser haben einen Teil der Roststäbe herausgeschleudert, hierbei ist das Gewölbe des Feuerraumes eingestürzt. Die Ursache der Explosion war in Wassermangel zu suchen. Infolge Bildung eines sogenannten falschen Wasserstandes, hervorgerufen durch Verstopfen der Zu führungskanäle zu den Wasserstandsgläsern mit Schlamm. Der beim Schichtwechsel übernommene Kessel kann zu dieser Zeit genügend mit Wasser angefüllt gewesen sein, auch mag zugegeben werden, daß das Wasser in den Gläsern gespielt hat. Bei der großen Neigung des Wassers zur Schlammablagerung hat sich jedenfalls der Zugang zu den Hähnen versetzt, sodaß immer noch eine, wenn auch kleine Öffnung geblieben ist, durch die eine Verbindung der Wasserstandsgläser mit dem Keffelinnern hergestellt