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74 Damit kein Staub in die Lager eindringen und das Oel verunreinigen kann, sind dieselben bei den fahrbaren Lokomobilen seitlich verschlossen, ebenso sind die Fugen zwischen Lagerunterteil und Lagerdeckel durch einen dazwischen gelegten Leder- oder Filzstreifen abgedichtet. Nach etwaigem Auseinandernehmen der Lager ist darauf zu achten, daß diese Staubabdichtungen wieder in gleicher Weise angebracht werden. Es ist ratsam, etwa alle 4 Wochen das Oel zu unter suchen, ob es noch genügend rein ist. Zu diesem Zwecke schraubt man die Füll- schraube ab und entnimmt dem Oelbehälter eine Oel- probe, indem man ein Wasserstandsglas als Heber benützt. Ist das Oel noch hell, wie es bei gutem Mineral öl zu erwarten ist, dann kann es ruhig weiter ver wendet werden; ist es aber sehr schmutzig, dick und harzig, wie es bei minder wertigem Oel Vorkommen wird, dann ist es durch frisches und reines Mineral öl zu ersetzen. Um das alte Oel abzulassen, nimmt man die Schraube heraus, welche am Rand des Lagerrahmens sichtbar ist, worauf das Oel in ein darunter ge haltenes Gefäß abfließt. Hierauf spült man den Oelbehälter mit Petroleum aus, das man durch die Füllschraube und die Ocffnung oben im Lagerdeckel eingießt. Die Füllung mit neuem Oel geschieht, wie oben angegeben. Selbstverständlich darf nicht vergessen werden, die Ablaß schraube wieder sorgfältig und dicht einzuschrauben. Die Brown-Boveri-Parsons-Dampfturbine. (Schluß.) Zur geschichtlichen Entwickelung der Parsonsturbine sei folgendes angegeben. Ohne auf die Ursprünge der ersten Dampfturbine ein zugehen, die sich bis auf Hero, der etwa 125 v. Ehr. lebte, zurückführen lassen, sei erwähnt, daß Parsons Anfang der 80er Jahre sich eingehend mit Studien für die Herstellung einer geeigneten Dampfturbine befaßte. Bei diesen Vorstudien handelte es sich nicht nur um die Wirkungsweise des Dampfes in der eigentlichen Dampf turbine, sondern es mußte auch ein Lager ersonnen und erprobt werden, welches einen dauernden, guten Be trieb der sehr schnell laufenden Turbinen - spindel sicherte. Das Endergebnis dieser Studien ist die Lagerbauart gewesen, wie dieselbe in der jetzigen Ausführungsform geschildert wurde. Die weiteren Studien über die eigentliche Dampfturbine ließen bald erkennen, daß an eine gute Ausnutzung des Dampfes nur zu denken war, wenn man denselben, bei mittleren Umdrehungszahlen und mäßigem Durch messer der Laufräder, durch eine Reihe hintereinander gelagerter Turbinen gehen ließ. Nur auf diese Weise konnte man die Geschwindigkeit des Dampfes in ein richtiges Verhältnis zur Umfangsgeschwindigkeit der Turbinenschaufeln bringen. Parsons erkannte bald, daß man zwar durch Vergrößerung der Turbinen räder geringe Umdrehungszahlen erreichen konnte, er stellte aber zugleich fest, daß solch' große Räder in dem arbeitenden Dampfe große Reibungsarbeiten ergaben, durch welche die Leistung der Turbine und also auch die Güte derselben sehr herabgesetzt wurde. Im Jahre 1884 gelang es endlich Parsons, eine Kompound turbine fertig zu stellen, welche eine Leistung von 10 U8 hatte und 18 000 Touren in der Minute machte. Fig. 3 gab diese Turbine schematisch wieder. In der Mitte des Zylinders trat der Dampf ein. Nach rechts und links war je eine Gruppe von Schaufeln vorhanden. Jede Gruppe bestand aus 15 Reihen. Schon diese erste Ausführung Parsons stimmt überein mit der jetzigen Ausführungsform, nur mit dem Unterschiede, daß keine Ausgleichskolben vorhanden waren, sondern daß der Achsen-Druck auf gehoben wurde durch die beiden Gruppen von Schaufeln. Auf die Welle wirkte also schon damals nur das Drehmoment ohne jede andere seitliche Wirkung. Es war also schon eine ideale Rotationsmaschine. Die sehr hohe Umdrehungs zahl aber verursachte selbst bei der geschilderten Lager ausführung ziemlich starke Erschütterungen, so daß man zwischen den Laufschaufeln und der Zylinderwand einen großen Spielraum nehmen mußte, wodurch der Dampfverbrauch ungünstig beeinflußt wurde. Trotzdem war diese Maschine eine Reihe von Jahren in Betrieb mit zufriedenstellenden Ergebnissen. Die weiteren Versuche zeigten bald, daß die Fehler dieser Maschine mit Vergrößerung der Abmessungen beziehungsweise der Leistung und mit der Verringerung der Umlaufszahlen be seitigt werden konnten. So entstand im Jahre l888 eine größere Dampfturbine mit einer Leistung von 120 U8, die mit Gleichstromdynamo fest verbunden war. Diese Maschine lieferte sehr gute Ergebnisse, sodaß in etwa 1—2 Jahren Maschinen bis zu einer Gesamtleistung von 4000 U8 gebaut wurden. Alle diese Maschinen arbeiteten noch ohne Ausgleichskolben und ohne Kondensation. Im Jahre 1888 trat nun Parsons aus der inzwischen gegründeten Gesellschaft wegen Meinungsverschiedenheiten aus und mußte seine ganzen Patente und Erfindungen in der Gesellschaft lassen. Er war also genötigt, neue Konstruktionen zu ersinnen, die seinem ersten System gleich wertig waren. In diesem Suchen hat Parsons so ziemlich alles durchgeprobt, was man überhaupt ersinnen kann und so kam er schließlich zu der Radialturbine. Diese Konstruktion zeigt auf der Welle eine Anzahl von Scheiben, die an ihrem Umfange die Laufradschaufeln tragen. In den Zylinder werden ebenfalls Scheiben eingesetzt, die ihrerseits die Leitschaufeln aufnehmen. Die feststehenden und beweglichen Scheiben liegen in kurzem Abstand von einander, sodaß die Schaufeln in diese Zwischenräume hineinragen. Diese Turbinen wurden bis zum Jahre 1892 gebaut und in diesem Jahre kam zum erstenmale die Kondensation mit in