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67 — Wie das Organ des Centralverbandes der Maschinisten und Heizer in seiner Nummer vom 15. November 1906 mitteilt, hat der Seemannsverband in Deutschland seinen am 1. April 1905 mit dem Centralverband der Maschinisten und Heizer geschlossenen Kartellvertrag nicht eingehalten. Es wird dem Leiter des Seemannsverbandes Paul Müller, schnöder Vertragsbruch vor geworfen. Der Kartellvertrag war seinerzeit geschlossen worden zum Zwecke gemeinschaftlicher Verständigung über alle taktischen, organisatorischen und agitatorischen Fragen zwischen beiden Verbänden. Der Seemannsverband soll den obersten Grundsatz des Vertrages „Wahrung nnd Achtung des beiderseitigen Besitz standes" gröblich verletzt haben. Der Streit dreht sich in der Hauptsache darum, daß der Seemannsverband die Ueberweisung seiner als Maschinisten und Heizer beschäftigten Mitglieder an den Centralverband der Maschinisten und Heizer verweigert. Des weiteren spielen noch Streikangelegenheiten in diese Sache hinein. Für gewöhnlich werden Verträge geschlossen um dieselben zu halten. — Die dem Centralverband angehörigen Werdauer Maschi nisten und Heizer haben beschlossen, sofort eine 10 prozentige Lohn erhöhung zu fordern und dieselbe mit allen hierzu erlaubten Mitteln durchzudrücken. — (Aehnliches wird auch von Chemnitz berichtet). Verschiedene Mitteilungen. Verpackungsmaterialien. Ein in den Kreisen der Maschinisten gut bekanntes Geschäft ist Gustav Kleemann-Hamburg, bekannt für Lieferung nur bester Materialien. Diese Firma hat nun ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet, für das jeweilige System, für den Druck und heißen Dampf, eine Spezialdichtung herzustellen. Praktische Erfahrungen haben gelehrt, die Stopf büchsenpackungen dem jeweiligen System der Dampfmaschine entsprechend zu wählen, das heißt für Mitteldruck-, Hochdruck-, Ueberhitzer-, Dampfpumpen usw. nur diejenige Qualität zu ver wenden, welche sich für den einzelnen Zweck als tatsächlich zuverlässig sowie billig im Betriebe bewährt hat. Wie schon gesagt, hat man bei Stopfbüchsenpackungen nichtschmierende und schmierende Packungen zu unterscheiden. Um dem Mangel an schmierenden Substanzen abzuhelfen und Reibungen der Kolben stangen zu verhindern, ist bei elfteren eine sehr aufmerksame Sorgfalt hinsichtlich einer rechtzeitigen Beölung und Einfettung zu beobachten und wird man daher in der Regel einer dauernd zuverlässig selbstschmierenden Packung den Vorzug einräumen. Ein Ideal solcher Packungen sind die aus Asbest oder Tucks hergestellten, selbstschmierenden Packungen, unter denen die von der Firma Gustav Kleemann-Hamburg, unter der geschützten Bezeichnung „Excelsior" auf den Markt gebrachten Packungen durch Brauchbarkeit und Güte sich besonders auszeichnen. Es kostete genannter Firma einen vierjährigen Kampf, ehe ihr das Recht zugesprochen wurde, für ihr marktbeherrschendes Erzeugnis die Bezeichnung „ Excelsior"-Packungen zu gebrauchen. Was die allein echten „Excelsior"-Packungen von Gustav Kleemann am besten empfiehlt, ist, daß sie sich in ihrer Eigenart jedem Dampfmaschinensystem anpassen und zwar die Mitteldruck-Stopf- büchsenpackung „Excelsior" (L R H) bis 8 Atm. Dampfdruck und die Hochdruckpackung „Excelsior" (L lfi von 8—15 Atm. Dampfdruck, während außerdem noch speziell „Excelsior"-Ueber- hitzerpackung (L 17 H^) und „Excelsior"-Pumpenpackung (8 (L V für Kaltwasser geliefert werden. In jedem Maschinen betrieb wird man, wo noch nicht eingeführt, diese Spezialpackungen als einen willkommenen technischen Fortschritt begrüßen. Alle diese Packungen werden in jeder Dimension geliefert und find Packungen von 6—40 mm stets am Lager. Nun ist es aber nicht allein damit gut, daß der Besitzer von Dampfmaschinen usw. solche anerkannt gute Packungen an schafft, sondern der Maschinist usw. muß auch damit umzugehen verstehen bezw. er muß diese Packungen auch richtig einbauen. Kleemann empfiehlt mit seinem „Excelsior" L L oder L II erst direkt auf den Grundring einen Ring seiner trockenen Mittel druckpackung LRH zu legen, den übrigen Raum mit L L oder L II auszufüllen und zum Schlüsse wieder einen Ring aus Mitteldruckpackung zu legen. Es wird hierdurch ein vorzeitiges Weglaufen des „Staempräparates" verhindert und so der Stopf büchse resp. der Kolbenstange auf lange Zeit erhalten. Explosionen und Unglücksfälle. UnglücksfaN in einer Buch- und Aunstdruckerei ;u M.-Gladbach. Am 5. November d. I. verunglückte in dieser Druckerei ein Hilfsheizer durch schwere Verbrühungen im Gesicht und an den Händen und büßte dabei sein Leben ein. Der Heizer selbst befand sich glücklicherweise gerade nicht im Kesselhause. Dieses ist zerstört; ein darin durch das heraus geschleuderte Kesselfeuer entstandener Brand ergriff die Buch binderei, wurde jedoch alsbald gelöscht. In die Bandsäge geraten ist am 5. November zu Werdau ein beliebter Kollege und zwar das Mitglied H. Leistner. Derselbe hatte in einer dortigen Maschinenfabrik als Vorarbeiter den Modelltischlereibetrieb einzurichten. Der Ausleger der Band säge ging sehr schwer, beim Nachhelfen rutschte der Kollege aus und geriet mit der rechten Hand ins Getriebe, sodaß ihm die Hand abgeschlagen wurde. Als Ursache wurde noch ermittelt, daß das Verdeck dieser Maschine nicht ordentlich abgeschlossen hat. Zertrümmerung eines Danipfniaschinen-Schwung- rades. Am 23. November zersprang in der Chemischen Fabrik Lindenhof C. Weyl L Co. zu Mannheim das Schwungrad der großen Betriebsmaschine jedenfalls infolgeLösungderVerschraubung bezw. der beiden Keile des Schwungrades. Die Dampfmaschine, deren Schwungrad gebrochen ist, war seit 1894 in Betrieb. Es ist eine 70pferdige liegende Maschine aus der Fabrik der Gebrüder Sulzer in Ludwigshafen, einer Firma, deren Erzeugnisse Weltruf genießen. Die Maschine, welche etwa 100 Meter vom Kesselhaus steht, dient als Generator für einen zu Kraftzwecken angekuppelten Dynamo. Das gesprungene Schwungrad war 51/2 Meter hoch, besaß ein Gewicht von 3000 Kilogramm und machte ungefähr 75 Umdrehungen in der Minute. Es bestand aus zwei zusammengeschraubten Teilen und war überdies zum Schutze gegen abspringende Stücke von einem aufgeschraubten Blechkranze umgeben. Natürlich sind sowohl Maschine als Dynamo demoliert. Vom Schwungrad ist nichts mehr zu sehen, das Lager desselben ist auseinandergerissen. Die Zerstörung des Maschinenhauses ist gewaltig. Das Wellblechdach wurde hinausgefegt und die eine Wand aufs Feld geschleudert. Ein wohl 10 Zentner schweres Stück hatte sich unmittelbar vor dem Maschinenhaus eine lange und tiefe Furche gewühlt, bis es stecken blieb. Bis 250 m weit flogen die Trümmer. Während der Explosion passierte der in der Fabrik angestellte Chemiker Ur. Wilhem Noerr auf dem Wege nach dem Laboratorium den Hof. Auf den Knall wandte er sich halbseits um, blickte empor und war im selben Moment auch schon zu Boden geschmettert. Ein Sprengstück hatte ihn auf der rechten Kopfseite getroffen und ihm die obere Kopfhälfte buchstäblich weggeschlagen. Schädel teile und Gehirnmasse wurden weit umhergeschleudert, und eine große Blutlache umgab den Leichnam. Im Maschinenhaus war im kritischen Augenblick niemand. Die Maschine braucht nur von Zeit zu Zeit nachgesehen zu werden. (?) Zum letztenmal hatte der Maschinist um ^9 Uhr nachgesehen und hatte alles in vollkommener Ordnung gefunden. Der verunglückte vr. Noerr war 33 Jahre alt, und hinterläßt Frau und Kind. Nach der Ansicht von Fachleuten liegt entweder ein Gußfehler vor, welcher im Laufe der Jahre durch die Bewegung der Metallmassen an Ausdehnung gewann, oder die Verschraubung hat nachgegeben. Bücherschau. Technisches Zeichnen aus der Vorstellung mit Rücksicht auf die Herstellung in der Werkstatt. Von Rudolf Krause, Ingenieur. Ver lag von Julius Springer, Berlin, 1906. Preis 2 Mk. Das Merkchen des rühmlichst bekannten Verfassers will mit seinem Inhalt, der durch 97 Figuren im Text und auf 3 Tafeln in guter Weise ergänzt wird, nicht nur dem ausführenden Arbeiter und Werkführer, sondern auch dem als Besteller auftretenden Käufer die Anleitung bieten, eine Maschine von der Zeichnung richtig zu erfassen. Die Erziehung zum Sehen, zur bewußten geistigen Aufnahme der Form soll erstrebt werden. Dem Zweck des Buches entsprechend ist das Hauptaugenmerk auf reichliches Anschauungsmaterial gelegt worden, um dadurch die zum Entwerfen notwendige Formenvorstellung zu fördern. In 9 Kapiteln werden nun die Begriffe des Zeichnens klar und deutlich veranschaulicht und wird sich auch dieses Buch viele Freunde und Käufer erwerben.