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68 die indizierte ?8-Stunde, so daß man z. B. bei der Erzeugung elektrischer Energie den Dampfverbrauch pro Kilowatt-Stunde sich erst ausrechnen muß. Die Angaben für die indizierte ?8- Stunde haben aber eigentlich nur einen theoretischen Wert, und es kann eine Maschinengruppe für die indizierte?8-Stunde sehr günstige Werte aufweisen und dabei doch keine Maschine sein, die gute Vetricbsergebnisse liefert. Deshalb solle man eigentlich bei solchen Maschinengruppen nur eine Gewähr verlangen für den in der Kilowatt-Stunde verbrauchten Dampf, so daß der Nutzeffekt der Dampfmaschine und derjenige der Dynamos in die Gewährleistung mit eingeschlossen ist. Namentlich aber, wenn man den Dampf verbrauch einer Kolben dampfmaschine ver gleichen will mit einer Dampfturbine ist dieses unerläßlich, da man bei dieser überhaupt die Leistung durch Indikator nicht feststellen kann. Will man also Vergleiche zwischen dem Dampfverbrauch von Dampfmaschinen und Turbinen anstellen, dann sollteman nurdieZahlen gleich großer Maschinen sätze gegenüber stellen, welche unter möglichst gleichen technischen Be dingungen und unter gleichen Abnahmebe dingungen gearbeitet haben. Die Herstellung eines Kilogramm hochgespannten und hochüberhitzten Dampfes kostet naturgemäß mehr Kohlen, als wenn man nur mäßigen Druck und mäßige Ueberhitzung anwendet, und gibt es eine Anzahl von Anlagen, wo man in dieser Richtung weit über das Ziel hinausgeschoffen hat und wo man erst eine billig arbeitende An lage erreichte, nachdem man mit geringerem Druck und geringerer Temperatur als ursprünglich in Aussicht genommen war, arbeitete. Hieraus ist ersichtlich, daß selbst bei Dampfdynamos eine Gewähr über den Dampfverbrauch in der Kilowatt-Stunde noch nicht genügt, sondern man solle sich besser noch eine Gewähr auf die in der Kilowatt-Stunde verbrauchten Kohlen geben lassen, ganz ähnlich, wie es bei Gewährleistungen für Schiffsmaschinen der Fall ist. In Fig. 9 sind 2 Linien über den Dampfverbrauch in der Kilowatt-Stunde dargestellt. Die Linie 1 stellt den Dampf verbrauch einer Kolben dampfmaschine, die Linie 2 denjenigen der gleichgroßen Dampf turbine dar. Aus diesen Linien ist zu erkennen, daß es für die Kolben dampfmaschine einen niedrigsten Punkt gibt, der bei etwa 2/4 der Höchstleistung liegt. So- wohl für kleinere als auch für größere Leistungen wächst der Dampfverbrauch für die Kilowatt-Stunde sehr schnell, so daß die Kurve stark gekrümmt erscheint. Die Linie der Dampfturbine hat auch einen tiefsten Punkt. Dieser liegt bei deren Höchstbelastung. Bei kleineren Belastungen steigt die Dampfverbrauchslinie all mählich an; ihre Eigenart drückt sich aber bis zu etwa halber Belastung der Turbine durch eine gerade Linie aus, welch' letztere stets unter der Linie für die Dampfmaschine liegt, so daß sich also für alle Belastungen für die Dampfmaschine ein höherer Dampfverbrauch ergibt als für die Dampfturbine. Da,die Werte für die in Fig. 9 gegebenen.Linien nur für die Dampfturbine wirklich gemessen waren, für die Dampfmaschine aber die Gewähr aus dem Angebot einer Dampfmaschinenfabrik benutzt wurde, so war es nötig, die Eigenart dieser beiden Linien gelegentlich der Nachprüfung zu unterziehen. In Fig. 10 sind zwei solcher Linien gegeben, welche an gleich großen Maschinen sätzen und unter denselben Abnahmebedingungen sowohl für die Dampfmaschine als auch für die Dampfturbine wirklich gemessen sind, und zwar behördlicherseits. Diese Abnahmeprüfung bestätigt nur dasjenige, was über die Linien in Fig. 9 festgestellt wurde. Der Dampfverbrauch für die Kilowatt-Stunde wird bei der Dampfturbine, genau wie bei Dampfmaschinen, mit steigendem Druck geringer. Diese Abnahme des Dampf verbrauches mit wachsen dem Druck wurde an einer großen Anzahl von Turbinen, System Brown-Boveri-Parsons, sowohl in den Werk stätten als auch an im Betrieb befindlichen Maschinen festgestellt und durch vergleichende Messungen wiederholt nachgeprüft. Es hat sich nun ergeben, daß im Mittel (bei 6—12 Atm.) der Dampfverbrauch für jede Atm. höheren Druck um ca. 10/0—I Y4 0/0 abnimmt und umgekehrt, gegenüber den durch Messung festgestellten Zahlen. Auf Grund dieser Tatsachen hat die 10. Umrechnung auf 12 Atm. stattgefunden. Der Dampfverbrauch der Parsons-Turbine ändert sich eben falls in einem bestimmten Verhältnis mit der wachsenden Temperatur des Dampfes. Auch über dieses Verhältnis liegen umfangreiche Messungen vor und man kann im allgemeinen annehmen, daß für je 6,5—7 0 Ueberhitzung im Mittel 1 0/0 weniger Dampf verbraucht wird. Die Messungen haben ferner gezeigt, daß die kleinere Zahl für die ersteren Ueberhitzungsgrade (also etwa bis 60 0 Ueberhitzung) die größere Zahl bei größerer Ueberhitzung (etwa bei 100—150 0) zu wählen ist. Einen ganz besonderen Einfluß auf den Dampfverbrauch hat das Vakuum. Schon bei Besprechung der Fig. 8 wurde dieses erörtert. Auch über diesen Einfluß liegen umfangreiche Versuchsreihen für die verschiedenen Modelle der Brown-Boveri- Parsons-Turbine vor, so daß sich aus denselben für jedes Vakuum genau der Dampf - verbrauch ermitteln läßt. Im allgemeinen ergibt dieses Zahlenmaterial, daß sich im Dampf verbrauch mit jedem Prozent höherer Luft leere, das man z. B. über 90 o/g erreicht, 1 l/2 0/0 Ersparnis ergibt gegenüber dem bei dem- Bei niedrigerem Vakuum im Dampfverbrauch statt. Fig. 12. selben Vakuum gemessenen Wert, findet eine entsprechende Zunahme Es ist daher den Kondensationsanlagen die allergrößte Sorg falt in Bauart und Ausführung zuzuwenden, damit ein mög lichst hohes Vakuum erzielt wird. Die neuesten Ausführungen von Brown, Boveri L Co. haben ergeben, daß man bestimmt mit einem Vakuum von 93—95 o/g rechnen kann. Für die einzelnen Turbinengruppen liegen die Dampfver- brauchs-Linien und deren Beeinflussung durch Druck, Temperatur und Vakuum genau fest, so daß sich aus denselben mit großer Genauigkeit die Umrechnung vornehmen läßt.