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278 Erfahrungen aus der Betriebspraxis. (Nachdruck verboten). In der Fortsetzung des in voriger Nummer gebrachten Artikels über den Bericht aus der Sicherheits-Abteilung „Ver rostungen" lassen wir heute noch drei weitere dies behandelnde Abschnitte als auch Aufsätze über „Beulen" und „Risse" folgen. Es ist wohl überflüssig darauf hinzuweisen, daß für jeden unsrer Leser das nachstehende von Interesse ist. Wir entnehmen diese Vorkommnisse aus der Praxis dem Artikel der Zeitschrift des Bayerischen Revisions-Vereins „Aus den Ergebnissen der Tätig keit unseres Vereins im Jahre 1906". Von den Befestigungsnieten der auf der linken Seite des vordersten Mantelschusses eines liegenden Walzenkessels mit seit lich liegenden Vorwärmern befindlichen Tragpratze waren auf der Wasferseite drei Nietköpfe abgerostet; durch die hierdurch lose gewordenen Nieten trat Wasser aus und verzehrte das Blech unterhalb der Tragpratze bis auf l.1/2 mm Dicke. Ferner rostete das Blech der vorderen Rolle des Sieders auf eine Fläche von 140/300 mm bis auf 1/2 mm ab, weil eine an dieser Rolle befindliche Flansche des Ablaßhahnes undicht war. Diese Mängel, die dem Kessel wohl schon längere Zeit angehaftet waren und vielleicht schon bald zu einer Explosion geführt hätten, wurden erst bei der inneren Revision des Kessels gefunden; früher hatte sich niemand um den Zustand des Kessels gekümmert, obwohl dessen Besitzer nach eigener Aussage die Wahrnehmung gemacht hatte, daß nach mehrtägigem Stillstände des Kessels stets der Wasserstand gesunken war und man beständig ein Zischen im Feuerraum hörte. Um das Fortschreiten von Verrostungen im Innern der Kessel zu verhüten, versieht man zuweilen die Wandungen mit einem dünnen Zementanstrich; der gewünschte Erfolg wird aber nur dann eintreten, wenn die vorhandenen Rostnarben vorher gründlich gereinigt worden sind. Daß andernfalls die Zerstörung ungehindert fortschreitet, beweist wieder folgender Fall: Die beiden Vorwärmer eines 100 gm großen Batteriekessels zeigten schon seit mehreren Jahren ständig fortschreitende innere und äußere Abrostungen. Um nun wenigstens den elfteren Einhalt zu tun, versah man die Vorwärmer mit einem dicken Zementanstrich. Bei der letzten inneren Revision des Kessels ordnete unser Beamter, um sich über den Zustand der Wandung ein Urteil bilden zu können, die Beseitigung dieses Anstriches an; nun zeigte sich, daß das Blech unter dem Anstriche durchweg so stark abgerostet war, daß die beiden Vorwärmer erneuert werden mußten. Der auf der Wasserseite eines ausziehbaren Feuerbüchsen kessels vorstehende Gewindeteil der Ankerrohre war bis auf Papierdicke abgerostet, während der unbearbeitete Teil dieser Rohre sowie die gewöhnlichen Heizrohre unbeschädigt geblieben sind. Es ist anzunehmen, daß das ölhaltige, etwas sauere Speisewasser nur die blanken Teile der Ankerrohre, nicht aber die mit der Walzhaut bedeckten Rohre angreifen und zerstören konnte. Beulen. Auf die häufig vorkommenden, in der Regel auf Wasser mangel zurückzuführenden Einbeulungen von Flammrohren wollen wir hier nicht näher eingehen, sondern nur über zwei Fälle be richten, wo die Eindrückung der Flammrohre auf andere Ursachen zurückzuführen war. Die vier 90 gm großen Zweiflammrohrkessel eines Elektri zitätswerkes, in dem auch eine Speisewasser-Reinigungsanlage aufgestellt ist, wurden nach erfolgter Reinigung auf der Wasser seite mit Teer angestrichen. Schon nach dreitägigem Betriebe zeigten sich an einem Kessel die vorderen Schüsse der Flamm rohre auf 5 bezw. 2Y2 om tief eingebeult. Dies gab Veran lassung, auch bei den übrigen Kesseln nachzusehen, und richtig fanden sich an weiteren zwei Kesseln ähnliche, aber nicht ganz so tiefe Einbeulungen vor. Die Ursache dieser Schäden führt man auf den Pechgehalt des Teers zurück, der sich im Scheitel der Flammrohre anlegte und die Benetzung und damit die Ab kühlung der Bleche verhinderte. — Beim Vorhandensein einer reichlich bemessenen und richtig bedienten Speisewasser-Reinigungs anlage sollte man vom Anstreichen der Kessel, das, wie wir schon wiederholt ausgeführt haben, leicht nachteilige Folgen mit sich bringt, überhaupt absehen. An den vordersten Enden jedes der beiden Flammrohre eines 155 gm großen Doppelkessels (Zweiflammrohrkessel mit darüberliegendem Heizröhrenkessel) zeigte sich unmittelbar hinter der Aushalsungsrundnaht je eine Einbeulung, die auf der linken Seite bei einer Flächenausdehnung von 50/15 om 2 om und und auf der rechten Seite bei 40/18 om Ausdehnung 1 om tief war. Ein Fehler in der Bauart des Kessels war die Ursache dieser Schäden. Die Aushalsung der Böden war ungewöhnlich lang und die Schwelplatte des Rostes sehr kurz; die Folge da von war, daß sich in dem auf der Wasserseite befindlichen langen aber engen Zwischenräume zwischen den Flammrohren und den Aushalsungen Dampf ansammelte, die betreffenden Stellen der Flammrohre also nicht abgekühlt wurden, während sie auf der Feuerseite den vom Rost abziehenden heißesten Gasen unmittelbar ausgesetzt waren. Die Verlängerung der Schwel- platten auf je 35 om sowie das Einsetzen eines kastenförmigen Gußstückes über den Schwelplatten tat dem Fortschreiten der Einbeulungen Einhalt. Risse. Aus den uns zur Begutachtung vorgelegten Zeichnungen eines Zweiflammrohrkessels war zu ersehen, daß die Adamsonschen Verbindungen der zweiten und dritten Flammrohrschüsse gerade über die Feuerbrücke zu liegen kommen sollten. Von der Ein wirkung der gerade an dieser Stelle heißesten Gase auf die Borde der Flammrohre für letztere nichts gutes erwartend, warnten wir den Kesselfabrikanten vor der beabsichtigten Ausführung — jedoch ohne Erfolg. Unsere Befürchtung hat sich als begründet er wiesen: Nach kurzer Betriebszeit waren an der betreffenden Stelle des rechtsseitigen Flammrohres sechs Längsrisse und ein Quer riß entstanden, die die Erneuerung des Flammrohres notwendig machten. Auf der Feuertafel eines liegenden Walzenkessels mit darunterliegendem Siederohr, die infolge eines in der ursprüng lichen Tafel aufgetretenen Querriffes vor einem Jahre neu ern- gezogen worden war, entstand eine 5 rum tiefe Beule und neben dieser ein 120 mm langer durchgehender und weitklaffender Riß. Das Blech zeigte in der Umgebung dieser Schäden die bekannte Anlauffarbe. Es lag also eine Ueberhitzung der Feuertafel vor, die, wie die Untersuchung ergab, durch einen 14/2 nun dicken, nicht besonders fest anhaftenden Niederschlag von schwefelsaurem Kalk und schwefelsaurer Magnesia verursacht worden war. Die Feuertafel mußte abermals erneuert werden. — Durch Einrichtung einer den Bedürfnissen der Anlage entsprechenden Wasserreinigung wären die Kosten der wiederholten Ausbesserung und die damit zusammenhängenden Betriebsunterbrechungen erspart worden. Wie sich unsachgemäß ausgeführte Kesselschmiedearbeit beim Betriebe eines Kessels rächen kann, zeigen die an einem 182 gm großen Doppelkessel (Zweiflammrohrkeffel mit darüberliegendem Heizrohrkessel und Dampfsammler; aufgetretenen Schäden: Fast sämtliche Rundnähte des Kessels wurden mehr oder weniger un dicht; zwei Nietköpfe der ersten Rundnaht des linksseitigen Flammrohres brachen ab. Die letzte Rundnaht des rechtsseitigen Flammrohres erhielt auf der Feuerseite einen von der Stemm kante durch die unterste Mittellinie verlaufenden und sich im vollen Blech gabelförmig verzweigenden, etwa 160 mm langen Riß. In der Nähe der ersten Rundnaht des gleichen Flamm rohres zeigten sich ebenfalls kreuzförmige, zum Teil bis auf die Nietköpfe verlaufende mehr oder weniger lange Risse. Diese zum Teil sicherheitsbedenklichen Schäden waren die Folgen von den nachstehenden bei der Herstellung des Kessels gemachten Fehlern: An den sämtlichen Rundnähten des Kessels waren die Bleche mangelhaft zusammengepaßt worden, die Nietlöcher deckten sich nicht und mehrere Nietköpfe waren krumm gestaucht worden. Eines der Flammrohre war von Haus aus zu eng hergestellt worden und mußte um richtig in die Ein- und Aushalsung des Kessels zu passen, an den Enden aufgeweitet werden; letztere scheinen außerdem beim Schweißen der Längsnähte zu stark er hitzt worden zu sein. Die letzte Rolle des linksseitigen Siederohres eines Heiz rohrkessels mit zwei darunterliegenden Siederohren erhielt infolge