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269 gewissen Widerstand entgegen. Wenn man eine Glasröhre von bestimmten Dimensionen mit Quecksilber füllt, so kann man die Einheit, das „Ohm", sehr gut darstellen. Die Röhre muß dann aber eine Länge von 103 Zentimetern haben und einen Quer schnitt besitzen, der genau einen Ouadratmillimeter mißt. Man wundert sich gewiß über diese unrunden Zahlen, welche wohl kaum wunderlicher hätten gewählt werden können. Aber wir erraten Wohl bald, daß diese Zahlen keine ursprüng lichen sind. Sie stammen vielmehr aus einem ganz anderen System, so daß sich natürlich unrunde Zahlen ergeben werden, wenn man beispielsweise derartige Dinge nach einem Silber niederschlag bestimmt. Wenn der Strom fließen soll, so muß eine treibende Kraft vorhanden sein. Das ist die „elektromotorische Kraft", wohl auch „Spannung" genannt. Wenn nun diese Kraft gerade ausreicht, um bei einem Widerstande von einem Ohm einen Strom von einem Amper Stärke zuwege zu bringen, so sagt man: die Spannung beträgt „ein Volt". Das sind die drei wichtigsten sogenannten „praktischen Grundeinheiten". Auch ihre Namen fallen auf. Man hat mit ihnen nämlich drei bedeutende Elektriker ehren wollen. Ampere war Franzose, Ohm ein Deutscher und Volta ist der bekannte Italiener, dessen „Säule" schon jeder Schüler kennen lernt. Dazu gesellt sich nun noch ein neuer Name, ein neues Maß. Es ist dies Maß genannt nach dem verdienstvollen Ver besserer der Dampfmaschine, nach Watt. Und damit sind wir bei der Größe angelangt, welche uns hier beschäftigen soll. Das Watt, welches der Elektriker beständig in seinen Be rechnungen führt und welches dem Laien wohl als eine etwas rätselhafte Größe erscheint, ist an sich sehr leicht zu erklären. Eine Batterie zeige an den Klemmen 2 Volt Spannung und gebe einen Strom von 5 Amper. Multipliziert man nun die 5 und die 2, so erhält man 10. Aber auch Volt und Amper werden miteinander multipliziert und man bildet dann die Bezeichnung „Voltamper". Diese Bezeichnung entspricht dem bekannten Namen „Meterkilo", bei welchem es sich ja darum handelt, eine Leistung zu benennen, bei welcher sich der Wert nach Kilo und Raum bemißt. An sich kann man natürlich solche Dinge nicht wirklich miteinander multipli zieren. Unsere Batterie leistet also im äußeren Stromkreis 10 Voltamper. Eine Gleichstromdynamo mit IlO Volt Spannung und 3 Amper Strom gibt 3 mal 110 gleich 330 Voltamper. Dasselbe würde aber auch eine Maschine leisten, welche die doppelte Spannung — also 220 Volt — aber nur die halbe Stromstärke hätte '(1,5 Amper). Denn auch dieses Produkt be trägt 330 Voltamper. Da nun aber das Maß Voltamper sehr häufig genannt und dieser wenig schöne und sehr unbequeme Name sich nicht empfiehlt, hat man sich einfach geeinigt, dafür „Watt" zu setzen. Watt ist also einfach die Benennung, welche dem Produkt aus Stromstärke und Spannung einer Elektrizitätsquelle beigesetzt zu werden pflegt. Es fragt sich nun aber, ob denn dieses Maß auch so zweckmäßig gewählt ist, daß man mit ihm wirklich das Charakteristische zum Ausdruck bringt? Diese Frage ist zu bejahen. Wenn man in einem stromdurchflossenen Draht ein Stück in Gedanken gewissermassen für sich nimmt, so wird dasselbe von einem gewissen Strom durchflossen und es herrscht zwischen seinen Enden eine bestimmte Spannung. Man kann also hier unsere Wattberechnung durch die angegebene Multiplikation auf stellen. Und sie hat auch ihre gute Bedeutung. Im Draht entwickelt sich nämlich Wärme und die Physik lehrt, daß die in jeder Sekunde sich erzeugende Menge derselben in ganz genauem Verhältnis zu jener Wattzahl steht. Da nun ferner der Uebergang von Wärme zu Arbeit leicht gefunden ist, so kann man schließlich sagen: Die Wattzahl gibt einen Ausdruck für die Arbeitsfähigkeit, welche der Draht durch den Strom erhält. Mit anderen Worten: die Wattzahl kennzeichnet die „Energie". Wenn der Anker einer Dynamomaschine gedreht wird, so stellt sich dieser Bewegung ein gewisser Widerstand entgegen; man muß also irgend eine Maschinenkraft einsetzen und folglich kostet die Herstellung des Stromes eben Geld. Wenn man nun bei einer Dynamo verlangen wollte, daß sie die doppelte Spannung wie bisher erzeugte, so müßte man einfach den Anker doppelt so schnell drehen. Natürlich würde dies aber den doppelten Kraftaufwand erfordern und die doppelten Kosten verursachen. Sollte ferner die Maschine einen zwei- oder dreimal so starken Strom erzeugen, so würde sich der Anker zwei- oder dreimal so schwer drehen und wir kommen dann auf den dreifachen Einsatz. Erzeugt sie die doppelte Spannung und den dreifachen Strom, so kostet dies also sechsmal soviel. Nun ist dann aber auch die Wattzahl sechsmal so groß und wir er kennen, daß die Wattmessung eine treffende Messung des Wertes der elektrischen Energie ist. Man bezahlt also zweckmäßig nach Watt. Die Watt können nun sehr verschieden zusammengesetzt sein. Wenn man beispielsweise von „50 Watt" spricht, so kann man nicht sehen, ob es sich um ein Volt und fünfzig Amper handelt, oder ob vielleicht umgekehrt fünfzig Volt und nur ein Amper zugrunde liegen oder ob sonst eine andere der unend lich zahlreichen möglichen Zusammenstellungen vorliegt. Allein, in den meisten Fällen ist die Frage nach der Zusammensetzung ganz gleichgültig; eine bestimmte Wattzahl repräsentiert nämlich immer denselben Wert ohne Rücksicht darauf, wie sie zustande gekommen ist. Tausend Watt nennt man — nach einer leicht verständ lichen Wortbildung — ein „Kilowatt". Ein bei den fran zösischen Elektrikern mehr als bei uns gebräuchlicher Ausdruck für hundert Watt lautet: „Hektowatt". Es bedeutet nun aber offenbar einen großen Unterschied, ob eine Wattmenge eine Sekunde oder eine Stunde lang zur Verfügung steht. Darum muß bei der Bemessung noch ein Faktor hereingezogen werden: die Zeit! Wenn ein Kilowatt eine Stunde lang geliefert wird, so haben wir es mit einer „Kilowattstunde" zu tun. Auch sie kann in den verschiedensten Weisen zusammengesetzt sein. Fünfhundert Watt auf zwei Stunden bedeuten ebenfalls eine Kilowattstunde. Es handelt sich — all gemein ausgedrückt — immer um eine solche, wenn das Produkt aus Volt, Amper und Stunden „tausend" ausmacht. Bei der Preisbemessung gelieferter Elektrizität ist immer die entscheidende Frage die: was kostet die Kilowattstunde? Wird die Elektrizität durch Dampfmaschinen erzeugt, so ist der Preis von 50 Pfennigen schon immerhin als ein mäßiger zu bezeichnen, welcher wohl nur von einem größerem Werk so bescheiden gehalten werden kann. Stehen Wasserkräfte und ähn liche billige Hilfskräfte zu Gebote, so stellt sich natürlich die Erzeugung wesentlich billiger. Liefert eine Dynamomaschine an den Klemmen eine Spannung von 100 Volt und erzeugt sie einen Strom von 8 Amper, so leistet sie also in der Stunde 800 Wattstunden, was bei dem angenommenen Preise von 50 Pfennigen für die Kilowattstunde 40 Pfennige wert sein würde. 736 Watt sind nun einer Pferdekraft gleichwertig und so würden unsere 800 Watt stunden rund 1.1 Pferdekraftstunden bedeuten. Soll ein Motor eine Pferdekraft entwickeln, so müßte man ihm in der Theorie 736 Watt zuführen. Praktisch werden aber gegen 900 wünschenswert sein. Der Motor verschluckt also stündlich 900 Wattstunden, welche sich nach obigem mit 45 Pfennigen berechnen würden. Dampfturbinen als Betriebsmaschinen für Schiffe der kaiserlichen Marine. In der letzten Zeit ist in der Presse wiederholt die Ansicht geäußert worden, daß sich die Dampfturbinen nicht zur Ver wendung für Kriegsschiffe eignen sollen. Es dürfte deshalb interessieren, daß die Fahrten mit dem bei der Germania-Werft in Kiel erbauten Torpedoboot „6 137" das Gegenteil be wiesen haben. „6 137" ist mit Parsons-Turbinen ausgerüstet und es sind bei der am Sonnabend, den 10. August 1907 abgehaltenen Meßfahrt 32,78 Seemeilen Fahrgeschwindigkeit festgestellt worden. Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, als es bei einem