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248 Klägers in einem Verbandsbetriebe sei mit den Interessen des Verbandes nicht vereinbar. — Sonach rechtfertigte sich die Ab weisung des Klägers. (Nachdruck verboten.) Gewerblich-Soziales. s r. Arbeiter und Unfallverhütung. Der neue Jahresbericht der preußischen Regierungs- und Gewerberäte für 1906 führt lebhafte Klagen über die Gleichgültigkeit, mit der die Arbeiter häufig den Verhütungsvorschriften gegenüberstehen. Nur in einzelnen Bezirken ist es gelungen, einen Erfolg in dieser Beziehung zu erzielen. Zum Teil haben die Arbeitgeber dafür gesorgt, daß die Verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften in regelmäßigen Zwischenräumen bekannt gegeben wurden. Auch dadurch, daß man den Arbeiterausschüssen die Ueberwachung der Jnnehaltung der Schutzvorschriften übertrug, sind günstige Resultate erzielt worden. Ferner haben sich Prämien, die so wohl seitens einzelner Arbeitergeber als auch Berufsgenossenschaften ausgesetzt wurden, auf das Beste bewährt. Alle diese an sich lobenswerten Versuche sind jedoch verhältnismäßig vereinzelt. Die hohe Zahl der selbstverschuldeten Unfälle macht ein systematisches, einheitliches Vorgehen durchaus notwendig. Zu nächst müßte eine regelmäßige Aufklärung und Belehrung über die Notwendigkeit und richtige Anwendung der Verhütungsvor schriften seitens der Gewerbeaufsichtsbeamten durchgeführt werden. Diese Belehrung könnte in Form von Vorträgen, bei Gelegen heit der Besichtigungen oder bei den Veranstaltungen der Arbeitervereine am besten stattfinden. Auch die Form von Volksvorlesungen (wie in Frankfurt a. M.) würde sich dafür eignen. Nur müßte man sich zu diesem Zweck der Mithilfe der Organisationen versichern, die überhaupt mehr als bisher auf diesem Gebiete leisten müßten. Die Mitwirkung der Arbeiter bei der Unfallverhütung ist ein Feld, auf welchem noch vieles zu leisten übrig bleibt, bei der sich jedoch andererseits Erfolge, wie an einzelnen Beispielen bewiesen ist, nicht allzuschwer erreichen lassen. Die Grösie der deutschen Gewerkschaften am Jahres anfang sy07. Die „Soziale Praxis", Zentralblatt für Sozial politik, berichtet nach den statistischen Jahresabschlüssen der deutschen Gewerkschaften über deren Größe und gibt damit folgendes Gesamtbild der deutschen Gewerkschaftsbewegung: „Die freien Gewerkschaften schlossen mit 1767 285 Mitgliedern ab. Ihr Mitgliedergewinn betrug im Jahre 1906 367 982, der größte bisher erreichte Jahreszuwachs. In den verschiedenen Baugewerkschaften waren 382567 organisiert, im deutschen Metall arbeiterverband 378 555, in den Gewerkschaften der Holzindustrie 170232, im Handels- und Transportarbeiterverband 122 511, im Textilarbeiterverband 111532 und im Bergarbeitervecband 110247. Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften umfaßte Ende 1906 260 040 Mitglieder und 6 ihm nahestehende Ver bände von Post- und Eisenbahnangestellten etwa 75 000 Mit glieder. Obenan stehen die Gewerkvereine christlicher Bergarbeiter mit 75153 Mitgliedern, die Baugewerkschaft mit 38 076, der Gewerkverein der Textilarbeiter mit 36984 und der der Metall arbeiter mit 26272 Mitgliedern. Unter den Mitgliedern der christlichen Gewerkschaften befanden sich 9655 weibliche. Die deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) berichteten auf ihrem letzten Verbandstage (Mai 1907) über einen Mitglieder bestand von 118508 Köpfen; Angaben für die einzelnen Gewerk vereine am Jahresschlüsse 1906 sind noch nicht veröffentlicht. Faßt man diese Zahlengruppen zusammen, so stellten die deutschen Gewerkschaften Ende 1905 ein Heer von 2 250 833 Köpfen dar, und übertrafen damit die nordamerikanischen Gewerk schaften um eine Viertelmillion, die britischen Gewerkvereine um etwa eine Drittelmillion Mitglieder. Die Straffheit und die Gliederung der Organisation in den 3 deutschen Hauptgruppen ist besser, einheitlicher als die Zentralorganisation bei den genannten aus ländischen Gewerkschaften, die Vermögensbestände im allgemeinen geringer, die Kampflust meist größer, der Geist der Solidarität innerhalb jeder der 3 deutschen Gruppen lebendiger als bei den Auslandsorganisationen. Das Fehlen zünftlerischer Gesinnung, das Zusammenhalten von gelernten und ungelernten Arbeitern hat die deutsche Gewerkschaftsbewegung zu einem mächtigeren Kulturfaktor für die Gesamtheit der Arbeitermasse gemacht, als dies im Auslande der Fall ist. Die erheblichen Schattenseiten und Schwächen der deutschen Gewerkschaftsbewegung werden durch ihre Vorzüge und Leistungen weit aufgewogen." vor der Entscheidung steht die Bewegung der Privat angestellten für eine staatliche Pensions- und Hinterbliebenen- Versicherung. Zwei große Gruppen von Berufsvereinen vertreten zwei verschiedene Programme; die einen den weitgehenden Aus bau des bestehenden Jnvalidengesetzes, die anderen die Einrichtung einer davon getrennten, selbständigen Sonderkaffe. Der Erfolg der ganzen Bewegung hängt davon ab, ob es gelingt, bis zum Zusammentritte des Reichstages alle Angestellten auf ein Pro gramm zu vereinen, das einmütige Billigung bei Reichstag und Regierung finden kann und sich in die begonnene Reform des ganzen sozialen Versicherungswerkes einfügt. Für die Entscheidung bedeutsam ist die soeben erschienene neue Schrift des Werkmeister- Verbandes zu Düsseldorf, welche die Eingangsworte als Titel führt und Gutachten hervorragender Sachverständiger und Gesetz geber über die Streitfrage enthält. Vorstände von Landesver sicherungsanstalten, Kommentatoren des Jnvalidengesetzes, Pro fessoren, Juristen, Nationalökonomen, Versicherungsmathematiker, Sozialpolitiker, Reichstagsabgeordnete verschiedener Parteien, sie alle sind vertreten. Ihre Stimme muß erheblichen Eindruck machen, weil sie alle zu dem gleichen Ergebnisse kommen. Explosionen und Unglücksfälle. Anschließende Aleidung tragen. Am 12. Juli früh 7 Uhr verunglückte der Arbeiter Müller in einer Gerberei in Dresden dadurch tötlich, daß er einen Wellenstumpf mit seiner losen Bluse zu nahe kam und erfaßt wurde. Denselben wurde der Brustkasten eingedrückt und das rechte Knie ausgerenkt. Derselbe hinterläßt eine Witwe mit 5 unerzogenen Kindern. Bücherschau. " j Bibliothek des allgemeinen und praktischen Wissens. Zum Studium und Selbstunterricht in den vernehmlichsten Wissenszweigen und Sprachen, in Verbindung mit Fachautoritäten des In- und Auslandes, heraus gegeben von Emanuel Müller-Baden. (Deutsches Vsrlagshaus Bong L Co-, Berlin IV. 57.) — Seit ihrem ersten Erscheinen von der gesamten Presse freudig begrüßt und in ihrer hervorragenden Bedeutung für das praktische Leben rückhaltlos anerkannt, hat diese so eigenartige, groß angelegte Encyklopädie, von der soeben die letzte (95) Lieferung zur Ausgabe gelangt ist, einen ungeahnten buchhändlerischen Erfolg ge habt. Ein sichtbarer Beweis dafür, wie vollauf das Werk dem tief empfundenen Bedürfnisse der Gegenwart, sein Können und Wissen zu erweitern und zu vertiefen, um alle Anforderungen des Lebens zu er füllen, gerecht geworden ist. Und in der Tat: jeder im praktischen Leben Stehende, sei er nun Geschäftsmann, Gewerbetreibender, Beamter usw., wird aus der reichen Fülle des Gebotenen leicht das herausfinden, was ihm zum Vorwärtskommen im harten Existenzkampf nützlich erscheint. Sind doch, um nur das Hauptsächlichste anzuführen, neben den beiden wichtigsten fremden Sprachen, dem Englischen und Französischen, deren Kenntnis für den Kaufmann und Gewerbetreibenden heute geradezu zwingendes Bedürfnis ist, nachfolgende Disziplinen: Handelswissenschaften, kaufmännisches Rechnen, Stenographie nach den drei verbreitetsten Systemen Gabelsberger, Stolze und Stolze-Schrey, Arithmetik und Geometrie, Geographie und Völkerkunde, Geschichte, Geologie und Mineralogie, Zoologie und Botanik, Photographie, Physik und Chemie, Himmelskunde, Technik, Industrie, Verkehr, Kunstgeschichte deutsche und allgemeine Literaturgeschichte in dem Werke enthalten und übersichtlich, klar und für jedermann verständlich behandelt. Dazu kommen über 2700 schwarze Illustrationen, prächtige Bunttafeln, Modelle, Pläne, sowie ein Atlas mit 42 farbigen Karten, die den Text glücklich ergänzen und so dem ganzen Werke, dessen Besitz ein Vermögen bedeutet, erhöhten erzieherischen und bildenden Wert verleihen. Es kann die „Bibliothek", die in einzelnen Lieferungen zu je 60 Pfg. oder aber auch in 5 eleganten Bänden zu je 12,50 Mark zu beziehen ist, nur aufs wärmste empfohlen werden; in jedem deutschen Hause, jeder bessern deutschen Familie gebührt ihr ein Ehrenplatz. ' " Ermittelung der billigsten Betriebskrast für Fabriken unter Berück sichtigung der Heizungskosten, sowie der Abdampfoerwertung. Von Karl Urbahn, Ingenieur. Verlag von Julius Springer, Berlin 1907. Preis broschiert Mark 2.40. Das vorliegende Werk, welches mit 23 Textfiguren nebst 26 Tabellen ausgestattet ist, schließt sich den früheren Veröffentlichungen des geschätzten Verfassers über die Kraft- und Heizungsfrage würdig an. Der Ver fasser behandelt in sachlicher und praktischer Weise das Thema, was bei der Vielseitigkeit des heutigen Kraftmaschinenbaues eine umfassende Kenntnis voraussetzt.