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16 Seit der Aufstellung war der Kocher nur 2/4 Jahre in Betrieb. Das Arbeitsverfahren war folgendes: das zum Schleifen bestimmte Holz wurde in Stücken von etwa 40 om in den Kocher eingeschichtet und etwa 8 Stunden lang einem Dampf druck bis 31/2 Atmosphären ausgesetzt. Nachdem dann der Druck abgelassen worden war, wurde Wasser eingelassen und das Holz herausgespült. Nach Angabe des Personals ist etwa um 8 Uhr abends mit einer Kochung begonnen worden, indem das Dampfeinlaß ventil langsam geöffnet wurde, während durch das offene Ab laßventil das sich bildende Kondensat abfließen konnte. Zwischen 1/29 und 3/49 Uhr wurde das Ablaßventil geschlossen. Darnach stieg die Dampfspannung im Kocher auf 11/2 bis 2 Atmosphären, als kurz vor 10 Uhr die Explosion eintrat. Das Manometer am Kessel soll um diese Zeit 11 Atmosphären und das am Reduzierventil etwa 3 Atmosphären gezeigt haben. Verletzt wurde durch die Explosion niemand. Eintreffen des Revisors am 28. Dezember nachmittags 1/28 Uhr. Die Untersuchung, bei welcher der Kocher nicht mehr in der Lage und in dem Zu stande, in welchem er sich nach der Explosion befunden hatte, vorgefunden wurde, ergab folgenden Befund: Der letzte Schuß des Kochers hatte sich im ganzen Umfange von seiner inneren Flansche getrennt, er wurde samt dem Boden in der Achsrichtung des Gefäßes etwa 15 nr weit fortgeschleudert und hatte sich kurz vor seinem Ziele um 180 Grad in der horizontalen Ebene ge dreht. Der Bruch des letzten Schusses verläuft nächst seiner inneren Flansche; diese bildete noch einen geschlossenen Ring. Die Bruchfläche bildete ungefähr den Mantel eines stumpfen Kegels, dessen Spitze sich nach dem Innern des Kochers, und zwar nach dem nächstgelegenen Schüsse, richtete. Die Bruch flächen zeigten ein feinkörniges, schmutziggraues Gefüge und wiesen 2 große und außerdem viele kleinere poröse Stellen auf. Die Wandstärken an der Bruchstelle schwanken zwischen 20,4 und 23,4 mm. Der andere, größere Teil des Kochers ist in entgegengesetzter Richtung von seinem Lager vorgeschoben worden. Er traf einen in derselben Achsrichtung gelagerten zweiten Kocher, dessen Kochung gerade beendet war, und schob auch diesen auf seinem Lager um etwa 60 om weit nach hinten. Beim Anprall gingen die Verschlußtüren beider Kocher in Trümmer. Der Boden des explodierten Kessels erhielt seitlich einen ca. 600 mm langen Anbruch, in dessen Umgebung sich die innere Guß haut abgeblättert zeigte. Ebenso erhielt der dritte Schuß auf der Sohle einen etwa 800 mm langen Querriß in der Nähe der Flanschen. Ein am unteren Umfang des zweiten Schusses entstandener Riß von etwa 1270 mm Länge ist vermutlich ebenfalls eine Folge des Anpralls. Der abgerissene Hintere Schuß zeigte oben im Scheitel von der Bruchstelle ausgehend einen etwa 1000 mm langen Längsriß. Das Manometerrohr war verbogen und abgerissen. Die Wasser- und Dampfleitung waren nächst ihren Flanschen abge rissen. Das Sicherheitsventil und der gußeiserne Stutzen am Ablaßventil wurden teilweise zerstört. Die Zerstörungen, welche im Ausstellungsräume, einem Bretterverschläge, stattfanden, waren unbedeutend. Die mutmaßliche Ursache der Explosion wird auf zweifel haftes Material und auf die Verschiedenartigkeit von Spannungen in demselben zurückgeführt. Durch die Anordnung der Flanschen verbindungen, deren nicht abgedrehte Dichlungsflächen 3—4 mm von einander abstanden, konnten beim Anziehen der Schrauben durch Hebelwirkung beträchtliche Spannungen in jenem Quer schnitt erzeugt werden, in welchem der Bruch erfolgte. Außer dem wurden innere Spannungen im Material durch die ungleiche Erwärmung des oberen Kocherteiles gegenüber dem unteren her beigeführt. — Hinweis auf sachgemäße Behandlung der Reduzierventile. Ueber Dampfdruck-Verminderungsventile sagt der jüngste Geschäftsbericht des Belgischen Dampfkessel-Ueberwachungs- vereins nach der „Zeitschrift des Bayrischen Revisions-Vereins" nachstehendes: „Ein Schmerzenskind im Dampffaßbetriebe, das sowohl dem Besitzer wie auch dem Revistonsbeamten manche unange nehme Stunde und viel Kopfzerbrechen verursacht hat, ist das vielgeschmühte und nur selten gelobte Reduzierventil. Wie so manches andere, so zeitigte auch das Verlangen nach einem brauchbaren und zuverlässigen Reduzierventil die verschiedenartigsten Konstruktionen, was bei der Vielseitigkeit der Anforderungen, die je nach dem Verwendungszweck an ein Reduzierventil gestellt werden, nicht Wunder nehmen kann. Während manche Reduzierventile sehr hohen, ja den höchsten Anforderungen sowohl in Bezug auf die Menge des durch strömenden Dampfes, wie auch gleichzeitig in Bezug auf die genaue Jnnehaltung des reduzierten Druckes Genüge leisten, gibt es andere Reduzierventile, die selbst bei sorgfältigster Ausführung infolge ihrer ganzen Arbeitsweise nur der einen oder der anderen der beiden genannten Anforderungen gerecht werden können. Außerdem gibt es aber noch eine ganze Reihe von Redu zierventilen, die entweder wegen ihrer verfehlten Konstruktion oder mangelhaften Ausführung überhaupt nichts Befriedigendes leisten können. Allen Reduzierventilen gemeinsam ist jedoch der Uebel- stand, daß sie ihren Dienst versagen, wenn ihnen nicht eine sachkundige und etwas liebevolle Behandlung zuteil wird. Wenn schon bei dem verhältnismäßig einfachen Sicher heitsventil durch eine unbeabsichtigte Vergrößerung der Reibung an den beweglichen Teilen, sei es durch Verrosten, Beschädigung oder Verschmutzung, Störungen hervorgerufen werden können, so erscheint es voll und ganz erklärlich, daß diese bei den meistens viel verwickelteren Konstruktionen der Reduzierventile umso leichter eintreten. Wo zu befürchten ist, daß aus der Dampfrohrleitung Ver unreinigungen in das Reduzierventil gelangen können, wie es wohl meistens bei einer verzweigten Rohrleitung der Fall ist, da empfiehlt es sich, vor das Reduzierventil einen hinreichend großen Behälter einzubauen, der als Wasserabscheider dient und gleichzeitig dem Dampf Gelegenheit gibt, etwa mitgeführte Ver unreinigungen abzulagern. Wo dies nicht angängig ist, muß man jedenfalls für die Anbringung einer Entwässerungs- und Ausblasevorrichtung in der Dampfleitung kurz vor dem Reduzierventil Sorge tragen, um sich gegen die Folgen der Verschmutzung oder Beschädigung des Reduzierventils zu schützen. Bei allen Dampffässern, in denen wie z. B. bei Kochern, Flüssigkeiten durch direkt hineingeleiteten Dampf erwärmt werden, ist die Einschaltung eines gleichzeitig als Absperrventil ausge bildeten Rückschlagventils zwischen Dampffaß und Reduzierventil unerläßlich, weil sonst nach Absperren des Dampfes vor dem Reduzierventil die Flüssigkeit aus dem Dampffaß in das Redu zierventil gedrückt wird, was in den meisten Fällen ein Versagen desselben zur Folge hat. Um ferner etwa aufgetretene Störungen am Reduzierventil im Betrieb schneller beseitigen zu können, empfiehlt es sich, kurz vor demselben ein Absperrventil in die Dampfleitung einzuschalten. Daß man Reduzierventile gut zugänglich und möglichst , an einem frostfreien Orte anbringen muß, bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung. Wie schon angeführt, verlangt ein Reduzierventil eine sehr sachgemäße Behandlung und eine gewisse Pflege nicht nm im Betrieb, sondern auch bei der Montage. Die Anleitung für diese wird von Seiten der Hersteller den gelieferten Reduzierventilen meistens beigegeben, oder auf Wunsch verabfolgt. Ihre Beachtung und Befolgung ist natürlich unerläßlich, um Weitläufigkeiten und Störungen aus dem Wege zu gehen. Bei den immerhin unausbleiblichen Reparaturen an Redu zierventilen darf man diese — selbst wenn es sich nur um ein Nachschleifen des Ventilkegels handelt — nicht einem beliebigen Schlosser übertragen, sondern man tut gut, falls nicht an Ort und Stelle eine sachverständige Persönlichkeit zur Verfügung steht, sich an die betreffende Fabrik zu wenden. Wenn ich mir auch heute versagen muß, des näheren auf die Einzelheiten der verschiedenen Konstruktionen einzugehen, so mag der Hinweis genügen, daß es Reduzierventile gibt, bei denen dem Eintreten der erwähnten Mißstände nach Möglichkeit vor gebeugt ist und die, wie bereits erwähnt, sowohl in Bezug auf quantitative Leistung, wie auch in Bezug auf Jnnehaltung des eingestellten reduzierten Druckes allen billigen Ansprüchen Genüge