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Baud XVII. No. 21. CHemnitz, den 25. Juli 1907. Der Jnsertionspreis beträgt pro viergespaltene Petitzeile oder deren Raum 30 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. ! Deutsche Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblakt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sitz Ctzemnitz (vormals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3.60 Mk. kille Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Post-Zeitungs-Preisliste Seite 91.) kllle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reutcrstr. 27, redaktionelle Berichte an die Redaktion: Julian Uralapp, Lhemnitz, ksartmannstr. 15, III zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats. kllle Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Julius Emmerich, Lhemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Die wirtschaftliche Bedeutung rc. 2. Erfahrungen aus der Betriebsvraxis. 3. Neues Graphit-Schmiermaterial. 4. Verschiedene Mitteilungen. 5. Mängel der staatlichen Gewerbeaufsicht. 6. Die Arbeiter- und Privatbeamten-Versicherung. 7. Kranken-Unter- stützung. 8. Rechts- und Gesetzeskunde. 9. Gewerblich-Soziales. 10. Explosionen und Unglücksfälle. 11. Bücherschau. 12. Unterricht. 13. Fragen. 14. Antworten. 15. Bundes- und Vereinsnachrichten. 16. Vereinsberichte. 17. Eingesandt. 18. Mit welchen Waffen der Centralverband kämpft. Die wirtschaftliche Bedeutung des „Freien Maschinisten u. heher-Bundes Deutschlands". Mehr als je ist es den Heizern und Maschinisten zur Gewißheit geworden, daß ihre Stellung als solche in der Jetztzeit eine immer wichtigere geworden ist. Die Industrie unseres deutschen Vaterlandes drängt immer weiter vorwärts und bringt die Konkurrenz es mit sich, den Gegner auf dem Weltmarkt im Angebot und Wert der Erzeugnisse zu überflügeln. Dadurch ist eine größere wirtschaftlichere Beanspruchung des Einzelnen seinen Leistungen nach veranlaßt worden, die ihn zwingt seine Fähigkeiten im Dienste der Industrie mehr als bisher zu entfalten. Die soziale Stellung des Heizers und Maschinisten ist demzufolge verändert worden. Mehr als bisher wird Wert auf einen mit guten Kenntnissen ausgerüsteten Arbeiter gelegt, der besser in der Lage ist das ihm anvertraute Kapital, wie es eine Dampfanlage mit ihrem Betriebe präsentiert, zu verwalten. Das Verhältnis zwischen dem Prinzipal und ihm, hat zum allergrößten Teil längst die patriarchalischen Beziehungen die im vorigen Jahrhundert vorherrschend waren, verloren, wenn es auch selbstverständlich noch auf Achtung und Vertrauen gegenseitig gegründet ist. Ruhelosigkeit und scharfer Konkurrenzstreit und damit allenthalben gesteigerte Rechte und Pflichten sind jetzt die. Folge. Schneller aber als bisher wird die Schaffenskraft auch des Heizers und Maschinisten aufgezehrt. Dies führte dazu, daß sich bereits 1889 einzelne Vereine von Heizern und Maschinisten zusammenschlossen, um einen Verband zu gründen, der im Laufe der Jahre viele Kollegen unter sich vereinigte. Die wirtschaftliche Bedeutung unseres Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes erstreckte sich vorerst auf Hebung des Standes der Maschinisten und Heizer, Errichtung einer Begräbnis-Unterstützungskasse, sowie Schaffung von Arbeitsnachweisen. Der Bund als solcher trat zuerst ein für Hebung des Standes der Maschinisten und Heizer. Ein fester Zusammenschluß aller guten Elemente in diesem Berufe ist sein Ideal. Das Standesbewußtsein soll geweckt, die Mitglieder auf gerüttelt und ihnen zur Kenntnis gebracht werden, daß auch sie berufen sind sich als nützliche Glieder der aufstrebenden Industrie zu fühlen. Wenn auch die Bestrebungen, unfern Stand durch den staatlichen Befähigungsnachweis auf eine höhere Stufe zu bringen, bisher scheiterten, so drängt doch die Entwicklung der Industrie immer mehr darauf, den Stand der Maschinisten und Heizer zu einem solchen zu gestalten, der den Ansprüchen, die an ihn zu stellen sind, genügt. Mehr als bisher wird heute seitens der staatlichen Körperschaften daraufhin gearbeitet, die Befähigung zur Ausübung unseres Berufes zu einer größeren zu gestalten, um damit der Volkswirtschaft direkt zu nützen. Die Angelegenheit des Befähigungs nachweises wird daher weiter verfolgt werden, um greifbare Vorteile doch noch einmal zu erringen. Notwendig dazu ist aber, daß die Kollegen sich nicht länger der Einsicht verschließen, daß nur ein geschlossenes Ganzes solche Vorteile sich zu nutze machen kann, deshalb ist es ihre Pflicht unter den noch fernstehenden Kollegen rege zu agitieren und diese zum Eintritt in den Bund zu veranlassen. Da der Maschinist und Heizer solch hohen Anforderungen nur genügen kann, wenn er auf einem sicheren Fundamente steht, geht deshalb der Zweck des Bundes dahin, die materielle Wohlfahrt der Kollegen zu heben. Der Bund besitzt heute eine ganze Reihe von Vergünstigungen für seine rund 4800 Mitglieder. Sein gesamtes Vermögen beträgt laut Jahreskasfen- abschluß 1906/07 Mark 28500. Neben der seit 1889 eingeführten Begräbnis-Unterstützung der Mitglieder, deren Frauen und Witwen, durch welche bisher ca. 82 000 Mark an die Mitglieder zurückerstattet wurden, zahlte der Bund in diesem Jahre an Erwerbslosen-Unterstützung bereits ca. 4000 Mark als Unterstützung für unverschuldet stellenlos gewordene Kollegen aus. Daß der Bund im Jahre 1906 an durch Streiks, Aussperrungen, Konkursen und durch Elementarereignisse stellenlos gewordenen Kollegen rund 2500 Mark auszahlte, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Weisen wir noch darauf hin, daß vom Bund Rechtsschutz gewährt wird in Streitfällen, die sich aus dem Unfall-, Alters und Jnvaliditätsgesetzen, wie auch dem gewerblichen Arbeitsverhältnis ergeben; daß in den dem Bund angeschlofsenen 112 Vereinen meistlich Stellenvermittlung besteht, die mit gutem Erfolg den arbeitslosen Mitgliedern wieder Stellung verschafft und ferner noch, daß jedem Mitglied das eigne Organ die „Deutsche Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift" kostenfrei zugestellt wird, so dürfen wir wohl ohne Ueberhebung sagen „Es wird wenige Vereinigungen geben, welche für den monatlichen Bundesbeitrag von 60 Pfennige, jährlich 7,20 Mark, solches zu leisten im Stande sind". Was der Bund erreicht hat, hat er nur eigener Arbeit und Opferwilligkcit zu verdanken. Es ist deshalb wohl am Platze, den uns fernstehenden Maschinisten- und Heizer-Vereinen, wie auch einzelnen Kollegen es nahe zu legen durch Eintritt in den Bund mitzuhelfen an der weiteren Hebung der wirtschaftlichen Lage unseres Standes. Kollegen, hinein in die Vereinigung! Scheue man den geringen Beitrag nicht. Wie mancher Groschen wird ohne Nutzen für alle möglichen Vereine und Nichtigkeiten weggegeben und hier wollte man aus Sparsamkeit gerade am Unrechten Orte sparen? Kollegen, werft die Lauheit ab, hinein in den Bund, betätigt euch am gewerkschaftlichen Leben, damit es in Zukunft heiße: „Auch die Maschinisten und Heizer sind sich ihrer Lage bewußt geworden und haben den Wert der Organisation erkannt." Anmeldungen und Anfragen nimmt die Geschäftsstelle Chemnitz, Fritz Reuterstraße 271, entgegen von welcher auch Bundesfatzungen und Zeitschriften